8. Kapitel
Nachdenklich trottete Drosselpfote hinter ihrem Mentor am Waldrand entlang. IhrePfoten hinterließen Spuren im Schnee, der diese Nacht gefallen war, der eisige Wind riss die letzten Blätter von den kahlen Bäumen. An ihren Schnurrhaaren bildeten sich Eiskristalle. Wenigstens kam der umgestürzte Baum schon in Sicht, also würden sie bald das Lager erreichen.
Über einen Mond war sie nun schon Schüler. Fliederblütes Jungen waren zur Welt gekommen, Leopardenjunges, Steinjunges, Fuchsjunges, Sturmjunges und Glanzjunges. Am Morgen nach ihrer Geburt hatte Drosselpfote sie gesehen. Junge waren ja ganz süß, aber wenn sie mit ein paar Tagen jeden mit ihren Fragen durchlöcherten, nervten sie einfach! Ob sie wohl jemals Junge haben würde? Unwahrscheinlich, denn dafür musste erst einmal der richtige Kater kommen und das konnte dauern! Wenn er überhaupt kam.
„Willst du Fische fangen oder warum starrst du die ganze Zeit in den Fluss? Jetzt komm endlich!", rief Beerenpote ihr gegen den Wind zu und riss sie somit aus ihren Gedanken. Verwirrt blickte sie um sich. Sie stand alleine vor dem mit Pfotenspuren übersäten Baumstamm. Der Rest der Patrouille verschwand bereits zwischen den Bäumen auf der anderenSeite des Flusses.Wenn sie die noch erreichen wollten, mussten sie sich beeilen. Drosselpfote sprang auf, verscheuchte alle Gedanken,die in ihrem Kopf herumspukten und überquerte den Fluss vorsichtig.
Dabei kam ihr wieder das letzte Mal, als sie diesen Baumstamm benutzt hatte, in den Sinn. Wo sie fast in den Fluss gefallen wäre! Weshalb hatte sie auch bei Regen draußen sein müssen?
„Hallo! Jemand zuhause? Was ist denn heute los mit dir? Hast du eine SternenClan-Katze gesehen?", riss Beerenpfote sie zum zweiten Mal heute aus ihren Gedanken. Etwas durcheinander antwortete Drosselpfote nur mit einem Nicken.
„Du hast den SternenClan gesehen? Egal, komm, lass uns eine Abkürzung nehmen, sonst erreichen wir das Lager nicht mehr vor der Patrouille!" Ihre Freundin rannte bereits los und Drosselpfote musste ihr wohl oder übel folgen. Schnee wirbelte auf und blieb in ihrem Pelz hängen und einmal rannte ein dürres Kaninchen erschrocken davon, als es die Katzen erblickte. Doch Drosselpfote bemerkte dies kaum, denn ihre Gedanken drifteten immer wieder ab. Weshalb war sie denn damals dadraußen gewesen? Es wollte ihr einfach nicht mehr einfallen.
Was ist nur mit mir los? Vielleicht kann Amselblüte mir helfen?, dachte sie verzweifelt.
Plötzlich blieb Beerenpfote stehen und wisperte: ,,Psst, Drosselpfote, komm unter den Busch!"
Wieso wurde sie immer beim nachdenken gestört? Dennoch folgte sie dem Befehl widerspruchslos. Erst als sie sich neben Beerenpfote unter demStrauch lag, fragte sie sie: „Was ist denn los?"
„Bist du taub? Da drüben, hinter dem Holunderstrauch ist unsere Patrouille!"Beerenpfote sah sie besorgt an.
„Ich hab gerade nicht hingehört. Aber wozu verstecken wir uns vor unserer Patrouille?" Verständnislos blickte sie ihre Freundin an.
„Du Mäusehirn! Weißt du nicht mehr, was Löwenkralle vorhin gesagt hat?"
Drosselpfote zuckte mit den Schultern. Sie hatte ihrem Mentor nicht zugehört.
Seufzend wiederholte Beerenpfote das Wichtigste. „Wenn wir es schaffen würden, unbemerkt vor der Patrouille ins Lager zu gelangen, wollte er Amselblüte nach einem kleinen Klecks Honig für uns fragen." Sie leckte sich das Maul.
Obwohl auch Drosselpfote das Wasser im Maul zusammenlief, fragte sie Beerenpfote verwundert, ob die Heilerin den Honig nicht besser gebrauchen könne.Schließlich waren einige Clankatzen an weißen Husten erkrankt. Amselblüte ließ sie deshalb oft nach Kräuter Ausschau halten, da sie und ihr Schüler alle Pfoten voll zu tun hatten.
,,Das stimmt zwar, aber Honig wird auch zur Stärkung von noch gesunden Katzen genutzt, solange wir genug davon haben. Und gut ist er allemal!" Mit diesenWorten krabbelte sie rückwärts aus dem Gebüsch.
„Na dann los!", rief Drosselpfote fröhlich und folgte Beerenpfote quer durch denWald.
Bald kam das Lager in Sicht. Drosselpfote prüfte gespannt die Luft. Gut, die Patrouille war noch nicht zurückgekehrt. Mondblüte hielt Wache am Lagereingang und nickte ihnen freundlich zu, als sie sich durch den Blaubeertunnel gequetscht hatten.
Plötzlich fing ihr Magen an zu knurren und sie sah fragend zu Beerenpfote. „Meinst du,wir können uns schon etwas zu fressen nehmen?"
„Ich weiß nicht. Lass uns auf unsere Mentoren warten", miaute diese und fing an sichzu putzen. Hungrig ließ Drosselpfote ihren Blick über das Lager schweifen.
Morgenstern teilte sich mit Tigerpelz und Hasenherz eine magere Maus. Sie schienen in eine angeregte Diskussion verwickelt zu sein, da immer wieder einer von ihnen den anderen unterbrach. Leider war Drosselpfote zu weit von den dreien entfernt, um verstehen zu können, was sie sagten. Sie ließ ihren Blick weiterschweifen.
Vor der Kinderstube spielten die Jungen wahrscheinlich zum ersten Mal außerhalb, da Fliederblüte und Sternenfell sie streng überwachten. Leopardenjunges wurde gerade von Fuchsjunges und Sturmjunges mit Pfoten voll Schnee beworfen, während Steinjunges und Glanzjunges unbeholfen herumtapsten.
Drosselpfotes Blick fiel auf den Frischbeutehaufen. Nur ein von einer leichten Schneeschicht überzogenes Eichhörnchen und zwei dürre Mäuse lagen dort. Hoffentlich hatten die Jagdpatroullie Beute gemacht und kam endlich.
Einen Herzschlag später hörte sie Pfoten, die auf dem Schnee knirschten. Bitte SternenClan, lass es die Jagdpatroullie sein, dachte sie hoffungsvoll. Doch ihre Hoffnung wurde zunichte gemacht, als sie Löwenkralles Geruch wahrnahm. Wenigstens würden sie Honig bekommen.
„Glückwunsch ihr zwei! Das habt ihr gut gemacht! Geht zu Amselblüte und holt euch eure Belohnung ab!", rief Blaubeerblüte ihnen gleich nachdem sie die Lichtung betreten hatte, entgegen.
Erfreut sprangen Drosselpfote und Beerenpfote auf und trabten zum Heilerbau. „Amselblüte bist du da?", miaute Beerenpfote neben ihr."„Ja,kommt ruhig herein ihr zwei. Ich nehme an ihr seid wegen eurem Honigda?", antwortete Amselblüte aus dem hinteren Teil ihres Baues.
„Ja", erwiderteBeerenpfote verwundert, dass Amselblüte dies bereits wusste. Sie wird es gehört haben.
„Heckenpfote? Gibst du den beiden bitte ihren Honig? Und wo hast du das Gänefingerkraut hingetan? Es lag doch immer neben den Ampferblättern!", rief die Heilerin ihrem Schüler etwas leiser zu. Heckenpfote trat zwischen den Farnwedeln rechts von ihnen hervor. Ein besorgter Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
„Da sind die Nester für die Kranken", flüsterte ihr Beerenpfote zu.
„Ich habe das Gänsefingerkraut heute noch nicht benutzt! Aber jetzt brauchen wir welches. Spechtschnabel und Kirschpelz geht es schlechter", miaute er Amselblüte zu und quetschte sich ebenfalls in die kleine Höhle mit den Kräutern.
,,Das kann nicht sein, Heckenpfote! Ich habe letztens extra noch ein Maulvoll besorgtund jetzt ist alles weg! Was sollen wir nur machen, wenn wir keines mehr finden?", flüsterte die Heilerin beinahe verzweifelt.
„Ich hole mir ein paar Schüler und suche welches. Keine Sorge", meinte Heckenpfote ermutigend. Dann wandte er sich um und erblickte Beerenpfote und Drosselpfote.
„Ah, da sind ja gleich ein paar freiwillige Helfer. Na dann, lasst uns aufbrechen!"
Drosselpfote nickte zögernd und trottete hinter dem Heilerschüler aus dem Bau.Verschwundene Kräuter, da war doch was!
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen! Natürlich, der eine Tag am Ende des Blattfalls, wo sie ja angeblich im strömenden Regen eingeschlafen war! Wie hatte sie das nur vergessen können! Und jetzt hatten diese geheimnisvollen Katzen schon wieder zugeschlagen!
Heckenpfote wirkt so besorgt, dachte sie, während sie ihn von der Seite musterte. Es muss schlimm um die zwei stehen. Und nur ich weiß, wo die verschollenen Kräuter sind! Vielleicht sollte ich das Gänsefingerkraut zurückholen. Wer weiß, ob die beiden sonst den Husten überleben?
Langsam fasste sie einen Entschluss. Sie würde sich so bald wie möglich davonschleichen und die Kräuter ihres Clans zurückstehlen!
„Na, haben wir jetzt neue Heilerschüler? ", erklang da eine belustigte Stimme. Erschrocken sah Drosselpfote auf und erblickte Schneepfote, die die kleine Gruppe amüsiert musterte.
„Die helfen nur aus, Heilerschüler bin immer noch ich!", miaute Heckenpfote gespielt beleidigt.
„Aber du könntest uns beim aushelfen helfen", fügte Drosselpfote zwinkernd hinzu.
„Naja, ich weiß nicht so recht. Kräuter sammeln..."
„Ach komm schon!", unterbrach Beerenpfote sie. „Na gut. Ich hatte eh nichts zu tun", miaute Schneepfote schnurrend.
„Wir sollten uns beeilen", mahnte Heckenpfote sie und trabte zum Lagereingang. Die drei Schülerinnen folgten ihm rasch.
„Haltet nachVogelmiere Ausschau. Ihre Blätter sind eiförmig und spitz und sie dürfte noch mit kleinen weißen Blüten gespickt sein", erklärte Heckenpfote und blieb vor dem alten Fuchsbau stehen. „Hoffentlich hat sie den Frost überlebt. Suchst du bitte am Ufer des Flusses nachRainfarn, Schneepfote? Die Blätter sind farnartig und es riecht ziemlich streng, du dürftest es leicht finden."
Mit einem Nicken verschwand ihre Schwester Richtung Fluss.
„Beerenpfote, du kommst mit mir, und du Drosselpfote suchst nach Fieberkraut,Gänsefingerkraut und Katzenminze. In der Nähe der großen Weide war immer ein Büschlein Katzenminze, aber das wird erfroren sein. Ich hoffe, du weißt wie die Kräuter aussehen?"
Nach einem bestätigenden Nicken ihrerseits verschwand der junge Kater in den Büschen. Beerenpfote blinzelte ihr noch einmal zu und stürzte hinterher. Das war ihre Chance, zum Lager der anderen Katzen zugehen!
_____________________________________
Jap, ich lebe noch, endlich ein neuer Teil! Endet hier zwar etwas abrupt, aber sonst wäre das Kapitel 3000 Wörter lang geworden.
Ich würde mich über Feedback freuen.
Wer ist denn bisher euer Lieblingscharakter?
Ciao,
Snowstorm25
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro