11. Kapitel
Ich empfehle, sich Kapitel 9 (oder auch einfach die gesamte Story xD) nochmals in Erinnerung zu rufen.^^
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Blitzwolkes PoV:
Seufzend wandte sich Blitzwolke von Eiswolke ab und trottete zum Heilerbau, um die geforderten Kräuter zu holen.
Hätte das nicht wer anders übernehmen können?
Eigentlich wollte sie mit Sturmflocke und Eulenbart jagen gehen. Der Clan brauchte dringend Frischbeute. Sie warf einen kurzen Blick auf den Frosch, den sie vorhin erbeutet hatte. Vielleicht half er nicht viel, aber er half, und das war alles, was zählte.
Irgendwann werden wir wohl zu Hauskätzchen werden, dachte die weiße Kätzin, teils belustigt, teils traurig. Dass sie eines Tages so enden würden, hätte sie nie gedacht.
Die Kriegerin schüttelte den Kopf, ein verzweifelter Versuch, die trüben Gedanken, die ihr in letzter Zeit ständig in den Sinn kamen, loszuwerden. Klar, es ging ihrem Clan zur Zeit ziemlich schlecht, aber trotzdem würden sie nicht aufgeben zu kämpfen. Wenn man mitten im Kampf aufgab, hatte man schon verloren.
Plötzlich erstarrte sie mitten in der Bewegung. Ihr war ein fremder Geruch in die Nase gestiegen.
Werden wir überfallen?
Lautlos glitt Blitzwolke über den Schnee und erreichte den Eingang des Baus. Von drinnen ertönte leises Geraschel.
Vorsichtig spähte sie um die Ecke und konnte im Halbdunkeln eine cremefarbene Kätzin ausmachen, die ein paar Kräuter im Maul hatte. Hasenherzige Diebin!
Blitzwolke spürte, wie sich ihr Rückenfell sträubte und Wut in ihr hochstieg.
Sah diese mäusehirnige Diebin denn nicht, wie schlecht es den Katzen hier ging? Hatte sie das dauerhafte Husten etwa überhört? Wie lange beobachtete diese kaltherzige Katze den Clan wohl schon? Sie musste wissen, wie schlimm es um den SchneeClan stand! Das sah man doch schon allein daran, dass bei jeder Katze die Rippen schon fast durch ihr Fell stachen. Berührte diese dreiste Diebin denn überhaupt nichts?
Blitzwolke unterdrückte ein zorniges Fauchen und richtete sich stattdessen zu ihrer vollen Größe auf. Diese froschherzige Diebin würde den Schreck ihres Lebens bekommen - vielleicht sogar den letzten Schreck ihres Lebens.
Sie betrat den Bau. Mit schneidender Stimme miaute sie: „Wer bist du und was machst du hier?!"
Voller Schadenfreude beobachtete sie, wie die cremefarbene Kätzinerschrocken herumwirbelte und dabei die Kräuter verlor. Einen Herzschlag musterte Blitzwolke den Feind. Höchstens eine Schülerin!, dachte sie überrascht.
Dann schob sie diesen Gedanken beiseite und trat bedrohlich einen Schritt vor. Eindringling ist Eindringling.
Die Katze wich zurück, bis sie an der Wand des Baus anstieß. Blitzwolke unterdrückte ein spöttisches Schnurren, als die Kätzin sich panisch umblickte.
„Hat es dir die Sprache verschlagen, Kleine?", miaute sie mit provozierenden Unterton. „Oder hast du etwa Angst?"
„Wieso sollte ich?", fragte die Kätzin mit überraschend fester Stimme. Dennoch hörte Blitzwolke ein leichtes Zittern heraus und trieb ihr Spiel weiter, indem sie so tat, als würde sie angestrengt überlegen.
„Hm.Vielleicht ja, weil du dich in einem fremden Lager befindest, entdeckt wurdest und vor dir eine ausgebildete Kriegerin steht, die nicht zögert ihren Clan zu verteidigen? Oder ist es vielleicht doch was anderes?"
Erwartungsvoll blickte Blitzwolke die Kätzin an, deren Fell sich aufplusterte.
„Ich bin ja für was anderes", meinte diese, schnellte vor und zog ihre Krallen über Blitzwolkes Schnauze.
Sofort stellte diese sich auf die Hinterpfoten, um mit eingefahrenen Krallen auf die Schülerin einzuschlagen.
Jene nutzte ihre Chance und versuchte an Blitzwolkes ungeschützten Bauch zu kommen. Jedoch war Blitzwolke sich auch dieser Gefahr bewusste und wehrte die ein wenig unbeholfenen Pfotenhiebe der cremefarbenen Kätzin mit Leichtigkeit ab.
Die wachsende Unsicherheit der Diebin konnte man schon beinahe spüren. Blitzwolke besann sich eines alten Kampfzugs, den Luchsherz ihr beigebracht hatte. Sie kauerte sich hin, täuschte an rechts vorzutreten und sprang dann nach links vorne, wodurch sie die cremefarbene Kätzin umrannte und auf sie fiel.
„Verloren würde ich sagen", flüsterte Blitzwolke kaum außer Atem. Die Schülerin wand sich verzweifelt unter der weißen Kriegern, schaffte es allerdings nicht, sich zu befreien. Währenddessen dachte Blitzwolke darüber nach, was nun zu tun war.
Sie muss einen Grund haben, vollkommen alleine in ein fremdes Lager hereinzuspazieren. Staubpelz wird sie wahrscheinlich nicht einmal nach ihrem Namen, geschweige denn ihren Gründen fragen. Ich sollte das selbst übernehmen, entschied sie dann.
Blitzwolke stand behutsam auf, versperrte dabei aber immer noch jeglichen Ausweg aus dem Heilerbau. Weil sie ihren gerade entworfenen Plan ausführen wollte, ließ sie ungeduldig ihre Krallen aus- und einfahren und beobachtete dabei die cremefarbene Kätzin. Diese richtete sich verwirrt auf, das Fell zerzaust und voller Staub.
Blitzwolke miaute: „Hey, wenn du willst, bringe ich dich aus dem Lager. Aber dafür möchte ich ein paar Dinge von dir wissen. Einverstanden?"
„Ach ja? Und dass soll ich dir glauben?", zischte die cremefarbene Kätzin spöttisch.
„Ja. Weil du nämlich ansonsten leider keine Chance hast hier raus zu kommen. Ich müsste bloß einmal „Angriff" schreien, schon wäre ein ganzer Clan auf den Pfoten. Obwohl dies im Falle einer einzelnen Schülerin unnötig ist. Die erledigt ja ein Krieger mit einem Pfotenschlag."
Belustigt schaute Blitzwolke der Schülerin zu wie sich ihr Fell sträubte und ein wildes Fauchen ihr entwich.
„Sei still, Junges, sonst hört dich noch jemand. Du bleibst jetzt an der Wand des Baues stehen, bis ich wiederkomme, in Ordnung?"
Blitzwolke wartete gar keine Reaktion ab, sondern schnappte sich einige Kräuter und trabte zu Eiswolke.
„Das hat ja lang gedauert, Blitzwolke. Ich dachte schon, du wärst unterwegs überfallen worden!", scherzte die weißgraue Heilerin, wenn auch mit einem Funken Vorwurf in der Stimme.
„Bin ich auch und zwar vom Anblick des Frischbeutehaufens. Deshalb gehe ich jagen, bis später!"
Erleichtert, dass sie die Krallenspuren auf ihrer Schnauze, die längst zu bluten aufgehört hatten, nicht bemerkt hatte, wartete die weiße Kätzin, bis Eiswolke wieder bei den kranken Katzen war, bevor sie sich zum Heilerbau aufmachte, um die Schülerin abzuholen.
Direkt vor dem Eingang des Baus blieb sie stehen und schaute sich vorsichtshalber um. Es war niemand zu entdecken. Sturmflocke und Eulenbart waren bestimmt ohne sie losgezogen und sonst war nichts los im Lager.
„Komm, folge mir! Aber leise!", zischte Blitzwolke in die Dunkelheit des Heilerbaus. Ungeduldig wartete sie auf die cremefarbene Kätzin, deren Gestalt sich bloß langsam aus den Schatten löste.
„Beeil dich!", mahnte sie die Schülerin erneut und hoffte dabei inständig, dass diese nicht versuchen würde, auf eigene Faust zu entkommen.
Blitzwolke bog nach ein paar Schritten nach links ab, um hinter dem Heilerbau aus dem Lager zu schleichen. Den Pfad hatte sie durch Staubpelz entdeckt, welcher sich ab und zu hier aus dem Lager stahl.
Er sollte besser aufpassen, beim nächsten Mal werde ich ihn zur Rede stellen und da-
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, weil die Schülerin hinter ihr über eine Wurzel gestolpert war. Blitzartig blieb Blitzwolke stehen und presste ihren Schweif vor das Maul der Schülerin. Jene hatte sich gerade noch gefangen. Gedämpfte Flüche drangen zu Blitzwolke und unwillkürlich musste sie schmunzeln. Irgendwie erinnerte diese Kätzin sie an sich selbst. Kopfschüttelnd nahm sie ihren Schweif wieder weg, woraufhin die cremefarbene Kätzin erleichtert einatmete. „Alles okay bei dir?", erkundigte sich Blitzwolke leise.
„Jap."
Blitzwolke gab sich mit der knappen Aussage zufrieden und tappte vorsichtig weiter. Endlich erreichten sie die Lücke in dem Wall aus Gestrüpp, der das Lager umgab. Geräuschlos glitt die weiße Kätzin hindurch, was die Schülerin jedoch keineswegs zu beeindrucken schien. Für die Cremefarbene war es aufgrund ihrer Größe ein Leichtes, den Wall zu durchqueren.
Plötzlich kitzelte sie eine Schneeflocke, die auf ihrer Nase landete undBlitzwolke musste niesen. Hoffentlich hat das keiner gehört!
„Wie war das mit dem leise sein?"; miaute die Schülerin seltsam belustigt. Am liebstem hätte Blitzwolke sie jetzt mit Schnee beworfen oder sich wenigstens eine Antwort einfallen lassen, doch sie waren noch zu nah am Lager. Tja,da muss ich mich wohl später rächen.
Die weiße Kätzin murmelte ein, „Wir müssen weiter", und schlug den direktesten Weg zum Fluss ein. Dort würden sie auf keinen Fall Eulenbart oder Sturmflocke begegnen, es gab zu wenig Beute in der Gegend. Als Blitzwolke zurückschaute, sah sie wie die Schülerin kurz die Stirn runzelte, ihr aber dann folgte.
Nach kurzer Zeit waren sie weit genug entfernt vom Lager und Blitzwolke nutzte den Augenblick, in dem die cremefarbene Kätzin zum Himmel schaute, um sich eine Pfote voll Schnee zu holen und sie der Kätzin ins Gesicht zu klatschen. Diese quiekte erschrocken auf und schüttelte den Schnee ab.
Einen Herzschlag starrten sie sich in die Augen, Blitzwolke belustigt, die Schülerin teils anklagend, teils amüsiert. Dann formte die cremefarbene Kätzin in Windeseile einen Schneeball und holte aus. Blitzwolke duckte sich unter diesem und den darauffolgenden erfolgreich weg, doch schließlich traf auch sie ein Schneeball mit voller Wucht. Die Kriegerin taumelte einge Pfotenschritte nach hinten, fing sich jedoch schnell wieder.
Spätenstens in diesem Moment war ihre eigentliche Feindschaft vergessen, und ihre kindliche Seite kam zum Vorschein.
„Na warte!" Blitzwolke drehte sich mit dem Rücken zu der Schülerin, um mit den Hinterpfoten eine großen Ladung Schnee direkt in das Gesicht der verdutzten Kätzin zu schaufeln. Als die Kriegerin das Gefühl hatte, dass es genug wäre, hörte sie auf. Sie wollte gerade zum Sprechen ansetzen, jedoch sah sie in dem Augenblick Braunpelz und Wolkenschnee in der Ferne, welche wohl den herumfliegenden Schneegesehen hatten und nun auf sie zusteuerten.
Was machen die Ältesten im Wald?
Erstarrt blickte sie zu der Schülerin. Zum Glück wurde sie momentan von einem dichteren Busch verdeckt. Dennoch sollte sie sich lieber richtig verstecken. Endlich aus ihrer Starre erwacht, sprang sie zu der Schülerin und miaute: „Da kommen Braunpelz und Wolkenschnee, versteck dich!"
Die Schülerin schreckte hoch und sah sich panisch um. Blitzwolke dirigierte sie mit ihrem Schwanz energisch hinter eine Eiche. „Kletter hoch." Daraufhin sah die Kätzin zuerst zum untersten Ast und dann verzweifelt zu ihr.
„Warte, ich helf dir."
Die Kriegerin erinnerte sich an ihre Ausbildung und stellte sich vor den Baum. Anschließend forderte sie die cremefarbene Kätzin mit einem Schwanzwedeln auf, ihr auf den Rücken zu steigen.
„Jetzt krall dich an der Rinde fest!" Die Schülerin folgte dem Befehl und erreichte den ersten Ast. „Schlag deine Krallen in die Rinde und zieh dich weiter hoch. Aber verhalt dich unauffällig!", riet Blitzwolke der Schülerin und spähte hinter dem Baum hervor.
Die beiden Ältesten hatten sie fast erreicht. „Mäusedreck!", fluchte sie gespielt.
„Ach, du bist das, Blitzwolke." Verwirrt drehte Blitzwolke sich um und musterte die beiden.
„Was ist?"
„Ach, Braunpelz, der alte Spinner, dachte, er hätte Schnee herumwirbeln sehen und wollte unbedingt nachschauen, ob hier alles in Ordnung ist", erklärte Wolkenschnee zwinkernd.
„Ich bin also ein alter Spinner?", fragte Braunpelz gefährlich ruhig.
„Ja?"
„Na warte!", miaute Braunpelz drohend und wollte sich eine Pfote voll Schnee greifen, doch Wolkenschnee kam ihm zuvor und schon war Braunpelz über und über mit Schnee bedeckt, während Wolkenschnee fröhlich schnurrend davon rannte.
„Entschuldige mich. Wir sehen uns dann im Lager, Blitzwolke", verabschiedete sich Braunpelz und folgte Wolkenschnees Pfotenspuren.
Erleichtert atmete Bitzwolke aus. Die Schülerin war ihnen nicht aufgefallen und die beiden hatten trotz der Situstion noch genug Energie zum Herumtollen.
Sie blickte an der Eiche hinauf, und entdeckte auf den zweiten Blick die an den Baum gepresste Schülerin. „Sie sind weg, du kannst runterkommen."
Blitzwolke schmunzelte, als sie den verschreckten Gesichtsausdruck der Kätzin sah, die nicht erwartet hatte, angesprochen zu werden.
Auf einen möglichen Sturz vorbereitet schaute die Krigerin der Schülerin zu, welche mit wackligen Beinen aufstand und anschließend in einem Satz heruntersprang.
„Na dann sollten wir dich mal nach Hause bringen", meinte Blitzwolke gutmütig.
„Ich finde selbst hin, danke", miaute die Schülerin abweisend.
Durch die beiden Ältesten war ihr wohl wieder bewusst geworden, wo und mit wem sie unterwegs war.
Auch Blitzwolke ermahnte sich. Als Kriegerin und vor allem mit einer fremden Katze an ihrer Seite durfte ihr so etwas nicht mehr passieren.
„Das mag sein, aber ich wollte mich noch ein bisschen mit dir unterhalten, erinnerst du dich?", miaute sie.
Ein genervtes Seufzen folgte ihrer Bemerkung, bevor die cremefarbene Kätzin widerstrebend nickte. Die beiden jungen Kätzinnen setzten sich in Bewegung.
„Wie heißt du eigentlich?", fragte Blitzwolke nach einer Weile. „Drosselpfote", antwortete die Schülerin zögernd, als ob sie ihren Namen nur ungern preisgeben würde.
„Ein schöner Name. Ich bin Blitzwolke."
„Ich w-" Drosselpfote brach ab.
„Wie bitte?", bohrte die Kriegerin nach.
„Ich denke, ab hier sollte ich allein gehen", miaute die Schülerin nur und schnippte mit dem Schwanz nach vorne, wo der Fluss schon in Sicht kam. Blitzwolke war sich sicher, dass Drosselpfote zuerst etwas anderes sagen wollte, doch sie beließ es dabei. Vermutlich würden sie sich eh nicht wieder sehen, auch wenn die Kriegerin Drosselpfote auf Anhieb mochte.
„Nun gut, Drosselpfote. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder."
„Vielleicht ...", murmelte die Schülerin und tappte los. Seltsam bedrückt sah Blitzwolke Drosselpfote nach, bis deren Gestalt im Schneegestöber verschwunden war. Erst dann fiel ihr auf, dass sie noch immer nicht den Grund für Drosselpfotes Eindringen erfahren hatte.
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Irgendwie hat Blitzwolke in diesem Kapitel ziemliche Stimmungsschwankungen xD.
Was sagt ihr dazu?
Ciao
Snowstorm
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