Kapitel 12
Die Sonne stand tief am Himmel, als die Gruppe schließlich das steinige Terrain des Gebirges erreichte. Vor ihnen erhoben sich die massiven Felsen in die Höhe, karg und bedrohlich, ihre Spitzen schienen in den Wolken zu verschwinden. Die Luft war kälter geworden, und ein leichter Wind fegte über die Hänge, als sie vor dem ersten Anstieg standen.
Rabe hielt inne und drehte sich zu der Gruppe um. „Hier trennen sich unsere Wege," begann er ruhig, seine gelben Augen fixierten Silberpfote. „Es wird gefährlich im Gebirge, und Jade und Wolke werden meine Hilfe brauchen. Ich möchte, dass du mit mir zurückkommst."
Silberpfote senkte kurz den Blick, doch als sie ihn wieder hob, lag Entschlossenheit in ihren smaragdgrünen Augen. „Danke, Rabe," sagte sie mit leiser Stimme. „Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich will weiter mit Echofeder und den anderen reisen. Unsere Mission ist noch nicht zu Ende."
Rabe schwieg für einen Moment, seine Miene blieb ausdruckslos. Dann nickte er langsam. „Du hast deinen eigenen Weg zu gehen, Silberpfote." Er trat einen Schritt zurück und sah die Gruppe an, seine Stimme klang nun ernst. „Passt gut aufeinander auf. Dieses Gebirge verzeiht keine Fehler."
„Danke, Rabe," erwiderte Flammenschwinge und neigte respektvoll den Kopf. „Für alles."
Echofeder sagte nichts, doch ein knappes Nicken des schwarz-getigerten Katers zeigte seine Anerkennung.
Rabe drehte sich wortlos um, seine dunkle Silhouette verschwand rasch in der Ferne, während die Katzen noch einen Moment in der Stille verharrten.
„Boah, seht euch das nur an!" rief Leopardensprung voller Staunen, während seine smaragdgrünen Augen über die schroffen Berggipfel glitten. Die Felsen ragten wie gewaltige Zähne aus dem Boden und warfen lange Schatten auf das unebene Gelände vor ihnen. Silberpfote trat neben ihn und nickte stumm, während der kalte Wind durch ihr silbernes Fell strich.
„Es ist beeindruckend," murmelte Flammenschwinge, die dicht hinter Echofeder stand, ihre flammenartigen Muster wirkten in dem kargen Licht des Gebirges beinahe unwirklich.
„Dornenranke, du meintest, du kennst dich hier aus?" fragte Wasserpfote zögerlich, während sie vorsichtig den kalten Wind auf ihrer Haut spürte. Ihre blauen Augen musterten die dunkelbraune Kätzin mit den stacheligen Mustern, die wie Schatten auf ihrem Fell tanzten.
Dornenranke nickte knapp, ihre gelben Augen funkelten kühl. „Ja, das stimmt. Ich bin schon oft durch diese Berge gezogen." Sie ließ ihren Blick über die Felsen schweifen, als würde sie die Erinnerungen an alte Pfade wiederaufleben lassen. „Deshalb sollte ich auch die Führung übernehmen," fügte sie in einem Ton hinzu, der keine Widerrede duldete.
Echofeder verengte die Augen skeptisch, aber er sagte nichts. Flammenschwinge hingegen zuckte mit den Ohren und warf einen kurzen, fragenden Blick zu Echofeder, der schweigend dort stand.
„Na gut," murmelte Leopardensprung, „besser, als blind durch die Gegend zu stolpern."
Dornenranke übernahm die Führung, während Rabe sich zuvor von der Gruppe verabschiedet hatte. Sie stiegen nun den steinigen Pfad hinauf, mit der kühlen Bergluft, die um sie herumwirbelte. Wasserpfote hielt sich dicht an Flammenschwinge, unsicher, was sie im Gebirge erwarten würde, während Echofeder mit scharfem Blick die Umgebung absuchte.
,,Wir sollten schnellstmöglich einen Platz für die Nacht finden" Fing Echofeder an.
„Das Gebirge sieht zwar ruhig aus, aber das kann sich schnell ändern", fügte der Kater hinzu, als er den felsigen Pfad weiter absuchte. Die Sonne begann bereits tiefer zu sinken, und die Schatten der Berge zogen sich länger über die Landschaft. Dornenranke nickte knapp und antwortete: „Es gibt weiter oben eine kleine Höhle. Sie sollte Schutz bieten."
Flammenschwinge blickte in die Ferne. „Dann sollten wir uns beeilen, bevor es dunkel wird."
Schweigend folgte die Gruppe Dornenranke, die sich mit schnellen, sicheren Schritten den Pfad entlang bewegte. Leopardensprung wackelte fröhlich mit den Ohren, als ob ihm die bedrohliche Atmosphäre des Gebirges nichts anhaben könnte. Wasserpfote und Silberpfote gingen still Seite an Seite, beide in Gedanken versunken, während Flammenschwinge mit leichten Schritten aufholte und sich neben Echofeder einreihte.
Echofeders Blick blieb jedoch starr auf Dornenranke gerichtet, sein Schweif zuckte leicht vor Anspannung. Er traute der neuen Gefährtin noch immer nicht und konnte das dunkle Gefühl in seinem Inneren nicht abschütteln. Flammenschwinge bemerkte seine Skepsis und warf ihm einen kurzen, fragenden Blick zu, schwieg aber. Die Stimmung war angespannt, als sie den Berg hinaufstiegen.
Nach einer Welle des Schweigens blieb Dornenranke schließlich stehen, ihre Augen musterten das mit leichtem Gras bewachsene Plateau vor ihnen. Ein kleiner Höhleneingang, von Felsen und Sträuchern umrahmt, war am Rande des Abteils zu erkennen. „Hier können wir die Nacht über bleiben", erklärte sie knapp und wies mit ihrem Schweif auf die Höhle. „Vielleicht finden wir sogar etwas Beute in der Nähe."
Echofeder betrachtete den Ort mit zusammengekniffenen Augen, während Leopardensprung sich schon neugierig umsah. „Ein sicherer Platz für die Nacht", meinte Dornenranke, ihre Stimme ruhig und kontrolliert, doch Echofeder konnte den Hauch von Berechnung nicht überhören.
Das Glück war der Gruppe hold, und sie konnten genügend Beute fangen, um alle zu versorgen. Als die Nacht hereinbrach, zog sich die Truppe in die schützende Höhle zurück. Wasserpfote, Silberpfote und Leopardensprung hatten sich eng aneinandergekuschelt, ihre Körper pressten sich fest gegeneinander, während sie in den Schlaf glitten.
Echofeder und Flammenschwinge lagen nebeneinander, ihr Fell berührte sich sanft, doch die Gedanken des schwarz-getigerten Katers schienen fern. Er starrte nachdenklich in die Dunkelheit, während Flammenschwinge ruhig atmete. Dornenranke jedoch hielt Abstand, zog sich an den Rand der Höhle zurück und lag allein, die gelben Augen wachsam in die Finsternis gerichtet, ehe auch sie in den Schlaf glitt.
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