Kapitel 10: Schatten im Alltag
Der Winter zog mit eisigen Winden und frostigen Nächten über Hogwarts hinweg. Die Tage wurden kürzer, und die Kälte kroch selbst durch die dicken Mauern der Burg. Trotz der dunklen Wolken, die über der magischen Welt schwebten, versuchten Selina, Harry, Hermine und Ron, den Alltag so gut wie möglich beizubehalten.
Nach den jüngsten Entdeckungen schien es fast unmöglich, sich auf den normalen Schulbetrieb zu konzentrieren, doch die Lehrer hatten keine Geduld für Ablenkungen. Die Prüfungen rückten näher, und Professor McGonagall ließ keinen Zweifel daran, dass sie von jedem Schüler Höchstleistungen erwartete.
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Ein normaler Tag in Hogwarts
Selina saß in der Verwandlungsstunde und beobachtete, wie Hermine mühelos einen Knopf in einen lebenden Käfer verwandelte. Professor McGonagall nickte anerkennend, bevor sie sich zu Ron wandte, dessen Knopf halb in der Luft hing und seltsam pulsierte.
„Weasley", sagte McGonagall streng, „ich weiß, dass Sie in anderen Fächern vielleicht Schwierigkeiten haben, aber in meiner Klasse dulde ich keine halben Erfolge. Versuchen Sie es erneut."
Selina unterdrückte ein Grinsen, während Ron rot wurde und sich auf seinen Zauberstab konzentrierte. Neben ihr kämpfte auch Harry, doch er schaffte es, seinen Knopf zumindest in einen schimmernden Käfer zu verwandeln, der sichtlich lebendig war.
„Nicht schlecht", flüsterte Selina, als Harry aufatmete.
„Besser als das letzte Mal", gab er zurück, wobei ein schwaches Lächeln über sein Gesicht huschte.
Nach dem Unterricht trafen sich die vier im Gemeinschaftsraum von Gryffindor. Die Stimmung war entspannter als in den letzten Tagen, und selbst Ron schien weniger angespannt zu sein, als er sich über einen dampfenden Becher Schokoladenpudding hermachte.
„Ich frage mich, ob wir irgendwann mal einfach nur Schüler sein können", sagte er zwischen zwei Bissen.
Hermine sah ihn tadelnd an. „Das ist keine Ausrede, um weniger zu lernen. Nur weil wir gegen Voldemort kämpfen, heißt das nicht, dass wir unsere Prüfungen vernachlässigen können."
„Ach, Hermine", stöhnte Ron. „Manchmal bist du schlimmer als McGonagall."
Selina lachte leise. „Trotz allem ist es gut, dass wir uns hin und wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren können. Es gibt schon genug Dunkelheit da draußen."
Harry nickte, doch in seinen Augen lag ein Hauch von Nachdenklichkeit, den Selina nicht übersehen konnte.
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Eine Nachricht von Dumbledore
Am Abend, als Selina sich gerade mit einem Buch zurückziehen wollte, erschien plötzlich eine Eule am Fenster des Gemeinschaftsraums. Sie trug einen Brief mit dem Siegel von Professor Dumbledore.
„Das ist für dich", sagte Harry und reichte ihr den Brief.
Selina öffnete ihn mit zitternden Fingern. Die Botschaft war kurz, aber klar: „Bitte treffen Sie mich umgehend in meinem Büro. Das Passwort ist 'Zitronensorbet.' – A.D."
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Ein ernstes Gespräch
Selina fühlte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie sich auf den Weg zu Dumbledores Büro machte. Das Amulett unter ihrem Umhang war ruhig, doch ihre Gedanken rasten.
„Zitronensorbet", sagte sie vor der steinernen Wasserspeierskulptur, die sich daraufhin drehte und ihr den Weg freigab.
Dumbledore saß bereits hinter seinem großen Schreibtisch, als sie eintrat. Fawkes, der Phönix, saß auf seinem Ständer und beobachtete sie mit seinen leuchtenden, goldenen Augen.
„Ah, Miss D'Everest", begrüßte Dumbledore sie mit einem freundlichen Lächeln. „Bitte, setzen Sie sich."
Selina nahm zögernd Platz und wartete, dass er fortfuhr.
„Ich habe gehört, dass Sie und Ihre Freunde sehr fleißig sind – sowohl im Unterricht als auch außerhalb davon."
Selina errötete leicht, wusste jedoch, dass es keinen Sinn hatte, etwas zu leugnen. „Wir versuchen, vorbereitet zu sein, Professor. Die Dinge... fühlen sich immer unsicherer an."
Dumbledore nickte langsam. „Unsicherheit ist eine ständige Begleiterin in Zeiten des Umbruchs. Doch ich wollte mit Ihnen sprechen, weil ich spüre, dass das Amulett, das Sie tragen, eine Rolle spielen wird, die wir alle noch nicht vollständig verstehen."
Selina war überrascht. „Sie wissen, was das Amulett ist?"
Dumbledore lächelte schwach. „Ich habe Vermutungen. Es stammt aus einer Zeit, die weit vor unserer liegt – eine Ära, in der die Magie wilder und ungezähmter war. Doch seine wahre Natur bleibt ein Rätsel, ebenso wie Ihre Verbindung dazu."
„Es zeigt mir manchmal Dinge", sagte Selina leise. „Visionen. Orte. Und ich habe das Gefühl, dass es mich auf etwas vorbereitet."
Dumbledore lehnte sich zurück und betrachtete sie aufmerksam. „Die Prophezeiung, die Harry und Voldemort verbindet, ist nur ein Teil des größeren Bildes. Ich glaube, dass Ihre Rolle ebenso entscheidend sein wird. Doch seien Sie vorsichtig, Miss D'Everest. Große Macht zieht immer diejenigen an, die sie kontrollieren wollen."
Selina nickte, fühlte sich aber von seinen Worten noch schwerer belastet. „Was sollen wir tun, Professor? Es fühlt sich an, als ob wir ständig einen Schritt hinterherhinken."
„Geduld, Selina", sagte Dumbledore. „Und Vertrauen. Vertrauen Sie Ihren Freunden, aber vor allem sich selbst. Antworten kommen oft, wenn wir sie am wenigsten erwarten."
Er stand auf, ging zu einem Regal und nahm ein kleines, verschlossenes Kästchen heraus. „Hier", sagte er, als er es ihr überreichte. „Das könnte Ihnen helfen. Öffnen Sie es, wenn die Zeit reif ist."
Selina nahm das Kästchen mit einem verwirrten Blick entgegen. „Danke, Professor."
„Nun, ich denke, es ist Zeit, dass Sie zu Ihren Freunden zurückkehren", sagte er mit einem sanften Lächeln. „Es ist eine lange Nacht gewesen."
Selina stand auf, verließ das Büro und fühlte, wie sich ein neues Gewicht auf ihre Schultern legte. Die Ruhe des Tages war vorbei, und die Dunkelheit schien sich erneut zu nähern. Doch in ihrem Inneren wuchs auch ein neues Gefühl von Entschlossenheit. Sie war bereit – oder würde es zumindest sein, wenn die Zeit gekommen war.
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