Kapitel 5
Anmerkung: Argus Filch ist tatsächlich noch nicht so alt. Er ist irgendwann vor 1951 geboren. Ich impliziere jetzt einfach mal, dass er Anfang 40 ist. Er soll wohl seit 1974 in Hogwarts arbeiten.
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https://youtu.be/T5I0CQrQxsE
»Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht« - (altes deutsches Sprichwort)
Argus Filch betrat die große Halle und ließ den verspannten Rücken knacken. Er war erst 42, aber die Jahre als Hausmeister merkte er inzwischen deutlich. Er sah zu dem einzig gedeckten Tisch in der Mitte der großen Halle. Die hiergebliebenden Schüler saßen daran und nahmen gerade ihr Frühstück zu sich. Argus ging näher und musste lächeln, als er die Pancakes entdeckte. Er wollte sich bereits zu den Lehrern setzen, als ihm auffiel, dass Harry nicht dort war.
»Wo steckt denn Potter?«, wollte er möglichst beiläufig wissen und setzte etwas umständlich neben Minerva McGonagall.
»Guten Morgen, Argus und frohe Weihnachten«, sagte die Frau etwas belehrend. Der Hausmeister rollte mit den Augen und nickte.
»Jaja ...«, sagte er.
»Aber wo Sie es ansprechen. Ich wundere mich auch. Miss Kline, haben Sie Mr. Potter gesehen?«, fragte Minerva nun und sah die junge Frau forschend an. Diese sah kurz zu ihrem Freund, der unschlüssig die Augenbrauen hob.
»Nein, also ... vorhin war er kurz im Gemeinschaftsraum und dann gab es ... also ein bisschen Ärger und er ist wieder in den Schlafsaal gegangen, seither haben wir ihn nicht gesehen«, sagte Amanda verlegen.
»Ärger?«, knurrte Filch.
»Ja, also ein paar der anderen haben ihn geärgert, weil ... weil er kein Geschenk bekommen hat, nur ein paar Kekse und na ja ... ich bin eingeschritten, aber ich glaube, er wollte erst mal alleine sein«, sagte Thomas Green und funkelte Alexander, der versuchte sich möglichst klein zu machen, wütend an.
»Kein Geschenk?«, fragte Minerva sichtlich irritiert.
»Das muss sicher ein Missverständnis sein.«
»Das denke ich nicht«, sagte Filch und stand auf.
»Argus?«, fragte McGonagall, aber der Mann schüttelte nur den Kopf.
»Noch schöne Weihnachten«, sagte er mehr als nur etwas sarkastisch und eilte dann aus der Halle.
Der Hausmeister hatte überhaupt kein gutes Gefühl. Er eilte, so schnell es die müden Knochen zuließen, hinauf zum Gryffindor-Turm. Er konnte diesen ungehindert betreten, eines der wenigen Privilegien, die er hatte. Er sah sich um und entdeckte Harrys Socke auf der Couch. Er wusste nicht warum, aber er wollte dem Kind einfach eine Freunde machen. Also war er in der Nacht in den Turm gekommen und hatte ein paar Kekse und die Zuckerstange in den noch leeren Socken gesteckt, wissend dass es wohl das einzige sein würde, dass der Junge bekommen sollte.
»Harry?«, rief er, aber alles blieb still. Also stieg er auch noch die letzten Treppen zu den Schlafsälen empor. Auch dieser Raum war leer. Schnell sah Filch noch in das Bad, aber auch hier keine Spur von dem Jungen. Das seltsam beklemmende Gefühl in seiner Brust nahm zu. Er wandte sich ab und lief wieder die Treppen hinab und raus auf den Gang. Wo konnte der Junge stecken? War er nach draußen gegangen? Aber bei diesem Schneetreiben wäre das mehr als nur gefährlich. Argus wollte schon umdrehen, um sich seinen Mantel zu holen, als sein Blick auf die Treppe fiel, die nach oben führte. Könnte er dort sein? Seufzend stieg Argus nun weiter nach oben und spürte plötzlich einen Windhauch. Nun beschleunigte er seine Schritte, auch wenn seine Knie das gar nicht mochten. Die Tür zum Astronomieturm war nur angelehnt. Vorsichtig trat Argus hindurch und im nächsten Moment hatte er das Gefühl, sein Herz würde aussetzen.
Harry stand auf der Brüstung und sah hinab. Was sollte er tun? Er durfte das Kind auf keinen Fall erschrecken, auch wenn Argus wusste, dass die Schule einen Fall nie zu lassen würde. Ein Zauber verhinderte dies, allerdings eher damit die Schüler nicht auf die Idee kamen mit ihren Besen von den Türmen zu starten oder andere Dinge hinunterwarfen. Trotzdem wollte er es lieber nicht ausprobieren. Trotz seiner vielen Jahre hier, vertraute er der Magie noch immer nicht vollständig.
»Harry?«, sagte er nun sehr leise und so sacht er konnte.
»Gehen Sie bitte weg«, schluchzte der Junge, der die Schritte des Mannes deutlich gehört hatte. Filch schluckte schwer und dachte fieberhaft nach. Was sollte er machen? McGonagall oder den Direktor holen? Er ging etwas näher, achtete aber darauf, möglichst kein Geräusch zu machen.
»Komm ... komm doch bitte da runter, dann reden wir, okay?«, fragte er leise, aber Harry schüttelte nur den Kopf.
»N-Nein, nein ich will das nicht mehr ...«
»Was willst du nicht mehr?«
»Das sie mir wehtun, dass sie mich auslachen, mich beschimpfen, dass ... dass sie mich ignorieren ... dass mein ...«, Harry brach ab und blickte weiter in die Tiefe. Es fehlte nur ein einziger Schritt und er wäre bei seiner Mutter.
»Ich verstehe dich. Mir ging es als Kind auch so, aber du darfst jetzt nicht aufgeben ...«, sagte Filch und glaubte, dass sich seine Stimme noch nie so flehend angehört hatte. Selbst wenn Harry sich so nicht umbringen konnte, wollte er doch, dass er von der Balustrade stieg.
»Warum nicht? Ich habe doch niemanden und mein Vater, wäre ohne mich eh besser dran«, sagte Harry und weinte nun vollkommen hilflos. Filch ging wieder etwas näher. Es brauchte nicht mehr viel und er würde ihn erreichen.
»Das stimmt nicht. Du hast zum Beispiel mich, ich will nicht, dass du plötzlich nicht mehr da bist. Dein Vater, er liebt dich, da bin ich sicher. Er kann es vielleicht nicht so zeigen, aber ...«
»Nein! Nein, das tut er nicht! Das hat er nie getan. Er hat mich noch nie in den Arm genommen, mich noch nie getröstet. Ich will doch nur einmal ... nur einmal, dass er stolz auf mich ist, aber das ist er nicht«, Harry wandte nun den Kopf zu Filch. Der Hausmeister ertrug den gequälten Blick des Kindes kaum. Die grünen Augen waren so voller Verzweiflung und Angst, dass er das Gefühl hatte, sein Herz in dem bisher für kaum jemanden, außer seiner Katze, Platz gewesen war, müsste brechen.
»Ich ... ich weiß, dass er mir die Schuld am Tod meiner Mutter gibt und ... und das tue ich auch«, Harrys Stimme war nur ein Flüstern, aber trotz des Windes hatte Filch es verstanden. Ganz langsam drehte sich der Junge nun wieder zum Abgrund und der Hausmeister wusste, jetzt oder nie. Er sprang nach vorne, schlang seine Arme um das Kind und riss ihn von der Balustrade. Mit ihm im Arm fiel er auf den Rücken und zum ersten Mal interessierten ihn die Schmerzen in Selbigen nicht. Er hielt den kleinen Körper an sich gepresst. Harry wehrte sich nicht, schluchzte nur vollkommen haltlos. Argus richtete sich auf, drehte Harry um, drückte ihn an sich und strich ihm über den Kopf.
»G-Ganz ruhig, alles okay. Ich bin da«, sagte er und seine Stimme war zittrig. Harry atmete vollkommen abgehakt und der kleine Körper wurde von einem steten Zittern geschüttelt. Argus wusste, dass Harry Hilfe brauchte. Irgendwie schaffte er es, mit dem Jungen im Arm aufzustehen.
»Harry?«, fragte er sacht, aber dieser reagierte nicht wirklich. Argus drückte ihn noch einmal fester an sich, dann eilte er ins Innere des Schlosses.
Als er die Türen zum Krankenflügel aufwarf, kam Madame Pomfrey gerade aus ihrem Büro.
»Argus? Was ... was ist denn geschehen?«, wollte sie geschockt wissen, als sie den Hausmeister, bleich wie nie zuvor erblickte.
»Der Junge ... er wollte vom Astronomieturm springen. Hab ihn runtergeholt, aber er ... er reagiert nicht mehr«, keuchte der Mann.
»Leg ihn da hin!«, sagte Poppy und wies auf ein leeres Bett. Argus wollte es tun, aber Harrys Hände hatten sich um den Stoff seines Umhangs verkrampft. Sofort war die Medi-Hexe da und löste die Finger sacht. Harry lag aschfahl auf dem Bett. Die Augen hatte er geschlossen, aber der Atem ging schnell. Sofort begann Poppy mit der Untersuchung.
»Argus hilf mir mal. Du musst seinen Kopf halten«, bat sie dann und riss den Hausmeister aus seiner Starre. Sofort war er am Bett und hielt Harrys Kopf nach oben, während Poppy diesem einen Trank einflößte.
»Gut, leg ihn wieder hin«, sagte die Heilerin. Der Mann tat wie ihm geheißen und trat zurück. Harry atmete nun ruhig und auch die Spannung verließ den kleinen Körper. Madame Pomfrey zauberte ihm einen Pyjama an und deckte ihn zu.
»W-Was hat er?«, wollte Argus wissen.
»Einen schlimmen Schock. Er wird eine ganze Zeit schlafen«, sagte Poppy matt.
»Ist das meine Schuld?«, wollte Filch wissen.
»Ich denke nicht, aber erzähle mir bitte, was genau geschehen ist«, bat Poppy nun und Argus erzählte. Die Frau ließ sich fassungslos auf einen Stuhl sinken und sah blass auf das schlafende Kind.
»Du bist nicht schuld Argus. Der Schock wurde nicht durch den Sturz ausgelöst, sondern ist eher ... emotional. Sein Geist konnte das alles nicht mehr verarbeiten. Ich ... ich gehe schnell Minerva und Albus holen. Bleib du bitte hier. Es hilft ihm vielleicht, wenn er merkt, dass er nicht alleine ist«, sagte sie dann fahrig und verließ den Krankenflügel. Argus, der noch immer mitten im Raum stand, ging näher zum Bett. Er zog sich einen Stuhl an Selbiges und streckte zögernd die Hand aus. Etwas unbeholfen strich er über den Arm des Jungen.
»Merlin, Argus. Wirst du jetzt etwa weich?«, brummte er zu sich, strich aber beständig weiter über Harrys Arm. Es dauerte nicht lange, bis Poppy, gefolgt von Minerva und Albus Dumbledore wieder in den Krankenflügel kam. Die Hauslehrerin war sichtlich blass um die Nase und auch der Direktor wirkte zutiefst erschüttert.
»Argus, was bei Merlin ist denn geschehen?«, wollte Minerva wissen. Filch zog seine Hand weg und stand auf.
»Ich ... ich fand ihn auf dem Astronomieturm. Er stand auf der Brüstung und ... also ich hab versucht, dass er runterkommt, aber er wollte nicht. Ich wusste, dass wohl nichts passieren würde, wenn er springt, aber ... aber sicher war ich nicht. Kurz bevor er sich fallen lassen konnte, bin ich vorgesprungen und habe ihn gepackt. Äh ... ja, dann bin ich hergekommen«, sagte er etwas nervös, nicht wissend, ob er das Richtige getan hatte. Albus trat näher und klopfte ihm auf die Schulter.
»Ich danke Ihnen Argus, das was Sie getan haben war richtig«, sagte er und sah dann auf den schlafenden Harry.
»Ich frage mich nur, wie konnte es so weit kommen, was hat Harry so verzweifeln lassen?«, sagte er und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand.
»Ich bin mir sehr sicher, dass ich es weiß«, sagte Argus und die Wut in seiner Stimme war kaum zu überhören. Er sah zu Minerva und dann wieder zu Dumbledore, der ihn fragend an sah.
»Bitte erzählen Sie es uns«, bat dieser. Argus nickte und begann zu erzählen. Von dem ersten Zusammentreffen mit Harry, als er ihn aus dem Schrank geholt hatte. Von der Strafarbeit, den verschwiegenen Verletzungen. Wie er ihn an Halloween und später kurz vor Weihnachten am See fand und was der Junge heute auf dem Turm zu ihm sagte.
»Wussten Sie von den Verletzungen?«, wollte Albus an Minerva gewandt wissen. Sie nickte matt.
»Ja, aber Poppy hatte ihm ja versprochen nichts zu sagen. Ich wollte es mit Severus besprechen, aber es fand sich nie die Gelegenheit. Ich ahnte nicht, wie sehr Harry litt.«
»Nicht? Selbst ich hab es bemerkt. Er wurde ausgegrenzt und ... und die anderen haben sich lustig gemacht. Er hatte Angst, ich habe es gesehen und ebenfalls nicht früher eingegriffen«, sagte Argus nun wütend. Minerva nickte.
»Ja, ich ... ich habe versagt, was ihn anging, aber ich dachte doch, dass Severus ... ich dachte, er sei ihm ein guter Vater. Sicher ich wunderte mich, dass Harry nicht wollte, dass dieser von den Verletzungen erfuhr, aber ich ... nie hätte ich doch gedacht, dass er seinen eigenen Sohn so behandelt. Als er ihn hier ließ an Weihnachten, da sagte er, er hätte etwas Wichtiges zu erledigen, und wollte Harry dorthin nicht mitnehmen. Ich hab es geglaubt. Albus was ...«, Minerva schluchzte auf und Poppy legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Poppy, wie lange wird Harry schlafen?«, fragte der Direktor.
»Schwer zu sagen. Aber sicher ein oder zwei Tage. Sein Geist muss sich erholen, wenn ... wenn er das kann«, sagte die Medi-Hexe. Dumbledore nickte und erhob sich.
»Ich denke, ich weiß, wo Severus sich aufhält. Ich werde zu ihm gehen und ihn herholen. Auch wenn es sich vielleicht jetzt sehr seltsam anhört, aber Harry braucht seinen Vater.«
»Aber ... aber er ist doch nur wegen Snape da rauf gegangen und ...«, sagte Argus wütend.
»Ich verstehe Ihren Zorn Argus, aber glauben Sie mir, es ist das Richtige«, sagte der Direktor.
»Wenn Sie meinen«, knurrte der Hausmeister nun, sah noch mal zu Harry und eilte dann nach draußen.
»Argus!«, rief Poppy noch, aber der Mann war bereits verschwunden.
»Ich kann ihn gut verstehen, offenbar war er der Einzige, der sich in den letzten Monaten um Harry gekümmert hat«, sagte die Medi-Hexe bitter.
»Ja, so sieht es aus. Hören Sie Minerva, ich werde jetzt Severus informieren. Es wäre mir sehr lieb, wenn die übrigen Schüler noch nicht erfahren, was geschehen ist. Allerdings werden wir es aufarbeiten mit allen, aber nicht heute«, sagte Albus ernst.
»Sicher Direktor. Ich bleibe hier bei Harry, bis Sie wieder da sind«, sagte McGonagall und der Mann nickte.
»Poppy, vielleicht ... also vielleicht siehst du später mal nach Argus«, sagte er dann noch, wandte sich ab und verließ den Saal. Minerva setzte sich jetzt neben das Bett und strich Harry sanft über die Stirn.
»Ich hätte es doch sehen müssen«, sagte sie leise und mit brüchiger Stimme.
Argus Filch kochte vor Wut. Er brauchte dringend frische Luft. Ohne weiter darüber nachzudenken lief er wieder hinauf zum Astronomieturm. Die Tür stand noch offen. Er trat hinaus und atmete tief durch. Sämtlich Erwachsenen hatten den Jungen im Stich gelassen und das Schlimmste, er nahm sich da nicht aus. Er hätte längst zu Dumbledore gehen müssen oder wenigestes Snape die Meinung sagen, aber auch er hatte es zu schnell abgetan. Nun fiel Filch' Blick auf den Plüschdrachen, der dort einsam saß. Er bückte sich und hob das Tier auf. Gehörte dieser Harry? Wie sonst sollte er hier raufgekommen sein? Seufzend sah Filch noch einmal in die Ferne zum Verbotenen Wald, dann drehte er sich um und verließ mit dem Stofftier in der Hand den Turm.
Albus Dumbledore wusste genau, wo er Severus finden konnte. Er apparierte in die Nähe von Malfoy Manor. Er wusste, dass die Malfoys sich gut schützten, und so musste er etwas laufen, ehe er das Anwesen in der Ferne erblickte.
Die Malfoys und Severus saßen im Salon. Es war bereits früher Mittag und Draco probierte gerade das neue Zauberschachspiel aus, das er bekommen hatte. Den neuen Besen, durfte er zu seiner Enttäuschung noch nicht benutzen, denn das Wetter war auch hier mehr als bescheiden.
»Ha, Schach matt«, rief er und grinste seinen Vater an.
»Schon wieder? Lucius, du lässt nach«, sagte Severus lächelnd.
»Konnte ja keiner ahnen, dass mein Sohn ein Schachgenie ist«, sagte der Malfoy kopfschüttelnd. Im selben Moment erschien ein Hauself und verbeugte sich tief.
»Dobby bedauert die Störung, aber Professor Dumbledore ist vor der Tür und wünscht Master Snape zu sprechen«, sagte der Elf. Verwirrt sahen die Erwachsenen sich an.
»Wenn er extra herkommt, dann scheint es wichtig zu sein«, sagte Narzissa. Severus nickte.
»Können wir in dein Arbeitszimmer?«, fragte er Lucius und dieser nickte.
»Dobby geleite den Professor bitte in mein Arbeitszimmer, Severus ist gleich da«, sagte er.
»Sehr wohl«, sagte Dobby und verschwand.
»Was kann er wollen?«, fragte Lucius dann.
»Ich weiß es nicht, aber ich habe kein gutes Gefühl. Luc, komm doch bitte mit«, bat Severus. Sein bester Freund nickte.
»Wir sind gleich wieder da«, sagte er zu seiner Frau und folgte Severus aus dem Raum.
»Ist was passiert, Mum?«, wollte Draco wissen und drückte sich an seine Mutter. Diese strich dem Kind über die Haare und sagte: »Ich hoffe nicht.«
Als Lucius und Severus in das Arbeitszimmer traten, stand Dumbledore am Kamin und sah auf.
»Ah sehr schön. Ich weiß allerdings nicht, ob die Anwesenheit von Mr. Malfoy nötig sein wird«, sagte er.
»Nun Lucius ist mein bester Freund, wir haben keine Geheimnisse voreinander«, sagte Severus schnell.
»Ich verstehe. Also du wirst dich sicher wundern, warum ich an diesem Weihnachtstag herkommen, aber es ist sehr wichtig und ich möchte, dass du dich setzt«, sagte Albus so ernst, wie Severus es nie zuvor erlebt hatte. Lucius schluckte ebenfalls und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, während Snape zögernd in einem Sessel vor dem Kamin platz nahm.
»Heute Morgen ... heute Morgen hat Harry versucht, sich das Leben zu nehmen«, sagte Albus erschüttert. Severus wurde so blass, wie er nur werden konnte. Er spürte seinen eigenen Herzschlag so laut, dass es wehtat, in seinen Ohren rauschte es. Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn aufschrecken. Lucius stand plötzlich neben ihm.
»W-Was ... was ist passiert?«, wollte er mit zitternder Stimme wissen.
»Er wollte vom Astronomieturm springen. Argus fand ihn dort durch Zufall und zog ihn in letzter Minute von der Brüstung. Harry blieb unverletzt, allerdings ... allerdings erlitt er einen Schock. Er schläft jetzt und wie lange vermag Poppy nicht zu sagen«, sagte Albus. Severus spürte Lucius' Hand, die krampfhaft seine Schulter drückte.
»A-Aber warum? Ich verstehe nicht ... «, stotterte der Lehrer.
»Nun Argus erzählte uns, dass er in den letzten Wochen häufiger mit Harry sprach. Dein Sohn schien sehr einsam zu sein. Offenbar grenzten ihn die anderen Schüler aus und das auf eine Weise, die wohl mehr als nur belastend für ihn war. A-Außerdem traf es ihn sehr, dass du ihn nicht mitnahmst in den Ferien und ... Severus, es fällt mir schwer, das zu sagen, aber Argus sagte, dass als Harry auf der Brüstung stand, er ihm sagte, dass er der Meinung sei, du würdest ihm die Schuld an Lilys Tod geben und dass er es ebenso sieht. Er meinte, du seist ohne ihn besser dran«, schloss Albus. Severus starrte den Mann fassungslos an. Er hatte immer geglaubt, dass er seine Gefühle gut verstecken konnte, dass Harry es nicht bemerken würde, und nun hatte er seinen eigenen Sohn beinahe in den Tod getrieben. Ohne es zu merken, rannen Tränen über das Gesicht des Mannes. Lucius, der seinen Freund das letzte Mal nach Lilys Tod hatte weinen sehen, strich ihm über den Rücken.
»Was passiert jetzt?«, wollte der Malfoy wissen.
»Nun, zuerst muss Harry sich erholen und aufwachen und dann müssen wir mit ihm reden oder besser gesagt du musst es Severus. Wir müssen außerdem die Sache mit den Schülern aufarbeiten. Noch nie in all meinen Jahren, wurde ein Schüler durch Schikanen und Quälereien so weit getrieben. So etwas werden wir nicht tolerieren, auch wenn wir uns alle vorwerfen müssen, dass wir es nicht gemerkt haben. Aber das Wichtigste ist jetzt, dass du nach Hogwarts kommst und ihm beistehst, denn am Ende hat er nur dich«, sagte Dumbledore und sah nun zu Severus. Dieser nickte schwach.
»Natürlich. Ich ... ich komme, so schnell ich kann. Danke Professor«, sagte er mit erstickter Stimme.
»Gut. Ich mache mich dann auf den Weg und Severus, wir alle machen Fehler, aber das heißt nicht, dass wir es nicht am Ende doch hinbekommen«, sagte Albus dann, stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
»Geht es?«, fragte Lucius, als sich Severus langsam erhob.
»J-Ja ... ich geh schnell packen.«
»Soll ich mit nach Hogwarts kommen?«
»Nein ... nein das ist nett Lucius, aber das muss ich alleine machen«, sagte Severus zittrig und ging langsam aus dem Raum. Lucius sah ihm besorgt nach, dann ging er zurück in den Salon.
»Darling, was ist denn passiert?«, wollte Narzissa wissen, die ihren Mann selten so blass gesehen hatte. Dieser schüttelte den Kopf, ging zu Draco und drückte ihn an sich.
»Dad? Dad, was ist denn los? Wo ist Onkel Sev?«, fragte der Junge. Lucius sagte nichts, schluchzte nur und hielt seinen Sohn, so fest er konnte.
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