Kapitel 5: Selbstreflektion
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Ich hatte meine Beine schon seit Einbruch der Nacht nicht mehr gespürt. Ich war über die Prologia-Brücke zur Schlucht bei den Zwillingsbergen und von dort zur Hateno-Festung gewandert. Es war nicht mehr weit bis nach Hateno. Aber für heute war es für meine Beine nun doch zu viel. Ich hatte ein verlassenes Lager nicht weit von der Festung entfernt gefunden.
Erschöpft ließ ich mich auf den überwilderten Boden fallen. Ich nahm meinen Beutel ab, trank etwas aus der Wasserflasche und biss einmal in den Apfel, den ich gekauft hatte. Ich sah in den Nachthimmel. Der Anblick der Sterne ließ mich kurz die Kälte vergessen. Es war eins der letzten Male, in denen ich den Sternenhimmel genießen konnte. Sobald ich mein Schwert in den Händen halten würde, konnte ich diese Freiheiten vergessen. Dann hieß es jeden Tag Training, Training, Training. Am schlimmsten war aber, dass ich meine Familie nicht mehr sehen würde. Bei dem Gedanken daran musste ich kurz schluchzen. „Aber dafür gehst du doch in die Armee. Um uns schützen zu können", hatte meine Mutter mich immer beruhigt, wenn ich Zweifel daran hatte, ob dieser Beruf des Ritters auch wirklich für mich geeignet war. Ja, ich hatte zwar ein außerordentliches Talent in Sachen Kampfkunst, aber was brachte das, wenn mein Herz eigentlich etwas anderes wollte? Wobei ich selbst nicht wusste, was es eigentlich war. Bäcker? Bauer? Oder doch wie mein Onkel Schmied? „Wenn du dich einmal dem König verpflichtet hast, gibt es kein Zurück mehr!", erinnerte ich mich an die Worte meines Onkels, die er mir damals auferlegt hatte. Ja, aber was hatte ich schon für eine Wahl? Wenn dir von allen Seiten eingeredet wird, dass du das machen sollst, ist es schwer dagegen anzukämpfen. Weil du das Gefühlt hast mit deinem Empfinden alleine zu sein. Dabei war es doch mein Leben. Und in meinem Leben sah ich mich nicht als Ritter. Doch jetzt war es zu spät um mich umzuentscheiden. Ich biss erneut in den Apfel. Es sei denn, ich würde gar nicht erst zur Abschlussprüfung auftauchen. Mit Fokus auf diesem Gedanken fand ich, nachdem ich die Flasche wieder zurück in den Beutel, der neben der unbenutzten Lagerstelle lag, getan hatte, in dem verlassenen Zelt daneben Schlaf.
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