Kapitel 18: Vier Einheiten und eine Zukunft
Zelda
Ich ließ meinen Blick über die Karte von Hyrule, die vor mir auf dem großen Tisch lag, schweifen. Ich spürte die Blicke meiner Gegenüber auf mir liegen. Der Ritter Link, der sich unermüdlich für meinen Vater eingesetzt hatte, der Ritter Fado, der ihm stets bei allem eine große Hilfe war, und andere Hauptmänner der königlichen Garde, die mir mit ihrem Fachwissen gewiss zur Seite stehen konnten.
„Wie sollen wir die Truppen aufstellen?", fragte ich in die Runde. „Wir brauchen sie vor allem hier, hier, hier und hier. Das sind die vier Dörfer. Kakariko, Hateno, Angelstedt und Hyrule-Stadt. Da leben die Bürger. Dort brauchen wir am meisten Schutz", wies ich die Planung ein und wartete darauf, dass jemand irgendetwas darauf sagte. „Ich gehe mit meinen Männern nach Kakariko. Möglicherweise kann ich auch die Goronen und Shiekah überreden uns im Notfall zu helfen", behauptete ein Mitwirkender der königlichen Garde festentschlossen. „In Ordnung", stimmte ich zu. „Aber ich werde die anderen Völker erst um ihr Befinden fragen. Wir könne sie nicht um Hilfe bitten, wenn sie selbst angegriffen werden", wand ich ein. Doch musste auf diese Männer vertrauen, wie es mir mein Vater beigebracht hatte. Sie unterstanden der königlichen Familie. Sie hatten einen Eid geschworen. Sie würden mir bis zum Ende helfen. Immer und immer wieder musste ich mir das in Erinnerung rufen. Ich wandte meinen Blick einem anderen Krieger der Garde zu. „Geht Ihr mit eurer Truppe nach Angelstedt?" Er nickte mir zustimmend zu. „Wenn Ihr erlaubt, Prinzessin, würde ich gerne nach Hateno geschickt werden", warf ein anderer Soldat, dessen Namen ich nicht wusste, in den Raum. „Ich kenne dort einen Ort, zu dem ich die Einwohner bringen kann, falls es zu... Schwierigkeiten kommt". „Das klingt gut!", willigte ich ein und bekam einen stechenden Blick von der Seite. Er war von Link. Wollte er etwas nach Hateno geschickt werden? Warum? Hatte er dort Familie? Ich bemerkte, wie ich abschweifte. „Du musst aufhören, dir über so etwas Gedanken zu machen!", ermahnte ich mich selbst in Gedanken. „Sir Link, Euch wünsche ich in Hyrule-Stadt an meiner Seite. Ich werde euch eine Einheit aus den restlichen verfügbaren Rittern zusammenstellen". Er nickte nur. Wahrscheinlich war er nicht zufrieden mit dieser Aussage. Und doch hatte er keine Wahl. Wenn es die Zeit erlauben würde, konnte ich ihm ja nach seinem Empfinden fragen. „Sir Fado", sagte ich dann und sah ihn an. Er hatte eine Schramme mitten im Gesicht. Vermutlich von der Explosion. „Kümmert Ihr Euch um die Auszubildenden? Ich möchte, dass Ihr mit ihnen so intensiv trainiert, wie es Euch nur möglich ist. In diesen Zeiten ist es wichtig, dass wir auf jeden zählen können. Wir können jede Hilfe gebrauchen!". „Natürlich", meinte Fado zuversichtlich. „Ich werde mich gleich daran machen einen neuen Trainingsplan auszuarbeiten". „Sehr gut! Ich werde mich in der Zwischenzeit mit den anderen Völkern in Verbindung setzen, die Kranken so gut es geht zu pflegen, veranlassen, dass diese Verwüstung in Ordnung gebracht wird und den... das grausame Schicksal schonend nach außen kommunizieren". Ich klappte die Karte zu. „Dann weiß ja jeder, was zu tun ist".
„Das heißt, wir warten bis der Mann mit Helm uns angreift?", hakte Link nach. Ich wollte etwas erwähnen, doch er kam mir zuvor. „Dieser Mann... der Usurpator, wie Ihr ihn vorhin genannt habt, wir müssen herausfinden, wo er sich aufhält und ihm Einhalt gebieten! Wer weiß, wozu dieser Mann imstande ist!" „Da habt Ihr Recht!", stimmte ich zu. „Es stellt sich nur die Frage, wie wir das anstellen sollen. Der Usurpator konnte sich einfach so in Luft auflösen. Was ist, wenn dieser Mann aus einer anderen Dimension, aus einer anderen Welt, kommt?", warf ich meine Vermutung in den Raum. Anspannung lag in der Luft. „Das ist gar nicht so unwahrscheinlich", stimmte Link mir zu. „Lasst mich euch allen etwas erzählen. Es geht um eine Geschichte, eine Legende, die mir meine Großmutter noch immer erzählt. Ich halte nichts von Märchen und Legenden, aber diese hier wirkt so real, dass ich tatsächlich glaube, dass sie wahr sein kann", erwiderte Link und lehnte sich am Tisch vor ihm ab. „Schon vor vielen Jahren gab es einen Mann, der genau so aussah wie unser Feind hier. Er wollte Macht. Die Welt regieren. Macht ist wie eine Droge. Sie macht süchtig. Und das war er. Er war süchtig nach der Weltherrschaft. Dieser Mann hat es geschafft, den vorherigen König, also Euren Großvater, zu stürzen". Link machte eine kurze Pause. Schon wieder hätte ich einfach so weinen können. Diese Parallele. Der Usurpator hatte angeblich schon meinen Großvater getötet. Und jetzt... „Die Schattenwesen aus seiner Welt konnten das Reich übernehmen. Sie haben viel Leid und Zerstörung angerichtet. Nur die Göttin Hylia konnte diesen Mann und seine Schattenwesen mit ihrer Lichtkraft aufhalten". Wieder machte er eine kurze Pause um sicherzugehen, dass ihn alle verstanden hatten. Ich war die Verkörperung der Göttin. Ihr Blut floss durch meine Adern. Die Siegelkraft! Konnte das die Rettung sein? Nur... ich hatte diese Kraft noch nie eingesetzt. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich sie einsetzen konnte. Vielleicht würde ich in den alten Büchern der Schlossbibliothek etwas dazu finden? Irgendwo musste das ja überliefert sein? „Da gab es nur ein Problem an der ganzen Sache", fuhr Link fort. „Derjenige, der diesen Gegner zur Strecke bringt, muss seinen Körper verlassen. Er verwandelt sich zu einem Geist". Ich schnappte nach Luft. „Wenn ich Hyrule damit retten kann, werde ich das in Kauf nehmen!", sagte ich festentschlossen und holte mir entsetzte und zugleich erleichterte Blicke ein. „Auch der Mann wurde zu einem Geist. Er soll noch heute nachts im Schloss herumgeistern und manchmal sogar in Träumen auftauchen", beendete Link seine Geschichte. „Ist das ein Anfang?", fragte ich in die Runde und sah ihn perplexe Gesichter. „Vielleicht", kam Fado zu Wort. „Wir werden dem nachgehen müssen".
„Nur, habt ihr euch noch nicht gefragt, warum dieser Mann gerade jetzt kommt?", wollte nun ein Mitglied der königlichen Garde wissen. „Genau heute vor fünfzig Jahren wurde das Schicksal des damaligen Usurpators besiegelt", erinnerte sich Link. „Was, wenn genau dieser Usurpator sich nun rächen will? Wenn es sich genau um diesen handelt? Exakt fünfzig Jahre später?" „Dann müssen wir alles dafür tun, dass diese Legende diesmal einen anderen Verlauf nimmt", sagte ich voller Überzeugung. „Gemeinsam werden wir das schon schaffen", meinte ich, auch um mir selbst Mut zu sprechen. „Vielleicht weiß Impa noch etwas über diese Überlieferung. Vielleicht kennt sie einen Weg, mit dem wir... ich dieses... Sterben umgehen kann", schlug ich vor und erweiterte meine Zu-erledigen-Liste um diesen Punkt. Diesmal hatte ich die „Verwandlung zu einem Geist" nicht umschrieben. Ich war mir sicher, dass ich sterben musste. Vielleicht war es meine Bestimmung. Momentan sah es sehr danach aus. Doch wer wusste schon? Wenn das mein Schicksal war, würde es ohnehin eintreten. Dann würde ich es nicht verhindern, sondern lediglich hinauszögern können. Trotzdem... vielleicht gab es einen anderen Weg.
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