Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

33. Schuldgefühle

Meine Hände und Beine zittern, als ich zurück zu Rosalia und Alexy gehe. Innerhalb von Sekunden male ich mir die wildesten Dinge aus, die passiert sein könnten. Wurde Nathaniel mit zu vielen Fragen, im Gerichtssaal, belastet und er konnte dem Druck nicht mehr Stand halten, sodass es zu physischen Auswirkungen kam? Wurde er auf dem Nachhauseweg angegriffen oder ist ein Unfall passiert? Oder hat es überhaupt nicht ihn getroffen, sondern ein Familienmitglied? Verdammt, warum konnte er mir nicht wenigstens beantworten, wie es ihm geht?!
Ich bleibe mitten im Raum stehen. Meine beiden besten Freunde erkennen sofort, dass etwas nicht stimmt.
"Lisalein ... ?", fragt Alexy zögernd nach.
"Ihr ..."
Mehr bekomme ich nicht raus. Dabei muss ich es noch bis zum Krankenhaus schaffen, ohne verrückt zu werden oder zusammenzubrechen.
Rosalia steht besorgt auf und legt ihre Hände an meine erhitzten Wangen. Es fühlt sich an als hätte ich Fieber und ihre Körperwärme, die sie nun mit mir teilt, macht es nicht besser.
"Was hast du?"
"Ihr beiden müsst jetzt leider gehen, tut mir leid ..."
Alexy verlässt ebenfalls das Sofa, um mir näher zu kommen.
"Nathaniel hat angerufen", erkläre ich, "und ich soll zum Krankenhaus kommen."
Schockierung breitet sich in ihren Gesichtern aus, als ich zuende gesprochen habe.
"Oh mein Gott, was ist passiert?", hakt Rosalia nach.
"Wüsste ich auch gerne ... Jedenfalls mache ich mich jetzt auf den Weg dorthin, um das herauszufinden."
"Klar, kein Problem, Süße."
Sie macht sich auf den Weg zur Garderobe, während Alexy mich fest in seine Arme schließt.
"Versuch etwas runterzukommen, Kleine."
Fürsorglich drückt er mir einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe auch er seine Jacke holt.
Er hat recht. Ich muss mich zusammenreißen!
Ich schreibe meinen Eltern eine SMS, um ihnen Bescheid zu geben, und schnappe mir nur noch vorsichtshalber einen Schirm. Ich habe keine Nerven nach oben zu gehen, um meine Jacke aus dem Zimmer zu holen.
"Wir gehen noch ein Stück mit dir", bietet Alexy an und ich stimme nickend zu.

Nach fünf Minuten Warterei auf den Bus und zehn Minuten Fahrt bin ich endlich angekommen. Ich befinde mich in der Stadtmitte und entdecke bereits das große, hell aufleuchtende, rote Kreuz, das sich über dem Eingang des Krankenhauses befindet. In eilendem Schritt und mit scheinbar hohem Blutdruck, da mein Herz rast, gehe ich auf das eindrucksvolle Gebäude zu. Bisher habe ich es nur von Außen gesehen, was mir auch voll und ganz gereicht hat.
Ich halte die Augen nach Nathaniel offen, doch er ist weit und breit nicht zu sehen. Wie soll ich ihn nur finden, wenn er nicht gerade in der Eingangshalle wartet? Warum muss sein Handy ausgerechnet jetzt leer sein?! Ich glaube ich werde wahnsinnig!
Die Türen des Krankenhauses öffnen sich automatisch. So ästhetisch dieses Bauwerk auch von außen aussehen mag, innen wirkt es viel mehr erdrückend und düster auf mich. Gräulich. Beängstigend. Überhaupt nicht beruhigend.
Ich sehe mich um. Ein paar Leute sitzen auf unbequem aussehenden Stühlen, dazwischen zwei Snack- und Getränkeautomaten und vor ihnen ein großer Tisch mit einer Vielzahl von Zeitschriften aber nirgendwo entdecke ich Nathaniel oder Amber oder seine Eltern oder überhaupt eine Person, die ich kenne. Ich gehe weiter umher, damit ich nicht so verloren wirke, wie ich in Wirklichkeit bin.
Ob mir die Dame an der Information weiterhelfen kann? Mit gräulichen Haaren, die zu einem strengen Dutt gebunden sind, ersten Falten im Gesicht und auffällig geschminkten Lippen wirkt sie alles andere als freundlich. Mir bleibt jedoch nichts anderes übrig, wenn ich meinen Freund finden will.
Mit langsamen Schritten gehe ich auf sie zu. Nachdem sie erkennt, dass ich zu ihr will, festigt sich ihr Blick auf mir. Ich versuche ein möglichst freundliches Lächeln aufzusetzen, obwohl mir gerade überhaupt nicht danach zumute ist.
"Guten Abend", begrüße ich sie höflich.
"Guten Abend, was kann ich für Sie tun?"
Auf mein Lächeln bekomme ich keins zurück.
"Ich suche meinen Freund ..."
"Schön. Und weiter?"
Na klasse ... Sehr liebenswürdig.
"Er hei-"
"Lisa!", höre ich plötzlich seine Stimme hinter mir erklingen.
Schlagartig drehe ich mich um. Da steht er. Unversehrt, genauso wie er heute Mittag mein Haus verlassen hat. Meine Gefühle überkommen mich und ich laufe direkt auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Er kann sich nur noch knapp halten, umarmt mich aber ohne zu zögern zurück.
"Du Idiot", nuschle ich mit gebrochener Stimme in seinen Pullover, "du hättest mir wenigstens sagen können, dass es dir gut geht! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht ..."
Ich höre wie sein Herz schneller schlägt, während er seinen Griff um mich verfestigt.
"Tut mir leid. Du hast vollkommen Recht", antwortet er beruhigend.
Gerade noch schaffe ich es, dass mir keine Träne, vor Erleichterung, entwischt. Ich löse mich aus der Umarmung, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Was ist passiert, warum bist du hier?", will ich nun endlich wissen.
"Komm mit, ich erkläre es dir auf dem Weg."
"Auf dem Weg wohin?"
"Zum Operationssaal."
Er legt eine Hand auf meinem unteren Rücken ab und geht so mit mir weiter. Ich lasse mich ohne jeglichen Protest führen. Für einen Moment schweigt er, statt mich aufzuklären. Besorgt sehe ich an und stoße dabei auf einen leeren Gesichtsausdruck.
"Bei der Gerichtsverhandlung", erklärt er, "lief zunächst alles reibungslos. Es wurde kurz geschildert, worum es geht und ich sowie meine Eltern wurden in den Gerichtssaal einberufen. Amber hat draußen gewartet. Ich musste ein paar Fragen beantworten, damit der Richter sich ein Urteil darüber machen kann, inwiefern ich tatsächlich in der Lage dazu bin, für mich allein zu sorgen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Ich schien ihn überzeugt zu haben, denn schlussendlich lag es nur noch an meinen Eltern, die Mündigkeit für gültig erklären zu lassen. In dem Moment hat mein Vater aber ein klägliches Geräusch von sich gegeben und er sagte, dass ihm schwindelig sei. Er fragte ob er kurz raus dürfte und der Richter gestattete ihm dies. Als er nach gut fünf Minuten noch immer nicht zurückkam, habe ich gefragt, ob ich nach ihm sehen dürfte, doch so weit kam es erst gar nicht, denn Amber kam gleichzeitig panisch in den Saal gestürmt und schrie, dass unser Vater umgekippt sei. Ohne zu zögern sind meine Mutter und ich nach draußen gelaufen und wir sahen wie er sich auf dem Boden krümmte und seinen Hinterkopf festhielt. Er klagte über Sehschwierigkeiten und unsagbare Kopfschmerzen, während Amber den Notruf wählte. Es war schrecklich, denn wir konnten ihm in diesem Moment nicht weiter helfen, als bei ihm zu sein und aufzupassen, dass er sich nicht irgendwie weiter weh tut."
Während seinem letzten Satz verstummte seine Stimme von Wort zu Wort ein wenig. Er holt Luft, um vermutlich weiterzuerzählen, doch stattdessen kneift er die Augen zu und zieht die Augenbrauen so zusammen, dass seine Stirn beginnt sich zu runzeln. Ich halte ihn vorsichtshalber an, indem ich mich vor ihn stelle. Er öffnet die Augen wieder, richtet sie jedoch nicht auf mich aus sondern sieht zur Seite.
Kaum vernehmbar flucht er: "Das ist alles meine Schuld ..."
Entsetzt über das, was ich gerade gehört habe, packe ich sein Gesicht und lenke es zu mir, sodass er gezwungen ist, mich anzusehen.
"Das hast du gerade nicht wirklich gesagt, Nathaniel!", zische ich.
"Hätte ich nicht die Mündigkeit gefordert, wäre das alles sicher nie passiert! Jetzt liegt mein Vater da und wird operiert, nachdem er einen Schlaganfall hatte!"
Ich bin kurz davor ihn anzuschreien, ob er sie noch alle hat, doch er knickt vor meinen Augen ein. Als könnten seine Beine ihn nicht länger tragen, gleitet er zu Boden. Ich kann ihn nicht halten, so gerne ich das auch würde, und folge ihm, bis wir schließlich in der Hocke bleiben und er seine Hände verzweifelt an den Kopf drückt. Wieder kneift er die Augen zu und seine Zähne geben ein knirschendes Geräusch von sich. Ich lege meine Hände sowie meine Stirn an seine, um ihm Nähe zu geben. Es dauert nicht lange, da beginnt er zu schluchzen. Es ist ein Moment der Schwäche, in dem er sich mir offenbart. Tränen beginnen seine Wangen hinunter zu kullern. Ich muss mich am Riemen reißen, es ihm nicht gleich zu tun, da es mir das Herz bricht, ihn so zu sehen. Er muss von wirklich starken Schuldgefühlen geplagt sein, wobei ihm in Wirklichkeit nichts vorzuwerfen ist. Auf die Frage 'Warum?' erschien diesem eigentlich klugen Kopf trotzdem als die einleuchtendste Antwort, dass er der Grund für den derzeitigen Zustand seines Vaters ist.
Ich halte es für das Beste erstmal nichts zu sagen, sondern ihm bloß über seine Handrücken zu streicheln und ein paar Küsse auf die Stirn zu geben.
Du musst das nicht alleine durchstehen, Nathaniel. Ich bin bei dir.

Nachdem er sich die Tränen weggewischt und wieder einigermaßen gesammelt hat, gehen wir die restlichen paar Meter zum Operationssaal weiter. Eine Bank, die davor steht, lädt zum sitzen ein, was wir auch folglich tun.
"Wo sind eigentlich deine Mutter und Amber?", frage ich vorsichtig nach.
"Amber ist wieder zuhause, da ja morgen Schule ist und meine Mutter dies für vernünftiger hielt. Meine Mutter selbst ist in dem Krankenzimmer, in das mein Vater später verlegt wird."
"Macht es ihr denn nichts aus, dass du mich angerufen hast?"
Er weicht meinem Blick noch weiter aus, als er es bereits tut.
Ich beginne zu verstehen: "Oder weiß sie gar nicht, dass ich hier bin?"
Traurig sieht er mich nun an und nickt. "Ich weiß nicht wie sie reagiert hätte, wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich dich anrufe, damit du hierhin kommst ... Aber ich brauchte und brauche dich gerade einfach, Lisa."
Mit seinen Ellbogen lässt er sich auf den Knien nieder, woraufhin er seine Hände aneinander legt und letztlich seinen Kopf auf den Fingerspitzen abstützt. Mir ist unwohl bei dem Gedanke, wenn ich nachher auf seine Mutter treffe aber um für Nathaniel da zu sein, nehme ich alles in Kauf. Ich lege einen Arm um ihn und lehne meinen Kopf an seiner Schulter an.
"Dass dein Vater gerade in diesem Raum ist ist aber nicht deine Schuld, Nath."
"Do-"
"Nein."
"Das muss ihn so unter Stress gesetzt und belastet haben, dass das sein Körper und seine Psyche nicht länger mitmachen konnten. Ohne mich hätte die Gerichtsverhandlung doch gar nicht erst stattgefunden!"
"Was letzteres betrifft, gebe ich dir auch nicht Unrecht aber du vergisst, dass du dich nicht für mündig erklären lassen wolltest, weil dir gerade danach war", rede ich sanft auf ihn ein, "dafür gab es einen Grund."
Er schweigt.
"Du bist jedenfalls nicht Schuld und dein Vater genauso wenig, das wollte ich damit nämlich nicht sagen, es gibt keinen wirklichen Schuldigen. Such also auch bitte nicht nach einem."
Mit starrem Blick sieht er geradeaus, auf die Türen des Operationssaals.
"Wir können jetzt nur hoffen, dass alles wieder gut wird ...", ergänze ich.
Er dreht seinen Kopf wieder zu mir und gibt mir unerwartet einen leichten, zärtlichen Kuss auf die Lippen. Er ist so leicht, dass man spüren kann, wie viel Selbstkritik gerade in ihm steckt.
Ein Aufklappen der Doppeltür des Saals ist zu hören und wir entfernen uns wieder voneinander, als der ältere Mann, in grüner Operationskleidung gehüllt, auf uns zu kommt. Er nimmt die Handschuhe sowie den Mundschutz ab, ehe er uns nacheinander die Hand hinreicht, um uns zu begrüßen.
"Sie sind der Sohn", nickt er bei Nathaniels Anblick, bevor er mich ansieht, "und wer sind Sie?"
"Sie ist meine Freundin", erklärt Nathaniel bereits für mich.
"Ah, sehr schön."
"Wie steht es nun um meinen Vater?"
"Die Operation ist ohne Komplikationen verlaufen, viel mehr kann ich Ihnen noch nicht sagen. Es wird sich in den nächsten Tagen zeigen, inwiefern er Folgen mit sich davon tragen wird. Zerbrechen Sie sich dennoch bitte nicht den Kopf darüber oder malen den Teufel an die Wand. Es wäre das Beste, wenn Sie nachhause gehen und morgen wieder vorbei schauen. In der Zeit sollte Ihr Vater wieder ein wenig zu Kräften gekommen sein, sodass sie möglicherweise mit ihm sprechen können."
"M-Möglicherweise?"
"Wie bereits gesagt, ich kann Ihnen nicht sagen, was für Folgen sein Schlaganfall für ihn bringt."
"In Ordnung ... Danke vielmals."
Nathaniel reicht ihm zur Verabschiedung noch einmal die Hand, was ich ihm anschließend gleich tue.
Hand in Hand gehen wir zu dem Krankenzimmer, in dem seine Mutter bereits auf ihn wartet. Er geht vor.
"Nathaniel, da bist du ja! Ich dachte du wolltest nur eine Run- ... Was macht sie hier?!"
Er lässt meine Hand los, um seine wieder auf meinem unteren Rücken zu platzieren.
"Ich habe sie angerufen", gesteht er ruhig.
"Wieso hast du das getan? Schließlich ist sie das Übel für all das hier!"
"Das ist nicht wahr und das weißt du auch."
Unklar darüber, ob er das sagt, weil er mich bloß verteidigen will oder sich meine Worte von vorhin zu Herzen genommen hat, sehe ich ihn an. Sein Blick ist ausdruckslos, untermalt allerdings seine Ernsthaftigkeit und den Besitz seines reinen Gewissens, dass er mit meiner Herbestellung nichts schlimmes getan hat.
"Ich will sie hier nicht länger sehen, bring sie nie wieder mit!"
Er sagt nichts, sieht sie bloß einen Moment lang weiter an, ehe er ihr den Rücken zuwendet. Ich drehe mich mit ihm um, um zu fragen was er vor hat, doch er lässt mir gar nicht erst die Möglichkeit dazu, indem er hinzufügt: "Der Arzt hat gesagt, dass es das Beste wäre, wenn wir nachhause gehen und morgen wiederkommen. Bis dahin sollte Papa wahrscheinlich wieder ansprechbar sein."
Mit diesen abschließenden Worten verlässt er den Raum. Für einen Augenblick denke ich darüber nach noch einmal alleine mit seiner Mutter zu sprechen, entscheide mich dann doch wieder dagegen und folge ihm. Still gehe ich neben ihm her.
"Es ist mir egal, ob sie dich da haben will oder nicht. Kommst du morgen auch wieder mit?"
"B-Bist du dir sicher?"
"Ja."
Seine Stimme ist kühl. Ich schlucke einmal heftig.
"In Ordnung ... Dann komme ich mit ..."
Er greift im Gehen nach meiner Hand und verlässt mit mir so das Krankenhaus. Schließlich begleitet er mich noch zur Bushaltestelle.
"Ich würde dich nachhause bringen aber ich muss mit meiner Mutter fahren. Pass bitte gut auf dich auf."
"Ist schon gut", besänftige ich ihn mit einem Lächeln.
"Nein. Ich verspreche dir dass du in Zukunft nie mehr alleine im Dunkeln nachhause musst."
Wir küssen uns zum Abschied etwas fester als zuvor, vor dem Operationssaal.
Ich hoffe das bedeutet, dass es ihm bereits ein klein wenig besser geht. Wenn ich aber daran denke, dass ich morgen, trotz der Worte seiner Mutter, wieder hierher kommen soll, dreht sich mir der Magen um. Wenn sie schon so reagiert, will ich eigentlich gar nicht erst wissen, wie sein Vater es wird. Von Amber mal ganz abgesehen.
Ich bin das Übel im Auge dieser Familie ...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro