Mittwoch - Tag (1)
Gefühlt nur wenige Sekunden später wird er wieder von seinem Wecker geweckt. Er weiß nicht, wie lange er wirklich geschlafen hat, aber er ist auf jeden Fall noch total müde. Trotzdem schleppt er sich aus seinem Bett. Seine Beine sind ungewohnt schlapp, wie nach einer langen... Moment. Fynn durchzuckt der Gedanke wie ein Blitz. Das ist der Beweis. Der Beweis, dass die Traumwelt wirklich existiert. Er fühlt noch die Anstrengung des Aufstiegs in seinen Beinen. Es fühlt sich so echt an, dass es nur echt sein kann.
Total gerädert macht er sich auf den Weg in die Küche.
"Meine Güte, du hast ja Augenringe", begrüßt ihn seine Mutter entsetzt.
"Dir auch einen guten Morgen. Ich bin ehrlich gesagt, auch ein bisschen müde."
"Das kommt davon, weil du gestern so spät ins Bett bist."
Fynn verdreht die Augen. Das war ja wohl der typische Mutterspruch.
Ohne weiter auf die Bemerkung einzugehen, setzt sich Fynn an den Frühstückstisch und macht sich ein Brötchen.
Während er es isst, kommt sein Vater die Treppe runtergelaufen.
"Tschüss Schatz, ich muss schnell los!", ruft er in die Wohnung, während er sich die Schuhe anzieht und aus dem Haus stürmt.
"Meine Männer", hört Fynn seine Mutter murmeln, aber sie lächelt dabei.
In der Schule verläuft alles ereignislos. Fynn hat allerdings enorme Schwierigkeiten dem Unterricht zu folgen, da seine Konzentration nur auf wenige Minuten begrenzt ist. Immer wieder verlässt er deshalb das Klassenzimmer, um frische Luft zu atmen und konzentrierter zurückkehren zu können.
"Sag mal, hast du 'ne schwache Blase oder was? Du bist heute schon mindestens fünf Mal auf Toilette gewesen", fragt Joshua, als Fynn von seinem letzten Ausflug an die frische Luft zurückkommt.
"Quatsch. Alles gut. Ich brauch nur ab und zu bisschen frische Luft. Da kann man sich dann besser konzentrieren", erklärt ihm Fynn.
Joshua schaut ihn skeptisch an, akzeptiert diese Antwort jedoch kommentarlos.
Der Tag wird nicht unbedingt besser. Fynn macht zwar seine Hausaufgaben, aber beschließt dann noch ein Nickerchen zu halten. Er hätte bestimmt bis morgen früh durchgeschlafen, wäre seine Mutter nicht plötzlich in sein Zimmer geplatzt.
"Fynn. Seit wann schläfst du mittags? Du hast gleich Fußballtraining."
Fynn will etwas antworten, aber seine Worte landen in der Bettdecke.
"Auf geht's! Mach dich fertig."
"Ja. Bin schon dabei", antwortet er nuschelnd.
Während er seine Sporttasche packt, isst er noch eine Banane, um mehr Energie zu haben. Der Trick klappt auch ganz gut.
Kurz bevor er geht, checkt er nochmal seine Nachrichten. Sophia hat ihm geschrieben.
"Hi Schatz♡ hast du Lust morgen vorbei zu kommen? Würde mich freuen♡"
Fynn schaut auf die Uhr. Es ist schon spät, also beschließt er Sophia nachher anzurufen.
Fünf Minuten später ist er mit seinem Fahrrad unterwegs zum Sportplatz. Als er ankommt, sind schon ein paar Jungs da.
"Ey Fynn. Wie findest du das Design?", ruft Alex ihm entgegen.
Fynn steigt von seinem Rad, schließt es an den Fahrradständer und gesellt sich zu den Jungs.
"Hier schau mal!"
Alex hält ihm sein Handy vor die Nase. Darauf ist ein T-Shirt zu sehen, auf dem steht "Gestern - Bezirksliga Heute - Landesliga - Wir sind Meister!"
Fynn schaut sich das Design an und ist zufrieden: "Das Blau sieht echt gut aus. Hoffentlich können wir das bald tragen."
Alex springt auf: "Klar. Noch zwei Siege und wir sind durch."
"Seid ihr hier zum Quatschen oder zum Trainieren?", ruft der Coach vom Feld herüber, "wenn ihr Meister werden wollt, müsst ihr was dafür tun!"
Die Jungs ziehen sich schnell ihre Sportkleidung an und binden die Kickschuhe, dann kann es losgehen.
Zum Warmmachen laufen sie fünf Platzrunden. Dann wird gedehnt.
"Heute machen wir zwei parallele Einheiten. Die eine Gruppe macht Schießübungen und die andere Konditionstraining, damit euch im Endspurt nicht die Puste ausgeht", erklärt der Trainer den heutigen Plan.
Beim Wort 'Konditionstraining' geht ein Raunen durch die Mannschaft.
"Es ist mir egal, was ihr dazu sagen wollt. Fakt ist, wir ziehen das durch. Also die ersten sechs Jungs bis Fynn zu mir. Der Rest geht rüber schießen und nachher wird getauscht."
Die Jungs gehorchen und folgen ihrem Trainer zu vielen bunten Hütchen, die auf dem Rasen verteilt sind.
"So. Ganz einfach: Ihr fangt beim weißen Hütchen an und sprintet zum anderen weißen. Dann Side-Steps zum roten. Dann Strecksprünge über die fünf Hürden und dann bis zur Mittellinie sprinten. Anschließend wieder an den Start zurückjoggen. Das ziehen wir jetzt ein fünfzehn Minuten durch."
Prüfend schaut der Trainer zu seinen Spielern: "Wenn es keine Fragen mehr gibt, geht es jetzt los!"
Die Jungs laufen nacheinander los.
Die ersten paar Runde ziehen alle gut mit. Es gibt kaum Schwierigkeiten und jeder will schnell wieder eine Runde hinter sich lassen.
Doch dann werden die Beine schwächer. Zuerst merkt man das bei den Hürden. Jeder einzelne Sprung brennt in den Oberschenkeln.
Die Sprints sind irgendwann nur noch 50%-Sprints und jede weitere Runde wird noch mühsamer.
"AUF GEHT'S! GEBT NOCHMAL ALLES!", brüllt der Trainer über den Platz.
Fynns Beinmuskeln sind am Ende. Er spürt fast schon einen Krampf aufkommen, aber er gibt weiter Gas. Er merkt, dass seine Energie aufgebraucht ist. Er beißt sich weiter durch. Normalerweise macht ihm Konditionstraining nicht so schlimme Probleme. Doch Fynn muss dieses Mal fast abbrechen. Seine Lunge schmerzt und seine Beine sind total schwer. Sie klappen ihm fast zusammen. Gerade als er sich eingesteht, dass es nicht mehr weiter geht, beendet der Trainer die erste Übung.
Dankbar lässt sich Fynn einfach nur auf den Boden fallen.
"Gruppentausch! Ihr könnt 2 Minuten was trinken und dann geht's weiter!"
Erschöpft trottet Fynn zu seiner Wasserflasche.
"Ey Fynn, heute siehst du aber echt fertig aus. Dass ich das noch erleben darf!", grinst Alex, der selbst mit einem hochroten Kopf am Trinken ist.
Fynn spart sich die Kraft auf den Kommentar zu reagieren und macht sich auf den Weg zum Schießtraining.
Nacheinander sollen die Spieler auf das Tor zu dribbeln und dann schießen.
Fynn ist ein offensiver Fußballer, gerade auch wegen seiner guten Schusstechnik, doch heute klappt rein gar nichts.
Die ersten Schüsse sind für Torwart Jannis kein Problem.
Alex trifft sofort und jubelt lautstark.
Fynn stellt sich wieder hinten an.
Allerdings scheitert auch der nächste Schuss an mangelnder Kraft und der Ball rollt die letzten Meter nur auf Jannis zu.
"Also deine Schüsse waren auch mal besser", stichelt dieser.
Fynn weiß nicht, was heute los ist. Er ist total kraftlos. Das kann doch nicht wirklich an letzter Nacht liegen.
Leider ist er ehrgeizig genug, um sich nochmal voll reinzuhängen. Er dribbelt schnell auf das Tor zu und legt alle Kraft in seinen Schuss. In einem schönen Bogen fliegt der Ball über Jannis ins rechte Eck.
"Krass", staunt Alex.
Jannis fischt den Ball aus dem Netz und spielt ihn wieder zu Fynn: "Super Schuss! Ich wusste, dass du es besser kannst."
"Nächsten Sonntag so ein Tor und ich spendier dir ein Bier", schlägt Alex vor.
Fynn grinst: "Deal!"
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