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Kapitel 9

Entgeistert sah ich zwischen der Waffe in meiner Hand und meinem Vater hin und her. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. „Ich weiß nicht einmal, wie man mit dem Ding umgeht", brachte ich schließlich nach einigen Minuten heraus und war stolz auf mich, dass ich mit dem riesigen Kloß im Hals überhaupt noch reden konnte. Es lag weniger an der Waffe, als an der Erkenntnis, dass wer immer Belle umgebracht hatte sehr gefährlich war. Warum genau unternahm die Polizei dann nichts? Warum unternahm mein Vater nichts? „Ich weiß, Talia. Deshalb wirst du es lernen. Ich habe mir dieses Wochenende freigenommen, damit wir in der Polizeistation in Chicago trainieren können. Dort haben sie nämlich einen Trainingsraum." Nun war ich völlig überrumpelt. Mein Vater hatte sich noch nie Urlaub genommen, manchmal hatte er sonntags frei, aber das war es dann auch schon. Der General war der Meinung, er müsste diese Welt im Alleingang beschützen. Es kam ihm wie eine Pflichtverletzung gegenüber den amerikanischen Bürgern vor, wenn er nicht mit einer Waffe durch die Gegend lief. Was mich wieder zu der Frage brachte, warum mein Vater nichts unternahm. Das passte einfach nicht zu ihm. Langsam glaubte ich auch nicht mehr an eine Korruption – für kein Geld der Welt würde mein Vater so ein Verbrechen begehen. Trotzdem beschloss ich, seinen Laptop zur gegebenen Zeit noch einmal zu überprüfen. Nur zur Sicherheit.

„Natalia?", hakte mein Vater nach und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Hastig legte ich die Waffe wieder auf den Tisch und betrachtete meinen Vater, der einen ernsten Ausdruck auf dem Gesicht hatte. „Ja, tut mir leid. Denkst du wirklich, dass es notwendig ist?" – „Ja. Ohne diese Waffe wirst du dieses Haus nicht mehr verlassen, verstanden? Nicht zur Schule, nicht zur Arbeit. Du musst mir versprechen, sie zu jedem Zeitpunkt bei dir zu haben." Langsam nickte ich, während ich mir in meinem Kopf ausmalte, wie ich verhaftet wurde, weil ich eine Waffe mit zur Schule brachte. Das war verboten, logischerweise. In Amerika gab es zu viele Amokläufe, besonders in Schulen. Deshalb waren die Vorschriften in Schulen strikter als in jedem anderen öffentlichen Gebäude. „Was ist wenn die mich erwischen?", sprach ich meine Zweifel aus und musste fast schon erstaunt feststellen, dass mein Vater nun verschmitzt grinste. „Lass dich einfach nicht erwischen. Du bist die Tochter eines Polizisten. Es wäre doch lachhaft, wenn du keine Waffe verstecken könntest. So und jetzt fahr ich dich zur Schule, sonst kommst du noch zu spät." Damit stand mein Vater auf und ich tat es seinem Beispiel nach. Gerade als ich die Küche verlassen wollte, um meinen Rucksack vom oben zu holen, rief mein Vater mich zurück. „Hast du nicht was vergessen?" Die Waffe. Obwohl es mir das größte Unbehagen bescherte, ging ich zurück zum Tisch und schnappte mir die Waffe. „Ist es eigentlich verboten, dass du mir morgen das schießen beibringen willst?" Erneut schmunzelte mein Vater. „Nicht so lange niemand weiß, dass du eine Waffe bei dir trägst. Jetzt beeil dich Talia, sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig!"

Etwa fünf Minuten nach Schulbeginn, riss ich die Türen der Evanston Township High auf. Wie ich es fast schon erwartet hatte, waren keine Schüler mehr auf den Gängen zu sehen. Bei uns nahm man das mit der Pünktlichkeit sehr genau, so dass die Schüler entweder pünktlich oder zur zweiten Stunde kamen. Aber niemand kam einfach während des Unterrichtes. Es war sowas wie eine unausgesprochene Regel an unserer Schule, über die Belle sich zu gern lustig gemacht hatte. „Ich bin doch lieber 10 Minuten zu spät als eine ganze Stunde. Was macht das für einen Sinn?", hatte sie sich dauernd beschwert. Allerdings hatte sie sich trotz allem Protest an diese Regel gehalten, wie jeder hier. Außer mir. Ich war noch nie in meinem Leben zu spät in der Schule gewesen, dafür war es mir einfach zu unangenehm. Sobald ich in den Unterricht platzte, mitten in der Stunde, würden alle Blicke auf mir liegen. Dieser Umstand ließ mich so nervös werden, dass ich schon überlegte, einfach wieder umzudrehen. Wie sehr ich es hasste, so im Mittelpunkt zu stehen. Nur hatte ich in der letzten Zeit schon genug in der Schule verpasst, ich konnte es mir einfach nicht leisten, einen weiteren Tag zu verpassen. Zudem noch unentschuldigt, das sah das College nicht gerne. Also würde ich wohl oder übel dadurch müssen.

Als ich endlich vor der Tür meines Klassenraums stand, atmete ich einmal tief durch. Mein Herz pochte schnell, meine Hände zitterten. Ja, ich hasste es wirklich. Es machte mir einfach Angst. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass das Gewicht der Waffe im Rucksack mich nach unten zog. Ich bildete mir sogar ein, sie ganz deutlich an meinem Rücken spüren zu können. Warum hatte ich nur auf meinen Vater gehört? Er hätte es nicht mitbekommen, wenn ich sie einfach in mein Zimmer gepackt hätte. In diesem Moment kam es mir wie das Dümmste auf der Welt vor. Sie würden die Waffe sehen. Eigentlich war es unmöglich, ich hatte sie in einem gerade so passenden Fach verstaut, das so gesehen direkt an meinem Rücken war. Das Fach hatte sogar einen Reißverschluss und ich hatte die Unmengen an Schulbüchern, die wir tagtäglich mitschleppen mussten, davor gestellt. Theoretisch war sie also unsichtbar. Nur ich wusste von ihrer Existenz. Niemand würde sie sehen, aber ich spürte sie – und das war schlimm genug.

Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich schon seit weiteren drei Minuten wieder vor dieser Tür stand. Vielleicht würde ich doch erst zur zweiten Stunde kommen, mich in der Pause unbemerkt in den Klassenraum schleichen. Einzig und allein der Lehrer würde es bemerken. Denn für alle anderen war ich schon immer unsichtbar gewesen: die beste Freundin von Belle. Leute, mit denen ich jahrelang in einer Klasse war, kannten nicht einmal meinen Namen genau. Ich war nur die beste Freundin von Belle gewesen, doch das war mir immer genug gewesen. Irgendwie wollte ich auch unsichtbar sein. Jetzt wo Belle weg war, war ich nichts mehr. Sie würden meine Abwesenheit nicht bemerken, wenn ich nicht durch diese Tür schritt. Das plötzliche Vibrieren meines Handys ließ mich so sehr aufschrecken, dass ich fast anfing zu schreien. Zum Glück nur fast. Schnell fischte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und sah, dass ich eine Nachricht von meinem Vater hatte.

Ich war gerade bei Toran, du hast deinen Job wieder und sollst heute Abend einfach normal zur Schicht kommen. – Dad.

Ein leichtes Grinsen bildete sich in meinem Gesicht. Ich hatte meinen Job wieder. Aus irgendeinem Grund gab mir diese Nachricht die Kraft, endlich den Klassenraum zu betreten. Mit dem Job, rückte mein Traum Jura an der Northwestern University zu studieren wieder in greifbare Nähe. Dafür bräuchte allerdings einen guten Abschluss – und dafür musste ich im Unterricht anwesend sein. Ganz langsam hob ich meine Hand an und klopfte einmal. Augenblicklich hörte ich von der anderen Seite ein genervtes „Herein", was mir nicht gerade Mut machte. Trotzdem öffnete ich den Klassenraum und betrat es hastig, während ich mich an den Träger meines Rucksackes festklammerte. Wie es zu erwarten war, richteten sich alle Blicke auf mich. „Tut mir leid, dass ich zu spät", entschuldigte ich mich bei der Lehrerin, ehe ich zu meinem Platz schritt und mich mit vermutlich hochroten Kopf niederließ. Erst dann sah ich wieder zur der Lehrerin, die mir ein warmes Lächeln schenkte. „Schon okay, Natalia. Wir haben eh noch nicht viel gemacht." Sie war wie alle anderen an dieser Schule, wie alle anderen in dieser verdammten Stadt. Ich hatte mir fast schon gewünscht, dass sie mich anschrie. Stattdessen behandelte sie mich wie Porzellan, das jeden Moment zerbrechen konnte. Womit sie vermutlich Recht hatte. Denn ich hatte alles verloren. – Nein. Das war falsch. Ich hatte nicht alles verloren, es war mir gewaltsam genommen geworden.

Und während die Lehrerin wieder über die Französische Revolution erzählte, schweiften meine Gedanken zu den Einbrüchen ab und wie genau wir das eigentlich anstellen sollten. Ich würde herausfinden, wer dafür verantwortlich war und dafür sorgen, dass er für sein ganzes Leben lang weggesperrt wird, so wie es verdient hatte.

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