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Kapitel 6

Mit angewinkelten Beinen saß ich auf Alexanders Bett und starrte auf die Blätter, die er sorgfältig in der richtigen Reihenfolge auf den Boden gelegt hatte. Belles Akte. Vorhin in der Polizeistation hatte ich den Inhalt realisiert – doch dank des Adrenalins nicht, was genau es bedeutete. Gott, wie sehr ich mir wünschte, dass es so geblieben wäre. Nun war ich zu nichts anderem mehr in der Lage als Seite 12 der Akte anzustarren, wo schwarz auf weiß stand, dass Belle lebendig begraben wurde. Sie wurde kaltblütig auf eine der grausamsten Art und Weisen ermordet, die ich mir vorstellen konnte. Wie verzweifelt muss sie gewesen sein, als sie sich selbst in der Kiste wiederfand? Ob sie Hoffnung hatte, dass jemand sie befreien würde? Mit einem Mal blieb auch mir die Luft weg und mir traten Tränen in die Augen. Hatte sie Schmerzen gehabt?

„Natalia, hey." Das Gewicht auf meiner Brust drohte mich zu erdrücken, das Atmen fiel mir immer schwerer. Währenddessen hatte ich nur einen Gedanken: Hatte es sich so angefühlt? Wie lange musste sie leiden? „Talia! Beruhig dich. Bitte." Alexander war in meinem Sichtfeld aufgetaucht und hatte seine Hand auf mein Knie gelegt. Er strich leicht über mein Knie, was dazu beitrug, dass ich mich langsam wieder beruhigte. Auch das Atmen wurde wieder leichter. Für Belle allerdings war es nicht einfacher geworden... „Es ist grausam, was Belle angetan worden ist. Das hat sie nicht verdient, das hätte niemand verdient. Aber wir müssen uns darauf konzentrieren, herauszufinden wer es getan hat. Die Vergangenheit können wir nicht mehr verändern, aber die Zukunft. Wir müssen herausfinden, wer ihr so etwas antun konnte und für Gerechtigkeit sorgen. Die Polizei scheint es ja nicht zu tun."

Zum ersten Mal seit Alexander die Bilder auf dem Boden ausgebreitet hatte, löste ich meinen Blick von Blatt 12 und sah stattdessen ihn an. „Du hast Recht. Es tut mir leid." Er nickte und nahm die Hand von meinem Knie. Instinktiv wünschte ich mir, er hätte sie da gelassen, denn es war irgendwie beruhigend gewesen. „Schon okay. Es sind nicht gerade Neuigkeiten, die einfach zu verkraften sind. Irgendwie wäre es mir gerade lieber, sie hätte sich doch selbst umgebracht. Das wäre nicht richtig gewesen, aber einfacher." In Gedanken stimmte ich ihm zu. Es wäre definitiv einfacher gewesen, aber ich hatte in den letzten paar Tagen etwas gelernt: Das Leben war nicht einfach. Stattdessen war es grausam. Grausamer als ich es jemals erwartet hätte. Wie sehr Belle dieses Leben gehasst hätte, die Erkenntnis wie schlimm es wirklich war. Sie war nie unendlich glücklich gewesen und doch hatte sie immer nur das Beste vom Leben erwartet.

„Du bist schon wieder woanders." Unsanft kam ich wieder in der Wirklichkeit an. Ich neigte sehr dazu, mich in meinen Gedanken zu verlieren, in ihnen zu ertrinken. Dabei gab es gerade echt wichtigeres als meine Gedanken. „Es tut mir leid", entschuldigte ich mich erneut, ehe ich aufstand, nur um mich wieder auf den Boden zu knien. So konnte ich die einzelnen Blätter und was auf ihnen geschrieben stand viel besser erkennen. „Wundert es dich nicht, dass die Polizei felsenfest behauptet, es war ein Selbstmord? Das macht einfach kein Sinn. Warum sollten sie das tun? Ich bin davon überzeugt, dass wir das herausfinden müssen. Es führt uns mit Sicherheit zu ihrem Mörder", mutmaßte ich. Noch während ich das sagte, wurde mir schmerzlich etwas bewusst. Mein Vater war die Polizei, er musste auch wissen, dass Belle sich nicht selbst das Leben genommen hatte. Der General hatte mich öfters als ich zählen konnte bei einem so wichtigen Thema angelogen – er hatte alle angelogen. Jedes Mal wenn ich sagte, sie hätte sich nicht selbst umgebracht, hat er versucht mich vom Gegenteil überzeugt. Verdammt, er hatte mich sogar zu der Schulpsychologin geschickt, damit ich die Wahrheit besser akzeptieren konnte.

In dem Moment, in dem ich diesen Umstand erkannte, begann ich meinen Vater zu hassen. Er hätte mir eine Menge ersparen können, wenn er nur ehrlich gewesen wäre. Manchmal, in einem Augenblick der Schwäche, hatte ich ihnen geglaubt und angefangen, mir an Belles Tod die Schuld zu geben. Hatte ich nicht genug auf sie geachtet? War es mein Fehler, dass ich nicht erkannt hatte, wie unglücklich sie war? Diese und andere Fragen hatte ich mir gestellt und wäre beinah daran zerbrochen. Und mein Vater hatte einfach dabei zugesehen. Warum tat ein Mensch so etwas Grausames? Nachdenklich schloss ich für einen Moment meine Augen, versuchte eine Lösung zu finden. Warum taten Menschen grausame Taten? Worum ging es in Kriegen, worum ging es in Morden? – Geld.

Leicht aufgeregt riss ich meine Augen wieder auf. „Wir können herausfinden, wer es war. Ich denke die Polizei hat Geld dafür bekommen, die Klappe zu halten. Ich muss mich also nur in das Konto meines Vaters hacken und dann werden wir wissen, wer es gezahlt hat. Und wer sollte Interesse daran haben die Polizei zum Schweigen zu bringen, wenn nicht der Mörder?" Für eine Sekunde kam es mir ganz einfach vor, die Lösung war greifbar nahe. Das ich nicht gerade die geborene Hackerin war, ignorierte ich für den Moment. So schwer konnte das schließlich nicht sein. „Du musst mich sofort nachhause fahren! Noch ist mein Vater auf der Arbeit, ich muss an seinen Laptop." Alexander nickte bloß und begann die Kopien auf dem Boden der Reihenfolge nach wieder in die Mappe zu heften, die er dafür rausgesucht hatte. „Gut. Nimm du die Akte mit. Ich will sie nicht hier haben."

Nicht einmal fünfzehn Minuten später schloss ich hastig die Tür zu dem Haus auf, das ich jahrelang meine sichere Zuflucht genannt hatte. Doch diese Zuflucht war es nicht mehr für mich. Mein Vater hatte mich ohne Rücksicht auf Verluste angelogen und das alles wegen des Geldes. Am liebsten würde ich das Haus nicht mehr betreten, ich tat es nur noch für Belle. Vielleicht würde ich tatsächlich etwas herausfinden.

Ich spürte ein aufgeregtes Kribbeln in mir, genauso wie in der Polizeiwache breitete sich Adrenalin in meinem ganzen Körper aus. „Natalia!" Meine Euphorie verschwand, sobald ich die Stimme hörte. Die Stimme meines Vaters, der offenbar doch schon zuhause war. Dabei sollte er mindestens noch eine halbe Stunde Dienst haben. Geräuschvoll pfefferte ich die Tür hinter mir zu und stapfte in das Wohnzimmer, wo mein Vater schon auf mich wartete. „Was?", zischte ich und gab mir dabei keine Mühe zu verstecken, wie sauer ich war. Mir war es egal, wenn er herausfand, dass ich es wusste. „Achte auf deinen Ton. Ich will nur wissen, wo du gewesen bist." – „Das geht dich einen scheiß an." Meinem Gegenüber entglitten alle Gesichtszüge. Eigentlich redete ich nicht so mit meinem Vater, er hatte mir Respekt beigebracht. Und Ehrlichkeit. Woran er sich nicht hielt, also warum sollte ich es tun?

„Okay. Du willst es also nicht auf den freundlichen Weg. Ich weiß, dass du vorhin in die Polizeistation eingebrochen bist mithilfe von diesem Alexander. Was hast du getan, Natalia? Sei verdammt nochmal ehrlich zu mir!" Er hatte es herausgefunden. Bevor ich das mit der Korruption gewusst hatte, wäre ich an dieser Stelle vermutlich in Tränen ausgebrochen. Nun war es mir egal, dass er es herausgefunden hatte. Ich war mir meiner Theorie auch hundertprozentig sicher, eine andere Erklärung gab es nicht. „Du erzählst mir was von Ehrlichkeit?! Du hast dir wahrscheinlich von Belles Mörder Geld zahlen lassen, damit du erzählst, es wäre Selbstmord. Du hast mich angelogen und angelogen!" Wütend schleuderte ich ihm den Hefter mit der Akte entgegen. „Sie hat sich also selbst in einer Kiste vergraben? Du hast mich angelogen", schrie ich mit Tränen in den Augen weiter und beobachte ihn dabei, wie er den Hefter misstrauisch aufschlug.

Mir war es in dem Augenblick egal, dass ich gerade den Beweis für Belles Mord aus der Hand gegeben hatte, denn ich ahnte, dass es nicht mehr lange geheim bleiben würde.

Und ich sollte Recht behalten.

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