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Kapitel 22

Schweigend sah ich zu dem imposanten, riesigen Gebäude im Herzen von Chicago, das seit diesem Jahr das Trainingscenter aller angehenden Polizisten in der Stadt war. Auch diejenigen, die bereits in einem der vielen Reviere arbeiteten, hatten die Möglichkeit, hier zentral zu trainieren. „Es ist ziemlich beeindruckend nicht wahr?" Mein Blick lag auf der Glasfassade, die in der Frühlingssonne glitzerte und ich musste zugeben, dass der Anblick wirklich sehr beeindruckend war. Vor einem Jahr hatte genau an der Stelle noch ein riesiges Einkaufszentrum gestanden, was ich mir nun gar nicht mehr vorstellen konnte.

„Na komm." Mein Vater setzte sich in Bewegung und ich folgte ihm, fühlte mich mit jedem Schritt unwohler. Das Letzte was ich lernen wollte, war, wie ich mit einer Waffe umging. Seit mein Vater mir die Pistole übergeben hatte und mich gedrängt hatte, sie an jenem Tag mit zur Schule zu nehmen, verstaubte sie in meinen Nachtschrank. Irgendwie hatte ich gehofft, dass er das Thema einfach vergessen würde. Stattdessen war er mit mir nach Chicago gefahren, um mir zu zeigen, wie ich mich schützen konnte. Wie ich jemand anderen verletzen, vielleicht sogar töten, konnte. „Du bist so still heute. Ist alles in Ordnung bei dir, Talia?" - „Ja. Klar." Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln, als wir gerade durch die riesigen Flügeltüren das Gebäude betraten.

„Gut." Er hatte offenbar keine große Lust, meinen Gefühlszustand länger auszudiskutieren, wofür ich ihm sehr dankbar war. Schließlich wusste ich gerade nicht einmal selbst, wie es mir überhaupt ging. Zielstrebig ging mein Vater auf den runden Tresen in der Mitte der Eingangshalle zu, an dem eine freundlich aussehende Frau saß. Sie lächelte uns an, als wir vor ihr zum Stehen kann. „Sheriff Sullivan. Wie schön, Sie zu sehen. Das muss Ihre Tochter sein? Sie sehen sich so ähnlich!" Sie reichte mir ihre Hand und ich ergriff sie für einen kurzen Moment, ein aufgesetztes Lächeln auf den Lippen. „Die Vaterschaft werde ich wohl kaum bestreiten können." Mein Vater lachte auf, während die Frau meine Hand wieder losließ. „Das stimmt wohl." Sie kicherte. „Es ist schrecklich, was momentan bei ihnen in Evanston passiert. Wirklich, wirklich schrecklich. Es tut mir sehr leid." Ihr Beileid wirkte aufrichtig, doch ich wollte nichts davon hören. Deshalb trat ich ein paar Schritte zurück und musterte die Fotos, die an den Wänden hingen. Auf den meisten waren Polizisten abgebildet, die von verschiedenen Männern im Anzug etwas überreicht bekamen.

Ich ließ meine Augen neugierig über die verschiedenen Bilder streifen, bis mir eines ganz besonders auffiel. Um ganz sicher zu gehen, trat ich noch einen Schritt näher. Toran. Er stand zwischen einem untersetzten Mann und einer großen Frau mit langen schwarzen Haaren. Neugierig las ich die Bildunterschrift.

Familie Reyes - Die Sponsoren des zentralen Trainingsgebäudes

Mein Chef hatte mir zwar erzählt, dass seine Eltern sehr reich waren und ihn damals aus einer möglichen Morduntersuchung herausgekauft hatten. Dennoch hatte ich nicht erwartet, dass die Polizei noch immer ihr Geld annahm. Für einen Augenblick zweifelte ich an dem System, das offenbar an jeder Ecke korrumpierbar war. Wie viele Morden wohl schon von den eigentlichen Beschützern vertuscht worden waren? Zum wiederholten Male an diesem Tag wurde mir übel. Dieses Mal kam die Übelkeit jedoch nicht von der Angst, der Trauer. Ich spürte blanke, rasende Wut in mir, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte.

„Es ist alles geklärt. Wir können." Mein Vater war neben mich getreten und hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt. „Findest du das in Ordnung? Du weißt genau, was die Familie getan hat." Ich deutete auf das Foto, wobei mein Finger zitterte. „Die Welt ist nicht immer gerecht. Und jetzt lass uns loslegen. Wir können eh nichts daran ändern. Wir sollten uns stattdessen einfach freuen, dass die Familie so vielen Polizisten die Ausbildung finanziert. Sie machen die Straßen sicherer, verstehst du das?" Nein. „Natürlich."

„Atme einmal tief durch. Dir kann nichts passieren." Wie mein Vater es mir befohlen hatte, nahm ich einen tiefen Luftzug. Die Zielscheibe ließ ich dabei nicht aus den Augen. „Deine Finger müssen sich entspannen." Erst jetzt bemerkte ich, wie verkrampft meine Finger um den Abzug lagen. Einen weiteren tiefen Atemzug später, lockerte sich mein Griff ein wenig. „Entsichern." Mein Herz pochte schnell gegen Brustkorb, während ich die Waffe so entsicherte, wie er es mir vorher gezeigt hatte. Das Klacken löste in meinem ganzen Körper ein leichtes Kribbeln aus und ich merkte, wie Aufregung in mir hochkam. „Und jetzt schießt du. Mach dich auf einen leichten Rückstoß gefasst. Bei dem Modell fällt er gering aus, aber er ist dennoch vorhanden. Verstanden?"

Ich fühlte mich nicht in der Lage, zu nicken oder etwas zu erwidern. Meine volle Konzentration lag auf dem Ziel vor mir. Einen winzigen Augenblick vergaß ich alles: meine Abscheu davor, eine Waffe zu benutzen, die Morde und meine ausweglose Suche nach einem Schuldigen. Es gab nur noch mich, diese Waffe und das Ziel, das ich treffen sollte. Ruhiger als ich mich fühlte, atmete ich tief durch - und betätigte den Abzug. Im nächsten Moment spürte ich, wie meine Arme durch eine unsichtbare Kraft gegen meinen Brustkorb gedrückt wurden. Unwillkürlich stolperte ich einen Schritt zurück. Meine Gliedmaßen fühlten sich ein wenig an, als wenn sie aus Wackelpudding beständen und zur Sicherheit aller legte ich die Waffe hastig auf der kleinen Anrichte vor mir ab.

„Das war gar nicht schlecht." Ich sah zu meinem Vater, der meinen Blick anerkennend erwiderte. „Gleich noch mal. Du hast fünf Schüsse, danach schauen wir uns das aus der Nähe an. In Ordnung?" Hastig schüttelte ich den Kopf. Eigentlich wollte ihm sagen, dass ich keinen weiteren Schuss abgeben wollte. Doch mein Mund fühlte sich staubtrocken an und ich bekam kein Wort heraus. „Na gut. Wir schauen es uns erst an. Ausnahmsweise." Er drückte auf einem blauen Knopf direkt neben der Anrichte. Während ich meine Schutzbrille abnahm, wurde die Zielscheibe zu uns befördert. Tatsächlich hatte ich einen der äußeren Ringe getroffen, was vermutlich für den ersten Schuss nicht schlecht war.

„Sie ist ein Naturtalent." Eine blonde Frau, die ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte, trat neben meinen Vater. Mein Vater klopfte mir stolz auf die Schulter und grinste die mir unbekannte Frau an. „Danke", stammelte ich bloß. Sie streckte mir ihre Hand entgegen und ich ergriff sie kurz. „Olivia." - „Natalia." Wissend nickte sie, ehe sie sich meinem Vater zuwandte, während ich sie neugierig musterte. Mir fiel sofort ihre kerzengerade Haltung auf und die Marke an ihrem Gürtel, die sie als Detective der Mordkommission in Chicago enttarnte. „Ich habe gehört, was bei euch gerade passiert. Muss echt beschissen sein. Ich würde gerne helfen, aber ich bin gerade an einem sehr wichtigen Fall dran." - „Ja, stimmt. Du arbeitest jetzt in der Mordkommission, stimmt? Das hast du dir wirklich verdient, Liv." Ihr Grinsen wurde noch breiter und zum ersten Mal trat ein warmer Ausdruck in ihre blauen Augen. „Danke", sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, „Ich habe gleich ein Verhör für diese wirklich wichtige Sache. Viel Glück, Christian." Olivia wandte sich von uns ab und war schon ein paar Schritte Richtung Tür gegangen, ehe sie sich noch einmal umdrehte. „Schon mal überlegt, Polizistin zu werden? Glaub mir, die brauchen mehr Frauen wie uns. In dir würde definitiv eine gute Polizistin verloren gehen." Bevor ich ihr etwas darauf antworten konnte, war sie auch schon verschwunden.

„Liv hat Recht. Das hat sie meistens. Aber jetzt brauchen wir erst einmal die restlichen Schüsse auf."

Das war verrückt. Trotz allem, was passiert war, wollte ich nach wie vor Jura an der Northwestern Universität studieren. Außerdem konnte ich nicht einmal ohne schlechtes Gewissen auf eine Zielscheibe schießen. Ich konnte niemand schützen - ich konnte mich nicht schützen.

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