Kapitel 43
Die folgenden Wochen glichen einer Machtübernahme der Carrows. Mit unbarmherziger Grausamkeit und stets mit einem hämischen Lächeln oder einem keuchenden Lachen auf den Lippen setzten sie ihre Regeln durch, ohne Severus Befehlen und Protesten Gehör zu schenken.
Sie forderten eiserne Disziplin und wer nicht nach ihrer Pfeife tanzte wurde hart bestraft, darauf achtend, dass besonders die Muggelstämmigen viel Leid ertragen mussten. Wer nicht gehorchte wurde zum Üben schwarzmagischer Flüche, wie des Folterfluches Crucio missbraucht und erfuhr nur Schmerz und Leid.
Und Severus konnte nur untätig daneben stehen und war gezwungen sein Versprechen gegenüber von Dumbledore brechen. Denn die Macht über Hogwarts glitt ihm angesichts der Übermacht, der er gegenüberstand langsam aus den Fingern. Er konnte die Schüler von Hogwarts nicht beschützen. Denn er stand vor der Wahl. Entweder er setzte Voldemorts Vertrauen ihm gegenüber aufs Spiel, oder dieses Versprechen. Und die Entscheidung fiel ihm nicht schwer.
Denn seine gesamte Mission basierte auf Voldemorts Vertrauen und sollte er dieses jemals verlieren, dann wären all seine Bemühungen umsonst gewesen. Um das zu verhindern nahm er alles in Kauf. Selbst die Tatsache, dass er zusehen musste, wie seine ehemaligen Schüler litten.
Er verschloss die Augen davor und lenkte sein schlechtes Gewissen mit dem Gedanken ab, dass er seinen Schülern schon immer nur Hass entgegengebracht hatte. Warum sollte es also nun, wo sie ihn noch weitaus mehr hassten, anders sein?
Statt sich also um die Geschehnisse auf Hogwarts zu kümmern, verkroch er sich in seinem Büro in den Kerkern und verschwand in seiner Welt aus magischen Zutaten, Tränken und fremdartigen Düften, die ihn kurzzeitig alles vergessen ließen.
Er versuchte sich an Schlaftränken, um seinen Schlafmangel zu bekämpfen, jedoch bescherten sie ihm nur wenige ruhige Stunden, bevor die Albträume ihn wieder heimsuchten. Dann versuchte er sich an verschiedenen Glückstränken, die ihn jedoch allesamt nicht von seinen Sorgen ablenken konnten. Keiner der Tränke konnte seine Wünsche erfüllen und doch machte er immer weiter.
Wie besessen arbeitete er an neuen Kombinationen und Tränken. Das Tränkebrauen war das Einzige, was sich noch genauso spannend und prickelnd anfühlte, wie es sich schon immer angefühlt hatte.
Vorsichtig griff er nach einer kleinen Ampulle in seinem Regal und brachte die kostbare Zutat zu seinem Tisch, wo er sie behutsam neben der geriebenen Schlangenhaut und dem silbrig glänzenden Einhornblut abstellte. Der Trank an den er sich heranwagen wollte, war äußerst schwierig herzustellen und benötigte beim Brauen absolute Konzentration. Doch gerade als er die ersten Zutaten in den Kessel schütten wollte, hämmerte plötzlich jemand an die Tür seines Büros.
Eine von Ungeduld und Reizbarkeit geprägte Wut machte sich in Severus breit, als der kurze pochende Laut erklang und seine Stimme klang eisig kalt und von Zorn durchzogen, als er den unerwarteten Besucher aufforderte, einzutreten.
Und das Gesicht, das er erblickte, als sich die Tür schließlich mit einem leichten Knarzen öffnete, verbesserte seine Stimmung kein bisschen. Es war von fettigen, beinahe vollständig grauen Haaren umgeben und es wirkte zerfurcht und faltig. Auf den Zügen des Mannes hatte sich ein höhnisches Lächeln gebildet hatte, dessen Ursprung Severus auch ohne lange suchen zu müssen, entdeckte.
Mit beiden Händen, hielt der Hausmeister zwei Schüler an den Armen gepackt, die sich mit aller Kraft gegen seinen schraubstockartigen Griff wehrten. Doch trotz der Tatsache, dass Filch äußerlich dürr und nicht sehr kräftig wirkte, gelang es ihnen nicht.
„Direktor, ich habe soeben diese beiden Schüler beim Herumschnüffeln in ihrem Büro entdeckt. Es scheint mir so, als wären sie an dem Schwert interessiert gewesen. Ich habe natürlich sofort gemerkt, dass da etwas nicht stimmt, als die Zugang zum Büro offen stand und ..."
Mit einer Geste schnitt Severus dem Hausmeister das Wort ab. Seine um Beifall heischende und triumphale Miene widerten ihn an und er blickte ihm einfach nur emotionslos in die Augen, bevor er seine Aufmerksamkeit den beiden Schülern zuwandte, die er sogleich erkannte.
Ginny Weasley, deren zerzaustes Haar ihr Gesicht wie Flammen umzüngelten und die ihn aus ihren braunen Augen wütend anfunkelte. Neben ihr stand Neville Longbottom, der sich, wie Severus bemerkte, seit dem letzten Mal, als er ihm genauer aufgefallen war, um einiges Verändert hatte. Er wirkte erwachsener und reifer und auch in seinem Blick funkelten Wut und Entschlossenheit.
Ohne die Kälte aus seinem Blick weichen zu lassen, blickte Severus den jungen Zauberern in die Augen, dann wandte er sich wieder Filch zu.
„Bringen Sie die beiden in mein Büro und sorgen sie dafür, dass sie nicht die Flucht ergreifen können und nichts anfassen. Ich werde mich später mit ihrer Strafe befassen."
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