Kapitel 17
„Entschuldigung? Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu ihnen setze?"
Mit diesem Satz wurde Severus abrupt wieder zurück in die Realität gerissen. Dabei war er so überrascht, dass er nur perplex nicken konnte, während er in die grünen Augen der Frau sah. Mit einem Mal fühlte sich Severus unendlich hilflos und erschöpft. Er hatte immer den Eindruck gehabt, alles unter Kontrolle zu haben, doch plötzlich schaffte er es nicht einmal mehr wach zu bleiben.
Er versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, die letzten Tage wären einfach nur zu kräftezehrend gewesen und er würde sich wieder erholen, doch trotzdem fühlte er sich unsicher.
„Geht es Ihnen gut?", richtete sich die Fremde erneut an Severus und runzelte dabei besorgt die Stirn, „Sie sehen ein wenig mitgenommen aus."
Der Zauberer brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, bevor er ihr einfach nur kurz zunickte, ohne seine Miene zu verziehen. Kurz dachte er darüber nach etwas zu sagen, doch ihm fielen weder die richtigen Worte ein, noch wusste er wie er mit dieser ungewohnten Freundlichkeit umgehen sollte.
Kurz sah die Frau ein wenig enttäuscht aus, doch nur wenige Augenblicke darauf, lächelte sie wieder, bevor sie plötzlich verwirrt die Stirn runzelte.
„Haben wir uns schon einmal gesehen? Sie kommen mir ein wenig bekannt vor, allerdings kann ich mich nicht erinnern wo ich Sie gesehen haben könnte."
„Ich bezweifle es", antwortete Severus nur ruhig. Einen Moment lang, hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er einen so kühlen und unfreundlichen Ton eingeschlagen hatte, doch zugleich hielt er es so für besser.
Er hätte gar nicht erst nach der Fremden suchen sollen, aber da es nun schon getan hatte, sollte er wenigstens so wenig wie möglich Informationen über sich selbst preisgeben und ihr auf keine Weise zu Nahe kommen.
„Hmm, vielleicht haben wir uns ja mal im Krankenhaus getroffen. Dort sehe ich alleine an einem Tag so viele verschiedene Patienten, dass ich die Meisten davon, bald wieder vergesse. Ich bin übrigens Liana", redete die Unbekannte munter weiter, so als hätte sie Severus Unfreundlichkeit gar nicht bemerkt.
Liana
Severus verspürte unwillkürlich den unstillbaren Wunsch diesen melodischen Namen auszusprechen und sich seinen Klang auf der Zunge zergehen zu lassen. Plötzlich konnte er nicht anders, als der geheimnisvollen Frau, auch seinen Namen zu verraten.
„Mein Name ist Severus", sagte er knapp, bevor er sich wieder der schmutzigen Fensterscheibe zu wandte. Trotzdem konnte er von der Seite aus erkennen, wie sich ihre Mundwinkel hoben und wie sie lächelte.
Dieses Lächeln erinnerte Severus beinahe sosehr an Lily, wie diese grünen Augen. Es war ein warmes Lächeln, dass so viel Glück ausstrahlte, dass der Zauberer den Eindruck hatte, dieses Gefühl könnte sich auf jeden übertragen.
Doch vielleicht bildete er sich nur ein, Lilys Lächeln in Lianas Gesicht zu sehen. Weil er Lily geliebt hatte, oder besser gesagt immer noch liebte. Und weil er sich nach ihr mehr sehnte, als nach irgendetwas anderem. Er sehnte sich nach dem, was er niemals würde haben können und jeder Atemzug, den er ohne Lily machen musste, schmerzte mehr als alle Folter der Welt.
Mit ihr war ein Stück seines Herzens verloren gegangen und der Teil seiner Seele, der noch rein gewesen war, war von der Dunkelheit eingenommen worden.
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