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„Wo willst du hin?", fragte Mal mich am nächsten Tag, als ich mir kurz vor eins die Jacke anzog.

„Mittagspause", meinte ich.

„Du hast keine Mittagspause", erwiderte er unbeeindruckt.

„Ja, und das ist ziemlich gesetzeswidrig."

„Nicht für die Menschen, die gerne über eine Stunde zu spät kommen, oder fast täglich früher nach Hause gehen oder die Hälfte des Tages auf der Toilette verbringen, um Candy-Crush spielen zu können."

„Um Himmels Willen, wer spielt denn heutzutage noch Candy-Crush?"

Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Du gehst nirgendwo hin. Die Lieferung von heute Morgen muss noch eingeschlichtet werden."

Ich verdrehte die Augen. Auf keinen Fall würde Malcom mir mein Lunch-Date mit Juliana versauen. „Komm schon, Mal, eine Stunde. Ich bleibe auch bis Ladenschluss."

„Das hier ist doch keine Verhandlung, Parker." Er verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete mich misstrauisch. „Du hast noch nie eine Mittagspause verlangt. Was gibt es denn so Wichtiges?"

„Wenn du nicht einhundert Prozent deiner Zeit darauf verschwenden würdest, tote Fische aus den Aquarien zu angeln oder in Hamsterscheiße zu wühlen, wüsstest du es vielleicht."

Er seufzte tief und verdrehte die Augen, aber ich glaubte trotzdem einen Hauch Belustigung in seinen Augen zu sehen. „Von mir aus. Eine Stunde. Aber keine Minute länger!"

Juliana hatte mir die Adresse geschickt. Mit dem Auto lag ihre Arbeitsstelle keine sieben Minuten von meiner entfernt und ich hatte mich gestern noch im Internet darüber informiert, wo wir in der Nähe etwas essen gehen könnten.

Ich schickte ihr eine Nachricht, dass ich da war und sie antwortete fast in derselben Sekunde, dass sie gleich unten sein würde. Ich steckte mein Handy zurück in die Hosentasche und blickte auf das Gebäude. Es war unfassbar hoch und sein Ende konnte ich durch die Windschutzscheibe meines Autos gar nicht sehen. Es schien beinahe vollständig aus Glas zu bestehen, zumindest nahmen die Glasfenster einen großen Teil des Bauwerkes ein. Ich konnte mir einen Arbeitsalltag in diesem Spießergebäude nur allzu gut ausmalen, nur konnte ich mir Juliana mit ihren schrillen, blauen Haaren darin absolut nicht vorstellen. Zwischen all den Männern in ihren Anzügen und Krawatten und den Frauen mit streng zurückgestecktem Haar, Brille und engen, langen Röcken, die mich an meine Volkschullehrerin erinnerten. Die, die einmal einem indischen Jungen aus meiner Klasse zur Strafe für den Kaugummi, den er unter den Tisch geklebt hatte, solange mit dem Lineal auf die Finger geschlagen hatte, bis er zu weinen begonnen hatte. Sie hatte nur weiße Kinder gemocht.

Als ich Julianas blauen Meerjungfrauenzopf erspähte, schwang ich mich aus meinem Wagen.

„Zum Glück trägst du keinen Anzug!", stieß ich erleichtert aus und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Sie lachte und sah an sich herunter. Die schwarze Jeans und die schlichte, weiße Bluse standen ihr weitaus besser als der Aufzug, in dem ich sie mir vorgestellt hatte.

„Wieso denn?", lächelte sie breit. Wie schaffte sie es bloß, jeden Tag so gut gelaunt zu sein? Es war ansteckend.

„Weil wir nur eine Stunde Zeit haben und du daher die Wahl zwischen McDonalds, Burger King und Subway hast. Kein Ort für Anzugträger."

„Du warst wohl nicht sonderlich häufig in Fast-Food Restaurants, oder?", fragte sie und grinste. „Meiner Erfahrung nach sind da nämlich relativ viele Anzugträger, weil die meisten Anzugträger keine Zeit für ein ausgiebiges Mittagessen haben. Sie arbeiten viel und wollen schnell essen, damit sie sofort wieder weiterarbeiten können." Sie nahm meine Hand und für einen kurzen Moment glaubte ich, dass mir die Luft wegblieb. Sie gab bereits die Richtung vor und zog mich sanft mit sich. „Magst du asiatisch? Es gibt hier nämlich gleich um die Ecke ein Restaurant, das Running Sushi anbietet. Dann müssen wir nicht darauf warten, dass unser Essen zubereitet wird und schöpfen das volle Potential aus dieser einen Stunde."

Sie hätte genauso gut fragen können, ob ich mein Mittagessen gerne aus einem dreckigen Aschenbecher essen wollte und ich hätte nicht Nein sagen können, solange ihre warme, weiche Hand in meiner lag.

Also: Running Sushi.

Es war ein klassisches asiatisches Restaurant mit roten Wänden und Goldverzierungen an der Decke und den Säulen. Überall waren Drachenskulpturen oder Zeichnungen von Drachen, Pandabären und Löwen angebracht. Hinter der Theke standen diese unheimlichen, goldenen Winke-Katzen in allen Größen, die uns anstarrten, als wir das Restaurant betraten. Juliana zog mich an einen der mittigeren dunkellackierten Holztische und ich setzte mich ihr gegenüber, während die kleinen Köstlichkeiten in ihren Schälchen an uns vorbei fuhren.

„Jedes Mal, wenn ich so ein Restaurant betrete, frage ich mich, ob mir mein Sushi diesmal wirklich vom Teller springt und davonrennt."

Sie lachte auf. „Du hast Sorgen..."

Eine Kellnerin mit nahezu weißer Haut und pechschwarzem Haar kam an unseren Tisch und fragte, was wir trinken wollten. Juliana bestellte eine Cola. Ich eine Pepsi. Und dann türmten sich auch schon die kleinen Schälchen auf unserem Tisch und wir begannen zu essen.

Meine Mom war eine große Sushi-Liebhaberin und hatte mir und meinen Geschwistern schon früh beigebracht mit Stäbchen zu essen und auch Juliana konnte keine Anfängerin sein.

Liv hatte ihr Sushi immer mit einer Gabel aufgespießt und mich damit in den Wahnsinn getrieben.

„Wo hast du Loaf heute gelassen?", fragte Juliana, als unsere Getränke serviert wurden und mischte Wasabi in ein Schälchen mit Sojasauce.

„Sie war böse", antwortete ich. „Sie hat mein Sofa angeknabbert."

„Und da hast du sie zu Hause gelassen, damit sie in aller Seelenruhe weitermachen kann?"

Ich hielt mitten im Kauen inne. „Wow, das habe ich wirklich nicht bedacht. Ich hatte nur Angst, dass sie wieder an meinen Autositzen herumbeißt, wenn ich sie mitnehme."

Sie kicherte. „Tja, wenn... wenn deine Couch nicht mehr zum Sitzen geeignet ist, kannst du gerne jederzeit rüber kommen und meine benutzen."

„Ach, ist das so?", fragte ich interessiert. „Dann muss ich wohl mein Bett mit Hundefutter einreiben."

Wieder lachte sie und schüttelte den Kopf. „Du hast ein unfassbar freches Mundwerk, weißt du das?"

Ich musste lächeln. „Und wo hast du A.T. gelassen?"

„Zuhause. Ich darf ihn nicht ins Büro mitnehmen. Meine Chefin hasst Hunde."

„Was ist mit Simba? Einen Goldfisch darfst du doch wohl mitnehmen. Stell dir das Glas einfach auf den Schreibtisch."

„Dann ist er aber an den Wochenenden alleine", entgegnete sie entrüstet.

„Du lässt lieber den Hund alleine als den Fisch?"

Sie verzog das Gesicht. „Nun mach mir doch kein schlechtes Gewissen. Meine Chefin geht bald in Rente. Vielleicht mag ihr Nachfolger ja Hunde. In anderen Abteilungen haben die Chefs kein Problem damit, nur in meiner."

Ich beobachtete sie dabei, wie sie ein Stück Lachssushi in die Sojasauce tunkte und es sich dann in den Mund steckte.

„Bist du eigentlich Vegetarierin?", hörte ich mich fragen.

Sie schluckte den Bissen gemächlich hinunter und betrachtete mich. „Wieso?"

„Bei unserem ersten Date hast du eine vegetarische Pasta gegessen. Aber jetzt isst du Fisch. Hilf mir auf die Sprünge."

„Es gibt auch Pescetarier", erwiderte sie. „Vegetarier, die Fisch essen."

„Und das bist du?"

„Nein." Sie schüttelte gelassen den Kopf. „Aber wenn ich Fleisch esse, dann will ich es selbst zubereiten. Dann weiß ich immerhin, woher es kommt. In Oregon haben wir außerhalb der Stadt gelebt und unser Fleisch immer frisch vom Bauern geholt. Da hatten die Tiere ein schönes Leben und waren nicht so eingepfercht, wie die Whatsapp-Emojis auf meinem Handy." Ich musste grinsen. „Aber hier in New York..."

„Naja, hier findet man durchaus auch ein paar Schweine in ihrem natürlichen Habitat", warf ich grübelnd ein. „Allerdings gehen die auf zwei Beinen."

Sie lachte. „Korrekt. Also verzichte ich eben ein Weilchen darauf, bis ich herausgefunden habe, wie ich an mein gutes, gesundes Fleisch herankomme."

„Und der Fisch?" Ich deutete mit meinen Stäbchen darauf und sie seufzte verzweifelt.

„Ist einfach zu lecker. Ich könnte mich in Sushi eingraben. Ich hatte sogar mal eine Lebensmittelvergiftung davon. Hat mich nicht abgehalten. Eine Woche später habe ich mir Sashimi bestellt."

Ich trank einen Schluck von meiner Pepsi und wandte mich meinen Frühlingsrollen zu.

„Denkst du denn, dass es einen so großen Unterschied macht, woher das Tier kommt, das auf deinem Teller landet?"

Ein paar Bekannte aus meiner Schulstufe waren Vegetarier gewesen, manche sogar Veganer. Dabei war es den meisten um die Umwelt und das Tierleiden gegangen. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der behauptete, dass Tierschlachtung okay war, solange das Tier ein schönes Leben hatte.

Und genau das machte Juliana so interessant.

„Du nicht?", gab sie zurück.

„Im Endeffekt ist das Tier tot und du isst es", sagte ich. „Und ich glaube nicht, dass es so etwas wie humanes Schlachten gibt. Da spielt es keine Rolle mehr, wie es vorher gehandhabt wurde."

Sie legte nachdenklich den Kopf schräg. „Doch, ich finde schon. Massentierhaltung ist einfach nur grausam. Die Tiere sehen kein Tageslicht, haben kaum Platz, sich zu bewegen, leben in ihrem eigenen Dreck, haben keine schöne Wiese, die kleinen Schweinchen bekommen ihre Schwänze abgeschnitten, damit sie sich die nicht gegenseitig abbeißen, Kühen werden die Kälber weggenommen und Küken werden geschreddert. Bei lebendigem Leib. Außerdem werden ein Haufen Medikamente ins Futter gemischt, wegen der Krankheiten, und Beruhigungsmittel, die dann alle in unserem Körper landen."

„Also, du sagst, es ist gerechtfertigt, ein Tier zu töten, um es zu essen, solange es davon ein schönes Leben hatte? Du bist trotzdem dafür, es zu töten."

„Ich bin aber auch für eine artgerechte Haltung. Was ist deine Ausrede dafür, dass du Fleisch für lächerliche fünf Dollar im Supermarkt kaufst?"

„Mein Gehalt", entgegnete ich trocken.

„Wenn du mehr Geld hättest, würdest du also darauf achten, dass das Fleisch, das du isst, nicht aus Massentierhaltung stammt?"

Jetzt hatte sie mich erwischt. Und das wusste sie. „Naja... Wie du schon sagtest, wir sind in New York. Soll ich etwa drei Stunden fahren, bis ich zum Bauern meines Vertrauens komme? Das ist auch umweltschädigend."

„Und dass wir Milliarden Tonnen Soja produzieren, mit denen wir die ganze Menschheit ernähren könnten, es aber dazu verwenden, um Tiere zu füttern, um mit denen nur ein paar Millionen ernähren zu können? Und parallel dazu auch noch einen Haufen Wasser verschwenden? Was glaubst du, wie gut das für die Umwelt ist?"

„Wie sind wir von Vegetarismus zu Sojaplantagen und Umweltschutz gekommen?", murmelte ich und sie schmunzelte.

Sie legte ihre Stäbchen weg und ein herausfordernder Blick spiegelte sich in ihren Augen. „Du findest also, das was ich tue, ist unmoralisch."

Ich nickte. „Ja."

„Und das was du tust ist auch unmoralisch."

Wieder nickte ich, ohne so recht zu wissen, worauf sie hinauswollte. „Bestimmt, ja."

„Und kannst du schonungslos ehrlich sein?"

„Na, hör mal. Wie ehrlich soll ich denn noch sein?"

Sie grinste. „Gut. Ich fordere dich dazu heraus, ein moralischerer Mensch zu werden."

Ich lachte auf, weil ich kurz dachte, sie hätte einen Witz gemacht, aber sie blieb ernst. „Wie meinst du das?"

„Wir verzichten beide auf Fleisch. Fleisch und Fisch jeglicher Art. Keine Tiere werden gegessen. Wer zuerst einknickt und es trotzdem macht, hat verloren und muss ehrlich gestehen. Eine Wette."

Ich sah sie misstrauisch an. „Und was springt für den Gewinner dabei raus?"

Sie spitzte die Lippen. „Ich überleg mir was. Bist du dabei?"

„Pfff. Bei einer Wette, die ich auf jeden Fall gewinnen werde?"

Sie grinste mich an und schüttelte den Kopf. „Wieso denkst du, dass du gewinnen wirst?"

„Du hast es eben gesagt. Selbst eine Lebensmittelvergiftung hat dich nicht von Sushi ferngehalten. Viel Spaß bei deiner Durststrecke. Deiner äußerst kurzen Durststrecke." Ich schüttelte bedauernd den Kopf.

Ich hatte ihr nicht gesagt, dass es für mich kein Problem werden würde, kein Fleisch zu essen. Die einzigen Gelegenheiten, an denen ich es tat, waren im Restaurant oder bei meinen Eltern. Es konnte nicht so schwierig sein, das für eine Weile aus meinem Essensplan zu streichen, oder?

Andererseits... ich war ziemlich oft bei meinen Eltern oder bestellte Essen. Egal, ich würde sie auf gar keinen Fall gewinnen lassen!

„Und ab wann gilt die Wette?"

„Sobald wir mit essen fertig sind", erwiderte sie und griff eifrig nach einem weiteren Teller Sushi.

Nach dem Essen bezahlte ich und brachte Juliana zurück zu ihrer Arbeit. Ich begleitete sie bis in ihr Abteil in den dreizehnten Stock und sah mit Freuden dabei zu, wie ein dunkelhaariger Kerl mit kariertem Hemd, der vielleicht ein paar Jahre älter war als ich, grimmig vom Kopierer aus zu uns hinüberstarrte, als Juliana mich zum Abschied umarmte.

Ich wusste, dass es Eifersucht war, die in seinem Blick gelegen hatte, als er Juliana beim Vorbeigehen grüßte und so breit wie möglich anlächelte. Sie grüßte fröhlich zurück, aber ihre Aufmerksamkeit schnellte sofort zu mir zurück.

Es hatte mir gefehlt. Das gab ich gerne zu. Die neidischen Blicke anderer, wenn sie wussten, dass ich ein Mädchen hatte, das sie wollten.

Du hast Juliana nicht, mahnte ein herablassendes Teufelchen in meinem Kopf.

Noch nicht, erwiderte ich. Aber ich bin auf bestem Weg dahin.

„Das waren zwei Stunden", murrte Mal, als ich die Tierhandlung wieder betrat, klang aber weder sonderlich überrascht noch wütend. „Du bleibst heute länger."

Das war es absolut wert gewesen.

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