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Das erste Konzert


Zum tausendsten Mal betrachtete Johanna sich im Spiegel. Sie hatte sich für ihren Lieblingsrock entschieden, der wie alle anderen ihrer Rücke bis kurz unter ihre Knie ging, und eine Bluse, die aus weichem, luftdurchlässigen Stoff war. Sie würde schwitzen heute Nacht, das stand fest. Wenn ihr ihre Erfahrung mit Konzerten eines gelehrt hatte, dann, dass eine Menge Menschen auf engem Raum zusammen mit Feuer-Shows auf der Bühne unglaubliche Hitze produzieren würden.

Sie drehte sich um, ging zu der Kommode im Flur und überprüfte zum letzten Mal den Inhalt ihrer kleinen Handtasche: Handy, Geldbeutel, Taschentücher, eine winzige Flasche Wasser, Lippenstift und Puder. Zusammen mit ihrem Schlüsselbund sprengte das beinahe das Fassungsvermögen des winzigen ledernen Täschchens, doch sie wollte keine größere Tasche mitnehmen, die sie nur stören würde. Außerdem war die Kamera, die sie mitnehmen musste, schon schwer genug. Sie wünschte, sie könnte das Konzert einfach nur genießen, aber zumindest ein paar brauchbare Fotos würde sie schießen müssen, um ihre Artikel besser verkaufen zu können.

Entschlossen zog sie die Tür zu ihrer Wohnung hinter sich zu und eilte die Stufen hinunter. Das erste Konzert der Tour fand direkt in ihrer Heimatstadt Leipzig statt. Sie konnte gar nicht in Worte fassen, wie glücklich sie darüber war. Es nahm dem ganzen Unterfangen irgendwie ein bisschen von seinem Schrecken. Schnellen Schrittes lief sie zur Straßenbahnhaltestelle und wartete auf die Bahn, die sie direkt bis zur Konzerthalle bringen würde.

Mit jeder Station, die sie sich der Halle näherten, stiegen mehr schwarz gekleidete Menschen ein, die offensichtlich dasselbe Ziel hatten wie sie. Sie konnte die Blicke spüren, die ihr immer wieder zugeworfen wurden. Ihr sorgfältig geschminktes Gesicht, ihre Kleidung, die normalerweise schon nicht in diese Zeit passte, ihre perfekte Frisur. Sie atmete tief durch. Sie kannte diese Blicke, sie wurden ihr immer zugeworfen, wenn sie das Haus verließ. Sie hatte einen anderen Stil und sie stand dazu. Sie fühlte sich wohl in ihrer Weiblichkeit.

„Na, hübsches Fräulein, wo wollen wir denn hier?"

Der Mann, der zwei Haltestellen zuvor zugestiegen war und sich neben sie gesetzt hatte, lehnte sich unangenehm weit zu ihr rüber. Zitternd umschloss Johanna ihre Handtasche mit beiden Händen: „Wohin mich die Bahn bringt."

Der Mann lachte und der Geruch von Bier und Zigaretten schlug ihr entgegen. Alarmiert wandte sie sich zu ihm, um ihn genauer ansehen zu können. Er war definitiv älter als sie, aber nicht alt. Seiner Kleidung nach zu schließen war er wohlhabend, aber die Bierflasche in seiner Hand zeugte davon, dass er an diesem Abend keinen teuren Vergnügungen nachgehen wollte.

„Willst du Gesellschaft dabei?", raunte er ihr zu, in einem offensichtlichen Versuch, verführerisch zu wirken. Angewidert presste Johanna sich gegen das Fenster, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihn zu bringen. Dass sie auf dem Weg zum Konzert in Schwierigkeiten geraten würde, stand definitiv nicht auf ihrem Plan.

„Belästigt Sie dieser Herr?"

Überrascht schaute Johanna auf. Im Gang stand ein Mann von beträchtlicher Größe – sowohl in Höhe als auch in Breite – und starrte finster auf den Kerl neben ihr hinab. Sie wusste, ihre Augen waren kugelrund, aber sie konnte sich nicht dazu bringen, den Blick abzuwenden. Ihrem unerwünschten Sitznachbarn schien es ähnlich zu ergehen, denn auch er war erstarrt und schien unfähig zu einer Antwort.

Sie schluckte: „Äh, nicht direkt, aber ..."

Der Ausdruck auf dem Gesicht des Riesen wurde wenn möglich noch finsterer: „Kennen Sie sich?"

Johanna schüttelte stumm den Kopf. Langsam legte der fremde Mann eine Hand auf der Rückenlehne des Sitzes ab. Als wäre ihr Sitznachbar dadurch aus seiner Starre erwacht, sprang der plötzlich auf und verschwand irgendetwas Unverständliches murmelnd ans andere Ende der Straßenbahn. Der schwarz gekleidete Riese drehte sich um und schaute ihm nach.

„Danke", flüsterte Johanna. Sie war ihm tatsächlich dankbar, dass er sie aus der unangenehmen Situation gerettet hatte, aber sehr viel vertrauenserweckender war er auch nicht.

Der Riese wandte sich wieder ihr zu, doch zu seiner Überraschung zierte nun ein belustigtes Grinsen sein Gesicht: „Gerne. Die ticken immer alle aus, wenn ich böse gucke. Keine Eier in der Hose. Ein bisschen böse gucken kann ja jeder."

Erleichterung durchströmte Johanna. Lachend schüttelte sie den Kopf über ihre eigene Dummheit. Sie selbst kämpfte immer damit, dass niemand ihr Äußeres mit ihrem Charakter zusammenbrachte, und nun hatte sie sich tatsächlich selbst kurz von dummen Vorurteilen leiten lassen, nur weil ihr Retter eine ebenfalls ungewöhnliche äußere Erscheinung hatte.

„Sie sind eben eine beeindruckende Gestalt", erwiderte sie schmunzelnd. Der Riese schaute sie kurz scharf an, dann stimmte er in ihr Lachen ein: „Richtig, ja, das könnte helfen, da haben Sie Recht."

„Wollen Sie sich setzen?", erkundigte Johanna sich, während sie ihren Rock zurecht rückte.

„Nee, lass Sie mal", sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung: „Ich steck eh immer nur fest, wenn ich mal versuche, mich in diese Ameisensitze zu zwängen."

Unwillkürlich prustete Johanna.

„Entschuldigung, ich will Sie nicht auslachen ...", stammelte sie peinlich berührt, als ihr aufging, dass sie ihn gerade ausgelacht hatte.

„Ach, machen Sie sich keine Sorgen", kam es kopfschüttelnd von dem Riesen: „Ich weiß ja selbst, dass ich ein bisschen ungewöhnlich aussehe. Ich kann diese übermäßig politisch korrekten Idioten eh nicht ausstehen, die immer so angestrengt so tun, als wäre alles normal an mir. Erzählen Sie mir lieber, wo geht es denn hin für Sie?"

Kurz haderte Johanna mit sich selbst, doch der junge Mann wirkte freundlich genug, dass sie ihm vertrauen konnte: „Endhaltestelle. Ich will zu einem Konzert."

„Lorem ipsum?", hakte er nach, die Augenbraue hochgezogen, und sie nickte. Erneut brach er in Lachen aus: „Darauf hätte ich nie gewettet. So sehen Sie nicht aus!"

Gespielt entrüstet entgegnete sie: „Sie sehen auch nicht so aus, als ob sie Jungfrauen in Not beistehen!"

„Ah, Touché!", lachte er und hielt ihr seine Hand hin: „Ich bin übrigens Micha."

„Johanna", erwiderte sie, während sie lächelnd seine Hand schüttelte.

„Weißt du, worauf du dich eingelassen hast mit lorem ipsum?", erkundigte Micha sich nach einem kurzen Moment des Schweigens.

Johanna rollte nur mit den Augen: „Natürlich. Ich würde kaum vierzig Euro für ein Ticket ausgeben, wenn ich das nicht wüsste, oder?"

„Ich frag ja nur", wiegelte er rasch ab: „Kommt nicht oft vor, eine Dame bei einem Konzert von l-i zu sehen."

Sie grinste: „Ich bin keine Dame, ich sehe nur so aus."

Ehe sie weiter reden konnte, kündigte ein Klingeln die Endhaltestelle an. Unsicher blickte Johanna zu ihrem neu gewonnen Gefährten auf: „Bist du alleine hier?"

„Jupp."

Unentschlossen kaute sie auf ihrer Lippe: „Ich auch. Ist lange her, dass ich auf einem Konzert war. Würdest du ... mit mir reingehen? Ich habe unterschätzt, wie furchteinflößend große Menschenmassen sein können."

Ein strahlendes Lächeln erschien auf Michas Gesicht: „Aber klar doch, Madame. Ich würde niemals eine Jungfrau in Not zurücklassen."

Sie hatte das Bedürfnis, ihn spielerisch zu schlagen, doch sie wusste, das war eine typische Geste einer Frau, die flirten wollte. Sie wollte nicht missverstanden werden, schon gar nicht von einem so netten jungen Mann wie Micha. Je länger sie auf dem Weg zum Eingang mit ihm redete, umso mehr gewann sie den Eindruck, dass er das Gemüt eines verspielten kleinen Bärenjungen hatte. Sie wusste, sie sollte ihn nicht an seinem außerordentlichen Übergewicht messen, doch sie konnte nicht anders, als innerlich beeindruckt zu sein, wie entspannt Micha offensichtlich mit seiner eigenen Figur umgehen konnte. Er bewegte sich behäbig, aber nicht ungeschickt, und plauderte so entspannt mit ihr, als habe er keine Sorgen auf der Welt. Beinahe beneidete sie ihn um seine Gelassenheit.

Die lange Schlange am Einlass überraschte Johanna: „Ich war vor über fünf Jahren mal bei einem Konzert, scheint sich einiges geändert zu haben."

„Was erwartest du von einer Band, deren Album auf Platz eins der Charts gelandet ist?", gab Micha grinsend zurück, während er in seiner Hosentasche nach seinem ausgedruckten Ticket suchte.

Johanna entfaltete ihres ebenfalls, innerlich mehr als angespannt, während sie Stück für Stück näher an den Eingang kamen. Ihre Finger krampften sich um das Dokument mit dem QR-Code, mit angehaltenem Atem wartete sie, bis das Biepen des Lesegerätes dem Mann am Einlass verriet, dass ihr Ticket tatsächlich gültig war. Ihr entging nicht, dass er sie kurz von oben bis unten musterte, doch da er nichts sagte, sagte sie auch nicht. Endlich war es soweit. Sie erinnerte sich noch wage an das Hochgefühl, das sie bei ihrem ersten Konzertbesuch ergriffen hatte, und sie spürte, dass ihre Nervosität auch jetzt langsam in freudige Erregung umschwang.

„Na, Mark, mal wieder den Job hier vorne abbekommen?", sagte Micha im Plauderton, während der Mann vor ihm sich bemühte, den zerknitterten Barcode einzulesen.

„Wie du siehst", grummelte der, ehe er genervt aufgab: „Ehrlich, Micha, du solltest langsam wissen, dass wir mit solchen Tickets hier nichts anfangen können. Es darf kein Knick im Code sein!"

Schuldbewusst zog Micha die Schultern hoch: „Sorry, Mann, du kennst mich doch."

Finster schaute der Mann, dessen Name offenbar Mark war, ihn an: „Das macht's nicht besser. Wenn das irgendwem anders passieren würde, wäre an dieser Stelle Schluss. Sei froh, dass ich ein netter Kerl bin und für dich unsere Datenbank durchschaue!"

Mit einem schuldbewussten Grinsen drehte Micha sich zu Johanna um: „Passiert mir irgendwie immer. Ich weiß auch nicht, wieso ich nicht besser auf diese verdammten Zettel aufpassen kann."

Sie lachte nur. Natürlich war jemand wie Micha ein Stammgast auf diesen Konzerten. Woher auch immer er das Geld dafür nahm. Und es war ebenso offensichtlich, dass hinter Marks grummelnder Fassade tatsächlich eine Freundschaft zu Micha verborgen lag. Geduldig wartete sie, während am zweiten Einlass neben ihr die Schlange Stück für Stück reinrückte. Ein zufriedener Laut erklang von Mark.

„Na also, da haben wir dich ja", murmelte er, ehe er lauter hinzufügte: „Okay, du bist wie erwartet auf der Liste. Kannst rein. Und pass gut auf deine Dame auf, wir wollen ja nicht, dass sie bei ihrem ersten Konzert direkt zerquetscht wird, mh?"

Mark zwinkerte ihnen beiden voller Andeutungen zu, doch ehe sie protestieren konnten, musste er sich schon den nächsten Besuchern widmen. Micha zuckte mit den Schultern und bedeutete Johanna, ihm zu folgen.

„Lorem ipsum ist mit jeder Tour hier, die Halle ist einfach der Wahnsinn für große Konzerte!", erklärte er, während er sie zielsicher an den anderen Besuchern vorbei lotste: „Und ich bin schon oft genug hier gewesen, um zu wissen, dass es hinten hinter den Toiletten einen kleinen Gang gibt, der zu einem zweiten Eingang in die Konzerthalle selbst führt. Bringt einen zwar nicht weiter nach vorne, aber man quetscht sich nicht mit tausend anderen durch dieselbe Tür."

Im Innern der Halle waren die Menschenmassen schon in einem Zustand nervöser Anspannung, alles wartete darauf, dass lorem ipsum endlich die Bühne betrat. Johanna war mindestens ebenso angespannt. Immer wieder fing sie skeptische, teilweise auch böse Blicke auf, während sie sich hinter Micha durch die Menge schlängelte. Ihr Herz schlug schneller als es sollte dafür, dass es noch gar nicht losging. Es war zu laut, als dass eine normale Unterhaltung noch möglich gewesen wäre, doch Johanna war froh drum. Sie wollte ganz in diesem Augenblick versinken.

Mit geschlossenen Augen, einen Arm unter Michas Arm untergehakt, wartete sie den Beginn der Show ab. Es war schon jetzt warm und stickig in der Halle, doch sie kümmerte sich nicht darum. Sie war wie immer fein gekleidet, doch es spielte keine Rolle, in welchem Zustand sie heute nach Hause kommen würde. Was zählte, war die Musik, die Nähe zu ihren Lieblingsmusikern, der Rausch der Menschenmasse.

Lauter werdendes Gemurmelt und aufbrandender Applaus kündeten schließlich davon, dass sich auf der Bühne etwas tat. Tief holte Johanna Luft, ihr Mund verzog sich zu einem unkontrollierten Grinsen. Einer nach dem anderen kamen die Mitglieder der Band auf die Bühne, immer noch so nachlässig wie damals, als sie mit achtzehn auf ihrem Konzert gewesen war, so, als würden sie das Publikum vor sich gar nicht wahrnehmen. Natürlich konnte man eine so riesige Menschenmasse kaum ignorieren, doch ihre abgeklärte Art passte einfach.

Und endlich kam auch John auf die Bühne. Mit angehaltenem Atem starrte Johanna nach vorne. Sie war zu weit weg, um viel sehen zu können, doch eines war sicher: Obwohl er inzwischen die Vierzig überschritten haben musste, fühlte sie sich immer noch genauso zu ihm hingezogen. Wenn nicht sogar noch mehr.

„Foto! Foto!", murmelte sie zu sich selbst, um diesen Moment der Erstarrung zu durchbrechen. Sie griff nach der Kamera, die um ihren Hals hing, und stellte den Fokus auf die Bühne. Es war nicht leicht, ein halbwegs stabiles Bild zu bekommen in dieser wogenden Menge, zumal sie keine professionelle Fotografin war, doch sie hoffte einfach, dass irgendeines der Bilder gut genug geworden war. Sie wollte das Konzert genießen, nicht Fotos machen.

Die ersten Klänge ertönten, die Menge setzte sich in Bewegung, Arme wurden in die Luft gerissen und auch Micha neben ihr schien zu vergessen, dass sie existierte. Tief atmete Johanna durch, schloss kurz erneut die Augen – und dann öffnete sie wieder und mit ihnen auch sich für die Empfindungen aller anwesenden Menschen. Für die nächsten Stunden würde sie vollkommen verschmelzen mit der Menge und den Rausch der Musik genießen.

In der Ferne schlug eine Kirchturmuhr Mitternacht. Müde und mit schmerzenden Füßen schleppte sich Johanna an der Seite von Micha hinter die Bühne. Erst hatte er darauf bestanden, sie mindestens bis zur Straßenbahnhaltestelle zu begleiten, dann jedoch hatte er sich dazu entschieden, noch mit Mark und einem anderen Techniker im Backstagebereich zu plaudern. Sie selbst war kaum noch aufnahmefähig, mit jeder Minute schwand das Adrenalin aus ihren Adern und hinterließ sie bloß zusehends müde.

„Alles klar bei Ihnen?"

Der besorgte Tonfall des Technikers vor ihr riss Johanna kurzfristig aus ihrer Müdigkeit: „Bitte?"

„Sie sehen blass aus. War das Konzert vielleicht zu viel?"

Micha neben ihr richtete sich auf und verschränkte die Arme vor seiner mächtigen Brust: „Unterschätz mal meine Kameradin hier nicht, die ist hart im Nehmen."

Sie zwang sich zu einem Grinsen: „Da hat er recht. Und kein Grund, mich zu siezen, ich seh bloß madamig aus, bin es aber nicht. Ich bin bloß müde."

„Na, ich will mal nicht länger unser aller Zeit verschwenden. War nett, Jungs, wir sehen uns im August in Köln!", sagte Micha fröhlich und klopfte Mark heftig auf die Schulter. Der musste einen Schritt zurücktreten, um nicht umzufallen, und schnaubte böse: „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du das lassen sollst? Benimm dich, oder ich lass dich in Köln nicht einfach so durch!"

Mit einem Nicken verabschiedete sich auch Johanna von den beiden Männern. Konzentriert setzte sie einen Schritt vor den anderen, während sie mit Micha zusammen die Halle verließ.

„So, du gehst also nochmal?", fragte sie irgendwann, um die Stille zu durchbrechen und sich selbst wachzuhalten.

„Ja, ich gehe eigentlich immer zu zwei oder drei Konzerten. Ist ja immer anders", erklärte Micha, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben.

„Cool. Dann sehen wir uns vielleicht."

Überrascht schaute er sie von der Seite an: „Du kommst auch nach Köln?"

Kurz rang Johanna mit sich, doch eigentlich war ja nichts dabei, ihren Plan offen zuzugeben: „Ich gehe zu allen Konzerten dieses Jahr, um ehrlich zu sein."

Micha blieb stehen: „Zu allen? Wow! Hast du zu viel Geld?"

Sie schüttelte den Kopf: „Ne. Nur einen Traum. Und ich werde ja auch nicht jünger, irgendwann ist man zu alt, Träume zu erfüllen."

Über ihnen flackerte das Licht in einer alten Laterne, um sie herum trotteten noch ein paar langsame Konzertbesucher vom Gelände, doch Johanna konnte sehen, dass Micha gerade nicht mehr wusste, wo er eigentlich war. Seine Augen waren groß wie Suppenteller. Sie legte den Kopf schräg und grinste entschuldigend: „Ich habe lorem ipsum schon immer geliebt. Und ich habe schon immer davon geträumt, sie mal auf einer Tour zu begleiten. Aber wer bin ich schon, weißt du? Nur ein dummes Mädchen, das Philosophie studiert hat und über Fashion bloggt. Also muss ich mein Glück selbst in die Hand nehmen und ihnen hinterher reisen. Klinge ich damit wie ein Groupie?"

Micha kratzte sich am Hinterkopf: „Du siehst nicht aus wie ein Groupie. Und du hast heute auch den ganzen Abend nicht versucht, auf die Bühne zu klettern oder dir deine Kleider vom Leib zu reißen."

„Ha, ja, das überlasse ich anderen. Ich will nur ... ach, ich weiß auch nicht. Wenn John mir mal Hallo sagen würde, das wäre wohl schon genug", erklärte Johanna und sie hörte selbst, wie lahm das klang. Sie wollte sich den Jungs von lorem ipsum einfach so nah wie möglich fühlen.

„Hey, ich verurteile dich gar nicht!", stellte Micha nachdrücklich klar: „Im Gegenteil, das ist bewundernswert. Ich hätte nicht erwartet, dass du so ein Hardcore-Fan bist. Ich wünschte, ich könnte mitkommen. Das klingt nach einem perfekten Sommer!"

Ein Lächeln zwang sich auf ihre Lippen: „Ja, das finde ich auch. Ich schreibe über meine Konzertbesuche und versuche, die Artikel zu verkaufen. Halt also auf einschlägigen Websites die Augen offen, wenn du Texte über l-i liest, sind die vermutlich von mir."

„Jetzt bin ich neidisch!"

Lachend setzten sie den Weg fort. Das erste Konzert war vorbei und Johanna konnte nicht anders, als sich rundum glücklich zu fühlen. Die Musik war wie damals auch schon live noch viel besser gewesen, die Jungs hatten eine größere Bühnenshow auf die Beine gestellt, sie hatte einen netten jungen Mann kennengelernt – und John hatte noch immer dieselbe Wirkung auf sie. Den ganzen Abend über hatten ihre Augen an ihm geklebt, obwohl er so weit weg gewesen war. Ein Mann jenseits der Vierzig durfte nicht so gut aussehen! Das gehörte einfach verboten. Aber John, die Fackel, machte seinem Namen alle Ehre und brannte förmlich vor sexueller Energie. Johanna war sich sicher, dass die anderen Frauen auf dem Konzert das auch spürten. Selbst Arne, der Bescheidene, wie er sich auf der Bühne nannte, konnte da nicht mithalten, und der war nun wirklich ein Adonis wie er im Buche stand. Was er wohl auch wusste, denn er stand meist oberkörperfrei mit seinem Bass auf der Bühne. Vielleicht konnte er damit ein paar junge Mädels beeindrucken, doch echte Frauen, da war sie sich sicher, konnten nicht anders als John zu erliegen.

Errötend bemerkte sie, wie sich Hitze zwischen ihren Beinen ausbreitete. Dieses eine Lied vom neuen Album, dieser Text über den Seefahrer, der doch immer wieder zu seiner Frau zurückkehrte, egal, wie viele Mädchen er unterwegs haben konnte, und diese Andeutungen, was er mit seiner Frau immer anstellte, wenn sie lange getrennt gewesen waren – es war einfach das perfekte Lied, um von John gesungen zu werden.

Unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie sollte sich mit ihrem Begleiter unterhalten, anstatt auf offener Straße von Jonathan zu träumen. Wer wusste schon, ob sie Micha noch einmal wieder sehen würde und er war wirklich ein sehr anständiger Mann, der ihr Schweigen nicht verdient hatte.

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