Noch ein Gin Tonic
Haku
Das Leben brauchte doch einen Sinn oder nicht? Ich hatte den Sinn des Lebens lange nicht im Blick gehabt. Die Hoffnung erstarb endgültig in dem Moment als mein Vater meine Mutter tötete und deswegen ins Gefängnis kam. Ich wurde immer weiter gereicht, von einer Familie zur nächsten. Es gab keinen Halt mehr, mittlerweile war die Situation mit meinem Vater schon 16 Jahre her. Ich brach die Schule ab und kam in Kreise rein, in denen ich eigentlich nie sein wollte. Hatte mich verliebt, aber es war nur eine Lüge gewesen, hatte mir Geld geliehen, was ich nicht zurückzahlen konnte, egal was ich tat. Natürlich kam es auf mich zurück, es kamen immer weitere gierige Hände dazu. Nathan ließ mir keine Wahl, ich war sein Spielzeug und eine Geldgrube geworden. Einmal hatte ich versucht zu fliehen, aber hatte mich wieder gefunden. Er sagte mir das ich nicht die Möglichkeit hätte zu fliehen. Mittlerweile saß ich schon seit fünf Jahren in dem Viertel fest. Mit 24 Jahren sollte man eigentlich was anderes machen, aber was? Auf diese Frage fand ich keine Antwort.
In meinem Gedanken versunken saß ich nun an der Theke von einer Bar, die schnell meine Stammkneipe wurde. Die Blicke der anderen ruhte auf mir, sie wussten was ich eigentlich mache. Sie sprachen immer schlecht über mich, aber waren selbst schon bei mir gewesen um mich zu ficken. Heuchlerischer ging es gar nicht mehr, vor anderen der größte Weiberheld spielen, aber im Hintergrund einen Mann dafür bezahlen um mit ihm zu schlafen. Die Welt war so krank und verschoben.
"Kannst du mir noch ein Gin Tonic machen?" Fragte ich den Barkeeper, der mir rasch ein weiteren Drink machte. Ich hatte akzeptiert alleine im Leben zu sein, Nathan tat aber auch vieles dazu, er zog mir ständig die Schlingel um meinem Hals weiter zu. Wenn ich weg gehen würde, dann wohl in ein Gebiet, wo es schneite. Ich mag Schnee, es drückte eine Leichtigkeit aus und wirkte so sanft. Es war mir aber nicht gegönnt.
Grad als der Barkeeper mein Glas vor mir abstellen wollte, hielt er in seiner Bewegung inne und starrte mich. "Zabuza? Seit wann bist du denn wieder draußen?" Langsam drehte ich mich zur Seite und erblickte einen großen Mann, er war durchtrainiert und hatte ein markantes Gesicht. Ihn hatte ich vorher noch nie gesehen, aber ich merkte das einige andere hier in der Bar ihn kannten. Und so wie Victor diese Frage gestellt hatte, kam der neue Besuch wohl frisch aus dem Gefängnis. Der sogenannte Zabuza verschränkte die Arme vor der Brust und sah Victor erstmal lange an, bevor er sich hinsaß. "Vor paar Monaten kam ich wieder raus. Ich war ja nur wegen Drogen im Gefängnis gewesen, daher alles halb so wild. Ich bin froh wieder auf freiem Fuß zu sein. Mach mir irgendein Whiskey, völlig egal welchen." Gesagt, getan, schnell stand vor dem neuen Gast ein Glas. Ich dagegen versuchte ihn nicht so anzuschauen, somit fiel mein Blick auf mein eignes Glas. Dann merkte ich den Blick von Victor auf mich.
"Wann musst du wieder zur Arbeit Haku?" Um die Frage beantworten zu können schaute ich erstmal auf die Uhr. "In drei Stunden muss ich wieder zurück. Also noch genug Zeit um-" "Nichts da, mit genug Zeit, Nathan wird wieder richtig sauer sein, wenn du wieder angetrunken oder betrunken zur Arbeit kommst." Ich zuckte nur mit den Schultern und starrte in die grünen Augen des Barkeepers. Vielleicht war es gelogen, dass ich vollkommen alleine war. Victor hörte mir öfters zu und wusste paar Sachen, die andere nicht wussten. "Dann soll er sauer sein, er überschminkt meine Verletzungen so oder so, damit ich stehts hübsch für die Kunden bin. Nach fünf Jahren macht es eh keinen Unterschied mehr, es kommen eh immer die selben rein." "Es ist nicht egal, aber was sage ich da auch. Du hast schon lange damit abgeschlossen." Da konnte ich ihm nicht widersprechen. So sehr mich mein Leben auch angekotzte, ich konnte keinen Schlussstrich ziehen. Ich wollte den Sinn meines Lebens finden, vielleicht war ich einfach dazu verdammt ein Prostituierter zu sein.
Während dem ganzen Gespräch sah der Neue zwischen uns hin und her und sagte kein einziges Wort. "Ich nehme mal an du arbeitest im Rotlichtviertel?" Ich nickte nur bei der Frage. Ich konnte nicht sagen was es war, aber irgendwie fand ich den Typ neben mir sehr ansprechend. Womöglich lag es daran weil ich sonst nur komische Gestalten bei der Arbeit begegnete. „Du scheinst mir noch sehr jung zu sein. Wie alt bist du denn?" Fragte mich der anderer Gast. Dann schaute ich in seine hellgrauen Augen, er war deutlich älter als ich. „Ich bin 24 Jahre alt." Zabuza zog kurz seine Augenbrauen hoch, aber setzte wieder seinen kalten Blick auf. Es war mir unangenehm über mein Alter zu reden, denn ich sah durch mein Aussehen schon deutlich jünger aus und dadurch das ich sehr weiblich aussah, machte es nicht besser. Es war vermutlich einer der Gründe wieso so viele zu mir kamen.
Ich war nicht mehr stark genug, daher schaute ich weg und trank von meinem Glas. „Ja ich fing mit 19 an in diesem Viertel zu arbeiten." „Sicherlich nicht freiwillig oder?" Ich nickte nur kurz und tippte auf die Theke. Er fragte nicht weiter nach weil er eventuell gemerkt hatte, dass es mir unangenehm war. Victor bediente in der Zeit die anderen Gäste, aber wandte sich dann wieder uns zu. „Nathan hält Haku bei sich wegen den ganzen Schulden und weil Nathan ein Spielzeug brauch." Die ehrlichen Worte von Victor machten es nicht besser und ich musste nur an meine Vergangenheit denken. Ich konnte nicht sagen wann ich das letzte Mal glücklich war.
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