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7.

Nikolais Gedanken überschlugen sich, als Kompaniefeldwebel Reiser vor einer massiven Tür stehenblieb. Die Folterkammer? Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Dabei gruben sich seine Fingernägel so tief in seine Haut, dass ein stechender Schmerz durch seinen Körper jagte. Er war nicht zugegen gewesen, während der Lagerkommandant über sein Schicksal entschieden und Reiser die Verantwortung dafür übertragen hatte, denn man hatte ihn vor der Lagerkommandantur warten lassen. Nun stand er hier und wusste nicht, was mit ihm geschehen würde. Seine Gefühle überschlugen sich.

Mit einem Quietschen schwang die Tür auf. Dahinter war nichts als Finsternis. Erst als der Kompaniefeldwebel mit seiner Petroleumlampe hineinleuchtete und sie auf einem kleinen Tisch an der Wand abstellte, konnte Nikolai etwas erkennen – wobei es eigentlich nicht viel zu sehen gab. Wände aus Holzbrettern, fensterlos, ein Stuhl in der Mitte. Verstohlen suchte er mit den Augen den Raum ab, doch da war tatsächlich nichts weiter. Keine Zangen, Peitschen, glühende Eisen, Ketten ... Keine Folterinstrumente. Trotzdem wagte Nikolai nicht, aufzuatmen. Wer wusste, welche Methoden sie anwenden würden?

„Setzen."

Der Feldwebel wies auf den Stuhl, während die beiden Wachsoldaten die Tür schlossen. Einer blieb im Raum, der andere nahm draußen Aufstellung.

Nikolai ließ sich kein zweites Mal bitten. Erleichtert sank er auf den Stuhl nieder, unsicher darüber, wie lange seine Beine ihn noch getragen hätten. Sein Mund war staubtrocken, doch zu seiner eigenen Verwunderung verspürte er keine Panik. Stattdessen fühlte er sich seltsam leer – ausgelaugt, müde, resigniert. Er kannte dieses Gefühl, auch vor dem Krieg schon. Es war ein Zustand vollkommener geistiger und körperlicher Überforderung, sodass ihm beides den Dienst versagte, ihn in einen schützenden Mantel aus Nichts hüllte: nichts denken, nichts spüren, nichts tun. Ein angeborener Schutzmechanismus gegen die Überreizung durch die schnelllebige und moderne Welt. Offensichtlich funktionierte er sogar in bedrohlichen Momenten wie diesen. Nikolai war dankbar dafür.

„Sooo", begann Reiser, lehnte sich gegen den Tisch, kreuzte die Beine und verschränkte die muskulösen Arme. „Dann wollen wir mal, nich' wahr?"

Nikolai fixierte den Boden.

„Also...Leutnant. Was wissen Sie? Aus dem Dokument geht hervor, dass General Brussilow eine Offensive plant. Wann und wo soll sie stattfinden?"

Wie beim letzten Mal sprach der Kompaniefeldwebel besonders langsam mit ihm. Leider änderte das nichts an der Tatsache, dass Nikolai nicht fähig war, nur einen einzigen Buchstaben zu sprechen. Auch in seiner Kehle und seinen Stimmbändern herrschte das Nichts. Das kannte er nicht von damals, aber es war so. Er brachte keinen Ton heraus. Seine rastlosen Finger tippelten beständig auf seinen Oberschenkel.

„Na? Können oder wollen Sie nichts sagen?"

Nikolai sah nicht einmal auf. Er hörte, wie der Kompaniefeldwebel den Rotz hochzog. An den schweren Schritten erkannte er, dass er sich ihm näherte. Ein leeres Blatt Papier und ein Bleistift tauchten in seinem Blickfeld auf.

„Schreiben Sie's auf, kein Problem."

Nikolai nahm die Gegenstände entgegen, ohne Anstalten zu machen, die Anweisung in die Tat umzusetzen. Er hielt das Papier derart fest, dass es zerknitterte.

„Was is'? Können Sie plötzlich nich' mehr schreiben?"

Sekundenlang starrte Nikolai auf das Blatt und den Stift. Er wollte ja. Wirklich. Er setzte sogar einmal an, um es zu versuchen, doch erfolglos. Seine Hand gehorchte ihm nicht, wollte um nichts in der Welt schreiben. Ein lautes, trompetendes Geräusch ertönte, sodass Nikolai zusammenzuckte und ruckartig den Kopf hob. Reiser schnäuzte in ein löchriges, zerfleddertes Stofftaschentuch. Als er fertig war, wischte er sich die Nase damit ab, schniefte und verstaute es in seiner Tasche.

Anschließend stemmte er die Hände in die Hüften und betrachtete ihn aufmerksam.

„Sie sind 'n seltsamer Bursche. Ich werde aus Ihnen nich' schlau. Warum sprechen Sie nich' mit mir? Warum schreiben Sie nich', wenn Sie nich' sprechen können? Brauchen Sie vielleicht doch 'nen Übersetzer? Verstehen Sie mich nich'? Oder sind Sie schlichtweg dumm?"

Nikolai reagierte nicht. Das eckige Gesicht des Kompaniefeldwebels lief feuerrot an.

„Antworten Sie!", brüllte er so unvermittelt, dass Nikolais Herz vor Schreck ein paar Takte aussetzte.

Plötzlich trat aus dem Schatten eine weitere Person hervor. Das erste, was Nikolai an dem Mann wahrnahm, war seine riesenhafte Gestalt. Nikolai war selbst nicht gerade klein zu nennen, dieser Mensch hingegen überragte ihn um Haupteslänge. Sein viel zu dünner Körper steckte in der Uniform eines deutschen Majors, die so perfekt saß, dass man den Eindruck gewinnen konnte, er wäre mit ihr verschmolzen, als würde er sie niemals ablegen. Die feinen schwarzen Lederhandschuhe, der Spazierstock in seiner rechten Hand und der Offizierssäbel an der linken Seite rundeten das aristokratische Erscheinungsbild des Mannes ab. 

Er strahlte eine geradezu natürliche Autorität und ein angeborenes Selbstbewusstsein aus, mit jedem noch so kleinen Detail betont und in Szene gesetzt. Dazu passte auch das schwarze, streng nach hinten pomadisierte Haar. 

Doch als Nikolai dem Major ins Gesicht blickte, erschauderte er. Unter der ungesund bleichen Haut stachen seine Wangenknochen so scharf hervor, dass man den Eindruck gewinnen konnte, man würde sich an ihnen schneiden, sollte man auf die verrückte Idee kommen, sie anzufassen. Nein, das würde Nikolai im Leben nicht in den Sinn kommen, er wollte dieses eingefallene, totenschädelartige Antlitz nicht einmal betrachten. 

Das Schlimmste aber waren seine Augen. Sie lagen tief in ihren Höhlen und blitzten in einem unheimlichen Eisblau, kalt, leidenschaftslos und gefährlich.

Nikolai packte das Grauen. Obwohl dieser Offizier ihm noch nichts getan, noch nicht einmal etwas gesagt hatte, verspürte er eine solch lähmende, alles beherrschende Furcht, wie er sie nur von der Front kannte. Wo war dieser Mann gerade hergekommen? Hätte er ihn nicht sehen müssen?

Der Kompaniefeldwebel stand sofort stramm und salutierte zackig vor dem Major. Er stand still wie eine Säule, schien sogar das Atmen nicht mehr zu wagen. Der Major nickte knapp und fragte seinen Untergebenen: „Hat er schon etwas preisgegeben?"

„Nein, Herr Major."

Der Offizier sah Nikolai zum ersten Mal direkt an. Etwas Lauerndes lag in seinem Blick, wie bei einer Raubkatze, die jeden Moment bereit war, ihre Beute mit dem Todesbiss zu erlegen.

„Spricht er Deutsch?"

„Ja, Herr Major, aber er sagt nichts."

„Gut."

Der Major trat einen Schritt auf Nikolai zu, seine bösen Augen schienen ihn regelrecht zu erdolchen. Nikolai glaubte sogar, die schmerzhaften Einstiche in seiner Haut spüren zu können. Nur mit Mühe konnte er dem Drang widerstehen, mit seinem Stuhl nach hinten zu rutschen.

„Ich würde Ihnen raten, zu antworten, wenn man Sie etwas fragt, Leutnant. Alles andere wäre äußerst unklug."

Nikolais Körper begann allmählich, die Leere zu vertreiben und wieder jene unerklärlichen, erschreckenden Reaktionen zu zeigen, wie sie schon ein paar Mal zuvor aufgetreten waren. Eine unsichtbare Hand packte seine Kehle und drückte sie so fest zu, dass ihr kein Mucks mehr entweichen konnte, aus seinen Gliedmaßen wich jegliches Gefühl, bis er sie überhaupt nicht mehr spürte und er begann zu schwitzen, obwohl es in dem Raum klirrend kalt war.

Als der Major erkannte, dass er auf diese Weise nichts aus Nikolai herausbekommen würde, veränderte er seine Position und begann, hinter ihm auf- und abzumarschieren, sodass er sich außerhalb von Nikolais Sichtfeld befand. Bei jedem Schritt erzeugte der Gehstock ein rhythmisches Klacken, das von den nackten Wänden in vielfacher Lautstärke widerhallte. Eine Gefahr, die man nicht sehen, sondern nur hören konnte, war die schlimmste, das hatte er nach zwei Jahren Krieg gelernt. Dazu kam die Aura, die dieser Mann ausstrahlte: Druck, Bedrohung, Tod.

Diese Komponente mischten sich zu einer Einheit, welche die Luft erfüllten und sie so schwer werden ließ, dass Nikolai meinte, von ihr erdrückt zu werden. Er konnte kaum noch atmen.

„Also?", hakte der Major nach, ohne stehen zu bleiben. Auf, ab, auf, ab, klack, klack, klack. Seine Stimme erschien Nikolai dreifach so laut wie noch vor wenigen Minuten, drohte, sein Trommelfell zu zerreißen und steigerte seine Angst ins Unermessliche.

Mit einem Mal spürte er den nach Rauch riechenden Atem des Majors auf seiner verschwitzten Haut, dicht an seinem Ohr.

„Ich rate Ihnen das ein letztes Mal: Antworten Sie auf die Fragen des Kompaniefeldwebels."

Nikolais Hände begannen, unkontrolliert zu zittern. Mit aller Macht versuchte er, es zurückzuhalten, sich keine Blöße zu geben, keine Schwäche zu zeigen, doch er konnte nichts dagegen tun. Wieder einmal war ihm vollkommen die Kontrolle über seinen Körper entglitten. Was geschah hier mit ihm?

„Wenn ich sprechen darf, Herr Major...", begann Reiser vorsichtig.

„Nur zu."

„Ich glaube, das hat keinen Sinn. Wir sollten auf die Vorschriften schei... ich meine, die Vorschriften ignorieren und härtere Geschütze auffahren."

Endlich trat der Offizier hinter Nikolai hervor und stellte sich vor ihn. Dabei musterte er ihn ausgiebig von oben bis unten.

„Lassen Sie mich nur machen, Kompaniefeldwebel", erwiderte der Major ruhig, ohne den Blick von Nikolai zu lösen.

„Bisher habe ich noch jeden zum Reden gebracht. Führen Sie ihn ab und sperren Sie ihn in eine Einzelzelle."

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Tags: #ballett