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18.

Zurück im Lager, wurde zu seiner Überraschung niemand aus der Eskorte damit betraut, ihn in seine Zelle zurückzusperren, sondern Otto.

Nikolai folgte ihm zügigen Schrittes. Er wollte so schnell wie möglich weg von dem Major.

Bevor sie den Bereich, der die Gefangenenbaracken einschloss, durch das Tor betraten, blieb Otto plötzlich stehen, sah sich um, packte Nikolai an den Schultern und drückte ihn blitzschnell an die kalte Mauer eines Gebäudes, in dessen Schatten sie vor neugierigen Blicken geschützt waren.

Erschrocken schnappte Nikolai nach Luft. „Was soll das?"

Abermals warf Otto einen gehetzten Blick über die Schulter, griff in den Beutel, den er bei sich trug und hielt ihm einen Stapel Kleider entgegen. Es war eine deutsche Uniform. Nikolai riss die Augen auf. Was hatte das zu bedeuten?

„Ziehen Sie das an, schnell."

„Warum? Was ist hier los?"

„Sie hatten recht, von Hohenstein bewohnt ein Quartier im Lager. Ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie wir dort eindringen können. Sie sind rasiert und zusammen mit der deutschen Uniform wird man Sie auf den ersten Blick für einen Wachsoldaten halten."

Nikolai starrte auf die Kleider, die ihm Otto immer noch auffordernd entgegenhielt und überraschte sich selbst, als er zögerte.

„Leutnant, was haben Sie? Machen Sie, bitte, wir müssen uns beeilen."

Nikolai sah Otto fest an. „Ich kann nicht."

Das aufgeregte, einen Hauch vorfreudige Blitzen in den Augen des Deutschen verschwand. „Warum nicht?"

„Ich habe eingesehen, dass das Ganze keinen Sinn hat."

Otto seufzte leise. „Da hat Iwan etwas angedeutet, aber sind Sie sicher, dass das der Grund ist? Oder liegt es in Wahrheit daran, dass Sie beginnen, so etwas wie Zuneigung für diesen Mann zu empfinden?"

Unwillkürlich zuckte Nikolai zusammen und wandte den Blick ab. Er fühlte sich, als wäre er ein kleiner Junge, den sein Vater gerade bei einer Dummheit ertappt hatte. Statt zu antworten, fixierte er seine Stiefelspitzen und den Staub, der sich darauf festgesetzt hatte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, denn er kannte die Antwort selbst nicht. War es so? Begann er, von Hohenstein zu mögen, ausgerechnet den Mann, der für sein Leid verantwortlich war? Nein, das war zu krank, um wahr zu sein.

„Verstehe", murmelte Otto, nahm sein Krätzchen ab und fuhr sich mit der Hand durch sein karottenfarbenes Haar, bevor er Nikolai einen eindringlichen Blick zuwarf. „Hören Sie, Leutnant, glauben Sie wirklich, er ist grundlos nett zu Ihnen und geht mit Ihnen aus reiner Herzensgüte spazieren? Ich muss Sie enttäuschen. Ich kenne von Hohenstein zwar nicht, aber ich halte ihn für einen Mann, der niemals etwas ohne Hintergedanken tut. Das muss Teil seines Plans sein. Er versucht, Vertrauen zu Ihnen aufzubauen, damit Sie ihm sagen, was er hören will. Vermutlich hat er begriffen, dass Isolation bei Ihnen nichts bewirkt."

„Natürlich glaube ich das nicht", raunte Nikolai zurück, schärfer, als er  beabsichtigt hatte. Es stimmte, es war ihm die ganze Zeit über klar gewesen, dass der Major nicht grundlos freundlich zu ihm war, dass mehr dahinterstecken musste, dass er mit ihm spielte, ihn benutzte. Dennoch, ein winziger Teil von ihm hatte versucht, diese Tatsache zu verdrängen, ein Teil, der sein Künstlerherz beherbergte. Dieser hatte begonnen – auch wenn er es sich nicht einmal selbst eingestehen wollte – so etwas wie Achtung für von Hohenstein zu empfinden. Nicht für den Soldaten, den Mann, der ihn seit Wochen einsperrte, sondern für den Maler, für den Künstler, der ihm bisweilen gar nicht so unähnlich war.

„Warum zögern Sie dann?", riss Otto ihn aus seinen Gedanken. Nikolai focht einen inneren Kampf zwischen Moral und Eigennutz – wie so oft. Und wie so oft entschied er sich für letzteres. Er nahm den Kleiderstapel entgegen und begann, sich umzuziehen. Was sollte es schon schaden, wenn er sich in von Hohensteins Quartier umsah? Vielleicht fand er etwas Nützliches und dann könnte er immer noch entscheiden, ob er die Informationen gegen ihn verwenden wollte oder nicht.

„Woher wissen wir, dass von Hohenstein nicht in seiner Kammer ist oder auftaucht, sobald wir dort sind?", hakte Nikolai nach, während er die Feldbluse zuknöpfte.

„Er wurde zu einer Unterredung mit Generalmajor von Siegsfeld gerufen, dem Lagerkommandanten. Sind Sie fertig?"

Rasch setzte Nikolai das Krätzchen auf und zog sich die Kopfbedeckung so tief wie möglich ins Gesicht, damit man ihn nicht sofort erkannte. Anschließend ließ er seine eigenen Kleider in Ottos Sack verschwinden, bevor sie aus dem Schatten zurück auf den Weg traten.

„Einfach ganz normal verhalten", riet ihm Otto mit gesenkter Stimme und schritt neben ihm auf dem Ditfurter Weg einher. Fast am Ende angelangt, bogen sie nach rechts ab, wo sich ein Trakt aus zehn Baracken an den doppelten Stacheldrahtzaun drängte, der sie von den Unterkünften der Gefangenen abtrennte.

„Die Baracken der Wachmannschaften", klärte Otto ihn leise auf.

Nikolai stutzte. „Er hat sein Quartier bei den Mannschaften?"

„Nicht ganz, seine Kammer befindet sich zwar in einer Mannschaftsbaracke, aber ein Stück abgetrennt von denen der einfachen Soldaten."

Vor dem letzten Gebäude blieben sie stehen. Im Licht der Spätnachmittagssonne warfen sie lange Schatten. Abermals sah sich Otto um, bevor er eintrat. Nikolai folgte ihm einen langen Gang entlang. Jeder Schritt hallte dröhnend in ihm wider, pochte in vielfacher Verstärkung in seinen Adern und wurde lauter, je weiter sie sich dem Ende des Korridors näherten. Er hatte das Gefühl, als würde er immer enger werden, beinahe so, als wollten ihn die Wände einquetschen und die Luft aus ihm pressen. Wenn ihn jemand erwischte – nicht auszudenken. 

Ein paar Mal kamen Soldaten an ihnen vorbei, die Otto grüßte, doch ansonsten schenkten sie ihnen keinerlei Beachtung. Die Verkleidung schien zu funktionieren.

Vor einer Holztür blieb Otto stehen. Nikolai atmete tief durch und sammelte sich. Er musste einen kühlen Kopf bewahren, wenn dieses Unterfangen gelingen sollte.

„Wie kommen wir jetzt herein?", flüsterte Nikolai schweratmend. Otto legte eine Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig herab. Zu Nikolais Erstaunen öffnete sich die Tür.

„Warum ist sie nicht verschlossen?"

Otto hob die Schultern. „Keine Ahnung, ist doch gut."

Bevor er sie weiter aufstoßen konnte, hielt Nikolai ihn am Ärmel zurück. „Otto, warte. Das geht alles viel zu einfach. Man kann nicht mir nichts dir nichts in das Quartier eines Offiziers spazieren, noch dazu, wenn er etwas zu verbergen hat. Die Tür müsste abgeschlossen sein."

Otto warf ihm einen verständnislosen Blick zu, der Nikolai irritierte. Teilte er seine Bedenken denn nicht?

„Ist sie aber nicht. Vielleicht haben Sie sich die ganze Zeit geirrt und er hat überhaupt nichts zu verbergen. Ich schlage vor, wir finden es heraus."

Ehe Nikolai weitere Einwände erheben konnte, stieß Iwans Freund die Tür auf und bedeutete ihm mit einer einladenden Geste, einzutreten.

„Bitte sehr. Ich warte draußen und passe auf, dass niemand kommt."

Zögernd blieb Nikolai an der Schwelle stehen. Ein ungutes Gefühl rumorte in seinem Magen und irgendetwas sagte ihm, dass er das hier nicht tun sollte. Als würde er von einer unsichtbaren Wand abgehalten werden, betrachtete er das Zimmer von außen.

Wie von einer militärischen Anlage erwartet, bestach es durch spartanische Schlichtheit. Ein schmales Holzbett stand an der Wand, die weiße Bettdecke war ordentlich zusammengefaltet, die Kanten allerdings nicht parallel zum Gestell ausgerichtet, so wie Nikolai es getan hätte. Darüber hing das obligatorische Portrait Kaiser Wilhelms, das sich hier in jedem Raum zu befinden schien. Ein dunkler, schwerer Schreibtisch nahm die gegenüberliegende Ecke ein und im Gegensatz zu dem Bett war er weniger ordentlich gehalten. Dokumente und Bücher stapelten sich so hoch darauf, dass man kaum einen Blick auf den Stuhl erhaschen konnte, der dahinter stand. Bleistifte und Füllfederhalter lagen auf der Platte verstreut, als hätte sie jemand einfach achtlos darauf gekippt und sich nicht die Mühe gemacht, sie zu ordnen. Nikolai schmerzten die Augen bei diesem unmöglichen Anblick.

Er zwang sich, einzutreten und sofort schlug ihm der Geruch alter Bücher entgegen, vermischt mit dem Aroma von Holz und erhitztem Siegelwachs.

Vorsichtig, als könnte jeden Moment ein Ungeheuer dahinter hervorspringen, trat Nikolai an den Schreibtisch und konnte nur unter Aufbietung all seiner Willenskraft widerstehen, die Gegenstände darauf zurechtzulegen. Er hätte den Major nicht für einen unordentlichen Mann gehalten.

Sein Blick schweifte über die Bücher. Die meisten waren militärischer Art, fassten Vorschriften zusammen oder enthielten Ratschläge für Offiziere. Darunter fand er Sachbücher über Kunstgeschichte, bedeutende Maler und Architekten. Interessiert las er die Titel: Gotik – die Überwindung des Diesseits, Michelangelo – Meister der Renaissance, Romanik – Dome für Gott und seinen Kaiser

Wie erwartet gab es auch noch eine Unmenge patriotischer Bücher über die Geschichte und den Glanz Preußens, die Entstehung des Hauses Hohenzollern und eine Biografie über Otto von Bismarck. Nette Details, aber nichts von Bedeutung, nichts, was ihm etwas Brisantes über von Hohenstein verraten hätte. Fieberhaft hielt Nikolai Ausschau nach dem Protokoll, doch er konnte es nirgends finden. Er öffnete die Schreibtischschubladen. Hier war es ebenfalls nicht. Dafür entdeckte er etwas anderes, das durchaus von Interesse für ihn war. Es handelte sich um ein kleines, in Leder gebundenes Buch, aber nicht irgendeines. Es war ein Tagebuch.

Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er. Sollte er wirklich so tief in die Privatsphäre des Majors eindringen? Rasch schob er seine Gedanken beiseite. Es könnte ihm nützen, also würde er es tun.

Nur wenige Einträge verzierten die glatten, neu aussehenden Seiten, was darauf schließen ließ, dass er erst kürzlich damit begonnen haben musste, etwas einzutragen. Nikolai pickte sich den letzten Eintrag heraus, der von vorheriger Woche stammte:

Die Schuld zerfrisst mich, langsam, aber sicher.

Sie zerstört mich von innen, jeden Tag ein Stückchen mehr. Ich weiß, dass das, was ich getan habe, dem Wohle meines Vaterlandes diente und dennoch frage ich mich, ob es auch gerecht war.

202.

202 Deserteure, auf meinen Befehl oder sogar eigenhändig von mir getötet, in den zwei Jahren, in denen ich an der Front diente.

Sie hatten ihren Kaiser und ihr Vaterland verraten und ich dachte, dies sei die gerechte Strafe für sie, doch ist es das tatsächlich? Ist es gerecht, seine eigenen Männer zu töten, weil sie nach Hause zu ihren Familien wollten und das Grauen des Krieges nicht aushielten? Aber was hätte ich sonst tun sollen? Irgendwelche Konsequenzen musste ihr Handeln doch haben oder etwa nicht? Wie soll ich als Vorgesetzter ernst genommen werden, wenn auf die Vergehen meiner Männer keine Konsequenzen folgen? Wie sollen wir den Krieg gewinnen, wenn sie desertieren?

Nikolai las die Zeilen immer und immer wieder, versuchte, darin die Antwort für all seine Fragen zu finden.

Es gelang ihm nicht.

Wenn das wirklich die Schuld war, die er auf sich geladen haben sollte, warum sollte er dann so erpicht darauf sein, sie geheimzuhalten? Sicher, möglicherweise schämte er sich, bereute das, was er getan hatte, aber es würde ihm nicht schaden, sollten andere davon erfahren. In den Augen seiner Regierung hatte er nichts Falsches getan.

Selbst nachdem er die restlichen Einträge gelesen hatte, war er nicht klüger als zuvor. Sie handelten hauptsächlich von Banalitäten, mit denen er nicht das Geringste anfangen konnte.

Es musste hier doch noch mehr persönliche Gegenstände als dieses nichtssagende Tagebuch geben. Familienfotos, seine Skizzenbücher, irgendetwas. Er konnte nicht glauben, dass die Hinrichtung der Deserteure alles gewesen sein sollte.

Gerade, als er die Schreibtischschubladen noch einmal öffnete, um sie erneut zu durchwühlen, erklang eine ihm vertraute Stimme.

„Suchen Sie etwas, Leutnant?"

Nikolai erstarrte in seiner Bewegung, als wäre er mit Eiswasser übergossen worden, das langsam von seinem Kopf über seinen Rücken hinunter zu seinen Zehenspitzen floss und seine Glieder taub werden ließ. Langsam, als befinde er sich in Trance, drehte er sich um und sah seine schreckliche Vermutung bestätigt.

Major von Hohenstein stand in der Tür.

Er hatte Otto am Arm gepackt und hielt ihm seine Pistole an die Schläfe. Der junge Mann zitterte vor Furcht, seine Haut war leichenblass geworden und er hatte die Augen so weit aufgerissen, dass man die Todesangst in ihnen lesen konnte wie in einem offenen Buch. Nikolai kam sich vor, als wäre er in einem fürchterlichen Albtraum gefangen und insgeheim betete er, er möge erwachen. Er versuchte, zu antworten, aber er brachte keinen Ton hervor, wie so oft.

Von Hohensteins Blick fiel auf das Tagebuch, das aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag.

„Mein Tagebuch haben Sie also gefunden, wie ich sehe. Und, haben Sie irgendetwas Interessantes über mich herausgefunden? Nein, warten Sie, antworten Sie nicht. Ich schätze, das haben Sie nicht. Erstaunlich, mit welcher Verbissenheit Sie in den letzten Wochen versucht haben, mir zu schaden, in der Hoffnung, etwas bei mir zu finden, das mich belasten könnte. Das muss überaus enttäuschend für Sie sein."

Der Major sprach ohne jeden Spott und wie stets vollkommen ruhig und beherrscht. Seine Miene gab nichts preis.

In Nikolais Kopf war nur Platz für einen einzigen Gedanken. Woher zum Teufel weiß er das?

„Sie fragen sich, woher ich das weiß?", schlussfolgerte von Hohenstein, als hätte er in seinen Gedanken gelesen.

„Sagte ich Ihnen nicht, ich wüsste über meine Feinde Bescheid? Dachten Sie wirklich, Sie könnten mich hintergehen? Glauben Sie, dass ein Mann in meiner Position nicht gelernt hat, seine Feinde zu durchschauen und zu bekämpfen? Und Sie können mir glauben: Es sind ihrer so viele, dass ich sie nicht zählen kann, Menschen, die mir nach Titel und Leben trachten, weil ich bin, wer ich bin."

„Ich ... ich ... ich ..."

Verdammt, er stammelte wieder wie ein Idiot. Beschämt senkte er den Blick, in der Erwartung, jeden Moment einen Knall zu hören, der sowohl Ottos als auch sein Leben beendete. Wie konnte der Major von seinen Plänen erfahren haben? Hatte Iwan ihn verraten?

Allerdings war da noch etwas anderes als Furcht: Scham. Ja, er schämte sich zutiefst, dass er die Dreistigkeit besessen hatte, von Hohenstein in seinem Quartier auszuspionieren und zusätzlich auch noch dumm genug gewesen war, sich erwischen zu lassen.

Erneut zuckte sein Blick zu Otto hinüber. Er stutzte. Irgendetwas war seltsam an der Art und Weise, wie der Soldat seine Angst zeigte. Seine Mimik wechselte zwischen absoluter Panik und Anzeichen der Entspannung, bis er die Augen plötzlich wieder aufriss und angstvoll auf die Pistole an seiner Schläfe schielte - ganz so, als hätte er sich daran erinnern müssen, Angst zu haben.

Da begriff Nikolai.

Die Leichtigkeit, mit der er in das Quartier eindringen konnte, Ottos Unverständnis bezüglich seiner Bedenken, das Fehlen persönlicher Gegenstände, bis auf ein neuwertiges Tagebuch mit wenigen, kurzen und lieblosen Einträgen, die Angelegenheit mit den Deserteuren ...

Eine gerissene Inszenierung. Von Hohenstein war klug vorgegangen, hatte Otto entweder bedroht oder bestochen. Daraufhin hatte der Soldat Nikolai verraten und ihn in das Quartier geführt, wo er nur das auffinden sollte, was dem Major beliebte, damit er, Nikolai, aufhören würde, Nachforschungen anzustellen. Es war ein guter, aber nicht ausgereifter Plan. Nun, das musste er ja nicht wissen. Nikolai würde das Spiel mitspielen.

„Ich ... ich ... ich ... habe Ihnen wohl U ... Unrecht getan, Major."

Stottern zu schauspielern war schwerer als gedacht. Er hoffte, es wirkte authentisch.

„Nun, ich schätze in dem Fall sind wir quitt. Was Ihren Freund hingegen betrifft ..."

Von Hohenstein richtete seine Aufmerksamkeit auf Otto.

Obwohl Nikolai diesem Verräter am liebsten die Kehle herausgerissen hätte, bemühte er sich um einen entsetzten Blick. Das Ganze bereitete ihm mehr Vergnügen, als es vermutlich sollte. Von Hohenstein dachte, er hätte über ihn gesiegt und es erfüllte ihn mit Befriedigung zu wissen, dass dem nicht so war.

„N ... Nein, bitte, tun Sie ihm nichts!"

„Was sollte mich davon abhalten? Sie brauche ich noch, er hingegen ist nur ein kleiner, unbedeutender Wachsoldat."

„W ... wenn Sie ihn erschießen, wird Ihr Vorgesetzter sicher Fragen stellen."

„Wer sagt denn etwas von erschießen? Mittlerweile sollten Sie doch wissen, dass rohe Gewalt nicht meiner Art entspricht, einen Menschen leiden zu lassen. Nein, ich werde dafür sorgen, dass Ihr Freund ein Feldkommando bekommt, das, wovor er sich am meisten fürchtet. Nicht wahr, Soldat?"

„Bitte, Herr Major", flehte Otto oder jedenfalls versuchte er es. Er schauspielerte miserabel. Nikolai musste sich ein Lachen verkneifen.

Von Hohenstein ließ die Pistole sinken und steckte sie ein, bevor er auf Nikolai zutrat wie ein Löwe, der kurz davor war, seine Beute zu schnappen und zu verschlingen. Er wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß.

„Was Ihren anderen Freund betrifft, diesen Iwan, für den habe ich ebenfalls schon einen Plan."

Iwan? Steckte er etwa auch mit von Hohenstein unter einer Decke?

„Iwan t ... t ... trifft keine Schuld."

War das glaubhaft? Der Nikolai, den der Major bisher kennengelernt hatte, war in jeder Hinsicht selbstsüchtig und egoistisch. Er meinte sogar, einen Anflug von Verwirrung in den Augen des Offiziers aufblitzen zu sehen.

Verdammt.

„Ach, wissen Sie was?", versuchte Nikolai, die Situation zu retten. „M... Machen Sie mit den beiden doch, was Sie wollen, solange Sie mich in Frieden lassen."

„Das werde ich, keine Sorge. Vorerst werde ich Sie zurück in Ihre Zelle sperren, höchstpersönlich dieses Mal."

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