8. Der Schriftsteller
~•{Der Schriftsteller}•~
Würde man sagen, dass das Ableben seiner Geliebten eine große Trauer in ihm ausgelöst hat, würde dies nicht stimmen.
Es bedarf keiner behördlichen Meldung oder einer sonstigen Bestätigung, dass sie nicht mehr auf der irdischen Welt umherwandert.
Als er nach dem Abklingen des Sturmes hinaus ans Tor zum Bosporus tritt und das Wasser wie eine glasige Scheibe vor ihm liegt, wusste er, dass sie weg ist -weg war. Vergangenheitsform.
Alles schien ab jetzt in Vergangenheitsform zu sein, da das gegenwörtlichd nicht mehr wirklich real war-nicht ohne sie.
Sie liebte das Meer, und das Meer musste sie auch geliebt haben, sonst hätte es seine Geliebte nicht zu sich genommen.
Wider Erwartungen brach der Schriftsteller jedoch nicht in unendliche poetische Trauer aus oder rasende Wut oder gar Reue.
Eine unheimliche Ruhe plagte ihn, gepaart mit einem undefinierbaren Beigeschmack, der auf seiner Zunge lag und nicht wirklich etwas zuzuordnen war.
Mit starrem Blick, sah er hinüber zum anderen Ufer, dass verschwommen vor seinen Augen lag, zwischen ihnen: das dunkle Meer.
Die Möwen zogen weiter ihre Kreise am Horizont und hielten Ausschau nach Beute, die Menschen füllten langsam wieder die Straßen und selbst die Sonne trat aus ihrem Versteck hervor.
Aber konnte sie scheinen, wenn seine Geliebte doch nun fort war?
Wie konnte die Welt sich weiterdrehen, wie konnten die Möwen weiter lachen, wenn doch ihr feuriges Gemüt nicht mehr unter ihnen weilte?
Es war so, als wäre der Schriftsteller, kein Schriftsteller mehr, als hätte man ihm sein gesamtes Vokabular geraubt, seine komplexen Auffassungen über alles Geistige und irdische, nur um es durch gähnende Leere zu ersetzen.
Sein Herz schlug wie zuvor im selben Takt, wie sonst und pumpte Blut durch seine Venen, seine Lungen füllten sich mit Luft und stießen sie in instinktiver autonomotät wieder aus, aber hingegen aller biologischen Auslegungen, fühlte sich sein Körper nicht mehr lebendig an.
Das Feuer war aus der Sonne erloschen, die Wellen glitzerten nicht mehr im Schein des Lichts und selbst die Blätter raschelten nicht mehr.
Die Augen des Schriftstellers trugen ihn über die ruhigen Gewässer, hinüber zum Mädchenturm in der Ferne, welches klein aber doch noch sichtbar aus dem Wasser hervorragte.
Und es schien so, als würde das alte Gestein als einziges seine Einsamkeit verstehen.
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