6. Die Geliebte
~•{Die Geliebte}•~
Noch bevor die Sonne an diesem Abend im Meer versank, macht sie sich ran die nächste Fähre nach Üsküdar zu nehmen, als ein plötzlicher Platzregen sie überraschte.
Die Fähre wird von den Wellen unliebsam hin und her geschüttelt, von links nach rechts und dann wieder von rechts nach links, bis sie schließlich nicht mehr weiß , welche Richtung wo war.
Eine dicke Wolkendecke ziert den Himmel und verdunkelt die Welt vor ihnen, die Lichter von Üsküdar aber, leuchten trotz allem noch am anderen Ufer.
In dieser Geschichte ist sie keine Tochter, keine Schwester oder gar Mutter.
Sie ist keine Künstlerin, keine Arbeiterin oder Politikerin.
Die Rolle, die ihr in dieser Geschichte, in seiner Geschichte zuteilwird, ist die Rolle der Geliebten. Unmissverständlich ist sie mehr als nur das, jedoch spielt alles davor und danach keine Rolle.
Er ist der Fluchtpunkt ihrer Wahrnehmung, das Zentrum ihrer Welt und sie ist das der seinen.
Das Wasser peitscht klangvoll gegen die Scheibe und schien ins Innere eindringen zu wollen, Blitze brennen sich leuchten hell in ihr Auge und erleuchten für den Bruchteil einer Sekunde die tosenden Wellen des Meeres, bevor sich erneut Dunkelheit darüber legt.
Ihr Herz pocht – so laut wie das Donnern draußen – gegen ihren Brustkorb und scheint hinausbrechen zu wollen um sich selbst in Sicherheit zu bringen, vergebens.
Eine erneute Welle erfasst die Fähre, wie ein Weckruf für das, was bevor steht.
Es bedarf keiner Erklärung oder Auslegung für das, was daraufhin folgte.
Es ist unklar, ob ein Schrei ihrer Kehle entfloh, als das Schiff nun dann ein letztes Mal unter die wilden Wellen taucht und für immer verschwand.
Vielleicht hat sie geschrien, vielleicht hat sie versucht sich aus den Gewässern zu retten-was auch immer zwischen hier und da passiert ist, spielt in der retrospektive keine Rolle.
Sie ist auf dem Weg nach Üsküdar gestorben. Ein Teil von ihm ist auf dem Weg nach Üsküdar gestorben .
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