6
Die Sonnenstrahlen funkelten durch die Gardinen in den Raum. Hermine lag in meinen Armen, meine Hände strichen über ihre nackte Haut. Ich verfluchte mich selbst. Für meine fehlende Selbstkontrolle. Für den Plan. Eigentlich für alles.
Sie sah so friedlich aus als sie schlief. Ich würde sie bald niemals wieder so sehen. Ich konnte nicht anders als ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Sie fing an zu blinzeln und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ich drückte sie noch fester an mich, obwohl wir schon umschlungen waren.
,,Ich liebe dich."
Erschrocken fuhr ich hoch. Hatte ich das richtig gehört? Hermine schaute verwirrt, dann verzweifelt zu mir. ,,Hab ich was falsch gesagt? Ist es zu früh? Oh Gott es tut mir leid-" sie fing an zu stammeln, und kein vernünftiges Wort kam mehr aus ihrem Mund. Ich schüttelte überstürzt den Kopf. ,,Nein - ich meine ja-." Ich wusste selbst nicht was ich sagen sollte. Einerseits hatte ich nicht einmal davon träumen können, diese drei Worte jemals wieder von ihren Lippen zu hören, jedoch war mein Plan sie so zu verletzen, dass sie nie sterben würde. Und diese drei Worte brachten diesen Plan mächtig durcheinander. Ich schaute wieder zu Hermine und sah wie ihr Tränen in die Augen schossen. Ein unwohliges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus und ich fing an zu zittern. Ich konnte es nicht ertragen sie so zu sehen. Ich konnte ihr aber auch nicht zurück sagen, dass ich sie liebte. Das wäre genau das Gegenteil von dem, weshalb ich eigentlich hierher kam.
Ich stieg aus dem Bett und stolperte die ersten paar Meter. Kurz vor der Tür drehte ich mich wieder zu ihr um. Tränen kullerten ihr weiches, perfektes Gesicht hinab. ,,Es-Es tut mir leid, wir reden später", brachte ich hastig hinaus bevor ich durch die Tür verschwand und mich in das Badezimmer. Dort sank ich auf den kalten Steinboden. Ich spürte wie mir Tränen hochstiegen und zum ersten Mal nach Hermines Tod ließ ich es wirklich zu. Ich weinte und schluchzte und zitterte. Irgendwann bekam ich kaum noch Luft. Ich zwang mich dazu regelmäßig zu atmen.
Ein.
Aus.
Ein.
Aus.
Und noch einmal ein.
Ich brachte mich dazu aufzustehen und mir das Gesicht mit kaltem Wasser abzuspritzen, wobei ich das Gefühl hatte ich würde umkippen. Nachdem ich etwas abgeregt war, beschloss ich in mein Zimmer zurückzukehren, in der Hoffnung, dass die junge, noch sehr wohl lebendige Hermine bereits verschwunden war.
Hermine war tatsächlich nicht mehr in meinem Zimmer und so trank ich zunächst eine weitere Phiole mit dem Verjüngungstrank, damit die Wirkung nicht nachließ. Dann legte ich mich in mein Bett, atmete ihren Duft ein und stand sofort wieder auf, weil mir schon wieder zum weinen zumute war. Ich zog meine Schuluniform an und machte mich auf den Weg zur großen Halle. Es war Sonntag und es würde nicht mehr lange Frühstück geben. Damit mein Plan aufging, musste ich mir und meinem jüngeren Ich etwas zu essen besorgen. Ich setzte mich an den Slytherin Tisch, wo Blaise mich bereits erwartete. Von Hermine war keine Spur.
Blaise klopfte mir grinsend auf die Schulter. ,,Glückwunsch", sagte er. ,,Hab gehört, du gehst mit einer ehemaligen Löwin zum Winterball." Mir drehte sich der Magen um. Ich würde sie an diesem Winterball versetzen. Ihr das Herz brechen. Falls ich das diesen Morgen nich nicht geschafft hatte. Ich rang mir ein Lächeln ab und griff nach einem Toast. Ich beschmierte es mit Senf und Mayonnaise und legte Gurken und in Scheiben geschnittene Eier darauf. Dasselbe macht ich bei noch drei anderen Toasts, ohne irgendeinen Bissen anzurühren. ,,Hast wohl Hunger nach ner heißen Nacht, was Kumpel?" Blaise zwinkerte mir von der Seite zu. Ich lächelte erneut und nickte, weil ich keine Energie hatte mir irgendeine andere Lüge auszudenken. Ich verpackte die Toasts in Servietten und stand auf. ,,Wo willst du denn hin, Draco?", fragte mich mein bester Freund. Ich wusste nicht so richtig was ich antworten sollte und zuckte mit den Schultern. ,,Ich schätze ich brauche mal Zeit alleine, zum nachdenken", antwortete ich, nachdem Blaise mich mehrere Sekunden angestarrt hatte. ,,Na gut." Er widmete sich sorgenlos einem weiteren Spiegelei, während ich die große Halle verließ.
Als ich das Schloss verließ, wollte ich mich eigentlich dafür verfluchen, dass ich mich nicht warm genug angezogen hätte, irgendwie war es mir jedoch egal. Die Kälte hinterließ einen beißenden Schmerz auf meinen Händen, doch ich kümmerte mich nicht darum. Nach einigen Minuten erreichte ich mein Zelt, und kaum trat ich ein, fing mein jüngeres Ich an herumzuschreien. ,,Was hast du mit ihr vor du Dreckssau?" Bevor ich ihn von dem Petrificus totalus erlöste, fesselte ich ihn an einen Stuhl. ,,Mach mich los!" Ich schüttelte bloß den Kopf. Und legte das Essen auf einen kleinen Holztisch neben ihm. Ich packte ein Toast aus und begann es zu essen. ,,Du bekommst auch eins, wenn du nicht abhaust", erklärte ich ihm. Ich wusste, dass er hungrig sein musste, ich hatte ihn ja immerhin schon einige Zeit hier. Murrend gab er nach, sodass ich seine Arme frei machte. Ich kannte mich aber gut genug, sodass ich seine Beine gefesselt ließ. Mit großen Bissen nahm er das Toast zu sich. Und das nächste und auch das übernächste. Ich hatte nichts dagegen, da ich eh keinen großen Hunger hatte. Nachdem er fertig mit Essen war, band ich ihn wieder fest. ,,Also du bist ich, richtig?", fragte er. Ich nickte. ,,Was passiert mit Hermine in der Zukunft?", nervte er mich. Die ganze Sache schien auf einmal in mir überzukochen. ,,Was denkst du denn?", schrie ich ihn an. Er schaute mir verdutzt in die Augen, dann schien er zu begreifen. Ich sah es an seinen Augenbrauen, wie sie sich zusammenzogen und an seinen Wangen, die schneeweiß wurden und an seinen Augen, in denen sich kleine Tröpfchen bildeten.
,,Sie stirbt?"
Ich nickte.
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