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Fünfundzwanzig

Zuhause verabschiede ich mich mit einem „Danke", von Khan, auch wenn ich weiß, dass dieses kleine Wort nicht annähernd reicht. Ich schließe die Haustür auf und bin überrascht, Mikael und Dad am Esstisch sitzen zu sehen. Noch während ich mich frage, seit wann ich Dad nicht mehr in der Küche gesehen habe, ruft mich Mikael zu ihnen. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus.

Ich streife meine Schuhe ab und stelle sie in die Garderobe. Dann tapse ich barfüßig zu den beiden. Alibi mäßig stelle ich die Kaffeemaschine an. Ein Blick in ihre Gesichter hat mir gereicht, um sie nicht weiter ansehen zu wollen.

„Stew", sagt Dad und klingt auf einmal wie ein sich sorgender Vater. Huh, woher kommt das denn? Ich drehe mich nicht um, warte, dass er spricht und fülle die Kaffeemaschine währenddessen mit Wasser auf. Dann lege ich ein frisches Pad ein und warte weiter. In dem Moment, in dem ich eine frische Tasse aus dem Schrank hole, lässt Mikael die Bombe platzen.

„Wir finden, du solltest dich mal wieder mit Miss Nadine unterhalten." Die Tasse fällt mir aus der Hand und klirrend zu Boden. Sie zerspringt in tausend kleine Teile.

„Wie bitte?", krächze ich. Das hat mir jetzt gerade noch gefehlt.

„Wir finden-", setzt Dad an, aber ich unterbreche ihn mit zitternder Stimme.

„Das habe ich gehört. Aber warum?" Die Scherben der Tasse starren mich vorwurfsvoll vom Boden aus an. Ich rühre mich nicht.

„Stew, es geht dir sehr offensichtlich nicht gut." Es ist Mikael, der aufsteht und mit einem Kehrbesen die Scherben aufsammelt. Ich kann ihn dabei nur anstarren. Wie benebelt nehme ich direkt die nächste Tasse aus dem Schrank.

„Mir geht es prima", lüge ich. Kann ja niemand außer mir was dafür, dass Darren mich mit Anne betrogen hat. Man, es fühlt sich scheiße an, das zu denken. Wie ein kalter Waschlappen. Aber abgesehen davon geht es mir doch gut?

„Du bist dünner geworden", hält Mikael leise dagegen. Dad kann dazu selbstverständlich nichts sagen, er weiß die meiste Zeit ja nicht mal, wo ich bin.

„Das ist in meinem Alter normal." Es stimmt. Mariah redet ab und zu davon, dass sie an einem Tag viel mehr wiegt als noch Tage zuvor. Liegt wohl an Hormonen.

„Nicht in diesem Ausmaß." Mikael hebt eine Hand, um mich von weiterem Protest abzuhalten.

„Hör zu, Stew. Wir wollen dir bloß helfen." Ich schnaube. Dad will mir helfen? Er schafft es ja nicht mal darüber hinaus, Smalltalk zu führen.

„Du kannst doch einfach mal mit Miss Nadine reden. Ihr könnt euch auf den neusten Stand bringen. Ich fahre dich hin und ich begleite dich zurück – niemand zwingt dich, dort zu bleiben." Immerhin etwas. Allein die Vorstellung, sie könnten mich noch mal ein Jahr dort behalten, lässt mir den Apfel, den ich bei Khan gegessen habe, wieder hochkommen.

„Es geht mir gut", wiederhole ich dennoch.

„Ich esse, ich treibe keinen exzessiven Sport, ich gehe aus." Achselzuckend drücke ich auf einen Knopf, um mir den Kaffee einzulassen. Das monotone Rauschen der Kaffeemaschine ertönt und für einen Moment wage ich es zu hoffen, das Gespräch sei beendet. Ich habe immer noch ein Hühnchen mit Mikael zu rupfen, weil er Mariah gegenüber gestern etwas angedeutet hat.

„Ich tue das, was Miss Nadine mir gesagt hat. Alles paletti, wirklich." Ich bin normal, füge ich in Gedanken hinzu. Sie warten, sehen mich beide an. In aller Seelenruhe nehme ich den frischen Kaffee aus der Maschine und trinke die oberste Schicht ab. Es schmeckt nicht gut, aber wenigstens lenkt es mich von meiner sogenannten Familie ab.

„Wir haben gehofft, du würdest anders reagieren", gibt Dad zu, seine Augen flackern zwischen mir und der Küchentür hin und her. Hat er Angst, Mum könnte zu Ausnahme mal ihr Zimmer verlassen und uns in dieser Situation vorfinden? Ich schnaube wieder, plötzlich einfach unglaublich wütend. Natürlich geht es mir nicht gut.

Wie soll es mir auch gut gehen nach allem, was hier so passiert?

„Der Termin steht. Nächsten Donnerstag. Mikael holt dich von der Schule ab." Ich halte die Luft an. Das können sie doch nicht einfach ohne meine Einverständnis bestimmen.

„Wenn du nicht kommst, müssen wir den Termin verschieben. Und du weißt, was Miss Nadine von verpassten Terminen hält." Für sie ist es die Vorwarnung. Die Vorwarnung, dass der Patient ernsthafte Hilfe braucht.

„Ihr seid nicht fair", flüstere ich.

„In deinen Augen mag das nicht fair klingen, aber vertrau uns, Stew." Mikaels Augen werden groß, glänzen voller Sorge um mich. Ich presse die eigenen Augen zu, ertrage es nicht.

„Ich soll euch vertrauen?", frage ich und blinzle die Tränen weg. Wie bin ich überhaupt in diese Situation geraten? Warum kann ich nicht normal sein wie alle anderen Mädchen in meinem Alter auch? Mein ganzer Körper zittert jetzt und ehe ich reagieren kann, rutscht mir die volle Tasse aus der Hand und zerbirst am Boden ebenfalls zu Scherben.

Diesmal bleibe ich nicht, um mich vorwurfsvoll von den Scherben ansehen zu lassen. Die braune Flüssigkeit tränkt meine nackten Füße und ich springe beiseite, weil es heiß ist. Dann eile ich davon, in mein Zimmer, und schmeiße die Tür hinter mir zu.

Tatsächlich verbringe ich dann doch den Rest des Mittags im Bett und starre Löcher an die Decke. Die Sache mit Darren rückt immer weiter in den Hintergrund, stattdessen schweifen meine Gedanken zu Miss Nadine.

Ich bin stolz auf dich, Stew. Du hast dich sehr gut entwickelt – von hier aus ist es ein langer, steiniger Weg, aber den wirst du meistern. Keine Frage."

Das waren die letzten Worte, die sie zu mir sagte, ehe ich vor drei Jahren ihr Behandlungszimmer verließ. Ich kann es nicht fassen, dass ich dorthin zurück soll. Ich habe mich doch sehr gut entwickelt? Ob sie enttäuscht sein wird?

Miss Nadine war eine nette Therapeutin, selbst im Alter von 39 hellwach und voller Eifer bei der Sache. Sie war mir damals ans Herz gewachsen und doch hatte ich gehofft, sie nie wieder sehen zu müssen. Als man mir vorschlug, die ersten Monate nach meiner Entlassung, das ein oder andere Mal zu ihr zu gehen zur Routineuntersuchung, schlug ich ab. Auf keinen Fall.

Versteht ihr? Für mich ist das eine Phase meines Lebens, die ich am liebsten zu dem Karton voller Sachen von Darren in die hinterste Ecke meines Kleiderschranks verbannen würde. Allein der Gedanke an die ekelhaft sterilen Gänge in diesem Gebäude, das für ein Jahr mein Zuhause war, treibt mir die Galle hoch. Oder der Therapieraum, voller selbstgemalter Bilder von Patienten. Ich habe es nie über mich gebracht, Miss Nadine ein Bild zu malen. Das wirkte auf mich so semi-einschleimend.

Ich lasse mich von meinem Handywecker aus der Wachtrance wecken und stehe auf, um mich für den Abend fertig zu machen. Es überrascht mich, als ich feststelle, dass meine Zimmertür offensteht. An den Türrahmen gelehnt, ist da Mikael, der leise schnarcht. Er schläft im Stehen? Anscheinend hat er mich beobachtet.

„Mikael?", frage ich und tippe ihn leicht an. Er öffnet die Augen und scheint für einen Augenblick nicht zu wissen, was er hier tut. Dann tritt Erkenntnis in seinen Blick.

„Hey", sagt er und fährt sich über das Gesicht.

„Ich wollte dich nicht wecken", gesteht er. Ich schüttle nur den Kopf. Eigentlich habe ja ich ihn geweckt.

„Hast du nicht. Ich muss sowieso gleich los." Ein verstehendes Nicken.

„Soll ich dich fahren?" Was haben sie bloß alle im Moment damit mich von A nach B zu kutschieren...

„Klar." Die Stimmung zwischen uns ist angespannt. Ich drücke mich an ihm vorbei und mache mich im Bad fertig. Die ganze Zeit über spüre ich so eine Gleichgültigkeit, die mein Herz umfasst hat. Mir ist egal, dass er mich beobachtet hat. Egal, dass ich ihn scheinbar nicht bemerkt habe, obwohl ich wach war. Egal, dass mich Darren betrogen hat. Egal, dass ich wieder zur Therapie muss. Egal, dass alles von vorne los geht.

Die Hose und das T-Shirt von Khan werfe ich in den Wäschekorb. Die bekommt er dann wohl erst nächste Woche zurück. Dann steige ich in die Dusche und genieße das heiße Wasser, das mir über den Körper rinnt. Genieße den Augenblick des Friedens bis ich in die Realität zurück muss.

Als ich wenig später zu Mikael ins Auto steige, trommelt der schon nervös mit den Fingern aufs Lenkrad.

„Du musst mir den Weg weisen", sagt er.

„Darrens Viertel." Stimmt ja, Mikael weiß gar nicht, was Darren getan hat. Umso besser. Weniger, was ich Miss Nadine gegenüber erwähnen müsste. Schweigen entsteht. Die ersten fünf Minuten der Fahrt spricht keiner von uns. Nicht mal das Radio läuft.

Dann: „Es tut mir leid." Mikael. Ich presse die Lippen auf einander.

„Das gestern, es hat mich eiskalt erwischt. Ich musste Dad einschalten. Sonst...", eine Pause. Wir wissen beide, was er andeutet.

„Dazu wäre es nicht gekommen. Wie oft soll ich denn noch sagen, dass es mir gut geht?"

„Solange bis es stimmt." Mikael setzt einen Blinker und biegt dann ab. Darauf weiß ich nichts zu sagen.

„Ich finde, es ist an der Zeit, dass du Darren und den anderen erzählst, wo du vor drei Jahren warst." Hätte ich eine Tasse in der Hand, sie läge in Scherben zu meinem Füßen.

„Nein." Einfach nein. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich nie wieder ein Wort mit Darren wechseln werde.

„Sie werden dich deswegen nicht verurteilen", sagt Mikael.

„Nein." Es geht nicht darum, dass sie mich verurteilen könnten. Es geht um... alles, schätze ich. Momentan bin ich für sie einfach ein normales Mädchen. Mariah kennt mich als ihre Freundin, die ab und an Theater spielt und gerne Disney-filme schaut. Sobald sie mich als dieses Mädchen mit... mit einer... mit diesem Problem sieht, werden meine anderen Eigenschaften in den Hintergrund treten.

„Denk einfach darüber nach." Hab ich. Wird nicht passieren. Gott, allein die Vorstellung, meine Freunde könnten mich in Zukunft mit diesen mitleidigen Blicken ansehen und mich in Gedanken als das kaputte Mädchen abstempeln, sie bringt mich schier um den Verstand. Eher springe ich wirklich von irgendeiner Brücke.

Wir nähern uns Darrens und Khans Wohnviertel und ich lotse Mikael in die richtige Richtung.

„Wenn ich dich dafür auch um etwas bitten kann", sage ich auf einmal, weil mir ein Gedanke kommt. Deswegen hat Mikael gestern diese Sachen zu Mariah gesagt. Weil er will, dass ich ehrlich zu ihr und den anderen bin. Mein Bruder nickt.

„Überlass mir diese Entscheidung." Er runzelt die Stirn, als ich aussteige und die Tür laut hinter mir zu knalle. Sicherlich weiß er genau, wie ich das meine. Ich spüre seinen Blick auf meinem Rücken, als ich die Einfahrt der Mayfields hinauf laufe und klingle. Erst als mir Aiden die Tür öffnet, heult sein Motor wieder auf. Er fährt weg.

„War das dein Freund?", will Aiden wissen, während er meine Hand nimmt und mich zur Küche zieht. Ich schüttle den Kopf. Einerseits um seine Frage zu verneinen, andererseits um die Verwirrung und die Gleichgültigkeit abzuschütteln. Letzteres gelingt mir nicht ganz so gut. Dann werde ich heute Abend wohl schauspielern müssen. Eine gute Übung für das Vorsprechen.

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