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Eins

Tief atme ich Khans Duft ein.

„Apropos Highheels." Khan fasst mich an den Schultern und hält mich ein Stück von sich weg. Die untergehende Sonne bescheint seine tränennassen Wangen. Erst jetzt erkenne ich die lilafarbenen Schatten, die sich immer noch unter seinen Augen abzeichnen.

„Der ist kaputt", sage ich schlicht und halte ihm den gebrochenen Heel hin.

„Ich kann ihn dir wieder dran kleben, wenn ich zuhause bin", bietet er an. Ich schüttle den Kopf.

„Die sind ohnehin ewig alt. Ich hab genug Highheels." Was ich nicht sage, ist dass ich mich mittlerweile sowieso viel wohler in meinen Flipflops fühle.

„Dann gehen wir wohl wieder hoch, damit du deine Flipflops anziehen kannst." Selbstverständlich weiß er, dass ich meine Flipflops in meiner Tasche mitgebracht habe. Und selbstverständlich ist das lediglich ein Vorwand, um wieder nach oben zu gehen.

„Bist du dir sicher?", frage ich.

„Wir können auch noch kurz hier unten bleiben."

„Du kannst doch nicht ewig ohne Schuhe sein. Was wäre ich für ein Freund, wenn ich deine Füße erfrieren ließe?" Sein Grinsen wirkt bereits etwas echter. Dennoch verdenke ich ihm nicht, dass es diesen traurigen Touch beibehält.

„Mein Freund?", scherze ich. Er steht auf und hält mir die Hand hin.

„Du erwartest jetzt nicht, dass ich auf ein Knie falle und um deine Hand anhalte?"

„Aiden fände das bestimmt sehr schön, du solltest es also oben machen-", sage ich, während ich nach seiner Hand greife, werde aber unterbrochen, als er mich mit einem Ruck nach oben schwingt und bridal-style hochhebt. Als wöge ich nichts.

„Khan?", frage ich, als er sich in Bewegung setzt. Geht es dir gut?, schwingt in meiner Stimme mit. Aber er ignoriert es geflissentlich.

„Halt schön deinen kaputten Schuh fest. Wir wollen nicht, dass er runter fällt." Das ist also seine Art damit umzugehen. Späßchen. Ablenkung. Themenwechsel. Wir sind uns ähnlicher als gedacht.

Er trägt mich durch den Eingangsbereich, wo wir uns einen amüsierten Blick der Empfangsdame einfangen, die diese Familie am Ende des Abends in und auswendig kennen und dabei für verrückt erklären wird, in den Aufzug, lässt mich auch nicht runter, als wir Zimmer 303 erreichen.

Drinnen scheint sich niemand auch nur einen Zentimeter bewegt zu haben – bis auf den Arzt, der verschwunden ist. Nicht mal Aiden, der weiterhin auf dem Schoß seiner Mum sitzt. Die vier blicken überrascht auf, als Khan mich hinein befördert und auf dem Stuhl neben Kerstin absetzt.

Paul drückt auf einen Knopf in der Wand, vermutlich um den Arzt zurück zu rufen, der nicht mehr hier ist. Wie lange waren wir draußen?

„Nicht bewegen. Gib mir den Schuh, ich wechsle ihn schnell aus", sagt Khan. Ich erröte, weil ich mir der Präsenz seiner Familie plötzlich peinlich bewusst bin. Er macht einfach weiter, als bekomme er es gar nicht mit. Bewundernswert. Dabei glotzen uns vier Augenpaare an, nichts sehnlicher wünschend als etwas Ablenkung, Unterhaltung.

Ich reiche Khan meinen gebrochenen Schuh und den zugehörigen unversehrten, die er nimmt und in meiner Tasche verstaut. Danach wühlt er darin herum, um die Flipflops zu finden, stockt kurz, sieht mich an, sieht wieder den Inhalt der Tasche an. Dann wieder mich. Mein Magen krampft sich zusammen. Was kann er...-

Mein Frühstück. Die Röte weicht aus meinen Wangen. Er hat mein ungegessenes Frühstück gefunden. Oh du meine Güte. Für einen Augenblick scheint er etwas sagen zu wollen, entscheidet sich allerdings dagegen und gibt mir schließlich meine Flipflops. Die ausgelassene Stimmung, die wir künstlich erstellt haben, verpufft schlagartig.

Ich streife mir die pinken Flipflops mit dem Flamingo-Emblem über die sockigen Füße, weiche seinem Blick aus. Verdammt. Alles lief so gut. Wieso musste Mikael mir auch Frühstück machen? Und wieso musste ich es mitnehmen? Meine Tasche mitnehmen? Ihn meine Tasche öffnen lassen? Ich beiße mir in die Innenseite meiner Wange, schmecke das Blut.

Obwohl. Ist doch nicht viel dabei, dass ich meine Frühstück nicht gegessen habe. Jeder vergisst mal zu essen? Ich hatte einfach keinen Hunger.

„Stew?", fragen Khan und Kerstin wie aus einem Mund. Ich zucke zusammen. Vielleicht sollte ich aufhören mich zu benehmen, als würde es etwas bedeuten, dass ich mein Frühstück nicht gegessen habe. Es bedeutet nämlich nichts.

Der Arzt steht in der Tür. Die Aufmerksamkeit aller anderen liegt auf mir. Errötend entschuldige ich mich schnell und konzentriere mich dann auf die Worte des Arztes.

Kurze Lebensspanne

Lungenkrebs

Herzfehler

Herzinfarktrisiko

Tod

Die Worte des Arztes wiederholen sich wieder und wieder in meinem Kopf. Paul hat Lungenkrebs. Keinen gutartigen. Er wurde mit einem Herzfehler geboren, der sich nie negativ geäußert hat – bis vor einem Jahr. Der Herzinfarkt wird nicht der einzige bleiben. Er wird sterben.

Jeder wird sterben, oder? Man kann nicht pauschal sagen, dass jemand bald sterben wird. Jeder kann bald sterben. Ich könnte auch bald sterben. Dass Paul bald sterben wird... das muss nichts heißen, oder? Meine Gedanken überschlagen sich, als wir sein Zimmer verlassen. Meine linke Hand liegt auf Khans Rücken, auf meinem rechten Arm halte ich Aiden. Kerstin und Claude bleiben noch bei Paul, der erst morgen heimkehren wird. Die Ärzte wollen Tests machen, um Behandlungen ausschließen zu können. Denn eigentlich, so hat es Doctor Heeve ausgedrückt, ist Paul verloren.

Aidens Stirn liegt auf meiner Schulter, ich spüre die Tränen, die ihm über das Gesicht laufen. Einerseits bin ich froh, dass seine Eltern beschlossen haben, auch ihn nicht von der Wahrheit fernzuhalten. Andererseits tut es mir im Herzen weh, den kleinen so traurig zu sehen. Mit neun sollte er sich nicht vor dem Tod fürchten. Schon gar nicht vor dem Tod seines geliebten Vaters.

Auf der anderen Seite meiner Hand kann ich Khans schweres Atmen hören. Er hält die Tränen zurück. Ich kann es erkennen. Ob er sie wegen Aiden zurück hält? Wegen mir? Oder wegen sich selbst?

Im Auto setze ich mich auf die Rückbank neben Aiden und halte die Hand des Kleinen bis er einschläft. Khan beobachtet uns im Rückspiegel.

„Er ist ziemlich erledigt", spricht er das Offensichtliche aus.

„Ja. Das seid ihr alle." Ich streiche Aiden über die Haare, die kreuz und quer auf seinem Kopf liegen. Im Schlaf wirkt er friedlich.

„Soll ich dich nach Hause bringen?", fragt Khan, als wir die Ausfahrt erreichen, bei der er in diesem Falle links abbiegen müsste.

„Ich lasse euch jetzt nicht allein", halte ich dagegen. Er biegt rechts ab.

Bei Khan zuhause überzeuge ich ihn davon, sich ins Bett zu legen, während ich mich um Aiden kümmere, der im Schlaf vor sich hin brabbelt. Ich trage ihn in sein Zimmer, decke ihn zu, öffne das Fenster einen Spalt breit und lasse seine Zimmertür dann offen. Draußen mache ich das Licht an, bevor ich die Treppe nach oben zu Khans Reich schleiche. Für den Fall, dass er auch schon schläft. Was ich, nebenbei bemerkt, sogar hoffe.

Doch nichts mit Hoffnung. Die stirbt zwar bekanntlich zuletzt, aber sie tut es trotzdem. Khan steht vor seinem Fenster, statt dem Tshirt, trägt er nur noch ein weißes Unterhemd, und schaut wie in Trance auf die Straße. Ich lasse auch seine Tür einen Spalt weit offen, bleibe im Türrahmen stehen.

„Schläft Aiden?", fragt er, muss mich gehört haben. Oder im Fenster gesehen. Ich beiße mir auf die Lippe.

„Wie ein Baby." Ein Schauer läuft mir über den Rücken, plötzlich fröstelnd fahre ich mir über die Arme.

„Vielleicht solltest du auch etwas schlafen", schlage ich vor. Endlich dreht er sich zu mir um. Seine Augen sind dunkel, die Stirn gerunzelt. Er lehnt sich ans Fensterbrett und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich ahme seine Haltung nach. Kurz fechten wir ein stilles Blickduell aus. Dann seufzt er, löst seine verschränkten Arme.

„Du hast dein Frühstück nicht gegessen", sagt er.

„Ich... hatte keinen Hunger", behaupte ich, überzeugender als ich es für möglich gehalten hätte. Mein Blick ist fest. Er stützt sich mit den Armen am Fensterbrett ab, dabei spielen seine Muskeln. Ich schlucke.

„Hast du überhaupt schon etwas gegessen?", will er leise wissen. Ich schlucke erneut. Diesmal bloß aus einem anderen Grund. Meine Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt. Leise grummelt mein Magen.

„Ja", sage ich. Die Wahrheit. Einen Salat beim Mittagessen. Mariah war dabei.

Ich spüre seinen Blick auf mir, als ich mich auf das Bett fallen lasse und meine Flipflops ausziehe. Dann ziehe ich die Beine an und starre stur geradeaus. Die Wand an. Die vielen Sprüche. Meine Essgewohnheiten haben hier keinen Platz. Sie gehören nicht hier her. Nicht zu ihm. Schon gar nicht zu ihm!

„Stew."

„Khan." Er verlässt seinen Posten am Fenster, kniet sich vor mich hin und versucht vergeblich meinen sturen Blick von seiner Wand zu lösen.

„Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich nicht lässt", flüstert er. Aus glasigen Augen starre ich nun doch zu ihm hinunter.

„Du musst mir nicht helfen", krächze ich, immer noch mit diesem unsichtbaren Band um meinen Hals.

„Es gibt nichts, wobei du mir helfen müsstest", verbessere ich mich.

„Ich bin kein verdammtes Problem, das gefixt werden muss", sage ich so leise, dass es mir wehtut. Körperlich und mental. Er greift nach meinen Händen und ich lasse es geschehen. Seine Pupillen sind jetzt noch größer und dunkler als zuvor, als ich endlich den Blick von der Wand nehme und ihn direkt anschaue. So schön. So traurig. So tief.

„Stew", wiederholt er, seine Stimme rasselt. Schmerz schwingt in seiner Stimme mit.

„So lautet mein Name." Ich räuspere mich. Schüttle den Kopf. Erwache langsam aus meiner Trance. Was tue ich hier? Mir geht es gut. Prima. Er hat eben einen Schicksalsschlag erlebt. Nicht ich.

„Hör auf zu suchen", flüstere ich.

„Zu suchen?" Er runzelt so stark die Stirn, dass ich fürchte, eine Ader könne platzen.

„Du hast vorhin erfahren, dass dein Dad sterben wird. Natürlich suchst du Ablenkung. Ich hab also mein Frühstück vergessen zu essen. So what. Mach da nichts größeres draus." In meiner Stimme liegt ein scharfer Unterton, für den ich mich automatisch schlecht fühle.

„Du wirst es nicht glauben, Stew, aber ich mache mir tatsächlich Sorgen um dich", hält er dagegen, seine Stimme bebt leicht. Vor Wut. Weil er wütend auf mich ist. Ich schließe die Augen.

„Du glaubst es wirklich nicht", haucht er, ungläubig, fast schön verwirrt.

„Warum glaubst du mir nicht? Warum willst du mir nicht glauben, dass du mir wichtig bist? Dass ich mich in dich verliebt habe?" Verzweiflung. Verwirrung. Etwas anderes, das ich nicht deuten kann. Langsam öffne ich meine Augen, hinter denen es beginnt zu prickeln.

„Ich...", setze ich an, unterbreche mich selbst. Er hat sich in mich verliebt. In mich. Und es jagt mir eine heiden Angst ein.

„Sie alle sehen es. Gma wusste bereits, dass ich dich mag, bevor ich ihr deinen Namen genannt habe – ja, ich habe vor heute mit ihr über dich geredet. Mum hat nur darauf gewartet, dass ich dich um ein Date bitte. Gott, selbst Aiden sprach schon am ersten Tag von unserer Hochzeit."

„Aiden spricht grundsätzlich über Hochzeiten", ich schmunzle. Er nimmt mein Kinn in seine Hand und hebt es an.

„Typisch, dass du aus diesen Sätzen genau diesen als den wichtigsten heraus pickst." Er führt meine Hände zu seinem Mund und küsst sie.

„Und ja, ich mag vorhin erfahren haben, dass Dad stirbt. Dass ich ihn irgendwann verlieren werde, viel früher als gedacht. Aber deswegen suche ich bei dir keine Ablenkung. Du darfst niemals denken, dass ich mich um dich sorge, weil ich eine Beschäftigung suche. Dass du mir wichtig bist, weil mir ansonsten langweilig wäre. So ist es nicht." Ich öffne den Mund, schließe ihn wieder. Wie ein Fisch. So wie ich es gefühlte tausend Mal an diesem Tag getan habe. Er wirft einen letzten Blick zu meiner Tasche, überlegt es sich dann aber anders, ich atme erleichtert aus, weil er nicht nochmal etwas zu meinen Essgewohnheiten sagen wird.

„Du solltest anfangen deine eigenen Ratschläge zu befolgen", murmelt er, ehe er mich hoch in eine Umarmung zieht.

„Vielleicht sollte ich das", denke ich, aber schweige.

Am Tag darauf kommt Paul nach Hause. Mit schlechten Nachrichten. Keine der möglichen Behandlungen würde ihm beim Überleben helfen. Es gibt also nichts, was er tun kann, um ein langes Leben zu führen. Ich verbringe das ganze Wochenende bei Khan und kümmere mich hauptsächlich um Aiden, während die Familie versucht mit den Neuigkeiten umzugehen.

Die drei Tage darauf fliegen an mir vorbei, ich nehme den Schulstoff auf, spiele Cinderella bei den Theaterproben, rede mit Miss Nadine, ohne danach zu wissen, worum es in unserer Unterhaltung ging und freue mich rein gar nicht auf die folgenden Thanksgivingfeiertage.

Für jemanden wie mich, der an normalen Tage Probleme mit Essen hat, sind Feiertage der Horror.

Glücklicherweise ist Thanksgiving in unserer Familie nicht ganz so pompös wie bei manchen anderen Familien. Da Dad meistens behauptet arbeiten zu müssen, bleibt auch Mum in ihrem Zimmer und Mikael und ich essen gemeinsam zu Abend und bedanken uns dafür, dass wir einen weiteren Abend von unseren Eltern allein gelassen wurden. Meine Großeltern haben vor fünf Jahren aufgehört an Feiertagen, die nicht zu Weihnachten gehören, zu uns zu kommen.

Deshalb bin ich etwas überrascht, als ich am Mittwoch Abend von den Mayfields nach Hause komme. Dieses Mal ist etwas anders. Da ich in letzter Zeit sehr oft bei Khan übernachtet habe, hat er mich heimgefahren – mit den Worten: „Wir wollen ja nicht, dass sie auf die falschen Gedanken kommen." Überhaupt verhält sich Khan normal. Zu normal. Ich schätze, das tut er absichtlich.

Ich betrete jedenfalls die Küche, als ich sehe, dass Licht brennt und finde dort Mikael vor, der etwas in der Hand hält. Es ist schon spät und mein Bruder hatte bis vor kurzem eine Schicht. Er müsste längst in seinem Bett liegen und schlafen. Die Ringe unter seinen Augen verdeutlichen das nur.

„Sieht aus wie eine Einladungskarte", bemerke ich ohne Begrüßung, während ich mir ein Glas aus dem Schrank nehme und Wasser hinein fülle.

„Halt das Glas besser fest, Stew." Besorgt stelle ich es ab.

„Grandma und Grandpa Dexter kommen morgen zum Thanksgivingessen", verkündet Mikael, ehe er die Karte in der Mitte faltet, nochmal faltet und dann zu einer Kugel knüllt. In mir krampft sich alles zusammen. Verwirrt lasse ich mich neben ihn auf einen Stuhl fallen, das Glas Wasser ist vergessen. Unsere Großeltern wohnen etwa fünf Stunden von hier entfernt. Praktisch am anderen Ende der Welt. Warum kommen sie ausgerechnet dieses Thanksgiving zu Besuch?

„Sie schreiben, sie würden sich freuen, uns alle mal wieder zu sehen. Auch Darren", meint Mikael, verzieht das Gesicht. Bei diesen letzten beiden Worten guckt er mich direkt an. Inzwischen wissen sie alle, wie meine Beziehung mit Darren geendet hat.

„Ich hätte ihnen Darren niemals vorstellen sollen", stöhne ich. Darren hat Grandma und Grandpa Dexter letztes Weihnachten kennengelernt, als ich so naiv war, ihn einzuladen. Er verstand sich natürlich auf Anhieb mit ihnen, wie sollte es auch anders sein, und ich war hin und weg. Denn niemand versteht sich mit meinen Großeltern. Niemand. Ich wiederhole. Niemand.

Grandma Dexter muss bei ihrer Geburt aus den Armen ihrer Mutter gefallen sein, denn sie verhält sich manchmal, als habe sie ihr Rückgrat damals verloren. Als sie erfuhr, dass ich ein Jahr in einer psychiatrischen Einrichtung verbringen würde, meinte sie, ich solle mich nicht so anstellen. Kinder in Afrika hätten größere Probleme.

Grandpa Dexter wäre ohne sie vermutlich zehn Mal besser dran. Er ist ein guter Mensch. Aber ihm ist so ziemlich alles egal, steht er nun schon seit einem halben Jahrhundert unter ihrem Pantoffel. Die beiden haben meinen Eltern den Geldhahn zugedreht, als sie erfuhren, dass Mum als ihre Schwiegertochter aufhören würde zu arbeiten. Und den Rest kennt ihr.

„Warum so kurzfristig?", will ich wissen.

„Du kennst die beiden. Dramatik. Wenn du die von irgendwem geerbt hast, dann von Grandma Dexter." Ich werfe ihm einen genervten Blick zu. Nichts habe ich von dieser Frau geerbt. Außer vielleicht Äußerlichkeiten. Aber die sagen ja nichts über mich aus.

„Ich wünschte, wir könnten Mums Mum einladen", gebe ich zu. Mikael zuckt mit den Schultern.

„Wenn du dem Hausmeister des Friedhofs eine Einladung zukommen lassen willst, nur zu. Weiß nicht, ob Grandma Mathilde sie lesen könnte." Mums Mum ist vor drei Jahren gestorben. Mikael hat sie mindestens so sehr geliebt wie ich.

„Hey!" Mikael steht plötzlich auf und reckt einen Finger in die Höhe. Ich erschrecke zu Tode.

„Dein Enthusiasmus macht mir Angst, großer Bruder." Er streckt mir die Zunge raus.

„Du kannst Khan einladen", ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Seine Schadenfreude beunruhigt mich. Sein Selbsterhaltungstrieb hingegen, nun ja, den bewundere ich.

„Auf keinen Fall. Khan ist zu jung, um zu sterben." Ich habe mir soeben geschworen nie wieder jemanden meinen Großeltern vorzustellen.

„Jetzt übertreib mal nicht. So schlimm sind unsere Großeltern auch wieder nicht. Und lüg nicht, der Typ würde alles für dich tun. Sogar in ein brennendes Haus rennen, mit Nagelbrettern auf dem Boden, barfuß." Bei jeder seiner Erläuterungen reißt er die Augen weiter auf. Ich schlucke.

Aber er lässt mich nicht fragen, wie er auf diese verquere Idee kommt, sagt schlicht weg: „Ich weiß genau, dass ihr nicht mehr einfach nur Freunde seid, auch wenn ich gekränkt bin, dass du es mir nicht erzählt hast." Röte steigt mir in die Wangen. Das Herz rutscht mir in die Hose.

„Was-?"

„Denkst du wirklich, ich hätte Khans Auto am Freitag nicht vor der Haustür stehen sehen? Für wie blöd hältst du mich, Stew?" Er lacht. Lacht so laut wie ich ihn lange nicht mehr lachen sehen habe. Stimmt. Wie überaus leichtsinnig von mir.

„Mikael. Ich werde Khan nicht bitten zu kommen. Er würde sein eigenes Familienessen verpassen und-", die Familie braucht sich jetzt.

„Umso besser." Mein Bruder grinst jetzt über beide Backen.

„Lad sie alle ein!"

♧♧♧

Hoffentlich kriegt das irgendwer mit, aber die Story geht ab jetzt hier weiter hahah

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