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Achtundvierzig

Unser schöner Moment wird gleich darauf zerstört, als ein nach Tabak riechender Paul zur Tür herein getorkelt kommt. Khan und ich müssten gleichermaßen bestürzt drein blicken, denn Paul lacht leise.

„Stew", nuschelt er.

„Auch noch hier." Er geht an uns vorbei auf die Treppe zu, dreht sich aber noch mal um.

„War schön, deine Familie kennenzulernen." Ich beiße mir auf die Lippe. Der Geruch nach Alkohol schwebt mir entgegen. Das ist dreist. Das ist dreister als dreist. Dass er in erster Linie seine Krankheit vor seiner Familie verschweigt, ist ja schon dreist, aber dass er nun auch noch betrunken heim kommt... Am liebsten würde ich ihm gehörig die Meinung geigen.

„Paul", sage ich warnend. Mit Blicken versuche ich ihm zu verstehen zu geben, dass auch sein Sohn anwesend ist. Khan, der bereits ahnt, angelogen zu werden. Khan, der nichts als die Wahrheit von seinem Vater verdient.

„Dad?", fragt dieser – verwirrt, verletzt, besorgt.

„Hast du getrunken?" Als wäre das nicht offensichtlich. Paul denkt scheinbar dasselbe wie ich. Er runzelt die Stirn.

„Nein", lügt er.

„Hoffentlich ist Mum schon ins Bett gegangen", flüstert Khan, sodass sein Vater es nicht hören kann.

An diesen gewandt, meint er dann: „Warum betrinkst du dich? Was ist im Moment mit dir los?"

„Ich bin nur angetrunken", entgegnet Paul. Khan stöhnt frustriert.

„Du bist nicht du selbst."

„Bin ich wohl."

„Seit Jahren... und ich betone seit Jahren hast du dich nicht mehr betrunken." Khan fährt sich durch die Haare. Am liebsten würde ich ihm einen Arm um die Schulter legen, ihn drücken und ihm alles sagen, was ich weiß. Oder ich würde Paul anketten und ihn dazu zwingen, endlich mit der Sprache rauszurücken. Das zerstört diese Familie, die Beziehung, die er zu seiner Frau, seinen Kindern und zu sich selbst hat. Ich spreche da aus Erfahrung, verdammt.

„Ich erkenne dich kaum wieder." Khans Arme fallen schlaff zu seinen Seiten hinab. Seine Aufmerksamkeit, seine Konzentration liegt auf seinem Dad. Dessen Augen sind auffällig verquollen, rot gerädert, dunkle Schatten darunter, die man vorhin nicht so gut erkennen konnte. Auf seinem weißen Hemd prangt ein dicker roter Fleck, vermutlich Soße. Schweißflecken unter seinen Armen. Alles in allem erinnert er mich wieder mehr an den Mann, dem ich vor einem Jahr an der Bushaltestelle begegnet bin als an Kerstins lebensfrohen Ehemann.

Ich wende den Blick ab. Es tut weh ihn so zu sehen. Und wenn es schon mich schmerzt, ihn in seinem Elend schwimmen zu sehen, wie fühlt sich Khan dann wohl gerade? Kinder sollten ihre Eltern nicht so erleben, oder?

„Paul?!" Es ist Kerstin, die plötzlich am Treppenende steht und auf ihr Elend von Partner hinab schaut. Ihre Augen sind groß und sogar aus der Entfernung sehe ich, dass sie glänzen. Wie gerne ich wegsehen, weggehen, die drei alleine lassen würde, damit sie endlich Pauls Geheimnis lüften und wieder die glückliche, harmonische Familie werden können, als die ich sie kennen gelernt habe. Aber nichts dergleichen passiert.

Stattdessen seufzt Kerstin, nähert sich Paul und greift ihm unter die Arme, um ihm nach oben zu helfen. Er stöhnt, protestiert jedoch nicht.

„Gute Nacht, Stew", ruft Kerstin noch zu uns zurück, dann sind die beiden im Gang verschwunden. Wenn sie wie Khan etwas ahnt, so lässt sie es sich nicht anmerken. Für sie ist Paul eben ihr Ein und Alles. Heilig. Ihre Liebe macht sie blind. Genau wie Khan gesagt hat.

„Komm. Ich fahr dich heim." Khan schnappt sich ein Schlüsselbund vom Wohnzimmertisch und geht dann Richtung Haustür, die Nase gerümpft und den Blick stur geradeaus gerichtet.

„Möchtest du darüber reden?", frage ich, sobald wir erneut in der kühlen Nachtluft stehen. Er schließt kurz die Augen, seine Nasenflügel öffnen sich. Atmen.

„Wenn ich darüber reden würde, würde ich platzen", gesteht er. Der Rest des Abends verläuft schweigend.

Am nächsten Morgen stehe ich ewig vor meinem Kleiderschrank und bin zu feige, sein Trikot überzustreifen. An unserer Schule ist das zwar keine allzu aufgebauschte Tradition – wie es an anderen Highschools der Fall ist – aber die Leute messen dem Ganzen trotzdem einen bestimmten Wert zu. Schließlich überwinde ich mich und begutachte im Spiegel, wie das riesige Shirt mir beinahe bis zu den Knien reicht.

Khan und ich mögen gleich groß sein, doch seine Shirts sind allemal zu lang. Ich genieße es darin zu versinken. Für mich ist es wie ein Kleid. Wäre ich Mariah, ich würde vermutlich einen Gürtel darüber streifen, um meine Taille zur Show zu stellen. Blöd nur, dass ich weder Taille noch Hüfte noch Busen habe.

Ich stelle mir vor, wie Khan mir sein Trikot vom Körper reißt – und werde rot. Himmel. Was denke ich bloß für Zeugs? Vorhin noch bin ich schweißgebadet aufgewacht, weil mir sein Blick einfach nicht aus dem Gedächtnis gehen wollte, als er Paul so unglaublich verloren und trostlos am Treppenabsatz hat stehen sehen. Und jetzt stelle ich mir auf einmal sowas vor?

Es klopft an meiner Zimmertür.

„Andrea ist da." Mikael steckt den Kopf in mein Zimmer und zieht beide Augenbrauen hoch, als er mich mit roten Wangen und in Khans Trikot vor meinem Spiegel stehen sieht.

„Wessen Trikot ist das?" Aber wir wissen beide, dass er da so eine Ahnung hat.

„Khans", gebe ich zu und widerstehe dem Drang, seinem Blick auszuweichen.

„Denkst du, das ist eine gute Idee?", frage ich ihn. Und ich meine es so. Denn ganz egal, wie oft Khan und ich uns gestern geküsst haben, wie stark es zwischen uns funkt, und wie wohl ich mich mit ihm fühle – Darrens und meine Beziehung liegt noch nicht allzu weit in der Ferne, es gibt so viele Dinge, die mich im Moment beschäftigen, vielleicht ist es ein Fehler...

„Ich denke nicht, dass es eine besonders gute Idee ist. Aber auch keine besonders schlechte. Du wirst 18, Stew. Hab Spaß. Genieß die Highschool." Damit verlässt er mein Zimmer auch wieder. Super.

Genieß die Highschool, Stew. Das klingt, als sei Khan nichts weiter als eine Zimtschnecke für mich.

Mein Blick fällt auf den Kalender knapp neben meinem Spiegel. Fünf Tage. In fünf Tagen werde ich 18. Mikael hat recht. Vielleicht sollte ich Spaß haben.

Andreas Reaktion auf mein Shirt fällt ähnlich aus wie Mikaels. Nur dass sie verzweifelt versucht ein Schmunzeln zu unterdrücken.

„Ich hab dir ja gesagt, du willst nicht, dass Darren versucht, es wieder gutzumachen", meint sie nur, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Augenverdrehend betrachte ich die Felder, die an uns vorbei rauschen.

„Jetzt schmoll doch nicht!" Andrea wirft den Kopf in den Nacken, lacht. Jemand hupt.

„Verdammter Schmarotzer, kann doch jedem Mal passieren, dass man 'ne Ampel übersieht", brüllt sie, kurbelt das Fenster hoch.

„Immerhin eine von uns, die über das ganze Darren-Ashton-betrügen-in-einer-Nacht Drama hinweg gekommen ist", fügt sie an mich gewandt hinzu. Das scheint mir dann doch interessanter als die Felder, die sich inzwischen in Wolkenkratzer verwandelt haben. Autobahn, adieu.

„Du hängst ihm nach?", frage ich, überrascht. Alles an Andrea wirkt so... gefasst, fertig mit Ashton, beinahe glücklich. Zu glücklich?

„Das nicht, nein." Inzwischen habe ich gelernt, wie Menschen aussehen, wenn sie lügen. Die Art und Weise, wie Andrea mit dem Lenkrad spielt, wie sie ein paar unsichtbare Haarsträhnen aus ihrem Gesicht pustet.

„Du lügst." Ich mache mir nicht die Mühe, weiter nachzufragen. Schließlich mag ich es auch nicht, wenn man mich beim Lügen ertappt. Sie seufzt.

„Wir waren eine ganze Weile zusammen."

„Er hat dir aber nicht auch die Schuld in die Schuhe geschoben?" Wenn doch, kann er sich gewaltig was anhören. Ich schaudere, als ich mich an gestern erinnere, wo er Khan und mich beim Knutschen entdeckt hat. Das wäre mir lieber erspart gewesen. Und jetzt noch das Trikot. Das schreit förmlich nach ‚Leute, seht uns an, redet über uns!'.

„Nö. Wir sind uns nur letztens in der Apotheke begegnet. Ein neues Betthäschen an seinem Arm. Sah fast so aus wie ich. Ich habe ihn angesehen, gegrinst, mir zwei Packungen XXL-Kondome genommen und selbstbewusst wie eh und je bezahlt. Du hättest sein Gesicht sehen sollen."

„XXL-Kondome", wiederhole ich.

„XXL-Kondome." Mein Mund öffnet sich. Und schließt sich wieder.

„Schau mich nicht so vorwurfsvoll an. Erstens habe ich die nur aus Spaß gekauft, als gäbe es überhaupt Typen, die die gebrauchen können – selbst wenn, dürften ja auch Frauen aus Spaß Sex haben – und zweitens bist du doch diejenige, die Mr. Kahlkopf's Footballtrikot trägt." Wo sie recht hat. Außerdem, hat sie Khan gerade Mr. Kahlkopf genannt?

„Sorry."

„Entschuldigung angenommen."

„Du solltest dem Feminismus-Club unserer Schule beitreten", grinse ich.

„Wüsste nicht, dass wir so einen haben."

„Eben. Du solltest ihn gründen." Nachdenklich trommelt sie mit den Fingern auf das Lenkrad.

„Und nenn' Khan nie wieder Mr. Kahlkopf." Ich unterdrücke ein Lachen.

„Dann werde ich das wohl nur noch in meinem Kopf tun."

Wie erwartet starren die Leute. Und wie sie starren. Zumindest fühlt es sich so an. Letztes Jahr stand auf dem Trikot, das ich ab und an freitags trug, nämlich keine Nummer 7. Sondern die Nummer 1. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, die seit diesen Freitagen vergangen ist. Khan begrüßt mich mit einem selbstgefälligen Grinsen.

„Steht dir", bemerkt er, ehe sein Blick auf meine Füße fällt.

„Du trägst Flipflops."

„Ich fand Flipflops irgendwie passend", nicke ich. Lachend leitet er mich in den Unterrichtsraum. Seine Hand auf meinem Rücken ist warm. Doch ehe wir ganz über die Türschwelle getreten sind, hält uns Gelächter zurück. Böses Gelächter, wenn ihr wisst, was ich meine.

„Hübsches Kleid, Stew." Ashton. Ich zucke automatisch zusammen. Nicht nur, dass er ganz offensichtlich nicht darüber hinweggekommen ist, dass Andrea nicht vorhat ihn zurück zu nehmen, nein, er zieht sich auch noch einen Spaß daraus, Khan und mich in Verlegenheit zu bringen. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange bis ich Blut schmecken kann. Immerhin weiß ich selbst, dass mir Khans Trikot viel zu groß ist.

„Danke", sage ich, drehe mich dann mit einem strahlenden Lächeln zu ihm um.

„Die Farben stehen mir, oder?" Herausfordernd blinzle ich ihn an. Wird er darauf eingehen? Khans Hand auf meinem Rücken verkrampft ganz leicht. Ich spüre es dennoch.

„Hmm", macht Ashton. Er kommt näher, steht jetzt direkt im Türrahmen. Seine blauen Dreadlocks sehen noch schäbiger aus als früher. Aus seinem Dreitagebart wurde ein Drei-Monate-Bart. Ich stutze, denn aus der Nähe stelle ich fest, dass Ashton nicht glücklich aussieht. Ist er betrunken? Mitten am Tag und in der Schule?

Plötzlich löst sich ein Lachen aus seiner Kehle. Ein irres Lachen. Vielleicht bekifft?

„Ich würde dich lieber komplett ohne bevorzugen", schnaubt er dann. Mein Herz rutscht mir in die Hose.

„Das hast du gerade nicht gesagt." Ashton. Darrens bester Freund. Ein ehemaliger guter Kumpel von mir.

„Was denkst du?"

„Du widerst mich an", sage ich ruhig. Khans verkrampfte Hand verschwindet von meinem Rücken und bevor ich ganz mitbekomme, was geschieht, steckt sie in Form einer Faust in Ashtons Gesicht.

„Uff." Ashton geht zu Boden. Khan folgt, hebt die Hand und schlägt wieder auf Ashton ein. Immer und immer wieder. Mitten im Klassenraum. Hinter uns jubeln ein paar unserer Mitschüler. Der Lehrer ist noch nicht da. Ich glaube sogar irgendjemanden mit einem Handy zu sehen.

Ich befinde mich in Schockstarre. Bis ich ganz realisiere, dass Khan gerade jemanden zusammenschlägt, braucht es eine vermutlich gebrochene Nase und einige Sekunden. Dann handle ich schnell.

„Khan!" Ich versuche, nach seiner Hand zu greifen, aber er ist zu stark, entreißt sie mir und schlägt abermals in Ashtons Gesicht. Der krümmt sich zwar bereits, scheint sich allerdings kein bisschen zu wehren.

„Verdammt, Khan!" Ich schreie jetzt fast. Ashtons irres Lachen müsste ihn zurück in die Gegenwart geholt haben.

„Alter, hätte ja nie gedacht, dass du so feste zuschlagen kannst." Er spukt eine Flüssigkeit, die zum Glück nur ein bisschen rot ist. Ich packe Khan bei der Schulter, doch bevor ich ihn aus dem Raum zerren kann, erscheint Mr. Bonnefelder direkt neben der Tür, blickt zwischen den Jungs und mir hin und her. Ein einziger strenger Blick durch sein dickes Brillengestell genügt.

„Zum Direktor. Sofort."

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