27 - Trauer
Mo. 26.2. a.d. 1571
Ich muss nach Hannes Abreise noch einmal eingeschlafen sein. Als ich aufwache, ist es draußen hell, die Kinder spielen leise, mein fabelhafter Jakob hat es geschafft, die Ziegen ein wenig zu melken und Susanna und Peter etwas Milch zu geben. Nun hocken sie zu dritt auf dem Lehmboden und lassen die Murmeln kullern. Und immer, wenn das Pederchen eine Murmel in den Mund stecken will, greifen Susanna oder Jakob sofort zu, damit er sie nicht verschluckt. Für einen kurzen Augenblick lasse ich den zauberhaften Moment heute Morgen in meinem dunklen Stallgang noch einmal in meine Gedanken. Ich habe mich so warm und beschützt und geliebt gefühlt. Dann gebe ich mir einen Ruck. Die Kinder sollen es nicht merken, und mein Leben muss weitergehen.
Ich stehe auf, begrüße meine Kinder, lobe sehr meinen tüchtigen großen Jakob und gehe an mein Tagwerk. Ich spüre, dass die Kinder Hannes vermissen, aber wir spielen und lachen und erzählen auch, was wir Schönes mit ihm erlebt haben. Wenn die Kinder fragen, ob er auch ganz bestimmt wiederkommen wird, sehe ich sie fest an und lüge tapfer.
„Ja, ganz bestimmt. Ihr habt es doch gehört. Er konnte eben nur nicht sagen, wann er kommen wird. Das kann lange dauern, da müssen wir jetzt Geduld haben."
Susanna krabbelt auf meinen Schoß.
„Mutter, ist zweimal schlafen lange?"
Gott, lass mich dem standhalten!
Als ich meine Kate verlasse, um Wasser vom Brunnen zu holen, begegnet mir mancher freundliche Blick. Die Zuberin gesellt sich zu mir, sie ist auf demselben Weg wie ich.
„Du bist tapfer, Anna. Als du mit 15 hierher kamst und wegen der kranken Bärbel den Haushalt übernehmen musstest, haben wir alle den Kopf geschüttelt. Aber du hast dich immer durchgebissen. Als der Verwalter deinen Jakob aufs Dach gezwungen und so umgebracht hat, haben wir alle die Luft angehalten. Du hast auch das tapfer überstanden. Nun rettest du beherzt einem vollkommen Fremden das Leben und bietest den Angreifern die Stirn. Und vielleicht hast du uns dadurch sogar die Erlösung von Unterdrückung und Ungerechtigkeit verschafft."
Ich lächele sie an und bin ehrlich erleichtert über ihre freundlichen Worte. Ich hatte etwas Sorge, dass die Nachbarn vor allem erzürnt sein könnten, dass wir das Geheimnis so lange für uns behalten haben. Aber da fährt die Zuberin schon fort.
„Ich ... ich möchte dir sagen, dass hier natürlich nun viel darüber geredet worden ist. Aber niemand ist böse, dass nur wenige eingeweiht wurden. Es war sicherer so, ihr habt das ganz richtig gemacht."
Spontan stelle ich meinen Krug ab und nehme sie einmal in die Arme.
„Danke, Gunda. Das bedeutet mir sehr, sehr viel!"
„Du... hast ihn sehr gern, nicht?"
Ach ja... sie ist so eine Herzensgute. Aber neugierig für drei Waschweiber.
„Ja, Gunda. Sehr."
Sie lächelt.
„Aber ich mache mir keine falschen Hoffnungen. Er ist unerreichbar für mich. Dass er mir und uns so dankbar ist, verschafft unserem ganzen Dorf für Jahre Unterstützung und Wohlwollen. Aber erstmal muss er herausfinden, wer er ist. Und tatsächlich unser Lehnsherr sein. Und sich auch sein Recht verschaffen können. Das gilt es nun geduldig abzuwarten."
Wir sind beim Brunnen angekommen. Da das Wetter inzwischen richtig mild geworden ist, ist auch das Wasser nicht mehr gefroren, und es bleibt uns erspart, erstmal mit dem Spitzeisen das Eis aufzuhacken. Wir summen ein fröhliches Lied vor uns hin, während wir Wasser schöpfen. Auch andere Frauen gesellen sich nun zu uns.
Ich scheine grade die begehrteste Person im Dorf zu sein.
Ich muss leise lachen.
Wir werden sehen, wie sehr sie mich mögen, wenn erstmal am Samstag der Hauser hier „ge-haus-t" hat ...
Dann treten Gunda Zuber und ich unseren Rückweg an, plaudern über die Kinder und das Wetter und verabschieden uns vor ihrer Hausstür.
Und ich stürze mich zu Hause in die Arbeit, damit ich nicht so viel nachdenke. Meine Tage sind gefüllt mit Geschäftigkeit – Buttermilch ansetzen, buttern, die Tiere versorgen. Mit dem Jakob weitere Buchstaben üben, dem Pederchen helfen, weil er unbedingt schon aufstehen will, obwohl ihn seine Beinchen noch gar nicht tragen können, Susannas kleinen Fingern das Nadelbinden zeigen. Waschen, kochen, Kinderkleidung flicken, die beim wilden Spiel zerrissen ist. Über allem liegt Trauer wie feiner Nebel, der sich einfach nicht heben will. Also suche ich weitere Beschäftigung.
Ich gehe auch auf den Hügel zur Müllerin und frage sie, was ich ihr denn nun mal langsam abnehmen kann, weil ihr jetzt alles so schwer fällt. Dankbar lächelt sie mich an.
„Das Buttern ist so mühsam. Das Kleine tritt mich dabei immer, ich soll stille halten!"
Sanft fährt sie sich mit der Hand über den gewölbten Bauch. Also schnappen sich Mathis und Laurenz meine beiden Kleinen.
„Wir wollen üben!"
Und ich erledige für Britt das Buttern. Ich fange die Molke auf und streiche die Butter in den Buttertopf, reinige das Fass und räume ihre Milchkammer gründlich auf. Man sieht, dass sie nur noch die wichtigsten Handgriffe tun kann. Ich sehe, dass Käse angesetzt ist, und erledige gleich auch noch das Salzen und Wenden der Laibe. Dann gehe ich wieder zu ihr auf die Diele.
„Kann ich sonst noch was für dich tun, Britt?"
Sie will sich grade bedanken, da fährt sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht mit der Hand an den Rücken. Ich springe zu ihr, helfe ihr in die Kammer und mache es ihr bequem.
„Leg ganz viel die Beine hoch, hörst du? Dann hat der Rücken nicht so viel Last! Und schick mir sofort einen der Jungen, wenn du mich brauchst!"
Ich will mich zum Gehen wenden, um ihrem Mann Bescheid zu geben, dass sie sich hingelegt hat, da greift sie nach meiner Hand.
„Anna. Ik hab Angst! Holst du mir die Lene?"
Ich beuge mich noch einmal zu ihr runter und drücke sie.
„Sofort, Britt. Sofort!"
Ich bitte die Jungs, weiter nach den Kindern zu sehen, und eile den Hügel hinunter. Ich wünsche Britt das allerbeste und hernach ein gesundes Kind. Aber für mich ist es grade ein Segen, dass mir als nächster Nachbarin die Versorgung ihres Haushalts zufällt, denn ich brauche dringend Ablenkung. Zwei Tage dauert es, bis die Schmerzen nachlassen und Britt wieder aufstehen kann. Aber auch darüber hinaus versorge ich nun noch ihre Männer, ihr Vieh und sorge dafür, dass sie sich wirklich schont. Sie soll bei Kräften sein, wenn das Kind kommt, und ein paar Wochen muss sie noch durchhalten. Britt und Mathes sind ehrlich dankbar. Und ich habe nun wirklich von früh bis spät zu tun und falle abends erschöpft neben meine Kinder auf die Pritsche.
Irgendwann bemerke ich, dass Jakob immerzu verstohlen auf Britts Bauch starrt. Abends auf dem Weg nach Haus frage ich ihn dann danach, und sofort platzt die Frage aus ihm heraus, die ihn offensichtlich schon seit Tagen schwer beschäftigt.
„Mutter, der Nikolaus hat ja gesagt, dass der Osterhas der Britt ein Kind bringt. Ist das jetzt da in dem dicken Bauch?"
Ich muss schmunzeln. Ich habe keine Ahnung, wohin dieses Gespräch wohl führen wird. Der Junge ist einfach so schlau.
„Ich denke schon."
„Und wie hat der Osterhas das Kind da hineinbekommen? Da ist doch keine Tür!"
Jaaaaaaa, das ist eine gute Frage, mein Sohn. Was um Himmels Willen soll ich denn da jetzt antworten???
„Das, mein lieber Jakob, ist sein größtes Geheimnis. Er hat es noch nie einem Menschen verraten. Er zeigt sich uns ja auch nicht. Es ist einfach so. Und wir Menschen müssen auch nicht alles wissen und verstehen."
Jakob sieht seeeeeehr unzufrieden aus mit dieser Antwort. Aber ich habe mir Mühe gegeben, endgültig zu klingen. Sonst weiß ich wirklich nicht mehr weiter. Zum Glück fragt er aber nicht nach.
Ich hangele mich durch die Woche, freue mich an meinen Kindern, wache darüber, dass Britt sich wirklich schont und warte darauf, dass der Pastor mit guten Nachrichten nach Hause kommt. Dass Hannes gut angekommen ist. Dass er schon Hinweise sammeln, sich vielleicht auf den Weg zu Verwandten machen konnte. Jeden Abend, wenn die Kinder schlafen, stehe ich im Dunklen vor meiner kleinen Kate und schaue nach den Sternen. Wir haben das gar nicht verabredet. Ich sehne mich einfach danach, dass Hannes das auch tut und in dem Moment an mich denkt. Diese kleine Hoffnung macht das Warten leichter.
Furchtbar schlechter Screenshot,
aber etwa so stelle ich mir
den gleich erwähnten Viehkarren vor.
Willkür - Fr. 2.3. a.d. 1571
Am Freitag Morgen geht wie immer der Vogt durchs Dorf und regelt, dass mit dem Steuer-Hauser alles glatt und schnell gehen kann. Alle hoffen natürlich, dass das Gewitter ausbleibt, aber wir Verbündeten ahnen mehr. Er wird nicht einfach hinnehmen, dass er Hannes nicht mehr zu Gesicht bekommen wird. Die Hochzeit rückt näher, und damit steigt der Druck für ihn, diesen Mann oder seine Leiche oder zumindest sein Pferd zu finden. Dass der seltsame Knecht und das teure Pferd nun verschwunden sind, wird er nicht einfach so schlucken sondern im Gegenteil sehr genau nachfragen und suchen lassen.
Zu dumm, dass beim letzten Mal der Hurtig entdeckt wurde!
Hoffentlich ist unser Pastor schnell wieder umgekehrt, dass er dann wieder dabei sein kann. Sonst wird es uns noch härter treffen.
Kurz vor dem Mittag dann höre ich lauten Hufschlag auf der Dorfstraße. Neugierig strecke ich meine Nase aus der Türe.
Der Herr Pastor kann es doch noch nicht sein. Und er käme auch nicht so schnell geritten, er ist doch mit der Kutsche unterwegs.
Ein völlig abgehetzter Knecht springt in dem Moment vom Rücken des schweißgebadeten Friesen unseres Freundes Freese aus Rhumaspring und stolpert erschöpft zur Tür des Vogtes. Auch der hat den Hufschlag gehört und kommt ihm schon an der Tür entgegen.
Sofort setze ich mich in Bewegung. Unterwegs schließen sich mir Jorge Krumm und der kleine Jasper an, Klaas Rand kommt uns entgegen. Wir bekommen nur noch die letzten Worte mit, bevor sich der abgehetzte Mann wieder auf den Friesen wirft und um den Mühlenhügel herum wieder davonprescht. Fragend sehen wir den Drebber an.
„Der Hauser is im Anmarsch. Mit der ganzen Kolonne an Knech'n und Wag'n. Er kommt heut schon, is grad durch Rhumaspring durch und schon auf dem Weg hierher. Dat kann nur heiß'n, dat er uns überrasch'n will, damit wir nischt un niemand vor ihm versteck'n könn'n."
Mein Magen krampft sich zusammen. Die blanke Angst packt mich. Dabei ist noch gar nichts passiert. Hastig redet unser Vogt weiter.
„Die Kinner sollen rein, die größeren Mädchen und Mägde nehmt in die Mitte, stellt alle wichtigen Tiere hint'n in die Ställe, die ausgesucht'n für morgen ganz nach vorn. Ferz, versteck einen Teil der Ferkel, vielleicht kauft er uns das ab. Und in Gottes Namen – bewahrt alle die Nerven, bleibt freundlich, wehrt euch nicht. Er hat es nun direkt auf uns abgeseh'n. Wir halt'n fest zusamm'n, dank'n, dass Hannes in Sicherheit is, und hoff'n, dat wir heile durch dies'n Steuersturm komm'n. Beeilt euch, Jungs, informiert alle. Jasper, geh zum alten Jasper un bleib bei ihm. Versucht, ganz normal dat zu tun, was ihr um diese Zeit immer tut, damit er nicht Verdacht schöpft, dat wir gewarnt wurd'n. Un – Betet! Er hat Landsknechte dabei ..."
Auf seinen Wink hin spritzen alle auseinander, rennen nach Hause und bereiten sich vor. Ich bin wie gelähmt. Ich kann meine Kinder nicht verstecken! Ich setze sie also alle drei auf meine Schlafpritsche und rede mit ihnen.
„Jakob, du musst mir jetzt gut zuhören. Der Steuereintreiber kommt heute schon. Das ist ungewöhnlich, und das macht uns ein bisschen Angst. Denn wir müssen ihm gehorchen. Ich mache das nicht gerne, denn du bist ein Kind und solltest damit nichts zu tun haben. Aber du musst jetzt dafür sorgen, dass ihr alle drei hier sitzen bleibt. Egal, was kommt. Du redest nicht, du schimpfst nicht, ihr dürft weinen, wenn ihr Angst habt, das kann euch niemand nehmen. Und vergesst nie, dass ich euch alle sehr lieb habe."
Mit weit aufgerissenen, verängstigten Augen sehen mich die beiden Großen an, das Peterle begreift noch nicht und gluckst vergnügt. Ich gebe allen Dreien einen Kuss, decke schnell den Tisch, als wollten wir zu Mittag essen, und stelle mich an den Herd, wo ich grade dabei gewesen war zu kochen.
Guter Gott, bewahre uns. Du hast uns und den Hannes so weit kommen lassen, hast uns bis hierhin immer beschützt. Ich lege mich und meine Kinder vertrauensvoll in deine Hände, himmlischer Vater. Ich flehe dich an um Schutz und Gerechtigkeit. Deine Gerechtigkeit, himmlischer Vater.
Eine unheimliche Ahnung befällt mich und macht mich ganz durcheinander. Hektisch renne ich zu meiner Aussteuertruhe, suche nach dem Lumpen mit dem Kreutzer von dem alten Diener im Schloss und den Münzen, die Hannes mir gegeben hat und stecke das unter meinen Rock.
Meine Hände fliegen vor Aufregung, mein Geist auch. Ich habe keine Ahnung, warum ich so sehr von Angst gepackt werde. Ich mache einfach und sehe mir selbst dabei staunend zu.
Als ich grade den Topf mit Suppe auf den Tisch stellen und meine Kinder zum Essen holen will, höre ich von der Straße her vielfachen Hufschlag, das Rollen von Rädern und laute Rufe.
Gott, himmlischer Vater, bewahre uns!
Ich nehme jedes der Kinder einmal fest in den Arm und trete vor meine Tür. Der Hauser sitzt auf seinem Pferd, die Wagen der Steuerknechte stehen auf dem Dorfplatz und in Windeseile verteilen sich fünfzehn Landsknechte vor den Türen der Höfe. Auch zu mir kommt einer geritten, springt von seinem Pferd und schubst mich grob zurück durch meine Tür. Ich kann nur noch an die Kinder denken und stelle mich darum schützend vor die Pritsche. Susanna fängt an zu weinen und wimmert.
„Mutter!"
Aber Jakob, der auch am ganzen Körper zittert, legt ihr die Hand auf den Mund, zieht sie an sich und nimmt sie in den Arm. Mir dreht sich der Magen um, dass ich ihm zumuten muss, so erwachsen zu sein.
Auf einen Wink vom Hauser hin brüllt einer der bewaffneten Männer durchs ganze Dorf.
„Keiner verlässt das Dorf. Das ist ein Befehl! Fangt mit der Durchsuchung an!"
Und schon beginnt der Soldat, mein Haus auf den Kopf zu stellen. Zunächst verriegelt er die Hintertür. Dann greift er sich die Mistgabel und kehrt bei den Ziegen und dem Federvieh das unterste zu oberst. Dass er dabei eine Gans aufspießt, kümmert ihn herzlich wenig. Ich ahne, dass er auch vor der Pritsche nicht Halt machen wird, und nehme vorsorglich meine Kinder alle auf den Arm. So setze ich mich auf die Bank an der Wand und warte ab. Ganz leise, um den Eindringling nicht zu verärgern, summe ich Lieder, die die Kinder mögen. Das beruhigt sie und mich auch. Weiter macht der Mann und stürmt die Leiter auf den Boden hinauf. Ich höre es poltern und bin dankbar, dass ich vorsorglich nach Hannes Abreise den Strohsack ausgeleert, die Bretter von seinem Tisch in der Ecke gestapelt, die Pritsche umgeworfen, alles mit Staub beschmutzt und den Schemel mit nach unten genommen habe. Schon kommt der Mann wieder nach unten und macht nun tatsächlich mit meiner Pritsche weiter. Er zerrt das Stroh herunter und wirft es in den Raum, das es fast auf dem Herd landet und Feuer fängt. Er wirft darunter alle Körbe um und verteilt den Inhalt im Raum. Ich bete, dass er nicht erkennt, wie wertvoll ein Teil der Kleidung darin ist, denn mein schönes Kleid von Hannes ist dabei. Schließlich stürzt er sich auf die Truhe und kippt einfach alles aus. Mein Nadeltuch, meine Garne, die Stoffe – alles landet im Dreck.
So plötzlich, wie er zu wüten begonnen hat, hört er auch wieder auf. Er blafft mich an.
„Aufräum'n!"
Dann tritt er vor die Tür, wo er abwartend stehen bleibt. Ich springe als erstes zu dem Stroh und hole es vom Herdfeuer weg. Dann stopfe ich die Kleidung wieder in die Körbe. Hastig sammele ich meine feinen Nadeln, Garne und Stoffe ein, um sie wieder zum Bündel zu schnüren und in die Truhe zu packen.
Danke, Gott, für diese Bewahrung!
Soweit es möglich ist auf die Schnelle, mache ich weiter Ordnung in meiner Kate und habe dabei immer einen Blick bei dem Soldaten vor meiner Tür.
Nun, wo es hier wieder still ist bis auf Susannas Wimmern, höre ich Flüche, Gepolter und Schreie aus all den anderen Häusern.
Ich möchte nicht wissen, wie es der Frau Pastor geht. Der Knecht wird ja dort vermutet, und ihr Mann ist nicht da, um sie zu beschützen. Gott, bewahre sie und ihre Kinder und Mägde!
Ich setze mich wieder zu den Kindern und ziehe alle drei auf meinen Schoß. Ich flüstere nur, damit der Mann mich nicht hört.
„Jakob, du bist mein ganz wunderbarer Sohn, das hast du gut gemacht! Hab keine Angst, Susanna. Sie werden euch nichts tun. Sie sind nur wütend auf uns Erwachsene. SchSchSch, Peterle. Alles wird gut. Vielleicht nicht heute. Aber alles wird gut."
Die Kinder drücken sich an mich und sind ganz still.
Noch eine Weile geht das Toben in den Häusern fort. Die anderen Höfe sind ja größer, da wird es länger dauern als bei mir. Dann ist es plötzlich seltsam still. Ein Befehl wird gerufen. Der Landsknecht kommt wieder herein und fordert:"Das Huhn!"
Aha, nun geht es ans Eintreiben der Steuern.
Der Mann scheint schon vorher genaue Befehle erhalten zu haben. Ich schiebe die Kinder von meinem Schoss, eile den Stallgang entlang und hole das vorher ausgesuchte Huhn. Er greift es und geht wieder nach draußen. Ich kann ihn nicht mehr sehen und wage es, einen Blick aus der Tür zu werfen.
Was ich nun sehe, lässt mein Herz gefrieren. Klaas liegt vor seinem Hof gefesselt am Boden. Zwei Landsknechte haben die Crügerin grob an den Armen gepackt und aus dem Pfarrhaus gezerrt. Der Vogt versucht einzuschreiten, wird aber von zwei weiteren Männern festgehalten. Die Pfarrerskinder schreien nach ihrer Mutter und werden schnell von der Drebberin ins Vogt-Haus getragen. Der Hauser reitet vors Pfarrhaus und spricht die arme Birgitta an. Seine Stimme ist leise, lauernd und eiskalt.
„Wo is der Pastor? Wo is der neue Knecht? Und wo is das Pferd?"
Es ist so still im Dorf, als stünde der Tod persönlich dort. Nicht mal die Vögel in den Büschen wollen ihr Lied singen.
Wieder versucht der Vogt, sich einzumischen. Die beiden Männer liefern sich einen Starrwettbewerb. Nach vielem Fluchen, Starren und Gebrüll darf der Drebber endlich erklären, wo die beiden Männer und das Pferd sind. Und als wollte der liebe Gott uns erlösen, kommt in dem Moment die Kutsche des Vogtes aus dem Wald gerollt. Alle atmen auf. Von weitem sehe ich, dass Johann Crüger redlich verwirrt ist ob der Szene vor seinem Haus. Als er mein entsetztes Gesicht sieht, beschleunigt er die Kutsche und springt beim Hauser und bei seiner verängstigten Frau vom Bock. Der Fremde neben ihm muss der neue Knecht sein. Er bleibt einfach abwartend sitzen.
Als erstes geht der Pastor zu seiner Frau und herrscht die Landsknechte an.
„Finger weg von meiner Frau! Sie ist Eichsfelderin und Pastorenfrau, und niemand hier hat Macht über sie."
Er zieht die zitternde Birgitta an sich und umarmt sie erstmal. Dann wendet er sich an den Hauser.
„Ihr habt offensichtlich große Lust auf großen Ärger. Der Dekan hat mir einen Schutzbrief ausgestellt, und mein Bischof ist bereits informiert. Ihr solltet Euch vorsehen, was Ihr noch alles aufstellt. Es wird Euch nicht gut bekommen!"
Schnell schiebt er seine Frau zurück zum Haus.
„Geh rein, Birgitta, sieh nach den Kindern."
So schnell sie ihre Füße tragen, rennt Birgitta ins Haus der Drebbers.
Nun wendet sich der Pastor um und besieht sich die ganze Szene. Er sieht den Klaas gefesselt am Boden und wird zornesrot.
„Was hat der Mann verbrochen?"
Der Hauser grinst hämisch, denn er weiß, dass unser Pastor niemand außer seiner Familie schützen kann.
„Er hat wohl nich gut auf Euer Peerd aufgepasst. Es is verschwund'n. Dat sollte Euch zu denk'n geb'n."
Aber unser Pastor wächst über sich hinaus.
„Dann könnt Ihr den Mann getrost freilassen. Mein Pferd hat sich als reitfaul herausgestellt, und der neue Knecht als Trottel. Ihr habt ihn gesehen beim letzten Mal. Da ich noch einmal in Erbschaftsangelegenheiten nach Duderstadt musste, habe ich beides fortgebracht. Das Tier und den untauglichen Knecht. Darf sich nun ein andrer mit ihm abmühen."
Und damit zieht er ein Bündel Papiere aus seiner Tasche.
Der Hauser nimmt die Papiere entgegen. Sein Gesicht wird immer länger, als er sie durchliest. Mit nur schwer unterdrückter Freude sagt unser Pastor laut an, was auf den Papieren steht. Gesiegelte Papiere, die Auskunft über die Erbschaftsdinge geben. Die Zollpassierscheine, denen zu entnehmen ist, dass Hannes und Hurtig mit hinaus sind und ein anderer Knecht hereinkommen ist. Ein Vertrag, dass Hurtig an einen Kaufmann in Duderstadt verkauft wurde. Ein Schreiben, dass der Gildemeister der Zimmermänner einen Knecht übernommen hat. Mit einer zornigen Bewegung wirft der Hauser Pastor Crüger die Papiere ins Gesicht.
„Anna Adam!?!"
Ich zucke zusammen.
Was will er denn jetzt noch von mir?
Die Blicke des ganzen Dorfes richten sich auf mich, wie ich da alleine in der Türe meiner Kate stehe. Laut und schneidend und mit einem gehässigen Grinsen tönt die Stimme des Hausers durch das ganze Dorf. Er muss wohl mal wieder seine Wut über eine Niederlage rauslassen. Und diesmal trifft es mich.
„Mitkomm'n! Du wirst im Schloss gebraucht. Nähzeug einpack'n."
Eh ichs mich versehe, steht der Landsknecht wieder neben mir, zerrt mich zur Truhe. Und kaum, dass ich mein Stickbündel gegriffen habe, schleift er mich am Arm aus der Kate. Die Kinder fangen an zu schreien.
Ich kann viel aushalten. Aber nun bekomme ich Panik.
„Die Kinder! Ich habe Kinder!"
Doch ohne ein Wort zu sagen, zwingt mich der Mann die Dorfstraße entlang und schiebt mich in den Gitterwagen zum Vieh. Die Kolonne setzt sich in Bewegung. Das letzte, was ich sehe, bevor ich zusammenbreche, sind meine Kinder, die sich schreiend in Irmels Arme werfen.
Ich bin Anna Adam. Eine Waise, eine Magd, die Frau eines unfreien Bauern, Witwe. Und nun bin ich in den Händen der Männer, die Hannes ermorden wollen. Ich bin unfrei, ich habe keine Wahl. Der Verwalter kann jede und jeden von uns jederzeit zur Arbeit heranziehen. Aber das blanke Entsetzen in meinem Innern überschwemmt jeden vernünftigen Gedanken in meinem Kopf. Ich hocke zwischen Schweinen und Schafen auf dem Gitterkarren, wie in einem Gefängnis, und weine stumm über mein Elend. Ich hatte nicht mal Zeit, mir meinen Mantel oder ein paar Tücher zu greifen, und so friere ich entsetzlich. Mein Herz ist erstarrt in Furcht. Die Gesichter meiner schreienden Kinder stehen ununterbrochen vor meinem inneren Auge.
An der Kreuzung im Wald wendet sich ein Teil der Kolonne nach Wollershusen. Auch dort sollen die Steuern eingetrieben werden. Der Hauser wird sicher nicht morgen noch einmal kommen wollen. Ich bin schon halb erfroren, als wir durch Rhumaspring rollen. Wir halten an, und die Knechte machen sich daran, in den Häusern und Katen die Steuern einzutreiben. Der Freese kommt aus seinem Stall, sieht aufmerksam an allen Karren entlang und bleibt mit seinem Blick an mir hängen. Ohne eine Miene zu verziehen, geht er ins Haus und kommt mit einem Bündel wieder heraus. Er fragt nicht. Er schiebt mir mit einem geflüsterten Gruß von seiner Frau und von Klaas zwei Tücher, einen alten Mantel und eine große Decke durchs Gitter. Dann drückt er ganz kurz meine Hand, raunt ein „Gott bewahr dich, Anna Adam" und geht wieder. Der Kutscher des Karrens war derweil in des Freeses Stall, und so hat uns keiner beachtet. Ich danke Gott im Gebet für Klaas, der irgendwie hierher geflogen sein muss, und für diesen wunderbaren Mann, der uns mit seiner Warnung überhaupt erst möglich gemacht hat, einigermaßen gefasst auf den Hauser zu reagieren. Und der nun meine Not erkannt hat. Hastig wickele ich mich in den Mantel, die Decke und die Tücher.
Es werden noch ein paar Schweine zu mir auf den Karren gesperrt, und allmählich spüre ich die Wärme der dicht gedrängten Tiere. Dennoch bin ich blau gefroren und halb verdurstet, als wir in Gieboldehusen ankommen. Ich wehre mich nicht mehr. Widerstandslos lasse ich mich von einer alten Magd in eben das Zimmer unter der großen Treppe führen, wo der Brudenhusen mich immer zur Anprobe empfangen hat. Sie deutet stumm auf eine kleine Liege in der Ecke, stellt mir eine Waschschüssel und einen Krug mit Wasser hin und verlässt den Raum. Ich stürze mich darauf und trinke hastig.
Nach und nach setzt mein vernünftiges Denken wieder ein. Ich schaue mich in dem kleinen Raum um. Immerhin hatte die Hausdame genug Verstand, mir einen Tisch mit einer guten Lampe bereitzustellen, damit ich überhaupt ordentlich sticken kann. Auch ein kleines Feuer ist im Kamin. Ich hocke mich sofort auf den Boden davor und versuche, mich aufzuwärmen.
Hier soll ich nun also leben und arbeiten. In sechs Wochen ist die Hochzeit. Wahrscheinlich will der Verwalter, dass ich ohne Hin und Her die ganze Zeit daran arbeite, dass er zur Hochzeit fein herausgeputzt ist. Und wenn ich Glück habe, lässt er mich dann wieder gehen.
Für den Rest des Tages sehe ich niemand mehr. Erst, als es draußen schon finster ist und die Geräusche im Haus langsam abebben, kratzt es an der Tür, und auf meine Antwort hin steckt ein Diener seinen Kopf herein. Es ist der alte Mann mit den traurigen Augen, der mir schon beim letzten Besuch aufgefallen ist. Er schließt die Türe hinter sich und stellt mir ein Brett mit Brot und Käse hin. Dann flüstert er etwas.
„Der alten Frau Agnes wäre das alles hier gar nicht recht. ... Du bist wie die Tochter, die ich nie hatte. Ich will über dich wachen."
Dann schlüpft er wieder hinaus.
Ich bin ungeheuer müde von all der Aufregung und Sorge dieses furchtbaren Tages. Der Blick in den kleinen Spiegel an der Wand zeigt mir ein Gespenst meiner selbst. Da ich sicher in den nächsten Tagen all meine Kraft und Konzentration brauchen werde, lösche ich bald das Licht und begebe mich auf der Liege zur Ruhe. Kaum schließe ich meine Augen, sehe ich wieder meine Kinder vor mir. Und Hannes, der nun unerreichbar weit weg ist. Stumm und wie gebrochen weine ich mich in den Schlaf.
Früh am nächsten Morgen kommt die Hausdame zu mir und teilt mir mit, wie es nun weitergehen soll. Obwohl ich bisher immer nur ruppige Zurechtweisung von ihr erfahren habe, sehe ich diesmal so etwas wie Mitleid in ihrem Blick.
„Du wirst in den nächsten Wochen bis Ostern viel zu tun haben, darum hat Herr von Brudenhusen entschieden, dich hier haben zu wollen. Es gilt, ihm einige Kleidungsstücke für seine Hochzeit zu veredeln. Wenn du gute Arbeit leistest, kannst du danach wieder gehen."
Der letzte Satz ist ein kleiner Hoffnungsschimmer.
„Zunächst sollen ein weiteres Wams, eine prächtige Schaube und ein passendes Barett gefertigt werden. Die Kleidungsstücke sind genäht, du wirst sie besticken. Die Schaube soll einen Pelzkragen bekommen, das Barett soll mit Federn, Perlen, Edelsteinen und einer zierlichen Stickerei versehen werden. Wenn das alles fertig ist, wirst du weitere Aufträge bekommen."
Sie legt ein großes Bündel auf den Tisch, dazu einige Garne, Federn, ein Säckchen, in dem es leise klirrt.
„Ich bin angehalten zu betonen, dass die Steine abgezählt sind."
Ich schalte sofort. Wenn die Edelsteine abgezählt sind, wer weiß, welche Zahl die sich notiert haben. Dann kann mir hinterher ganz leicht unterstellt werden, ich hätte einen Stein gestohlen.
„Darf ... ich darum bitten, dass wir die Steine gemeinsam zählen? Ich möchte sicher gehen, dass ich mich nicht ..."
Mir fällt nicht mehr ein, wie ich das höflich formulieren soll, aber die Hausdame reißt mir nicht den Kopf ab. Im Gegenteil – sie sieht mich warm an, nimmt eine Schüssel vom Kaminsims und lässt mich vor ihren Augen die Edelsteine in die Schüssel zählen. Wir finden in dem Beutel eine große Perle, zwölf kleine Perlen und 53 unterschiedlich große Granaten, alles mit einer feinen Bohrung, damit ich es annähen kann.
„Ist es möglich, dass ich Papier oder etwas anderes bekomme, damit ich Entwürfe zeichnen kann?"
Sie nickt mir einmal zu und geht.
Seufzend breite ich das Bündel Kleidung aus. Diesmal sind Wams und Barett leuchtend grün, die Schaube ist dunkelgrün und das Garn ist ein feiner Goldfaden. Der Pelz ist aus Hermelin und Silberfuchs. Und alles in allem läuft so wahrscheinlich nicht mal der Habsburger Kaiser herum. Aber unser Brudenhusen will es speziell, also bekommt er es speziell. Und wenn ich mir die Finger wund sticke, damit ich bald wieder bei meinen Kindern sein kann.
Hannes,wo bist du? Erlöse uns von diesem Größenwahnsinnigen und seiner Brut!
Ich muss zusehen, dass ich bei Verstand bleibe und meine Seele rein halte, damit ich diese Zeit gut überstehe.
Kurz darauf kommt wieder der alte Diener. Er bringt mir Brot, Käse und Wasser, und dazu legt er mir drei größere Schiefertafeln hin, damit ich Muster entwerfen kann. Ganz leise flüstert er mir wieder etwas zu.
„Bitte sag mir, Mädchen, wenn du etwas brauchst. Ich will dir alles besorgen."
Ich muss nicht lange nachdenken. Soweit ich die Kleidungsstücke und das Material gesichtet habe, fehlen mir noch Daunen, um das Wams an den Schultern zu polstern, und einfaches, starkes Garn, das ich an unsichtbaren Stellen nutzen will, um die Pelze gut befestigen zu können. Leise erkläre ich meinem Wohltäter, was ich brauche, und bitte ihn, das in der Stadt für mich zu besorgen. Mit einem stummen Gruß und einem leisen Lächeln geht er wieder. Es tut gut, ihn heimlich auf meiner Seite zu wissen. Er ist ein redlicher Mann, und er scheint noch aus der Zeit der vorherigen Besitzerin zu sein und entsetzlich unter all dem Unrecht hier zu leiden.
Ich schließe einen Augenblick die Augen und lausche in mich hinein. Lieder von Freude und Leid, Hoffnung und Bewahrung tauchen in meiner Seele auf. Ich beginne zu singen. Mit Worten und Tönen lege ich mich und das Schicksal meiner Kinder in Gottes Hände. Ich singe meine Seele frei von Angst und Zorn. Ich bete, dass ich allen vergeben kann, die Unrecht an mir und uns tun, damit ich reinen Gewissens sein kann. Denn ich weiß wohl, dass Angst und Hass vor allem meine eigene Seele belasten. Und auch, wenn ich hier nicht wegkommen kann – welche Lasten ich trage, entscheide immer noch ich selbst.
Etwas gestärkt und mit neuem Gleichmut breite ich die Kleidungsstücke aus und überlege, welcher Art die edle Stickerei sein könnte. Dann greife ich mir die Schiefertafeln und fange an, Muster und Ranken zu entwerfen.
Als gegen Mittag mein treuer Helfer wieder hereinschaut und mir einen Beutel mit Daunen und dem gewünschten Garn reicht, sieht sein Gesicht seltsam aus, so ... verschwörerisch.
„Ich habe auf dem Markt eine Magd getroffen, die Grüße von Bauern Freese ausrichtet. Du sollst dich nicht sorgen, sie wollen versuchen, Kontakt zu dir zu halten."
Tränender Rührung und Erleichterung schießen mir in die Augen.
Ich bin nicht allein! Gott sei Dank!
Am liebsten würde ich dem alten Mann um den Hals fallen. Stattdessen strahle ich nur, und er strahlt zurück.
„Sagt mir doch, wie ich Euch anreden kann? Und ich hätte auch noch die Bitte, dass die Hausdame zu mir kommt, um sich meine ersten Entwürfe anzusehen. Geht das?"
Da kommt Leben in seine Augen.
Wie lange hat diesen Mann niemand mehr gefragt, wer er ist? So eine einfache Frage, und er sieht so glücklich dabei aus.
„Ich bin Jochen Hannover. Ich bin als Bursche mit der lieben Frau Agnes hierher gekommen. Am Schluss war ich der erste Diener im Hause. Aber heute will mich keiner mehr haben – ich bin zu langsam geworden und träume zuviel von damals ..."
Und schon ist Jochen Hannover zur Tür hinaus gehuscht. Eine Weile später betritt die Hausdame meinen Raum.
„Mir wurde ausgerichtet, dass du eine Frage an mich hast, Anna?"
Huch, das kommt ja plötzlich! Seit wann bin ich Anna für sie? Und nicht mehr der Abschaum vom Dorfe ...
„Ja, Herrin. Ich habe mir die Kleidungsstücke angesehen und einige Entwürfe gemacht. Bevor ich weiter plane, möchte ich Eure Meinung dazu hören und mich mit Euch abstimmen."
Als ich sie Herrin nenne, zuckt sie kurz zusammen, fängt sich aber schnell wieder und beugt sich mit mir über meine Schiefertafeln. Ich erkläre ihr meine ersten Überlegungen, zeige grob, wie ich mir die Gesamtwirkung vorstelle, und versuche, die Vorstellungen des Brudenhusen aus ihren Antworten herauszuhören.
„Das sieht alles sehr gut aus, Anna. Du hast wirklich Talent. Plane bitte weiter, wie wir es jetzt besprochen haben, ich schaue heute Abend noch einmal herein. Ansonsten wird die alte Maria ab und zu herkommen, damit du sagen kannst, wenn du etwas brauchst."
Sie lächelt mich an und geht, und ich spüre, dass ich schon wieder zu danken habe. Während meine Hände fleißig zeichnen, kommt ein Lied aus meinem Herzen.
Nun danket alle Gott
1) Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge tut an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.
2) Der ewig reiche Gott woll uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben
und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort
und uns aus aller Not erlösen hier und dort.
3) Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne
und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone,
ihm, dem dreiein'gen Gott, wie es im Anfang war
und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.
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5.1.2022
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