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03 - noch mehr Rätsel

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Vor dem Vogthaus wartet Klaas mit der lahmen Lene auf mich. Sie spricht mich an.
„Anna, soll ik denn gleich mitkomm'n? Wenn ik schon so weit gelauf'n bin?"
Das ist natürlich eine gute Idee, aber ich weiß immer noch nicht, wie ich die Lene auf meinen Dachboden bekommen soll. Und wie ich verhindern soll, dass die Kinder das mitbekommen.
„Ja, gerne! Ich mache mir recht viel Sorgen."
Klaas überlegt einen Moment, dann grinst er – und nimmt kurzerhand die Lene huckepack.
„So wird es gaan, denk ik. Wir hab'n ja noch twee Stund'n Tied bis zum Holzsammeln."
Die Proteste von Lene lächelt er einfach weg. Und so kommen wir zügig zur Adamskate.

Zu meinem Erstaunen wartet vor der Türe der kleine Jasper.
„Frau Anna. Mutter schickt mich, ik soll auch den Groß'n einlad'n zum Middag."
Erleichtert atme ich auf, denn damit ist ein Problem bereits geklärt. Irmel Krumm ist wohl von ihrem Mann eingeweiht worden, hat gleich mitgedacht und eine Möglichkeit gefunden, wie die Kinder aus dem Weg kommen, während Lene da ist.
„Sag der Frau Mutter meinen herzlichen Dank!"
Eins rechts, eins links, hopsen meine beiden an den Händen vom Jasper davon ins Nachbarhaus. Derweil trägt der Klaas die Lene auf seinem Rücken ins Haus. Diesmal legen wir die Leiter an der vorderen Luke an, Klaas trägt die Lene gleich noch die Leiter rauf und setzt sie oben am Rand vorsichtig ab. Dann kommt er wieder runter.

„Wenn ik schon da bin, kann ik auch sofort den Karr'n ankiek'n und den ausgerissen'n Riegel, so lange ihr beid'n ob'n beschäftigt seid."
Ich schrecke zusammen. Im Moment ist der Karren die Barriere, damit das Pferd des Fremden nicht davonläuft. Klaas sieht mich mit großen Augen an und senkt seine Stimme.
„Anna, wat is?"
Er bemerkt mein Zögern.
„Ik bin kein Verräter. Kann es sein, dat du mehr weißt?"
Zögerlich nicke ich und spreche ebenfalls ganz leise.
„Ich habe den Verdacht, dass er ein reicher Mann ist. Seine Kleidung, sein Pferd, der Sattel – alles ist feinstes Material und beste Verarbeitung. Ich hab nur noch nichts genauer angesehen, denn als er kam, musste ich ihn ja gleich verstecken, damit sie ihn nicht finden. Es ist alles furchtbar verdreckt. Ich muss es noch auswaschen. Ich denke aber, dass das nicht jeder im Dorf wissen sollte. Das Pferd würde ich am liebsten ganz verschweigen ..."
Klaas sieht mich eine Weile fragend an.
„Un dat Peerd is wo? Im Verschlag?"
Stumm nicke ich zur Bestätigung.
„Gut. Dann hol ik dat Peerd heut Nacht zu mir rüber innen Stall. Dann bist du eene Sorge los. Da jeder weiß, dat ik den Es'l hab, wird der Gaul schon nich so auffall'n. Un jetzt kiek ik nach dem Karr'n."

Während der Jungbauer Klaas sich durch den Hinterausgang auf den Weg in meinen Schuppen macht, um die Achse meines Handkarrens zu besehen, fülle ich einen Krug mit Wasser und klettere die Leiter rauf auf den Boden, wo die Lene bereits neben dem Fremden sitzt und ihn aufmerksam betrachtet. Ich zeige ihr die Wunden. Dann schweigt sie einen Moment.
„Dat is kein einsamer Wanderer un kein fahrender Jung. Dat is ein wohlhabender Mann, Anna."
Sie schaut mich nicht an, ich höre aber auch so die Frage in ihrer Stimme.
"Du hast ihm Jacob Adams Plünn'n angezog'n, aber ik seh wohl, dat er gepflegter un besser genährt ist als'n armer Mann. Wir sollt'n nich zu viele zu ihm lass'n ..."
Die alte Lene erwartet keine Antwort. Konzentriert untersucht sie die Wunden, versorgt sie, erklärt mir, welche Kräuter und Salben sie mir schicken wird und was ich damit machen soll.
„Hast du schon mit ihm schnack'n könn'n?"
Ich schüttele den Kopf.
„Gut, dann vertell mir doch jetzt einfach alles."
Sie sieht mich wieder nicht an. In dem Moment steckt Klaas den Kopf durch die Bodenluke, und wir beide erschrecken zutiefst.
„Jo, dat würd mich auch interessier'n."
Und so erzähle ich ihnen die ganze Geschichte dieser Nacht.
Stumm lauschen die beiden. Dann tragen wir zusammen, was wir bis jetzt wissen.
„Ich vermute, dass es ein reicher Herr ist. Entweder hatte er keine Begleiter, oder wir finden sie gleich beim Holzsammeln tot im Wald."

Klaas nickt.
„Verzeih, Anna. Ik hab nach Werkzeug gesucht un dabei Plünnen un Sattel im Verschlag gefund'n. Er hat 'nen prall gefüllt'n Büddel bei sich, un die meist'n dieser Münz'n hebb ik noch nie geseh'n. Aber er hat kein Gepäck für 'ne lange Reise. Er wollte gar nich weit. Wo auch immer er hinwollte – er hat dort kein'n lang'n Aufenthalt geplant – oder dort Kleidung zum Wechseln erwartet."
Lene hört wieder aufmerksam zu, hält den Kopf beim Denken schief. Klaas legt derweil die Geldkatze zwischen uns. Ich knüpfe das Band auf und breite das Leder aus. Starr vor Staunen mustern wir die Münzen, die uns entgegenrollen.
Da ich lesen kann, mache ich mich daran, die Schriften auf den Talern und Groschen zu entziffern.
„Soweit ich es beurteilen kann, sind das fast alles Grubenhagener oder Braunschweiger Münzen. Er scheint von hier zu sein, aus dem Norden. Oder von Westen, woher er ja wohl auch geritten kam."
Klaas kneift die Augen zusammen und denkt angestrengt nach.
„Wenn er hier aus'm Wald gekomm'n is, kam er der südlichen Grenze entlang oder vom Thüringsch'n her, ausem Eichsfeld. Un dat versteh ik nich. War er auf der Flucht NACH Huus? Oder hat er aus irgendein'm Grund kehrt gemacht? Oder ist er kreuz und quer geritt'n, um jemand zu verwirr'n? Un warum konnte ihm dann hier jemand auflauern? Derjenige muss gewusst hab'n, dass er von hier aus kommt. Oder war es doch Zufall?"
Lene schüttelt den Kopf.
„Ik glaub nich an solche Zufälle. Wir stehn hier zwar im Verdacht, Schmuggler zu sein, weil hier am Grenzwäldch'n öfter mal Unruh'n sind. Ik behaupte aber immer noch, dat es in neun von zehn Fäll'n ein Hirsch war, der die Aufregung ausgelöst hat. Aber genau deshalb käme kein Wegelagerer auf die Idee, ausgerechnet in dies'm ständig bewacht'n Wald Reisende zu überfall'n. Dat hatt'n wir hier noch nie! Warum also dieser Überfall? Wusste jemand, dat er kommt? Wurde er erwartet?"
Wir schweigen und wälzen erfolglos all diese Fragen im Kopf.

Ich seufze.
„Ich weiß nur, dass mein Gefühl mir sagt, dass er geschützt werden muss. Dass der oder die Verfolger nicht erfahren dürfen, dass in diesem Dorf ein reicher Fremder versteckt ist. Es ist doch eindeutig: sie wollen ihn tot sehen, sie haben gründlich nach ihm gesucht! Und deshalb ist es mir auch so wichtig, das Pferd versteckt zu halten. Denn wo das Pferd ist, kann der Mann nicht weit sein, schon einfach wegen der Verwundung nicht. Wir müssen unbedingt warten, bis er selbst sich äußern kann. Wir halten all diese Fragen fest. Ich werde seine Kleidung und den Sattel versorgen, werde den ganzen Dreck runterholen und den Inhalt sichten. Alles, was ihm gehört, bringe ich dann hier rauf auf den Dachboden. Das Pferd kommt heute Nacht zu Klaas. Du, Lene, schickst mir die Kräuter und Salben. Mehr Decken wären nicht schlecht. Es ist eigentlich zu kalt und klamm hier oben. Und dann sehen wir weiter, ob er aufwachen und genesen wird. Oder eben nicht, was wir nicht hoffen wollen."
„Gut. Dann bring ik jetzt die Lene nach Huus, es is nicht mehr viel Tied, bis wir innen Wald müss'n zum Holzsammeln. Wir müss'n gut die Aug'n off'n halt'n. Dat sollten wir auch Jorge un dem Vogt vertellen – alles, was wir find'n, sollte in deiner Kiepe land'n, Anna. Ik kann den Karr'n nich sofort reparier'n, bring dir also meine zweite Kiepe zum Sammeln mit."

Wir schauen uns an, krabbeln schnell die Leiter wieder runter und Klaas und Lene brechen sofort auf. Klaas trägt die Lene nach Hause. Ich ziehe mich wärmer an und packe ein paar Seile ein. Als ich vor die Tür meiner Kate trete, kommt der junge Bauer mir schon wieder entgegen, hält mir eine Kiepe hin und zeigt mit bedeutsamem Blick stumm hinein. Schnell wende ich mich zum Haus, greife in die Kiepe und werfe die zwei darin versteckten Decken Richtung Pritsche. Dann schultere ich die Kiepe, trage das Pederchen nach nebenan zur Irmel, die hier bleiben und auf die ganzen Kinder des Dorfes aufpassen wird, und schließe mich den anderen Dörflern an, die allmählich auftauchen. Gemeinsam gehen wir zum Waldrand. Während ich Jorge und den kleinen Jasper bitte, die Augen offenzuhalten nach persönlichen Gegenständen des Fremden und anderen Spuren, sehe ich aus dem Augenwinkel, dass Klaas das grade auch beim Vogt tut. Schon bald sind alle am Waldrand versammelt.
Am Waldrand kommandiert der Vogt die anwesenden Bauern und Bäuerinnen in eine lang gezogene Reihe, und so ziehen wir in den Wald hinein, um so viel wie möglich vom Sturm abgeschlagenes Totholz einzusammeln, damit wir besser über den Winter kommen.

Da der Weg relativ grade durch den Wald der Grenze entlang verläuft, ist es möglich, alle anderen Dorfbewohner davon wegzuhalten. Der Vogt selbst läuft direkt auf dem Weg, rechts davon laufe ich, flankiert von Jasper Krumm, links laufen erst Klaas und daneben Jorge Krumm. Alles, was auf oder direkt am Weg liegt, alle Spuren dort werden so nur von uns gesehen. Ab und zu sieht Klaas Pferdehufabdrücke, die er dann zertrampelt. Der Vogt wiederum sieht die Abdrücke mehrerer Pferde auf dem Weg. Das müssen die Spuren der Verfolger sein. An dieser Stelle hatte der Fremde die Verfolger also wohl schon abgeschüttelt. Wo der Weg die Rhuma kreuzt, kann der Vogt mit seinem Karren zwar über die Brücke gehen, alle anderen aber steigen oder springen über den schmalen Fluss oder die zahlreichen von uns gebauten Stege. Kurz nach der Brücke fängt der Fluss an, sich durch die Niederung in viele kleine Seitenarme zu verzweigen. Doch über die kann man mit einem großen Schritt steigen oder auch einen der Stege benutzen, und so kommen wir gut und gleichmäßig vorwärts.
Während alle fleißig ihre Hände rühren, Bündel schnüren, ihre Karren und Kiepen mit Ästen und Zweigen füllen, halten wir fünf eifrig die Augen offen. Wir müssen eine ganze Weile gehen, bis schließlich Klaas, der aufmerksam den Hufspuren rückwärts folgt, ganz in der Nähe des Weges in einem Busch dunklen Stoff hängen sieht. Am Boden sind Spuren von Pferdehufen, hier ist also der Mann durchs Gebüsch ins Unterholz geritten. Der Stoff stellt sich als feiner weiter Mantel heraus und wandert sofort unter das Holz auf Klaas' Karren. Der Vogt kann auf dem Weg erkennen, dass die Verfolger hier die Spur verloren haben, denn sie sind weiter geradeaus geritten.
Kurz nach der Wegkreuzung, wo es links durch die Niederung der Rhuma ins Thüringische geht und rechts die Straße zum Lehnsschloss Gieboldehusen abzweigt, finden wir schließlich im Gebüsch eine abgeschossene Faustbüchse und etwas weiter einen Degen mit seltsam verbogener Klinge. An den umliegenden Büschen sind Äste und Zweige geknickt, der Boden ist aufgewühlt von Füßen und Hufen. Man kann erkennen, dass ein Pferd auf die Hinterbeine gegangen ist und sich im Kreis gedreht hat.
Vogt Drebber nickt anerkennend.
„Es scheint, dat er die Angreifer abwehr'n konnte, weil er sie sich mit dem drehend'n Pferd vom Leibe gehalt'n hat. Hier hat jedenfalls ein Kampf stattgefund'n. Der Mann ist gut geschult und tapfer."

Eine kleine Zeit später kommen wir an die Grenze zur Gemarkung Wollershusen, dem zweiten Dorf unseres Lehens, und hier gibt schließlich der Vogt das verabredete Signal an alle, die Kette teilt sich in zwei Teile, die auseinander ziehen, und so gehen wir sammelnd wieder zurück zum Dorf. Dabei finde ich genug, um mit den Seilen noch ein Bündel zu schnüren, dass ich auf der Schulter trage, als die Kiepe voll ist. Die Beute ist reichlich – für alle an Holz, für uns auch an ein paar Erkenntnissen – und neuen Rätseln. Am Waldrand trennen sich die Wege, ein jeder strebt möglichst schnell mit dem gesammelten Holz ins Warme. Klaas bleibt bei mir kurz stehen, um mir einen kleinen Teil seines Holzes abzugeben, und lässt dabei unauffällig auch den Mantel ins Haus wandern. An der nächsten Tür sammelt er Jakob und Susanna ein, um sie zur Lene zu bringen. Faustbüchse und Degen landen beim Vogt Drebber, und ein paar Bauern bringen einen Teil ihrer Ausbeute zum blinden Jasper oder zur lahmen Lene. Es zeigt sich wie immer, wie gut unsere Dorfgemeinschaft zusammenhält.

Als ich grade mit dem Peterchen wieder nach Hause komme und mich setze, um ihn zu nähren, bringt mir mein Jakob noch ein Bündel mit Kräutern und einer Salbe von der Lene. Mit leuchtenden Augen erzählt er, dass die Lene grade eine Pilzsuppe gekocht hat, und flitzt dann wieder zurück durchs Dorf. Diesen seltenen Schmaus will er auf gar keinen Fall verpassen. Ich kann ihn grade noch erwischen und ihn bitten, den kleinen Jasper für mich um ein, zwei Eimer Wasser zum Dorfbrunnen zu schicken. Noch ist das Wasser dort nicht gefroren, und wir müssen so keinen Schnee schmelzen.
Mein kleiner Schatz ist zwar hungrig und auf dem Sprung, aber er richtet doch die Botschaft gewissenhaft aus. Kurze Zeit später kommt der kleine Jasper und bringt mir zwei Eimer voll Wasser.
„Dank dir sehr, Jasper! Ich bin so froh, dass du immer so bereitwillig hilfst. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich und deine Eltern tun würde."
Jasper strahlt und läuft mit einem Gruß wieder nach Hause.

Als das Peterchen zufrieden vor sich hin brabbelnd wieder in seinem Kasten liegt, koche ich aus den Kräutern einen Sud, steige die Leiter rauf und wasche die Wunden des Fremden mit dem Sud aus, wie die Lene es mir erklärt hat. Ich reibe beide Stellen mit der Salbe ein und verbinde die Wunden neu. Das Fieber ist etwas gesunken, doch bei Bewusstsein ist er noch immer nicht. Ich flöße ihm wieder angewärmtes Wasser ein. Mehr kann ich grade nicht für ihn tun.
Aber immerhin kann ich nun ohne Kinder die Zeit nutzen. Ich hole den Sattel und die Taschen aus dem Verschlag und bringe alles nach oben. Dort verteile ich den gesamten Inhalt der Taschen auf dem Dielenboden, wo er denn trocken ist, oder hänge es an die Dachsparren, damit nichts schimmelt.
Wieder unten nehme ich mir nun die Kleidung vor. Die Stiefel sind von angetrocknetem Dreck verkrustet. Das kann ich einfach abbürsten. Ich wische noch kurz drüber, dann bringe ich sie gleich nach oben. Später werde ich sie noch fetten. Auch auf der Kleidung ist das meiste angetrocknet, so dass ich den groben Dreck einfach abbröseln und abschütteln kann. Ich wärme einen großen Bottich voll Wasser über dem Herd an und nutze die Gelegenheit, um mein Peterchen mal zu baden. Er quietscht vergnügt, weil er das Plantschen so liebt.
Dieses Kind ist eine echte Wasserratte!

Als er wieder warm in seinem Kasten liegt, wasche ich nun im noch warmen Wasser, so gut es geht, die Kleidung des Fremden aus. Das ist sicher nur notdürftig, aber es hilft doch, dass die feinen Tuche nicht völlig ruiniert sondern wieder einigermaßen sauber sind. Meine Gedanken wandern zwischen all diesen Dingen hin und her, versuchen, ein Muster zu finden und fahren sich doch immer wieder fest. Wir werden dieses Rätsel nicht lösen, ohne mit dem Manne zu reden.
Unter dem Schmutz kommen ein feines Batisthemd, ein dunkelgrünes Wams und schwarze, gut geschnittene Beinlinge zum Vorschein. In den Ärmeln von Hemd und Wams sind rechts an der Stelle der Schulterwunde Risse wie grade Schnitte in den Stoffen, die auf einen Degenstich hindeuten. Am Unterarm ist der Stoff eher zerfetzt, und das erklärt dann auch die flache, schmale Wunde am Arm.
Das war ... vielleicht ein Streifschuss, vielleicht aus der Büchse, die wir gefunden haben.
Die beiden Kleidungsstücke lege ich beiseite, denn die will ich versuchen, fein zu flicken, damit der Herr angemessen gekleidet aufbrechen kann, wenn er irgendwann gesund ist. Beinkleider, Bruche und Strümpfe wasche ich durch und hänge alles auf dem Boden auf. Der Fremde murmelt im Schlaf. Schnell eile ich an seine Seite, aber verstehen kann ich kein Wort. Ich halte ihn eine Weile fest, weil er sich unruhig im Schlaf wälzt.

Als er sich wieder beruhigt hat, wende ich mich seinem Gürtel zu. Es hängen mehrere Beutel daran. Die Katze voller Münzen haben wir ja schon untersucht, und es sind fast alles heimische Münzen des Herzogtums Grubenhagen – und zwar so wertvolle, dass ich die meisten noch nie gesehen, geschweige denn in der Hand gehabt hätte. Aber als ich sie nun nochmals eingehend betrachte, erkenne ich das Bildnis unseres Herzogs darauf. Leider sind selbst die kleinsten Münzen zu wertvoll, als dass ich sie nutzen könnte, um auf dem Markt in Gieboldehusen einzukaufen, was ich für seine Pflege brauchen könnte. Ich darf um keinen Preis auffallen. Sonst findet man seine Spur. Ich muss überlegen, was ich mit diesem Beutel mache. Schließlich wickele ich ihn in einen Lumpen und lege ihn unters Stroh des Mannes.
Der zweite Beutel enthält kleine Metallkugeln und eine Dose aus Metall mit einem dunklen Pulver. Damit weiß ich gar nichts anzufangen. Am Gürtel befindet sich noch ein dritter Beutel mit ein paar persönlichen Gegenständen – oh, und eine Halterung für ...
Hm. Nicht für den Degen, denn die wäre links am Gürtel. Diese Lederschlaufe ist jedoch rechts angebracht. Na, das weiß vielleicht der Vogt.
Nun landet auch der Gürtel an einer Dachsparre zum Trocknen. Und auch den muss ich später fetten, damit das Leder geschmeidig bleibt.

Bleibt der Mantel. Er ist aus dunkelblauem, edlem Tuch und mit feiner weißer Wolle gefüttert. Die Verschlussspange ist aus Silber und kunstvoll ziseliert. Ich spüle den Mantel durch und walke ihn etwas, damit die Wolle sich nicht zusammenzieht. Dabei finde ich ein paar Schnitte, ähnlich denen in Hemd und Wams, aber an sehr seltsamen Stellen.
Vielleicht hat er damit versucht, die Degenhiebe abzuwehren? Wenn der Mantel erstmal trocken ist, kann ich ihn flicken und als weitere Decke für den Mann nutzen. Das wird ihn sicher gut wärmen.
Draußen wird es allmählich dunkel. Das Peterchen schläft. Und so nutze ich die Gelegenheit, fache das Herdfeuer etwas an und sticke endlich weiter an dem Hemd für den Verwalter des Lehnsherrn.

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26.11.2021

So stelle ich mir Anna vor:

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