Ich stehe hinter dem dicken Stamm einer hohen Fichte nahe dem Fluss bei der Furt von Beruna. Mittlerweile regnet es in Strömen, ich bin klatschnass und der Fluss ist schon beträchtlich angeschwollen. Seit geraumer Zeit stehe ich hier und beobachte die Telmarer, die sich auf der anderen Seite damit abmühen, Bäume umzuhacken und daraus eine Brücke zu bauen. Klar, sonst kommt das Heer bestimmt nicht über das Wasser. Neben mir raschelt es und der Schneeleopard namens Schneeball kommt zum Vorschein.

« Wir sollten ins Lager zurück », schnurrt er.

« Außerdem wird es bald dunkel », fügt der Zentaur Talsturm hinzu. Ich nicke und pfeife einmal. Wenig später bewegen sie einige Ästchen und Blätter über uns und Reepicheep landet auf meiner Schulter.

Einige Stunden später erreichen wir den Hügel, den wir unser Lager nennen. Der Regen hat noch kein bisschen nachgelassen und wir vier sind komplett aufgeweicht. Die Zentaurin Sonnentau kommt uns in den Gängen entgegen. Besorgt mustert sie uns und führt uns zum Raum mit dem steinernen Tisch. Dort sind die vier Könige und Königinnen, Prinz Kaspian, Dr. Cornelius, der Dachs Trüffeljäger und die beiden Zwerge Nikabrik und Trumpkin versammelt. Dazu noch Eichhörnchen Flitzeflink, ein Freund von Reepicheep, einer der beleibten Bären und ein Minotaurus. Als wir eintreten, halten alle Inne und starren uns an.

« Ach, du meine Güte, bringt sofort ein paar Decken. Es soll sich doch niemand erkälten », ruft Königin Susan sofort. Vielleicht fünf Minuten später wickle ich mir eine wärmende Decke um die Schultern. Königin Lucy reibt Schneballs Fell trocken. Er liegt auf dem Rücken und lacht ein Lachen, das eine Mischung aus Fauchen und Schnurren ist. Sonnentau reicht Talsturm eine Pferdedecke, die er über seinem dunkelbraunen Pferdehinterteil ausbreitet. Hier drin ist es durch die vielen Feuer recht warm. Sogleich müssen wir berichten, was wir gesehen haben.

« Die Telmarer bauen eine Brücke über den Fluss bei Beruna. Bei dem Tempo wird ihre Armee bald über die Furt gelangen und dann dauert es nur noch wenige Stunden bis sie hier sein werden », erzählt Talsturm. König Peter überlegt und meint schließlich

« Dann müssen wir handeln, bevor sie hier sind ».

« Was schlagt Ihr vor? », frage ich. Sein Blick wandert zu mir und er antwortet

« Wir müssen das Schloss angreifen! Morgen werden alle verfügbaren Männer am Brückenbau arbeiten, das ist unsere Chance, sie zu schwächen ».

« Das wäre sinnlos, es würden nur viele umsonst sterben », wirft Kaspian ein und schüttelt den Kopf.

« So? Was schlägst du also vor? », fragt König Peter und kneift die Augen zusammen.

« Es wäre besser, wenn wir hierbleiben würden, der Hügel schützt uns. Wir benötigen nur genügend Lebensmittel und Wasser, dann können wir lange hier ausharren », erklärt Kaspian.

« Es wäre auch möglich, die Brückenarbeiter anzugreifen und die Brücke zu zerstören. Das würde sie zwar nicht lange aufhalten, aber immerhin ein paar Tage », schlägt König Edmund vor.

« Nein, das bringt nichts. Dort werden sie auf einen Angriff von uns gefasst sein, das könnte ein Hinterhalt sein », lehnt König Peter ab.

« Unterschätzt bloß Miraz nicht, da ist nichts wie es scheint. Überall könnten Gefahren lauern! », warnt Dr. Cornelius.

« Ich sage, wir greifen morgen Nacht das Schloss an! », schließt König Peter.

« Was bringt uns das? Wir würden nur Kämpfer verlieren... », wirft Kaspian ein, doch der Hochkönig schneidet ihm das Wort ab,

« Wir verlieren niemanden, wenn sich alle an den Plan halten und jeder Befehl ordentlich ausgeführt wird! ». Die beiden funkeln sich wütend an. Jeder ist von seiner Strategie überzeugt. Ich höre mir das Hin und Her gelassen an und warte auf den endgültigen Beschluss. Irgendwann senkt Kaspian den Kopf und gibt nach

« So sei es denn... ». König Peter sieht triumphierend in die Runde

« Gut, jetzt brauchen wir einen Plan, wir dürfen nicht unbedacht handeln ».