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8 | Omne initium difficile est

Als ich die weite Wiese betrat, blickte ich mich neugierig um. Sie war zur Hälfte von teilweise überwucherten, nicht besonders hohen Steinmauern eingerahmt. Im hinteren Bereich waren mehrere Lagerfeuer aufgebaut, im vorderen befand sich nur grünes Gras. Die Feuer waren ganz klar für die Feuerbändiger gedacht. Das ließ mich überlegen, was uns in unserer ersten Stunde Praktische Elementarmagie erwartete. Sah ganz danach aus, als würden wir Gras wachsen lassen.

Ich lehnte mich in der Nähe ein paar anderer Schüler an die kleine Mauer. Genau genommen würde ich Gras wachsen lassen gar nicht so schlimm finden. Es konnte zwar kaum mit dem Programm der Feuerbändiger mithalten, aber immerhin konnte ich Dinge wachsen lassen. Ich würde mich also kaum anstrengen müssen. Was mir nach einer Stunde Kopfzerbrechen in Mathe und viel zu komplizierten französischen Konversationen nur recht war.

Von der Gruppe der Feuerbändiger winkte mir Leonie zu. Man konnte ihr die Aufregung deutlich ansehen. Besonders, als Louise Collet mit eleganten Schritten auf sie zu kam. Wie ich gestern auf der inoffiziellen Website der Schule herausgefunden hatte, unterrichtete sie Feuermagie und Französisch. Im Rahmen von letzterem hatte ich heute auch erneute Bekanntschaft mit ihr geschlossen. Obwohl ich mich beinahe die gesamte Stunde gemeldet hatte, hatte sie mich stoisch ignoriert. Aber natürlich nur, bis es darum ging, auf eine besonders schwierig gestellte Frage zu antworten. Dann nahm sie mich sogar freiwillig dran, obwohl ich nicht mal ansatzweise verstanden hatte, worum es ging.

Auch Lukas wirkte sichtlich nervös, als er sah, wer ihm seine Kräfte beibringen sollte. Der Arme. Wahrscheinlich würde Frau Collet ihm diese Stunde genauso zur Hölle machen wie mir vorhin. Ich hoffte wirklich, er würde sie doch noch mit seinen Feuerbändigungskünsten beeindrucken.

Direkt hinter der schwarzhaarigen Lehrerin betrat noch jemand die Wiese: Die Direktorin höchstpersönlich. Natürlich musste ausgerechnet sie unseren Kurs übernehmen, wie hatte ich es auch anders erwarten können. Es blieb nur noch zu hoffen, dass sie weniger nachtragend war.

Anders als Frau Collet ließ ihre Ankunft die Gespräche der Schüler nicht direkt verstummen. Eine Dreiergruppe unterhielt sich immer noch lautstark, weitere fingen an zu tuscheln. Selbst als sie direkt vor unserer Gruppe stand, kehrte keine Ruhe ein.

Obwohl ich etwas in die Richtung bereits erwartet hatte, zuckte ich zusammen, als sie einmal laut in die Hände klatschte.

„Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten?"

Die quatschende Dreiergruppe, bestehend aus einem kurzhaarigen Mädchen, ihrem männlichen Ebenbild und einem Rotschopf, starrte sie nur uninteressiert an. Sowohl sie als auch alle anderen hörten jedoch auf zu reden.

„Danke." Frau Schwab blickte in die Runde. „Sicher wollt ihr wissen, was euch dieses Jahr in Praktischer Elementarmagie erwarten wird. Grundsätzlich werden wir dasselbe durchnehmen wie die anderen Elemente, nur auf Erde zugeschnitten. Ihr werdet die häufig unterschätzte Vielseitigkeit eures Elements kennenlernen, sowie die Fähigkeit der Erdmagie zur Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung."

Der Rotschopf beugte sich zu dem kurzhaarigen Mädchen rüber. „Wen interessieren die Minderwertigkeitsgefühle von Erdbändigern?", raunte er und deutete auf die andere Seite der Wiese. „Man braucht doch nur einmal zu denen rüberschauen und man sieht schon, wie langweilig unser Element ist."

„Jannis, möchtest du uns etwas mitteilen?", fragte Frau Schwab.

Der Rotschopf, Jannis, erwiderte ihren auffordernden Blick ohne zu zögern. „Ich habe mich nur gefragt, warum wir nicht direkt anfangen und unsere Zeit mit Reden verschwenden? Die Feuerbändiger haben schon die ersten Übungen angefangen."

„Frau Collet macht ihren Unterricht, ich meinen. Und eigentlich dachte ich, es würde interessant für euch sein, die Perspektiven unseres Elements zu erfahren. Aber wir können natürlich auch direkt in die Praxis einsteigen."

Sie fixierte die Mitte der Wiese. Man spürte eine leichte Bewegung in der Erde, und mehrere große Steinplatten schoben sich aus dem Gras. Im selben Moment rauschte ein Strom aus Sand von einem Ende der Mauer auf die Platten zu. Als er diese erreicht hatte, verteilte sich der Sand gleichmäßig auf die Steine.

Die Aufmerksamkeit der Schulleiterin kehrte zu uns zurück. „Jede dieser Platten ist durch eine weiße Linie in zwei Hälften geteilt. Auf der einen Hälfte liegt ein Haufen Sand, die andere ist leer. Eure Aufgabe für heute ist es, den Sandhaufen über die Linie zu bewegen. Um das zu erreichen, ist nichts anderes als eure Magie erlaubt. Viel Glück."

Ich sah sie verwirrt an. Das war alles? Keine Anweisungen, wie wir das schafften?

Den anderen ging es genauso, denn keiner bewegte sich vom Fleck. Wir alle warteten auf mehr, doch da kam nichts.

Nach ein paar Sekunden warf Jannis die Arme in die Luft und ging zu einer der Steinplatten. „Kommt schon, so schwer kann das nicht sein."

Zögerlich folgten seine Freunde ihm, und schließlich setzte sich auch der Rest des Kurses in Bewegung. Die ganze Zeit, während wir uns an die Platten verteilten, bedachte uns Frau Schwab mit einem leisen Lächeln. Als gäbe es irgendeinen Haken an der Aufgabe.

Ich hockte mich vor meine Platte und begutachtete den Sandhaufen. Es war heller, feiner Sand. Die Art, die man eher am Strand als im Wald erwarten würde. Wer wusste, vielleicht stammte er ja einfach aus dem nächsten Gartencenter. Wie angekündigt, war auch die Steinplatte mit einer feinen weißen Maserung in der Mitte durchzogen. Sie war derart exakt, dass ich mich fragte, ob das nicht auch das Werk eines Erdbändigers gewesen war.

Ich wechselte noch einmal die Sitzposition und konzentrierte mich dann auf den Sand. Anders als bei den Pflanzen zu Hause brauchte ich eine Weile, um das Gefühl, das sich beim Pflanzenwachsenlassen eingestellt hatte, heraufzubeschwören. Jetzt musste sich nur noch der Sand bewegen.

Doch so sehr ich es auch wollte, es passierte nichts. Außer, dass ich mir reichlich blöd vorkam, die ganze Zeit auf einen unbeweglichen Haufen Sand zu starren. Vielleicht war ich ja die Einzige, die es nicht hinbekam. Vielleicht war meine Magie nach dem Vorfall in Bio komplett verschwunden.

Ich sah rüber zu den Zwillingen und Jannis. Erstere hatten tatsächlich schon einen kleinen Haufen auf der anderen Hälfte der Platten liegen. Aber bei Jannis sah es genauso aus wie bei mir. Viel Sand auf der falschen Seite. Nur das Gras um ihn herum wuchs ein Stück in die Höhe. Als er das bemerkte, ließ er frustriert von den feinen Körnern ab.

Das Mädchen der Zwillinge betrachtete Jannis' Ergebnis kritisch. „Du machst es komplett falsch", erklärte sie.

„Und wie ist es richtig?", schnappte Jannis. Anscheinend gefiel ihm nicht, dass seine Freundin ihm so etwas Simples beibringen musste.

„Du prägst dir ein, wie dein Sandhaufen aussieht. Stellst dir dann vor, wie dein Endergebnis aussehen soll und was passieren muss, damit das geschieht. Und auf diesen Prozess lenkst du deine Energie. Siehst du, so."

Sie richtete seinen Blick auf ihren eigenen Haufen. Und tatsächlich – eine kleine Menge Sand spaltete sich ab und wanderte langsam über die Linie. Jannis schnaubte und widmete sich wieder seiner eigenen Platte.

Ich tat es ihm nach und fokussierte mich auf meinen Sandhügel. Danach rief ich mir ins Gedächtnis, wie ich ihn haben wollte, und kurz darauf, wie sich einige Sandkörner über die Linie bewegen würden. Diesmal kam das kribbelnde Gefühl wie von selbst. Erstaunt beobachtete ich, wie sich zwei einzelne Sandkörner von dem Haufen wegbewegten.

Als ich realisierte, was ich hier tat, stellten sie kurz vor der weißen Maserung ihre Bewegung ein. Doch meine Euphorie ließ sich nicht mehr aufhalten. Jetzt, da ich darauf vorbereitet war, schafften die beiden Körnchen es problemlos auf die andere Hälfte. Und zwei weitere.

Ein Erfolgserlebnis reihte sich an das nächste. Nicht nur, dass ich es schaffte, einzelne Körner zu bewegen. Nach sechs weiteren Sandkörnern beschloss ich, die Menge zu steigern. Je höher ich ging, desto weniger klappte auf Anhieb. Aber ich war zu weit gekommen, um mich davon runterziehen zu lassen. Eine Gruppe Sandkörner nach der anderen wanderte über die Linie.

Ich transportierte gerade einen kleinen Haufen von zehn Körnern, als ein dumpfer Schlag mich aus der Konzentration riss. Ich schreckte auf und sah direkt auf Jannis' halbleere Steinplatte. Der Sand befand sich immer noch auf der falschen Seite.

„Das ist doch sinnlos", beklagte er sich, sein Blick wieder bei den Feuerbändigern. „Die spielen mit Feuer, und was machen wir? Sand bewegen. Kein Wunder, dass jeder der Meinung ist, Erde ist zu nichts gut. Wenn jemand von denen uns einen Feuerball entgegenschleudern würde, würden wir vermutlich elendig verbrennen. Selbst in Physik-"

Ein Zischen ertönte und mit einem lauten Knacken brach seine Platte entzwei. Er sprang erschrocken auf. Und sah direkt auf Frau Schwab, die mit ungerührter Miene vor ihm stand.

„Was...", stammelte Jannis.

Sie deutete seelenruhig auf die zersprungene Platte. „Schau nach. Stein bricht nicht einfach so."

Er beugte sich hinunter. Mit zitternden Fingern hob er einen kleinen, grauen Gegenstand in die Höhe. Einen kleinen, spitz zulaufenden Stein. Von alleine verließ er Jannis' Griff und flog in Frau Schwabs Hand. Sie drehte ihn so herum, dass wir ihn von allen Seiten betrachten konnten.

„Der hätte auch dich treffen können", stellte sie mit Blick auf Jannis fest. „Glück für dich, dass ich nur die Steinplatte erwischt habe."

Der gesamte Kurs starrte sie entsetzt an. Hätte sie nur ein bisschen weniger Kontrolle gehabt, wäre Jannis im Krankenzimmer gelandet. Oder direkt auf der Notaufnahme.

Die Schulleiterin lächelte zufrieden. „Wie ich sehe, habt ihr Respekt. Freut mich. Vielleicht habt ihr jetzt auch die Geduld, zuzuhören."

Unser Schweigen deutete sie als ja. „Erde ist genauso mächtig wie die anderen drei Elemente. Es stimmt, unsere hauptsächliche Kraft liegt in der Beeinflussung unserer Umwelt. Es stimmt auch, dass es lieber gesehen ist, wenn wir nur erschaffen und bewahren anstatt zu zerstören. Was aber gerne übersehen wird, ist, dass Erde auch angreifen kann. Und zwar äußerst effektiv."

Sie richtete den Stein so aus, dass die messerscharfe Spitze gut sichtbar war. „Dieses Steinchen beispielsweise könnte ich unserer guten Frau Collet von hier aus in den Rücken schießen – und sie könnte auf die Schnelle nichts weiter dagegen tun, als auszuweichen.

Ein weiterer unserer Vorteile ist Stabilität. Feuer, Luft und Wasser sind flüchtig – ohne die Kontrolle des Bändigers verlieren sie schnell ihre aufgezwungene Form. Schaut dem Feuerkurs für einen Moment zu, und seht dann zu euren Platten."

Auf der anderen Seite der Wiese flackerten die Lagerfeuer mal höher und mal tiefer. Oft, wenn die Flammen abnahmen, war dahinter ein verbissenes Gesicht zu erkennen. Wenn die Kontrolle nachließ, fiel das Feuer einfach in seinen natürlichen Zustand zurück. Im Gegensatz dazu blieben unsere Sandkörner, wo sie waren, auch wenn wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenkten.

„Ich hoffe, ihr habt verstanden, was ich meine. Das Einzige, was der Stabilität der Erde nahekommt, ist das Eis der Wasserbändiger. Und das schmilzt irgendwann.

Das Hauptproblem unseres Elements ist, dass wir auf natürliche Ressourcen angewiesen sind. Feuerbändiger können ihr Feuer aus dem Nichts erscheinen lassen und geübte Luft- und Wasserbändiger benötigen ebenfalls keine natürliche Quelle. Dahingegen wird höchstwahrscheinlich niemand von uns irgendwann einmal in der Lage sein, beispielsweise einen Stein neu zu erschaffen.

Für uns bedeutet das, wir müssen uns an unserer Umgebung orientieren. Und genau darum geht es in den ersten paar Monaten. Um die grundlegende Kontrolle über die verschiedenen Möglichkeiten, eure Kräfte einzusetzen. Wenn ihr die erlangt habt, können wir mit interessanteren Themen weitermachen."

Sie sah jeden von uns nacheinander an, bevor sie fortfuhr: „Denkt daran, wenn eure Motivation bei so einfachen Übungen wie heute nachlässt. Es wird sich auszahlen. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wenn ihr nur noch durch euren eigenen Einfallsreichtum eingeschränkt sein werdet.

Heute erwarte ich von euch, dass ihr den Haufen mindestens von einer Seite zur anderen verlegt hat. Das bekommt ihr hin, indem ihr genau die Schritte befolgt, die Emilie euch bereits allen mitgeteilt hat. Stellt euch vor, was ihr wie beeinflussen wollt. Richtet darauf eure Magie. Für den Anfang wäre es noch sinnvoll, mit kleinen Schritten anzufangen."

Mit einem Knirschen fügte sich Jannis' Platte wieder zusammen und der verstreute Sand darauf bildete einen ordentlichen Haufen.

„Versucht es erstmal selber. Bei wem es dann trotzdem nicht klappt, ihr könnt jederzeit fragen."

Das war wohl die Aufforderung, uns wieder an die Arbeit zu machen. Ich betrachtete meine beiden Sandhaufen. Nur ein winziges, nicht nennenswertes Häufchen befand sich auf der richtigen Seite. Ich verzog den Mund. Das würde noch eine anstrengende Stunde werden.

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