Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

29 | Melius est prevenire quam preveniri

Er verharrte in der Bewegung und drehte sich dann langsam um. Als er mich erkannte, fiel seine Anspannung ab. „Hast du mich erschreckt. Ich dachte schon, da kommt jetzt ein Lehrer um die Ecke."

Das hätte durchaus gut sein können. Trotzdem verschränkte ich die Arme vor der Brust, bereit, falls nötig sofort wieder abzuhauen.

„Was machst du hier?", fragte ich. Misstrauen schlich sich in meine Gedanken, auch wenn es logisch gesehen unnötig war.

„Dasselbe wie du vermutlich." Er klang wie die Entspanntheit in Person. „Es sei denn natürlich, du bist neuerdings unter die Schlafwandler gegangen. Was ich aber bezweifle."

Dasselbe wie ich also. „Und was tue ich gerade?"

„Die Schule nach der Geheimorganisation absuchen."

So langsam wurde es wirklich seltsam. Nicht nur, dass es ihn nicht wirklich wunderte, mich zu treffen, er wusste über alles Bescheid. Wenn seine Bemerkungen nur geraten waren, hatte er sehr selbstsicher jedes Mal ins Schwarze getroffen. Allerdings ahnte ich schon, woher er das Wissen hatte.

„Von wem weißt du das? Thea?"

Er nickte. „Sie meinte vor ein paar Monaten, ich sollte nach denen Ausschau halten. Zufällig ist es mir am Abend nämlich auch zu langweilig im Zimmer."

Ich ignorierte den Stich in meinem Herzen und die plötzlich wieder aufkommende Wut. Das würde mir gerade kaum weiterhelfen.

„Und, ist was dabei rausgekommen?", fragte ich spitz.

„So einiges. Ich kenne den Treffpunkt und die Tage, an denen sie zusammenkommen. Wer genau beteiligt ist, weiß ich leider noch nicht, aber das kann sich nur noch um Wochen handeln. Wichtig ist eher, dass man auf keinen Fall bemerkt wird. Sonst wechseln sie den Treffpunkt und die Uhrzeiten sofort. Das haben wir beide glaube ich schon erlebt."

In der hintersten Ecke meines Kopfes wusste ich, dass ich gerade emotional nicht besonders die Stabilste war. Aber was zu viel war, war zu viel. Und sein beiläufiger Tonfall war das Letzte, das ich noch gebraucht hatte, um zu explodieren.

„Das ist sehr schön für dich. Dann werde ich dich mal besser nicht aufhalten, damit du in aller Ruhe deine Untersuchungen weiterverfolgen kannst", fauchte ich. Ich versuchte nicht einmal mehr, meinen Zorn zu unterdrücken.

Unter seinem überraschten Blick machte ich auf dem Absatz kehrt. Ich ging mit möglichst würdevollen Schritten den Gang hinunter, doch als ich abgebogen war, begann ich zu rennen.

„Anna, warte! Was...", kam es aus Max' Richtung, schon so leise, dass ich es beinahe nicht mehr hörte. Ich blieb nicht stehen und folgte dem Gang weiter, bis zu den Naturwissenschaftsräumen. Von dort aus das kurze Stück bis in die Eingangshalle, die Treppe hoch, und schließlich war ich zurück bei meinem Zimmer angekommen.

Schwer atmend stürzte ich durch die Tür. Nicht jedoch, weil es das Gerenne anstrengend gewesen war, sondern aus Wut. Je länger ich darüber nachdachte, desto größer kam die Sache mir vor. Thea hatte ihm schon vor Monaten von unseren Ermittlungen erzählt. Was an sich vielleicht nicht das Schlimmste gewesen wäre, hätte sie es mit mir abgesprochen. Aber wie es aussah, hatte Max im Gegensatz zu mir deutlich mehr herausgefunden, das sie mit keinem Wort erwähnt hatte.

Ich bezweifelte keine Sekunde, dass sie von den Ergebnissen gewusst hatte. Die beiden erzählten sich ja sonst auch immer alles. Aber warum hatte ich da nichts von mitbekommen? Niemand konnte mir weismachen, dass es nicht wichtig gewesen wäre. Er hatte herausgefunden, wonach ich vergeblich gesucht hatte. Meine Mühen waren die ganze Zeit über vergebens gewesen.

Ich ließ mich aufs Bett fallen und stöhnte auf. Es war zum Schreien. Erst war noch alles okay, dann stritten Thea und ich uns über Moralvorstellungen, dann vertrugen wir uns wieder, dann küsste sie mich auf einmal und jetzt das. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihr.

„Anna?", fragte Tina schläfrig.

Ich zuckte zusammen. Mist. Ich hatte ganz vergessen, dass der ursprüngliche Plan vorsah, dass meine Mitbewohnerinnen nichts von dem Ausflug mitbekamen.

„Ist alles in Ordnung?" Tinas Bettdecke raschelte und sie setzte sich auf.

Schnell legte ich meine Decke über die verräterischen Klamotten. Ich bezweifelte zwar, dass sie durch die kleinen Lücken über den Büchern im Regal in der Dunkelheit viel sehen würde, aber sicher war sicher.

„Keine Sorge, nur schlecht geträumt." Ich bemühte mich, ihren verschlafenen Ton nachzuahmen. Besonders gut funktionierte es leider nicht.

„Du warst aber nicht da draußen auf den Fluren, oder?"

Bevor ich antworten konnte, fügte sie noch hinzu: „Wo gerade erst wieder jemand umgebracht wurde."

„Selbst wenn, beide wurden bei Tag ermordet." Ich gähnte, nun aber wirklich aus Müdigkeit. Jetzt im Bett machte sich meine Erschöpfung wieder deutlich merkbar. „Und es war ein viel zu großer Abstand zwischen Konrad und Frau Verdivis. Wenn schon, wird mich jemand in ein paar Monaten umlegen."

„Am besten, niemand wird umgelegt", sagte sie ungewöhnlich heftig. Dann wurde ihre Stimme wieder ruhiger. „Tu mir einen Gefallen, okay? Geh nicht alleine da raus. Zu zweit könntet ihr immerhin noch eine Chance haben."

Ich antwortete ihr nicht mehr. Hauptsächlich, weil ich nicht wusste, was. Sie hatte recht. Gerade wenn jeder dank dem Plan der Geheimorganisation ein potentieller Mörder war, war es gefährlich. Für mich in der Theorie vielleicht nicht, weil ich erwachte Magie hatte, aber trotzdem: Was, wenn Thea und ich uns doch irrten?

Das einzige, was ich sicher wusste, war, dass die Situation nicht harmlos war. Es bildeten sich langsam für alle sichtbare Muster in den Morden. Eltern nahmen ihre Kinder von der Schule. Neue Leute vom Rat waren eingetroffen.

Ich starrte nachdenklich an die Decke. Vielleicht war es doch richtig von Thea gewesen, Frau Schwab von unseren Erlebnissen zu erzählen. Auch wenn es nicht viel brachte, mindestens Fräulein Schneider und Herr Emerson glaubten ihr schließlich nicht. Aber wir hatten jetzt mehr Informationen. Nämlich genau letzteres und die Erkenntnisse von Max. Damit würde man mit Sicherheit weiterkommen.

***

Am nächsten Abend saß ich mit Tina, Leonie und ein paar anderen im Aufenthaltsraum. Es war ein geräumiger Raum mit mehreren Sofas und Sesseln, Tischen, Fensterbänken zum Draufsetzen, gleich mehreren Kaminen und sogar einem Flügel. Dank seiner sonstigen Opulenz wirkte er jedoch nicht wirklich heimelig, sondern eher wie das Foyer eines Theaters. Oder ein Museum, das auf einmal in ein Wohnzimmer umgewandelt hatte werden müssen. Das ließen jedenfalls die Deckengemälde, die bilderbehängten Wände und die glitzernden Kronleuchter vermuten.

Der Aufenthaltsraum war voller als normalerweise um diese Uhrzeit, was aber auch daran liegen konnte, dass heute immer noch kein Unterricht gewesen war. Und wirkliche Alternativen gab es nach der Schließung der Bibliothek auch nicht. Ich war wirklich froh, dass wir früh genug gekommen waren, um uns noch einen guten Platz zu sichern.

Während Tina und Leonie also Unterhaltungen führten, sah ich jede Minute auf mein Handy. Vor ein paar Minuten hatte ich Thea eine Nachricht geschrieben, was Max anging. Viel zurückgekommen war noch nicht.

Die zweite Antwort, auf die ich wartete, war von Max. Ich hatte ihn gefragt, ob wir uns heute gegen Mitternacht bei den Musikräumen treffen könnten. Ihn traf immerhin am wenigsten Schuld in dem gesamten Schlamassel. Und im Gegensatz zu Thea konnte er nicht nur mit Verwirrung, sondern mit richtigen Ergebnissen punkten.

„Was machst du eigentlich so in deiner Freizeit?", fragte plötzlich eine von Tinas Freundinnen. Sie war ein hochgewachsenes dunkelhaariges Mädchen, das in ihrem schwarzweißen mittellangen Kleid neben Tinas Jogginghosen-Look absolut overdressed aussah. Erst als sie mich direkt ansah und hinzufügte: „Du bist ja fast nie hier.", merkte ich, dass sie mit mir sprach.

„Ich bin meistens in der Bibliothek", wich ich aus. Ich hatte keine Ahnung, worum es überhaupt ging. Was ich aber wusste, war, dass es sie nichts anging. Wir kannten uns nicht einmal wirklich, bloß vom Sehen aus ein paar Kursen.

„Oder sie rennt irgendwo draußen herum", ergänzte Tina. „Alternativ ist sie auch irgendwo mit den höheren Stufen zum Magie-Lernen unterwegs. Mittlerweile bekomme ich sie kaum mehr zu Gesicht."

Die Augen der Dunkelhaarigen leuchteten auf. „Du bist die, die trotz erwachter Kräfte einen Kurs übersprungen hat, oder?" Das war wohl eine rhetorische Frage gewesen, denn sie redete sofort weiter. „Wie ist es so? Müssen die anderen nicht alle viel besser sein?"

Im selben Moment leuchtete das Display meines Handys auf. Ich warf einen kurzen Blick darauf. Max hatte zurückgeschrieben. Hatte auch lang genug gedauert.

„Es geht", würgte ich das Mädchen ab. „Ich muss leider noch was erledigen, tut mir leid."

Dann bahnte ich mir einen Weg aus dem Labyrinth der Sofas, während ich ihm schon zurückschrieb. Er hatte sofort ins Treffen eingewilligt und war auch dafür, einmal alle verfügbaren Informationen auf den Tisch zu legen. Das hielt ich auch für eine ziemlich gute Idee, was ich ihm auch sofort zurückmeldete.

Jedenfalls, bis ich gerade auf der Treppe zu Zimmer zweihundertzehn war und mein Handy erneut vibrierte. Thea hatte geantwortet. Während ich die WhatsApp las, stieß ich frustriert die Luft aus. Wie es aussah, hatte sie Max direkt von der Sache mit der Geheimorganisation erzählt, nachdem ich es ihr anvertraut hatte. Angeblich, weil sie zu dem Zeitpunkt gerade dabei war, ihre Eltern zu überreden, sie auf der Schule zu lassen. Und mehr Unterstützung beim Lösen des Falls konnte wohl nicht schaden.

Danach hatte sie Max nur noch über das Nötigste auf dem Laufenden gehalten. Das, was bei seinen Ermittlungen rausgekommen war, hatte sie mir erzählen wollen, wenn sie stichfeste Beweise hatte. Immerhin sah sie ein, dass besonders letzteres nicht gerade ein brillanter Schachzug gewesen war.

Trotzdem würde ich Max heute Abend alles erzählen, was wir wussten. Nicht nur aus Effizienzgründen. Ich war es satt, alles im Nachhinein von der falschen Person zu erfahren. Es wurde Zeit, dass ich die Sache selbst in die Hand nahm. Und wenn Thea schon begonnen hatte, Max einzuweihen, warum sollte ich das nicht einfach weiterführen?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro