32. Debüt
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„Ich danke euch, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid und wir in der heutigen Nacht gemeinsam in das neue Jahr feiern werden."
Sora musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als Kaname genau die Wörter wählte, die Hanabusa in ihrem Spiel genutzt hatte. Wahrlich, er kannte seinen Hausvorstand wirklich gut. Für die Übungsstunde war sie ihm im Nachhinein mehr als nur dankbar gewesen, denn als Kaname sie bei Hanabusa abgeholt hatte, war ihre Nervosität verschwunden und hatte dem Glück Platz gemacht. Hanabusa hatte sie angelogen um sie zu beschützen. Zwar glaubte sie immer noch, dass das nicht die beste Lösung gewesen ist und sie war ihm gegenüber immer noch wütend, dass er sie so verletzt hatte, aber das Glück überwog. Vielleicht hätte sie ihm als Strafe noch etwas zappeln lassen sollen, aber ihr war eine solche Last von den Schultern genommen wurden. Er liebte sie. Wozu nachtragend sein, wenn sie endlich nach so viel Zeit glücklich sein konnte. Am liebsten wäre sie zu Yuki gerannt und hätte ihr alles erzählt.
Jetzt aber stand sie, äußerlich ruhig, neben dem Reinblut auf den Stufen der Treppe und blickte zu den anderen Vampiren, während sie Kanames Worten lauschte. Kuro stand in seiner Katerform neben ihren Füßen. „Zudem haben wir uns versammelt, um eine neue Schülerin der Nightclass willkommen zu heißen. Kamihoshi Sora, meine Cousine."
Auf die darauffolgende Reaktion war sie gefasst gewesen. Kaname hatte so etwas bereits vermutet. Ein Raunen ging durch die Reihen und manche von ihnen tuschelten miteinander. Sora spürte die Blicke der anderen auf sich, die sie nun noch intensiver anstarrten.
„Eine Kuran", hörte sie jemanden murmeln.
Sie suchte den Blick von Hanabusa. Vorhin hatte er sie gefragt, welcher Familie sie angehörte und sie hatte ihm absichtlich nur die eine Hälfte ihrer Verwandtschaft genannt. Ihr Cousin hatte ihr eingebläut es bis zum jetzigen Zeitpunkt für sich zu behalten und sie hoffte Hanabusa würde das verstehen. Er stand bei der Gruppe von Vampiren, die sie schon einmal gesehen hatte und sein Blick wechselte zwischen ihr und Kaname hin und her, als suchte er Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Ihr Augenmerk fiel auf einen anderen Jungen. Er stand wieder neben seiner Freundin mit den orangenen Zöpfen. Ohne, dass sie ihn kannte, war er ihr wichtig. Er war ihr Bruder und sie wollte alsbald mit ihm reden. Auch er hatte die Verbindung zwischen ihnen gefühlt. Sie sah, wie seine Freundin ihn anstupste, aber er reagierte nicht, sondern blickte zu Sora. Endlich wussten beide voneinander.
„Wusste es einer von euch?", fragte Ruka einige Zeit später, als Kaname seine Rede beendet hatte und nun seine neugewonnenen Cousine ihren Mitschülern vorstellte. Jetzt gerade standen sie noch bei Takuma und einem weiteren Mitschüler. Noch waren sie nicht bei ihnen angelangt und bis dahin wollte sie sich einen genauen Überblick erschaffen.
Sie bekam ein kollektives Kopfschütteln als Antwort. Misstrauisch blickte sie alle nacheinander an. Hanabusa war der Schock ins Gesicht geschrieben. Schien als hätte seine Liebste Geheimnisse vor ihm. Aber sie musste zugeben, dass er eine gute Partie gemacht hatte. Einen Reinblüter als Gefährtin zu haben, würde seine Familie mit Stolz erfüllen.
Selbst Akatsuki wirkte überrascht, wo er doch sonst seine Gefühle so gut unter Kontrolle hielt. Ruka blickte zu Shiki, auf dessen Gesicht sie keine Emotion erkennen konnte, und sprach ihn direkt an. „Dann hast du wohl ein kleines Schwesterchen."
Mit der folgenden Reaktion hätte sie rechnen können, denn es war Shiki den sie angesprochen hatte und dennoch verärgerte es sie.
Er zuckte mit den Schultern.
Rima, die neben ihm stand, gab ihm einen leichten Klaps. „Jetzt kannst du aber mal überrascht sein."
Shiki seufzte müde auf. „Mein Vater hatte nun mal einige Frauen. Da ist das doch nur abzusehen gewesen."
Fassungslos schüttelte Ruka den Kopf. Sie war vom Schock überrollt wurden, als Kaname die Stellung dieses Mädchens bekannt gab. Kamihoshi Sora alias Kuran Sora. Ruka biss die Zähne aufeinander, als ihr bewusst wurde, dass sie das einstige Menschenmädchen von nun an respektvoll zu behandeln hatte. Das Mädchen hatte schon genug Unruhe gestiftet. Erst war sie von Hanabusa um den kleinen Finger gewickelt wurden - wobei nun der Gedanke aufkam, ob nicht vielleicht sie ihn verführt hatte - dann hatte sie Schuld daran getragen, dass der Vampir mit den Eises Kräften kaum zu ertragen war und jetzt stellte sich heraus, dass sie ein Reinblut und zusätzlich mit ihren verehrten Kaname verwandt war. Ein anderer Gedanke überkam sie, den sie so gleich laut aussprach. Ruka erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder, so emotionslos sprach sie ihre Erkenntnis aus. „Seine Geschwister zu ehelichen ist nicht unüblich."
Hanabusa zuckte zusammen und sie sah wie sein Blick Shiki fixierte. Ihr war bewusst, dass er Gefühle für das Mädchen hegte. Das könnte amüsant werden.
„In dem Fall wären es Cousin und Cousine", sagte Akatsuki und alle Blicke richteten sich zu ihm.
„Du meinst doch nicht, Kaname-sama und... sie?!", fragte Ruka erschrocken und bemerkte gar nicht, wie ihre Gesichtszüge entgleisten.
Er zog eine Braue hoch. „Wenn es darum geht, das reine Blut aufrecht zu erhalten, dann ja."
Bei dem Gedanken wurde ihr ganz schwindelig und sie hielt sich am Arm von Akatsuki fest, um nicht umzukippen. Das konnte doch nicht wahr sein. Kaname und dieses... Mädchen?! Es hatte ihr schon gereicht, dass er der Vertrauensschülerin solch ein seltsames Verhalten entgegen brachte. Aber dass er nun schon bald bekannt geben könnte, dass er... ihr wurde übel und sie verweigerte sich weiter darüber nachzudenken. Wer hatte denn mit diesen Thema überhaupt angefangen?!
„Dürfen wir erfahren, worüber ihr euch so angeregt unterhaltet?", hörte sie plötzlich die Stimme von Kaname. Ruckartig löste sie sich von Akatsuki und schenkte dem Reinblut ihre vollste Aufmerksamkeit.
„Aber selbstverständlich, Kaname-sama. Wir alle erfreuen uns über die Nachricht, dass unser verehrter Shiki seine Schwester kennen lernen darf. Und natürlich freuen wir auch uns darüber, dass Ihr eure Cousine gefunden habt", erklärte Ruka und überdeckte gekonnt ihre wahren Gefühle. Dann wandte sie sich diesem Eindringling zu. „Mein Name ist Soen Ruka ich begrüße Euch in der Nightclass." Sie neigte ihren Kopf, wie es die gesellschaftlichen Regeln vorschrieben.
Das Mädchen erwiderte den Gruß und nacheinander stellten sich die anderen, bis auf Hanabusa, vor. Mit Argusaugen beobachtete Ruka jede Bewegung von dem jungen Reinblut. Sie merkte schnell, dass Sora nicht ganz so ungeübt war, wie sie mitgerechnet hatte. Ihre menschlichen Zieheltern mussten ihr wenigstens etwas mitgegeben haben. Aber dennoch konnte Rukas geübtes Auge sehen, dass Sora bei manchen Sachen nicht sicher war. Zum Beispiel sah sie sowohl Shiki, als auch Hanabusa unschicklich zu lange an. Und sie lächelte zu häufig. Auch aus nachvollziehbaren Gründen wäre das auf offiziellen Anlässen ein Fauxpas. Aber selbstverständlich würde Ruka darüber hinweg sehen. Sora genoss Kanames Loyalität und damit auch ihre. Den Kater an ihren Füßen empfand sie als befremdlich, aber sie meinte mal gehört zu haben, dass das für die Kamihoshis normal war.
Die Frage, ob Sora Kaname versprochen war, brannte viel mehr auf ihren Lippen, aber sie verkniff es sich. Früher oder später würde sie es schon herausfinden.
Der Abend schritt weiter voran und Sora war froh, als sie endlich jedem vorgestellt wurden war und eine kleine Verschnaufpause bekam. Sie stand neben Kaname, der sich mit Takuma unterhielt und nippte an ihrem Glas. Die Tablette hatte das Wasser rot verfärbt und ein Geschmack, der an Blut erinnerte, lag auf ihre Zunge. Es schmeckte nicht halb so gut, wie echtes Blut, aber als Ablenkung genügte es. Bis Mitternacht würde es noch dauern.
„Ich hoffe es schmeckt dir", sagte eine vertraute Stimme. Lächelnd drehte sie sich zu Hanabusa um.
„Ich habe gehört du und die anderen haben sie erfunden."
„Das stimmt. Aber sie ist noch lange nicht perfekt ausgereift."
Ihr fiel Zero ein, der die Tabletten nicht vertrug. Ob Hanabusa das damit meinte? Oder war es nur der Geschmack, den er verändern wollte? „Ich bin immer wieder erstaunt, wie intelligent du bist."
Sein Grinsen verrutschte etwas. „Was soll das denn heißen?"
„Soll heißen, dass ich dich bei unserer ersten Begegnung für einen hohlen Schnösel gehalten habe", verriet Sora.
„Na, vielen Dank auch", murmelte er und zeigte nun einem Schmollmund.
Sie kicherte, ehe sie sich die Hand vor den Mund schlug. „Entschuldige, das war nicht richtig." Keine großen Gefühlsregungen bei öffentlichen Festen, hörte sie Hanabusas Stimme in ihrem Kopf. Sora wusste, dass sie von ihren Mitschülern beobachtet wurde. Auch wenn dies als sicherer Übungshafen galt, so wollte sie alles richtig machen.
„Ich mag dein Lachen", sagte Hanabusa und brachte ihr Röte ins Gesicht. In der Realität hörte sich seine Stimme noch viel besser an.
„Danke", nuschelte sie verlege, ehe sie gestand: „Ich mag dein Grinsen auch."
Sora merkte nicht, wie sie sich gegenseitig schweigend anlächelten und dass eine bestimmte Vampirin, aus einiger Entfernung, es als dümmliches Starren bezeichnete. Erst als jemand Hanabusa versehentlich anrempelte, schien sich Sora aus dem Bann des verliebten Starren befreien können. Sie blinzelte und ihr fiel ein, dass sie ihm doch noch was zusagen hatte. Streng kniff sie die Augen zusammen und blickte erneut zu ihm hoch. „Aber dass du mich angelogen hast, war dennoch nicht richtig!"
Auch er verzog das Gesicht. „Ich weiß und es tut mir Leid."
„Keine Lügen mehr." Nach menschlicher Manier, wie sie eben erzogen war, hielt sie ihm ihren kleinen Finger hin. Ohne zu Zögern, umfing er diesen mit seinen eigenen.
„Keine Lügen mehr."
Die Feierlichkeit kam ihrem Höhepunkt immer näher und die Vampire versammelten sich draußen auf dem Hof. Trotz dass Schnee auf dem Boden lag, fror Sora nicht und das war ein Umstand an den sie sich noch gewöhnen musste. In ihren Armen hatte sie Kuro, damit dieser mit seinen nackten Pfoten nicht auf dem kalten Boden stehen musste. Er hatte sie den ganzen Abend über begleitet und die Umgebung aufmerksam beobachtet. Ganz der Beschützer, wie es sein ursprünglicher Name verriet.
„Hmh, hast du die beiden vielleicht gesehen?", murmelte Sora ihm zu.
„Sucht Ihr jemanden, Sora-sama?", fragte eine kühle Stimme hinter ihr.
Als sie sich umdrehte, erblickte sie Seiren. Sora hatte sie vorhin zum ersten Mal offiziell kennen gelernt, aber sie wusste, dass sie eine der treusten Freunde Kanames war.
„Hast du Kaname-kun oder Hanabusa-kun gesehen?" Unbedingt wollte sie den Übergang zum neuen Jahr mit einem von ihnen verbringen. So langsam wurde sie nervös, den es war nicht mehr viel Zeit. Auch die anderen Vampire, die sonst immer sehr ruhig waren, wurden ausgelassener.
Seiren nickte. „Sie sind in Kaname-samas Büro." Verwirrt zog Sora die Brauen zusammen. Was machten die denn da?! „Soll ich Euch zu ihnen bringen?"
„D-Das schaff ich schon alleine. Danke."
Erneut nickte der Vampir, ehe sie verschwand.
Auf dem Weg ins Haus erntete sie neugierige Blicke ihrer Mitschüler, aber sie ließ sich davon nicht beeinflussen und ging weiter in Richtung des Büros. Im Inneren des Hauses waren es deutlich weniger Personen und je weiter sie den Flur entlang ging, desto leerer wurde es. Währenddessen überlegte sie, was die beiden wohl zu besprechen hatten. Ausgerechnet jetzt. Es musste etwas wichtiges sein. Sie war fast an ihrem Ziel, als sich die Tür zu Kanames Zimmer schon öffnete und die beiden Vampire hinaustraten.
Kaname sah aus wie immer. Kühl, beherrscht und anmutig. Hanabusa dagegen wirkte... erschöpft? Und erleichtert? Seine Haare waren verstrubbelt und sie meinte sogar eine leichte Schweißspur an seiner Schläfe zu erkennen. Was war nur geschehen?
Verwundert blickte sie von einem zum anderen, die stehen geblieben waren, als sie Sora erblickten. Kaname war es der sich als erstes wieder regte, die Tür hinter sich schloss und auf sie zukam. Mit großen Augen blickte sie zu ihm hinauf, als er sich zu ihr hinunter beugte und sie auf die Wange küsste. Bevor sie reagieren konnte, ging er an ihr vorbei und war aus ihren Sichtfeld verschwunden. Sie verstand nicht ganz was das sollte und die Verwirrung wuchs weiter an. Sora ließ Kuro zu ihren Füßen hinunter und widmete sich Hanabusa zu.
„Was ist los?"
Er blinzelte mehrfach, so, als hätte sie ihn aus einen Gedanken gerissen. „Was soll schon los sein?"
„Na, dass du mit Kaname-kun kurz vor Mitternacht im Büro verschwindest, ist ja wohl nicht normal, oder?"
Er zuckte mit den Schultern und kam auf sie zu. Dabei steckte er eine Hand in seine Hosentasche. „Ist ja wohl nichts dabei."
Sauer kniff sie die Augen zusammen.
Er blickte an ihr vorbei, aber als sie sich kurz umdrehte, sah sie nichts. Hanabusa schien nicht mal zu bemerken, dass sie anfing zickig zu werden. Stattdessen wühlte er in seiner Hosentasche herum.
„Hanabusa-kun", sagte sie zwischen ihren Zähnen.
„Ja?"
„Was habt ihr im Büro besprochen?" Es musste etwas wichtiges sein, sonst würde er sich nicht so aufführen. Sie hatten einander versprochen einander nicht mehr anzulügen. Das Versprechen war erst wenige Stunden alt. Er konnte es doch nicht brechen!
„Ähm..., würdest du dich bitte einmal umdrehen?"
Verärgert pustete sie Luft aus. Er hatte ihr ja nicht einmal geantwortet! Aber sie tat, worum er sie bat und blickte in den leeren Flur, durch den Kaname verschwunden war. Von draußen hörte sie die Vampire ausgelassen miteinander reden. Im Haus selbst herrschte Stille, bis auf ihr beider Atem und die elektrische Lampe. Aber plötzlich nahm sie nur noch eines war. Eine vertraute Kälte an ihrem Dekolletee. Es war die Kette mit der Schneeflocke. „Du hast sie aufgehoben", sagte sie gerührt und merkte nicht, wie ihre Stimme brach.
„Natürlich."
Mit Tränen in den Augen drehte sie sich zu ihm um und sah in seine Augen, die ihr endlich wieder nah waren. Eisblau und mit etwas Fantasie meinte sie sogar kleine Eiskristalle zu entdecken. „Ich danke dir."
Er beugte sich zu ihr hinunter und legte seine Hand an ihre Wange. „Ich liebe dich, Sora-chan." Obwohl sie diese drei Wörter erst wenige Stunden zuvor aus seinem Mund gehört hatte, überfiel sie abermals ein Schauer von den Haarspitzen, bis zu den Zehen.
„Und ich liebe dich, Hanabusa-kun."
Sein Blick, der so eiskalt und gleichzeitig brennend heiß war, glitt von ihren Augen tiefer hinab. „Darf ich?", hauchte er.
„Immer."
Ein Schmetterlinge regte sich in ihrem Bauch, als seine Lippen die ihren berührten. Mit dem Druck seiner Lippen vermehrte sich der einzelne Schmetterling zu einem ganzen Schwarm und sie fingen an zu flattern, als draußen die ersten Feuerwerkskörper hinaufschossen.
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