26. Lügen
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„Wie, ihr seid verreist?", fragte Sora erstaunt, als sie Montagmorgens die Gelegenheit fand mit ihren Eltern zu telefonieren.
„Es ist eine spontane Reise gewesen. Tut mir Leid, aber du wirst die Ferien wohl auf der Academy verbringen müssen.", sagte ihre Mutter am anderem Ende der Leitung.
Enttäuschung machte sich in Sora breit. Sie hatte sich darauf gefreut wieder nach Hause zurückzukehren. Sie mochte die Schule, dennoch wäre es schön gewesen, das vertraute Heim für zwei Wochen zu besuchen. Daraus wurde nur leider nichts.
Ihre Mutter bemerkte ihre Enttäuschung und versuchte sie aufzumuntern. „Weißt du Schatz, Kaname Kuran hat sich bei uns gemeldet."
„Tatsächlich?"
„Ja, er hatte sich darüber erkundigt wo du die Ferien verbringen würdest. Auch er wird die gesamten Ferien auf der Academy bleiben. Somit wirst du nicht allein sein."
Allein wäre sie auch so nicht gewesen, denn Yuki und Kiryu blieben ebenfalls hier und verreisten nicht. Natürlich war es schön, dass sie weiterhin Zeit mit Kaname verbringen konnte, jedoch blieb ihr die Enttäuschung. Ein anderer Gedanke wiederum schaffte es viel mehr sie aufzumuntern. Wenn Hanabusa die Ferien hier verbrachte, dann könnte sie die Zeit mit ihm verbringen. Ganze zwei Wochen. Ohne Unterricht. Mit der Erlaubnis das Hause Mond zu besuchen. Ein Kribbeln breitete sich in ihr aus und die Enttäuschung flaute etwas ab.
Es war komisch nach dem Wochenende wieder dem Unterricht beizuwohnen. Kaum einer hörte zu, denn alle waren schon in Ferienstimmung. Nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer gaben sich erstaunlich wenig Mühe den Unterrichtsstoff durchzubringen. Das war an dieser Academy ein seltener Moment. Ebenso blieb fast die gesamte restliche Schulwoche entspannt. Keine wichtigen Themen, lediglich Wiederholungen wurden durchgenommen und sogar Yuki und Kiryu wurden von kaum einem Lehrer ermahnt wach zu bleiben. Und auch Sora erlaubte sich im Unterricht zu dösen, denn sie fand Nachts nur noch wenig Schlaf. Auch wenn sie die Tatsache, dass es Vampire gab, schnell akzeptiert hatte, so nahm es sie dennoch in ihren Träumen mit. Zusätzlich zu ihren schon bekannten Blutträumen, waren nun spitze Eckzähne, Schüsse von Pistolen und das Zerspringen von Glas mit dabei.
Tagsüber dagegen war es ruhig, bis auf eine Ausnahme. Es geschah mitten in der Woche, als Sora gedankenverloren und ohne Ziel im Schnee spazieren ging. Sie hatte einen Wintermantel um und ihre Hände waren tief in den Taschen vergraben, trotz dessen dass ihr nicht kalt war. Sie dachte an Hanabusa. An den gemeinsamen Abend. Seitdem hatte sie ihn noch nicht gesehen. Sie hatte sich fest vorgenommen am Ende der Woche ins Hause Mond zu gehen, um ihn zu treffen. Ihr Herz pochte laut bei der Vorstellung ihn wieder zu sehen. Ob er sie wieder küssen würde? Bei dem Gedanken an den Kuss lächelte sie verträumt und seufzte lautlos. Sie konnte es kaum erwarten. Sie würde sein Zimmer sehen und vielleicht sogar seine Freunde kennen lernen. Die meisten von ihnen hatten so unglaublich unnahbar ausgesehen, dass sie gespannt war, wie diese sein würden. Und auch wie Hanabusa in der Anwesenheit von ihnen war.
Ein Keuchen ertönte unerwartet in der Stille und Sora blieb überrascht stehen. Sie sah sich um und bemerkte, dass sie unbemerkt den Weg zu den Pferdeställen genommen hatte. Hier draußen war keine Menschenseele zu sehen, dennoch hörte sie ein erneutes Aufkeuchen. Es hörte sich seltsam an und neugierig, wie Sora nun einmal war, ging sie in Richtung der Ställe. Vielleicht war jemand verletzt und brauchte Hilfe oder – Oh!
Erstarrt blieb Sora stehen und konnte ihren Blick kaum von dem lösen, was da vor ihr geschah. Zwei Schüler, mit schwarzen Uniformen gekleidet, saßen eng umschlungen im Heu. Ein Mädchen mit kurzen braunen Haaren saß zwischen den Beinen eines Jungen. Ihr Gesicht war von Sora abgewandt. Doch war es eine ihr sehr vertraute Person, die sie unter hunderten wiedererkennen würde. Und auch den Jungen konnte sie schnell identifizieren. Keine andere ihr bekannte Person hatte solch silbernes Haar. Nur sah sie Kiryu zum ersten Mal mit glühenden roten Augen und scharfen Eckzähnen, die in dem Hals von Yuki vergruben waren. Sora blinzelte mehrmals, ehe sie schnellst möglich kehrt machte.
Ihr Herz pochte laut und deutlich in ihrer Brust. Ihr war schwindelig, als sie an einem Baum zu stehen kam. Keuchend stützte sie sich ab, ehe sie sich an den Baum anlehnte und hinunter in den Schnee glitt. Mit noch immer vor Schreck geweiteten Augen sah sie das Bild vor sich. Kiryu, der Yukis Blut trank. Yuki, die es keuchend zuließ.
Kiryu war ein Vampir, daran war nichts zu zweifeln, und doch war er ein Dayclassschüler! Als Vampir müsste er doch die Nightclass besuchen! Weitere Widersprüche schossen ihr durch den Kopf. Er war Vertrauensschüler. Ein Hunter. Und ein Vampir.
Gedanken und Erinnerungen liefen in ihrem Kopf auf und ab. Sie verglich die Momente, welche sie mit Kiryu verbracht hatte, mit ihrem Wissen über Vampire. Ihr fiel nur ein einziger Augenblick ein, in der sie darauf hätte kommen können. In der Nacht, als sie im Wohnzimmer des Rektors saß und Kaname mit ihr sprechen wollte. Kiryu hatte gemeint, dass er sie nicht mit einem „Blutsauger" alleine lassen wolle. Kaname hatte daraufhin etwas gemurmelt, dass sich angehört hatte, wie, dass das der richtige sagen würde. Sora hatte sich das nicht eingebildet. Kaname hatte dies gesagt, da Kiryu selbst ebenfalls ein „Blutsauger" war. Einer der gerade Yukis Blut saugte! Sie zuckte zusammen und stand eilig auf, ohne zu wissen, was sie tun sollte. Sollte sie Kiryu davon abhalten?Wäre sie überhaupt stark genug dafür? Vampire waren viel stärker als sie und von einem kleinem Mädchen wie ihr, würde er sich davon doch nicht abringen lassen! Womöglich würde er dann auf Sora losgehen. Sie sollte Hilfe holen! Doch bei wem? Und wäre es, bis sie zurück war, nicht schon zu spät? Vielleicht war Yuki dann schon... sie wollte den Gedanken gar nicht erst zu Ende denken, Sie musste handeln! Aber wie?!
Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn sie sah, wie sowohl Yuki, als auch Kiryu auf sie zukamen. Yuki schien etwas wackelig auf den Beinen und war blass, aber sah alles in einem sah sie gesund aus. Kiryu wich ihrem Blick aus. Seine Augen waren nicht mehr rot, sondern in ihrem bekannten violetten Ton. Sie bemerkte den Schal um Yukis Hals, der gekonnt die Wunde verdeckte. Sora musste länger auf dem Boden gehockt haben, als gedacht.
„Hey.", murmelte Yuki. „Gehts dir gut?"
„Sollte ich das nicht dich fragen? Schließlich wurdest du..." Sora deutete auf ihren Hals.
Yuki nickte und lächelte beruhigend. „Ja, mir geht es gut. Verzeih bitte, dass ich es dir nicht gesagt habe."
„Nein, kein Problem." Sora schüttelte heftig mit dem Kopf. „Ihr seid nicht dazu gezwungen mir alles zu verraten, nur weil ich jetzt über die Nightclass Bescheid weiß. Ich bin nur... verwirrt."
„Lass uns ein Stück gehen.", schlug Yuki vor und die drei gingen durch den Schnee bedeckten Wald. Kiryu hielt die ganze Zeit über einen gewissen Abstand und hüllte sich in Schweigen, während Sora ihrer Freundin zuhörte. Ihr wurde, ohne zu tief ins Detail zu gehen, erklärt, dass Kiryu ein Ehemals-Mensch-Vampir war und diese Bluttabletten nicht vertrug. Um ihm beizustehen ließ Yuki zu, dass er sich von ihrem Blut ernährte.
Nachdem es ihr erklärt wurden war, fühlte Sora sich den beiden noch verbundener als zuvor. Sie verstand Kiryu, der immer eine Abneigung gegen die Nightclass gezeigt hatte. Um ein Vampir zu werden, musste ihn einer dieser Reinblüter gebissen haben. Und das mit Sicherheit gegen seinen Willen. Er hatte sich dieses Schicksal nicht ausgesucht und war nun gezwungen irgendwie damit weiterzuleben. Ebenso verstand sie jetzt endlich seine Handlung von damals, als er verhindern wollte, dass Sora mit einem Nightclassschüler in Kontakt kam. Er wollte sie lediglich beschützen. Als ihr das klar wurde, wandte sie sich zu ihm und verbeugte sich.
„Dankeschön."
Kiryu schwieg und als Sora in seine Augen sah, meinte sie zu erkennen, dass er erstaunt von ihrer Dankbarkeit war. Die Erstauntheit ging auf sie über, als sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht bildete und er seine Hand auf ihren Kopf legte.
Seit dem Tag schien es ihr, als hätte sich etwas in ihrer Freundesgruppe verändert. Zwar war Zero schon zuvor nicht mehr so abweisend zu ihr gewesen, wie an ihren ersten Schultagen, doch meinte sie nun, dass sie beide Freunde waren.
Am gleichen Abend lag sie wach in ihrem Bett, während Yori bereits tief und fest schlief und Yuki ihrem Dienst nach ging. Sora konnte nicht schlafen. Jedes Mal, wenn sie ihre Augen schloss, sah sie das Bild von Zero und Yuki, wie er ihr Blut trank. Unruhig wandte sie sich im Bett hin und her. Ein Empfinden war in ihr aufgetaucht, das nicht mehr verschwinden wollte. Jedoch ganz zulassen wollte sie ihn auch nicht. Es war unangenehm, vielleicht sogar peinlich. Sie seufzte gequält auf und grub ihr Gesicht in das Kissen. Sie musste schlafen. In zwei Tagen konnte sie es sich leisten noch weniger zu schlafen, aber doch nicht heute, mitten in der Woche! Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss erneut ihre Augen. Yuki spendete Zero regelmäßig ihr Blut. Er war schon seit mehreren Jahren ein Vampir und Yuki blieb dabei ein Mensch. Und es lief etwas zwischen den beiden. Eine Beziehung zwischen Mensch und Vampir. Ob das so abwegig war? Bei den beiden schien es zu klappen. Das sollte ihr Hoffnung geben, dass es zwischen Hanabusa und ihr auch funktionieren würde. Mit Sicherheit. Schließlich hatten sie die Zustimmung von Kaname und dieser schien bei den Vampiren eine wichtige Position inne zu haben. Eigentlich seltsam. Ihr Kindheitsfreund, Kaname Kuran, war ein Vampir, der über seinesgleichen stand. Zu ihr war er stets freundlich und fürsorglich gewesen. Ähnlich wie ein Bruder, den sie nie hatte. Sie hatte das Gefühl auf einer Ebene mit ihm zu stehen. Sora bemerkte, wie ihre Gedanken schon wieder abschweiften und einfach nicht zur Ruhe kommen wollten. Frustriert setzte sie sich auf, legte ihr Kopfkissen ans Fußende und drehte sich im Bett, um wieder mit dem Kopf auf dem Kissen zu liegen. Abermals schloss sie ihre Augen und ließ zum ersten Mal den Gedanken zu, welcher sie in Wirklichkeit beschäftigt hatte. Sie sah, wie zwei Gestalten im Heu saßen. Das Mädchen mit dem braunem Haar saß auf dem Schoß des Jungen. Ihre Finger krallten sich an das Hemd des Anderen und der Kopf war nach oben gewandt, während der Junge in ihrem ausgestrecktem Hals seine Zähne gebohrt hatte. Blut rann hinunter und es waren Schluckbewegungen zu erkennen. Hitze schoss durch Soras Körper als sie sich selbst und Hanabusa dort im Heu erkannte. Ihr wurde klar, dass der Gedanke, den sie so zwanghaft versucht hatte zu verdrängen, der war, dass sie sich wünschte Hanabusa würde aus ihrem Hals trinken.
Die Erkenntnis dessen, dass sie diese Vorstellung nicht abstoßend, sondern, ganz im Gegenteil, willkommen heißen würde, fand sie seltsam und nahm sie für die restlichen Tage völlig in Anspruch. Sie wusste nicht, was sie von sich selbst halten sollte. Jeder normale Mensch würde der Gedanke, dass jemand sein Blut aus der Vene trank, zuwider finden. Was sagte das nur über sie aus? Dann rief sie sich in Erinnerung, dass es Yuki scheinbar nichts auszumachen schien. Ganz im Gegenteil. Und für die Gesellschaft der Vampire musste das Trinken von Blut ebenso normal sein, wie für die Menschen es normal war Wasser zu trinken. Dieser Gedanke, sowie dass die letzte Schulwoche vorüber war, stärkte ihr Selbstbewusst und sie akzeptierte nach und nach ihre eigenen Gefühle.
Die meisten Schüler reisten Samstag früh ab. Als Sora am späten Nachmittag durch die Gänge ihres Wohnhauses ging war es still und verlassen. Kaum einer ihrer Mitschüler war noch hier, einige wenige würden erst morgen abreisen und noch weniger würden die Ferien an der Academy verbringen.
Draußen war der Schnee ganz matschig und voller Schuhabdrücken und Rillen, die von den Koffern stammten. Soras Schritte gaben schmatzige Geräusche von sich, als sie über den Schlamm von Schnee ging. Sie war aufgeregt und knabberte an ihrer Lippe. Durch den Winter war es schon früh dunkel gewesen, doch hatte sie sich bis jetzt in Geduld geübt, ehe sie sich auf den Weg zu Hanabusa machte. Das war nicht leicht gewesen. Sayori war am frühen morgen abgereist und die drei Mädchen hatten sich herzlichst voneinander verabschiedet. Die frühe Abreise hatte den Nachteil, dass Sora den gesamten Tag verplempern musste. Sie hatte ihre Seite des Kleiderschrankes aufgeräumt, bereits angefangen Weihnachts- und Neujahrswünsche auf Postkarten zu schreiben und versucht ein Buch zu lesen. Es blieb nur leider bei einem Versuch, denn ständig waren ihre Gedanken in die Richtung der Nightclass abgeschweift. Besser gesagt zu einer bestimmten Person, die der Nightclass angehörte.
Sie konnte das Tor, welches die Nightclass vom Rest trennte, ohne Schwierigkeiten überqueren. Dieses Mal wartete keiner der Vampire auf sie, aber das war nicht verwunderlich. Schließlich hatte sie sich nicht angemeldet. Hoffentlich kam sie nicht ungelegen. Der Pförtner nicke ihr freundlich zu und ließ sie hindurch. Ihr Herz wurde lauter, als sie den schneebedeckten Weg entlang ging. Vom Weiten konnte sie bereits das Hause Mond erkennen und sie musste daran denken, dass sie ohne Kuro gekommen war. Seltsam, wo der Kater doch ein Gespür dazu haben schien immer in den passendsten Momenten zu kommen und ihr Unterstützung zu leisten. Aber vielleicht war das ein Zeichen und sie bräuchte keine. Schließlich war ihr Ziel Hanabusa.
Die Person, der ihr Blut in Wallung brachte.
Der, dem sie ihren ersten Kuss geschenkt hat.
Der, in den sie sich verliebt hatte.
Da stand sie nun vor der weißen Haustür. Sie atmete ein letztes Mal tief durch, ehe sie die Klinke in die Hand nahm, die Tür öffnete und hinein trat. Sie hatte damit gerechnet, dass einer von ihren Mitschülern ihre Anwesenheit merken würde. Sie hatte gehofft, dass einer von ihnen sie zu Hanabusa bringen könnte – wenn nicht er es sein würde, dem sie zu erst begegnete. Doch hatte sie nicht erwartet, dass sie gleich fünf von ihnen in der Sitzgruppe sehen würde. Die natürlich all ihre Aufmerksamkeit nun ihr und der sich schließenden Tür zugewandt hatten. Sora hatte sie alle schon einmal gesehen. Am Abend des Balles, war die Nightclass zu Yuki und Sora getreten, die vor dem Schulgebäude auf Hanaubsa gewartet hatten. Der Blonde mit den grünen Augen war Takuma Ichijo, er hatte sie beim letzten Mal zu Kaname gebracht. Er schien ihr bisher sehr nett und auch jetzt lächelte er sie freundlich an. Er wusste, dass sie die Erlaubnis hatte jeder Zeit zu Besuch zu kommen. Dann war da ein rothaariger Kerl, dessen Haare völlig zerzaust waren. Er blickte sie mit einem verwirrten Blick an und hatte sich leicht aufgerichtet. Der Blick von dem Mädchen neben ihm war zwar auch verwirrt, aber gleichzeitig von solch einem Misstrauen, wie Sora ihm bisher nie begegnet war. Ein weiteres Mädchen saß dabei, hatte aber nur kurz zu ihr geblickt. Stattdessen lag ihr Blick auf dem Rothaarigen, der Sora anstarrte. Und sie starrte zurück. Das war schon einmal passiert. Das Gefühl von einer seltsamen Vertrautheit stieg in ihr hoch und sie konnte kaum ihren Körper beherrschen, der zu ihm, diesen Jungen, den sie nicht kannte, gehen wollte. Hanabusa hatte ihr seinen Namen verraten, doch konnte sie sich nicht mehr an ihn erinnern. Aber das war unwichtig. Sie war wegen jemand anderem hier! Sie atmete tief durch.
„Sora."
Ihr Blick weitete sich überrascht und sie drehte sich zu der großen Treppe, an der sie die vertraute Stimme Hanabusas gehört hatte. Da stand er. Gekleidet in einem Pullunder hielt er sich am Geländer fest und blickte auf sie herunter.
Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht und sie ging einen Schritt auf ihn zu, ehe sie erstarrt stehen blieb. Seine Augen waren so kalt wie noch nie. Den Mund hatte er verzogen. Noch nie hatte sie diesen Gesichtsausdruck bei ihm gesehen. Er versprühte schon immer eine Kälte, ja, aber eine bei der sie sich wohlfühlte. Eine Kälte in die sie sich einmurmeln konnte. Doch das was er ihr jetzt zeigte, war eisig und ihr lief ein Schauern über den Rücken. Sie nahm die Sitzgruppe neben sich nicht mehr war. All ihre Sinne waren auf Hanabusa gerichtet, als wüsste sie, dass was jetzt folgte, alles verändern würde.
„Nun, jetzt weißt du es ja." Er zuckte mit den Schultern. „Schade eigentlich, es hatte gerade angefangen Spaß zu machen."
„Was... was meinst du?", wisperte Sora, obwohl sie es bereits ahnte.
Er legte den Kopf leicht schief und seine Augen fingen an zu glühen. „Na, mit dir zu Spielen." Hanabusas Mundwinkel hoben sich leicht zu einem Lächeln an. Es war keines seiner charmanten Lächeln. Das hier war eisig und zeugte von einer Überheblichkeit, wie er sie nie an den Tag gelegt hatte. „Oder hast du geglaubt es wäre mir ernst gewesen? Selbst als du herausgefunden hast, was ich bin? Wie lächerlich." Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Sora blickte weiter zu ihm auf. Konnte kaum begreifen was er ihr da sagte.
Als er die Augen wieder öffnete glühten sie rot. „Aber was kann man schon von einem Menschen erwarten." Er betonte das Wort Mensch, als hätte er sie als Kakerlake bezeichnet und sie zuckte zusammen.
Das war alles eine... eine Lüge gewesen? Die erste Begegnung am See. Das Angebot ihr Nachhilfe zu geben. Die Nachhilfe, die er ihr dann gab. Das Date in der Stadt. Der Ball mit den Tänzen. Der Kuss.
Hanabusa sprach weiter, doch kamen die Worte nicht bei ihr an. Er hatte das von Anfang an geplant. Nichts davon war echt gewesen. Es war alles... gespielt. Wie in einem schlechten Film. Und sie war die Hauptfigur. Das Publikum waren dann wohl seine Mitschüler. Sie mussten es gewusst haben. Sie alle. Vampire sahen Menschen als Dreck an. Eine Kakerlake, mehr war sie für ihn nie gewesen.
„Hanabusa!"
Der Ruf von Ichijo brachte sie zurück. Sie blinzelte. Noch immer stand sie unten neben der Sitzecke und blickte zu Hanabusa auf, der aufgehört hatte zu sprechen. Ichijo war neben sie getreten und blickte sie aus seinen grünen Augen an. Sie meinte Wärme und Mitleid in ihnen zu sehen, doch war das eine Lüge.
Sora traute sich nicht ein weiteres Mal hinauf zu blicken, stattdessen durchfuhr ein Ruck ihren Körper und sie rannte hinaus.
Hinaus in die Kälte, die sie nicht spürte. Denn ihr Körper war bereits erfüllt von dem eisigen Hass, mit dem Hanabusa sie angeblickt hatte.
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