18. Kontaktverbot
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Erschrocken schrie Sora auf, als das weiße Pferd sich auf seine Hinterhufen stellte. Es greift mich an, schoss es Sora durch den Kopf, bevor sie ihre Augen fest verschloss. Sie bemerkte weder, dass ihre Augen wieder unnatürlich leuchteten, noch, dass jemand zu ihr und dem Pferd trat.
Erst, als einige Zeit lang nichts passierte, öffnete sie ihre Augen vorsichtig. Mit dem, was sie vor sich sah, hätte sie wohl nie gerechnet. Kiryu stand neben dem aggressivem Pferd. Nur, dass das Pferd jetzt gar nicht mehr wild umher tobte, sondern seine Nüstern friedlich an Kiryu Hals rieb. Lediglich seine Augen schienen Sora noch immer zu erdolchen.
Sie schluckte schwer. „D-Danke, Kiryu-kun.", stotterte sie. Die Angst saß ihr noch immer schwer im Magen. Erst nach und nach nahm sie wieder ab.
„Du solltest zu White Lady Abstand halten. Sie ist kein großer Fan von Fremden.", sprach Kiryu und tätschelte den Hals des Pferdes.
„Und... du bist kein Fremder?", fragte Sora, ohne eine Antwort zu erwarten. Denn, dass Kiryu kein Fremder für White Lady war, konnte man sehen. White Lady... Sora stutzte bei dem Namen. Nach diesem aggressiven Aufeinander treffen fand sie das Wort Lady unpassend.
„Was willst du hier, Suzuki?", fragte Kiryu ohne auf ihre Frage einzugehen.
Sie fröstelte, als sie seine kalte und distanzierte Stimme hörte. Sie hatte gehofft, er würde sie freundlicher behandeln. Doch sie riss sich zusammen. Genug Zeit verplempert.
„Ich bin hier, weil ich mit dir sprechen muss, Kiryu-kun."
Schweigend blickte er sie an, bevor er das Pferd zu einem der Einzelboxen steuerte. Sora biss sich verärgert auf die Lippe. Er sollte ihr zu hören! Schließlich war das hier ein ernstes Thema!
„Es geht um den Brief von gestern."
„Was ist damit? Ich habe schon Yuki deutlich gemacht was Sache ist."
„Yuki hat damit aber nichts zu tun.", sagte Sora entschieden und brachte den Vertrauensschüler endlich dazu, sich ihr zuzuwenden.
„Sie war diejenige, die den Brief weitergeben wollte."
„Weil ich sie darum gebeten hatte.", log Sora. Er musste nicht wissen, dass es eigentlich sogar Yukis Idee gewesen war. „Ich habe sie angefleht und erst sehr viel später hat Yuki-chan nachgegeben. Und das auch nur, weil wir Freundinnen sind. Sie hat mit alle dem wirklich gar nichts zu tun. Bitte, Kiryu-kun." Sora trat energisch einen Schritt vor, doch als White Lady schnaubte, blieb sie schnell wieder stehen.
„Yuki ist eine Vertrauensschülerin. Sie kennt die Regeln und auch die Konsequenzen auf so ein Verhalten am besten.", erklärte Kiryu, trat aus der Box heraus, schloss das Gitter vor dem Pferd und wandte sich dann endlich vollends zu Sora.
Diese blickte ihm mit ihren glühenden Augen an.
„Ich übernehme die vollste Verantwortung. Für alles."
Zero schloss für einen kurzen Moment seine silbernen Augen, bevor er sie weder öffnete und ihren Blick erwiderte. Suzukis Augen glühten ihm in blau und rot entgegen. Sie selbst schien das nicht wahrzunehmen. In letzter Zeit hatte er schon öfters mitbekommen, wie unnatürlich ihre Augen waren. Yuki hatte was von einer Pigmentstörung erzählt. Eigentlich hätte er darüber stutzen müssen, doch hatte er Suzuki mittlerweile ins Herz geschlossen und verdrängte unbewusst den Gedanken. Es war schon seltsam genug, dass er das Mädchen mochte, wo er doch sonst zu allen anderen Abstand hielt.
Er war beeindruckt von ihr, wie sie mit voller Überzeugung vor ihm stand und bereit war die Verantwortung für alles hinzunehmen. Yuki konnte von Glück sprechen, solch eine gute Freundin zu haben.
Er seufzte und war von seinem folgendem Handeln selbst überrascht. Aus seiner Hosentasche holte er den ungeöffneten Brief hervor und hielt ihm ihr entgegen.
Dessen Augen weiteten sich überrascht, bevor sie fragend zu ihm aufsah.
„Du... hast ihn gar nicht geöffnet."
Zero runzelte die Stirn. „Natürlich nicht. Das ist deine Privatsphäre. Ich weiß auch nicht, wer der Empfänger sein sollte.", erklärte er selbstverständlich.
Zögernd nahm Suzuki ihm den Brief aus der Hand. „Dankeschön."
Er beobachtete, wie sie den Brief nervös in ihren Händen hin und her wendete und auf etwas zu warten schien. „Wir vergessen das ganze, wenn du dass alles ab sofort sein lässt und du dich an die Regeln hältst.", entschied Zero.
„Wi-Wirklich?", fragte das Mädchen überrascht nach, woraufhin Zero nickend bestätigte.
„Aber sollte ich dich oder eine deiner Freundinnen erwischen, werde ich nicht so barmherzig sein.", versprach Zero.
„Verstanden." Suzuki lächelte ihn an, bevor sich ihre Mimik wieder veränderte.
„Was?"
„Da wäre noch etwas."
Ihm wurde mulmig zu mute. Noch etwas? Erst als er seine Frage wiederholte, sprach sie weiter.
„Er hat mich gefragt, ob wir gemeinsam zum Winterball gehen würden.", flüsterte sie sichtlich nervös.
Zeros Augen weiteten sich leicht. Damit hatte er nicht gerechnet. Klar, es war erlaubt, dass die Vampire mit den Menschen dort hin gehen würden, aber es war selten, dass einer der Vampire das ernst nahm. Welcher von diesen Blutsaugern hatte Interesse an Suzuki? Und, was genau wollte er? Sich an den Menschen zu vergreifen war verboten. Wer konnte so blöd sein? Seine Gesichtszüge wurden immer grimmiger, je mehr er darüber nachdachte. Ihm kam gar nicht in den Sinn, dass ein Vampir echtes Interesse an einem Menschen haben konnte. Stattdessen überlegte er, ob er Suzuki schon einmal mit einem der Nightclass gesehen hatte. An einem ihrer ersten Tage. Da war was mit Kaname Kuran gewesen, aber... nein, dieser hatte Interesse an Yuki. Da würde er sich nicht an ihre Freundin hängen. Oder etwa doch?
„Äh... Kiryu-kun?" Suzukis unsichere Stimme holte ihn wieder aus seinen Gedanken hervor. Stimmt, er musste ihr noch antworten.
„Das kann ich dir schlecht verbieten." Leider, denn das war eben das Besondere an dem Winterball. Night- und Dayclassschüler feierten zusammen und durften sogar das Date des anderen sein. Seitdem das entschieden wurden, hielt Zero den Direktor für einen noch größeren Irren, als schon zuvor. Wollte er denn unbedingt den oberflächlichen Frieden zwischen den Menschen und den Blutsaugern aufs Spiel setzen?
„Danke.", bedankte sich das Mädchen vor ihm mit einem erleichterten und aufrichtigen Lächeln.
Zero hoffte, dass er damit keinen Fehler beging.
Wenig später spazierte Sora mit dem Brief in der Hand durch den Wald der Schule. Noch immer herrschte kalter Wind und Sora hätte schwören können, dass es bald anfing zu schneien.
Doch verschwendete sie wenig Gedanken an das Wetter, denn in ihrem Inneren herrschte ein großes Wirrwarr. Einerseits war sie mehr als nur erleichtert. Weder Yuki, noch sie mussten die Konsequenzen tragen. Sie freute sich schon darauf, nachher Yuki Bescheid zu geben. Diese machte sich seit dem Vorfall nur noch Vorwürfe und könnte dann endlich wieder Ruhe finden.
Andererseits musste Sora unbedingt Kontakt zu Hanabusa herstellen, ohne, dass es jemanden auffiel.
Es wäre ihr lieber gewesen, sie würde Kiryu nicht hintergehen, doch musste sie Hanabusa einfach kontaktieren. Durch ihre Fieberträume konnte sie sich nur schlecht als recht an die letzte Zeit erinnern und sie wusste gar nicht mehr, ob sie Hanabusa überhaupt für den Winterball zugesagt hatte. Hatte sie ihm zugenickt oder wurden sie da schon unterbrochen? Sie erinnerte sich einfach nicht mehr so genau! Es war ein Wunder, dass ihr der Überraschungsbesuch so gut in Erinnerung geblieben ist. Sie seufzte bei den Gedanken verträumt auf. Er war solch ein großes Risiko eingegangen und das nur für sie!
Nur, wie sollte sie ihm endlich zusagen?
Die Lösung kam ihr nur kurze Zeit später entgegen, denn während sie ihren Gedanken nachging, kam ihr der Kater Kuro entgegen und ließ sich nur zu gerne von ihr streicheln. Sie kraulte ihm am Hals, als ihr schließlich die Idee durch den Kopf schoss. Flott nahm sie Kuro auf den Arm und trug in ihr Zimmer. Seine Augen betrachteten sie dabei seltsam wissend.
Vorsichtig befestigte Sora das schwarze Halsband um den Hals des Katers. Mittlerweile war es schon später Abend. Die Luft war noch einige Grade tiefer gesunken und leichte Schneeflocken tanzten durch die Luft. Eigentlich war schon Ausgangssperre für die Dayclass, aber Sora sah kein Problem darin kurz raus zu gehen. Sie blieb ja direkt vor der Tür des Wohnheimes stehen und würde auch nicht weiter gehen. Stattdessen würde jemand anderes für sie gehen.
Ein wenig tat es Sora Leid, den Kater bei dieser Kälte hinaus zu schicken, doch war sie sich sicher, dass er schnell wieder im Warmen landen würde. Denn ihre Idee handelte davon, dass Kuro Hanabusa eine Notiz vorbei bringen würde. Und eben diese Notiz hatte sie zuvor an dem neuen Halsband von Kuro befestigt, welches sie schon einige Tage vorher Kuro schenken wollte. So verrückt ihre Idee auch war, sie war sich sicher, dass Hanabusa die Nachricht erhalten würde. Es war wie ein Instinkt, dass sie sich da so sicher war. Kein normaler Kater würde so schlau sein, aber... Sora wusste einfach, dass es klappen würde.
Doch wenn nicht, musste sie sich eben was anderes einfallen lassen. Notfalls würde sie zum Wechsel gehen und Hanabusa direkt ansprechen.
„In Hanabusas Zimmer, Kuro."
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