no. eight - "sie ist mein."
Als die beiden dann schließlich wieder zu Ethiws Räumlichkeiten gelangten, war es bereits später Nachmittag. Yukis Wangen glühten, und auch dem Dunkelhaarigen war anzusehen, dass ihm die frische Luft gutgetan hatte. "Das war ein schöner Spaziergang!", meinte Yuki mit einem breiten Lächeln. All ihre Sorgen schienen wieder einmal vollkommen vergessen. "Freut mich, dass es dir gefallen hat, Yuki", antwortete Ethiw und zog sich die Schuhe aus. Auch Yuki entledigte sich der dicken Winterkleidung. "Ich bin wirklich ein bisschen neidisch, dass du das jeden Tag haben kannst. So schnell werde ich in Einzelhaft vermutlich nicht mehr dazu kommen, im Garten spazieren zu gehen", fügte die Braunhaarige noch mit einem schiefen Lächeln hinzu, ehe sie sich auf einem der Sessel niederließ, die um einen kleineren Tisch herum standen. Ethiw schwieg. Der Rotäugige hatte in seiner Bewegung innegehalten. Er überlegte. Theoretisch wäre jetzt der perfekte Moment, ihr seinen Vorschlag zu unterbreiten. Sein Vorschlag, sie bei sich aufzunehmen. Vorher herrschende Zweifel hatten sich bei dem gemeinsamen Spaziergang nicht erhärtet. Auch wenn er sie nicht wirklich kannte, schien es ihn absolut kein Problem zu sein, mehr noch weckte eben dies sein Interesse. Dass sie ihm so fremd war und doch so vertraut schien. Und wenn er mit seiner Einschätzung richtig lag, dann würde sie sein Angebot auch ohne zu zögern annehmen. Er wandte sich dem Mädchen zu und tat einige große Schritte, sodass er nah bei ihr stand. Verwundert sah sie ihn an. Um den Größenunterschied auszugleichen, ließ er sich in die Hocke nieder. Ethiw holte tief Luft und öffnete den Mund.
In eben jenem Augenblick klopfe es an der Tür. Ruckartig richtete sich der männliche Loup-Ga auf, die Hände zu Fäusten ballend. Erneut ertönten die energischen Schläge gegen das Holz. Mit einer finsteren Mine, die Tür im Auge behaltend, griff er nach Yukis Hand und trat einen Schritt nach vorn. Das Mädchen hatte sich ebenfalls erhoben und folgte seinem Blick. Ihre Unruhe und Panik spürend, drückte er ihre Hand. "Keine Sorge, ich regel das."
Die Tür sprang auf. Fünf Personen betraten den Raum; drei davon waren mit der monoton schwarzen Uniform der Lehrmeister bekleidet. Ein weiterer trug graue Kleidung. Die fünfte Person hingegen war ganz in weiß gehüllt, wodurch sie sich signifikant von den anderen vier abhob. Aber auch die Aura des jungen Mannes war eine ganz andere. Er wirkte nicht so stumpfsinnig, so launenhaft, wie die anderen Menschen auf Abigaile. Seine klaren, grünen Augen blickten direkt an Ethiw vorbei, in die ihren. Sie zuckte zurück, konnte ihren Blick aber nicht von dem Blonden abwenden, der nun mit langsamen, bedachten Schritten auf sie zukam. Yuki spürte, wie sich Ethiw verkrampfte. Dieser hatte die Zähne zusammen gebissen und seinen Griff um den Arm der Braunhaarigen verstärkt. Schließlich verstummten die Schritte der fremden Männer, als diese in gebührendem Abstand zu den beiden Loup-Ga zum stehen kamen.
"Aber aber~ Wieso die Anspannung? So begrüßt man doch keinen guten Freund",meinte der in weiß Gekleidete und verzog den Mund zu einem unheilvollen Grinsen. Die anderen Männer sahen den Dunkelhaarigen mit einer Mischung aus Angst und Missgunst an. Die Anwesenheit des Blonden schien ihnen Mut zu machen. "Verzeiht, ich war lediglich ein wenig...überrascht, mehr nicht. Ich habe heute0 keinen Besuch erwartet, schon gar nicht von Euch.", erwiderte nun Ethiw, der sich inzwischen wieder gefangen zu haben schien. Seine Atmung ging ruhiger, als beim Eintreffen der Männer und er klang gefasst. Trotzdem blieb seine Anspannung.
Der grünäugige Mann lächelte. "Ja, das habe ich mir gedacht~" "Aber wie kann ich Euch denn weiterhelfen, werter Herr Schuldirektor?", fragte der Loup-Ga mit monotoner Stimme nach. Yukis Augen weiteten sich, als sie diese Aussage vernahm. Dieser junge Mann sollte der Schulleiter sein? Und wenn ja, wieso war er jetzt hier? War es wegen ihr selbst? Hatte sie doch Strafen zu erwarten? Fragen brannten auf ihrer Zunge, aber sie wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren. Ethiw war da. Er würde das regeln. Er würde sie beschützen.
Der Direktor zog eine Augenbraue hoch. Es war klar, worum es ging. 'Das Mädchen', formte er lautlos mit seinen Lippen und ließ den amüsierten Blick zu der Braunhaarigen wandern. Mit einigen schnellen Schritten war er bei ihr und musterte sie von Kopf bis Fuß. Der Loup-Ga hingegen biss die Zähne zusammen und wandte sich dem Blonden zu, für den das alles nur ein lustiges Spiel zu sein schien. Wobei. Wenn er es recht bedachte, war es das für ihn ja auch. "Du bist also Yuki Kazane, die 'Auserwählte'", unterbrach der Direktor seine Gedanken. Die grünen Augen des Mannes bohrten sich förmlich in Yukis braune Irden. Nervös blinzelte das Mädchen und blickte kurz zu Ethiw, ehe es sich wieder dem anderen Mann zuwandte. Schließlich nickte sie und stotterte:"J-Ja, mein Name ist Yuki Kazane! Aber ich habe leider keine Ahnung, was es mit einer A-Auserwählten auf sich hat." Die Umstehenden sahen sich an. Ethiw verdrehte die Augen. War diese Aussage jetzt notwendig gewesen? Der Schulleiter hätte es doch dabei belassen können. Was hatte er vor? Wollte er sie mitnehmen? Der Dunkelhaarigen trat näher an Yuki heran und legte ihr einen Arm um die Schulter. Nein, das würde er nicht zulassen. "Ganz richtig, ich habe sie in meine Obhut übernommen",sagte er und sah dem Blonden direkt entgegen. Ethiws blutrote Augen funkelten. "Ah, verstehe. Dann bist also tatsächlich du dafür verantwortlich, dass sie nicht beim Unterricht war! Mir wurde bereits berichtet, dass du einen weiblichen Loup-Ga der Klasse Schwarz zu dir genommen hast, aber ich wollte mich dann doch selbst noch einmal überzeugen~" Der Direktor lächelte böse. "Sie scheint dir wichtig zu sein, was? Dann können wir sie wohl nicht so einfach wie geplant mit zurück in die Kerker nehmen", meinte er. Yuki zuckte unweigerlich zusammen. Sie waren also doch gekommen, um sie zu holen. Eigentlich. Konnte Ethiw sie wirklich vor diesem Schicksal bewahren? "Das ist richtig, sie ist mein. Ich werde sie bei mir aufnehmen." Die ruhige, aber trotzdem kraftvolle Stimme des Dunkelhaarigen hallte in ihren Ohren wieder.
Doch noch bevor sie das Gesagte so wirklich realisieren konnte, meldete sich der in grau gekleidete Mann zu Wort. " So einfach geht das nicht! Wenn die anderen Loup-Ga davon erfahren, gefährdet das das Projekt Abigaile. Außer dir hat keiner der Schüler Sonderprivilege! Du bist der einzige, dem hier ein gutes Leben ermöglicht werden soll!", warf er aufgebracht ein und verschränkte die Arme. Yuki blickte verwirrt zwischen den Männern hin und her. Ethiw hingegen schien unbeeindruckt. Der Rotäugige schwieg eine Weile, in Gedanken versunken zu Boden starrend. Aber dann fuhr ein Zucken durch seinen Körper und er griff nach Yukis Händen. "Wir bilden ein Home. Unter diesem Vorwand ist es normal, dass wir zusammen leben." Der in weiß Gekleidete lächelte milde. "Wenn du dadurch glücklich wirst, von mir aus. Dann übertrage ich die volle Verantwortung für Yuki Kazane auf dich. Sie wird aber trotzdem zum Unterricht gehen müssen~", sagte er, den Kopf schief legend. "Abgemacht. Aber ich will nicht, dass sie zusammen mit den ganzen Störenfrieden und Schlägern in eine Klasse geht", erwiderte Ethiw mit monotoner Mine. Der Blonde fuhr sich durchs Haar. "Na von mir aus. Dann geht sie ab jetzt in die Klasse Weiß. Das war's jetzt aber, werd ja nicht übermütig~", raunte er. Ethiw nickte. "Vorrausgesetzt du bist einverstanden, Yuki", brachte der Loup-Ga schnell ein und musterte das Mädchen. Angesprochene errötete und starrte auf ihre Fußspitzen. "Aber selbstverständlich!", antwortete sie verlegen und euphorisch zugleich. "Dann schauen wir mal, wie sich die Dinge so entwickeln. Wenn die Sache außer Kontrolle gerät, greife ich ein. Aber bis dahin obliegt sie dir", meinte der Direktor. Ethiw nickte und verneigte sich. "Vielen Dank."
" Bis bald, mein lieber Prinz~",verabschiedete sich der Grünäugige, ehe er sich mit einem Kichern abwandte und in Begleitung der anderen Lehrmeister das Zimmer verließ.
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