Reise
Am nächsten Tag brachen wir sehr früh auf.
Frodo ging vorweg, gefolgt von Gandalf und mir. Legolas bildete das Schlusslicht. Für eine kurze Zeit herrschte ehrfürchtiges Schweigen, doch es hielt nicht lange an. Merry und Pippin waren sozusagen unsere Unterhaltung.
Viele Kilometer und viele Tage waren wir bereits gewandert. Es gab bisher keine nennenswerten Zwischenfälle. Ich freundete mich mit jedem der Gefährten schnell an. Lediglich Legolas hielt Abstand zu mir, obwohl ich versöhnlich gestimmt war. Ganz im Gegensatz zu Boromir, den behielt ich weiterhin im Auge, da ich ihm immer noch nicht traute. In den Pausen erholten wir uns und Aragorn brachte den Hobbits das Kämpfen bei. Zeitweise hatte ich das auch versucht, doch den kleinen Herrschaften fehlte der nötige Ernst für ein echtes Kampftraining und strapazierten meine nicht vorhandene Geduld.
Ich genoss teilweise die ruhigen Abende, wo alle schliefen und ich mit meinen Gedanken alleine war. Sie kreisten um jeden einzelnen meiner Gefährten. Frodo tat mir sehr leid. Er machte nicht den Eindruck als sei er ein besonders abenteuerlustiger Hobbit, der sich über der Maßen auf diese Mission freute. Im Gegenteil er hatte Heimweh. Eines Tages bat ich ihn, mir von seiner Heimat zu erzählen und im Gegenzug erzählte ich von meiner. Legolas lauschte gespannt unseren Geschichten und man konnte ihm sogar ein sanftes Lächeln entlocken. Er war ein guter Zuhörer. Viele Tage gesellt er sich zu uns, da Frodo und ich unsere Lebensgeschichte erzählten. Nun wusste der Prinz recht viel von mir und es machte mir nichts aus, doch wollte ich auch gerne etwas über ihn erfahren. „Legolas, mein Onkel Bilbo erzählte mir von euch. Ihr habt den Zwergen geholfen, Erebor wieder für sich zu gewinnen. Erzählt uns davon und wie ein Elb dazu kam, Zwerge zu unterstützen."
Ich war Frodo so dankbar für seine Neugierde und dass er den Prinzen aufforderte zu erzählen. Legolas berichtete uns recht ausführlich und ich konnte teilweise die Pausen kaum abwarten, um zu hören wie es weiter ging. Er erzählte von seinem Vater, dem König und den Zwist mit dem König unter der Berge. Er erzählte auch von dieser einen Frau, von der es hieß, dass sie sein Herz gebrochen hatte und seither niemand im Stande war, es wieder zu flicken. Er konnte so wunderbar berichten, dass es ein förmlich mit riss. Doch als er vermehrt von Tauriel, der besagten Frau berichtete, versetze das immer wieder kleine Stiche in meinem Herzen. Dieses Gefühl war mir gänzlich fremd, zog aber in Erwägung, dass es sich um Eifersucht handelte. Zumindest habe ich das aus Erzählungen anderer Elbinin so analysieren und zusammenfassen können. Er endete jedes Mal ein Kapitel mit einem Lächeln und sanften Worten wie: „ Wie es weiter geht erzähle ich euch morgen." Insgeheim graulte ich mich vor dem Tag, wo er endgültig mit seiner Geschichte fertig war. Seitdem er sich Frodo und mir ein Stück weit öffnete, schaute er auch nicht mehr so finster drein, wenn sich unsere Blicke trafen. Im Gegenteil er lächelte manchmal sogar.
Eines Nachts war er die Ablösung meiner Nachtwache. Der Prinz setzte sich für ein paar Minuten zu mir und wir schauten gemeinsam zu den Sternen.
Keiner sprach ein Wort, das war aber auch nicht nötig. Es war eine harmonische und friedliche Stille zwischen uns. Ich beschloss mit diesem wohligen Gefühl schlafen zu gehen. „Ich wünsche eine ruhige Wachschicht und einen erholsamen Schlaf nachher." Ich erhob mich, doch tollpatschig, wie ich war kam ich ins straucheln und lief Gefahr, wieder ungewollt auf meinen vier Buchstaben zu landen. Doch Legolas stützte mich und drückt mich an meinem Oberschenkel in die richtige Richtung. Ich konnte nicht mehr verhindern, rot anzulaufen. „Gute Nacht Laneia und pass auf wo du hintrittst." sagte er mit einem Schmunzeln. Ich ging lieber schnell und legte mich schlafen.
Wir befanden uns am Rande des Nebelgebirges als wir wieder pausierten und Legolas mit seiner Geschichte fortfuhr. Mitten im Satz verstummte er und sprang auf, um Ausschau zu halten. Jetzt hörte ich es auch ... ungewöhnlich viele Flügelschläge. „Was ist das?" flüsterte ich, als ich neben ihm stand.
Er konzentrierte sich weiter auf die schwarze uns näher kommende Wolke. „Crebain!" rief Legolas. „In Deckung!" gab Aragorn den Befehl. Instinktiv wussten wir alle, was das hieß. Wir mussten versuchen uns zu verstecken und unbemerkt zu bleiben. Mit Aragorn löschte ich das Feuer und unsere Sachen wurden in Büsche geworfen. Ich wusste nicht so richtig wohin mit mir und mir blieb auch nicht viel Zeit zum nachdenken. Jemand packte mich an der Hüfte und zog mich hinter einem kleineren Felsen und drückte mich mit meinem Rücken an den kalten Stein. Ich war über so ein rasches Handeln erschrocken und beinahe wäre auch ein Laut aus meinem Mund gekommen. Doch Legolas, der sich auch hinter diesen Felsen versteckte, legte seine Hand auf meinen Mund. Mit seinem Blick bedeutete er mir ruhig zu sein und ich nickte zum Zeichen dass ich ihn verstanden hatte. Er nahm seine warme Hand von meinem Mund und schaute sich wachsam um. Als die Späher vorbei zogen, kamen wir alle aus unseren Verstecken wieder hervor. Gandalf war - wie wir alle, überhaupt nicht erfreut über diesen Vorfall. „ Die Späher kundschaften den Weg im Süden aus. Wir müssen über den Pass des Caradhras! Wir haben keine andere Wahl!" So war es entschieden. Legolas kam noch einmal zu mir. „Habe ich dir weh getan?" Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein hast du nicht. Ich bin ja nicht zerbrechlich. Danke für deine Hilfe. Ich wusste wirklich nicht, wohin mit mir." Er gab mir nur ein Lächeln zurück und ging an mir vorbei zu Aragorn. Sie beredeten irgend etwas miteinander. Wahrscheinlich über mich, denn Aragorn drehte sich zu mir um und grinste schelmisch. Ich denke mal, meine erneute Tollpatschigkeit wird nun für den Rest des Tages alle erheitern. Zu meiner Verwunderung schien das allerdings nicht die Runde zu machen.
Der Pass war zugeschneit und bereitete vor allem den Hobbits Schwierigkeiten. So geschah es auch, dass Frodo nach hinten fiel und seinen Ring dabei im Schnee verlor. Ich lief in unmittelbarer Nähe von Boromir und beobachtete ihn argwöhnisch. Wie ich es mir dachte, hechtete er zu den Ring und hob ihn auf. Sein Blick zeigte eine Besessenheit, die einem Angst machen konnte. Aragorn war damit beschäftigt Frodo wieder ein zu sammeln und stand hinter diesem, aber eben auch weit weg von Boromir. Legolas war vorne an der Spitze und half Gandalf durch den Schnee zu kommen. Auch er war zu weit weg. Ich ließ Boromir etwas Zeit um alleine auf die Idee zu kommen, den Ring dem Ringträger wieder zu geben. Gimli der Zwerg schaute mich an und nickte mir zu während Aragorn auf Boromir einredete. Ich verstand ihn und hielt meinen Bogen bereit. Erleichtert und froh, diesen nicht einsetzten zu müssen, setzten wir unseren Weg fort, als Boromir einsichtig den Ring Frodo wieder gab. Der weitere Weg gestaltete sich als schwierig, da der Schnee immer tiefer wurde und ein Sturm einsetzte, getrieben von den grausigen Stimmen Sarumans. Ich ahnte nichts gutes und sollte auch recht behalten. Legolas und ich konnten über dem Schnee laufen und kundschafteten den Weg im Voraus aus. Er war es, der mich zurück hielt als Gandalf uns warnte „Er versucht den Berg zum Einsturz zu bringen." und wir kurz darauf von einer gewaltigen Schneelawine begraben wurden. Ein furchtbares Gefühl vom Schnee lebendig begraben zu werden. Ich versuchte verzweifelt wieder an die Oberfläche zu gelangen und streckte meine Hand nach oben, die die Schneedecke durchbrach. Ich streckte auch meinen anderen Arm nach oben, um mich von den Massen zu befreien. Eh ich mich versah packte eine warme Hand meinen linken Arm und eine deutlich gröbere und kalte Hand den rechten Arm. Sie zogen mich raus und meine Retter hätten unterschiedlicher nicht sein können. Es war der Elb Legolas, der es mir irgendwie angetan hatte und der Mensch Boromir, dem ich so sehr misstraute. Ich bedankte mich bei beiden und klopfte den Schnee ab. Nun da uns der weitere Weg versperrt war, musste Frodo eine Entscheidung treffen, welchen Weg wir einschlagen sollten.
Er entschied sich für die Mienen von Moria. Gandalf war nicht sonderlich begeistert davon, zeigte uns dennoch den Weg. Einige Tage dauerte es wieder, bis wir überhaupt vor die Tore Morias gelangten. Leider war Legolas mit seiner Erzählung fertig und wir verbrachten die Pausen wieder getrennt voneinander. Er war oft bei Gandalf und Aragorn aufzufinden. Letztendlich kamen wir an den Mienen von Moria an. Gandalf fiel nach langem überlegen das Passwort ein. Doch mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass alle Zwerge tot waren. Gimli war sehr betroffen und ich über die Tatsache, dass hier haufenweise Orks herumlungerten sehr beunruhigt und stets auf der Hut. Einige Tage wanderten wir scheinbar ziellos durch die verwinkelten Gänge des Berges. Es war nicht kalt hier und auch trocken. Das waren entscheidende Vorteile, allerdings war es immer dunkel und man sah weder Sonne, Mond noch Sterne und das trübte mein Gemüt. Auch Legolas wirkte von Tag zu Tag betrübter. Ich wusste schon nicht mehr wie lange wir hier waren und ob es Tag oder Nacht war, als wir in einem separaten Raum gelangte, wo sich ein Grabstein in der Mitte befand. Ein Lichtstrahl ob nun von Sonne oder Mond, strahlte den Grabstein mit der zwergischen Inschrift an. Gimli war verzweifelt zusammengebrochen und nicht im Stande, uns zu übersetzen. Doch Gandalf las laut vor. Es handelte sich um den Vetter unseres Gefährten. Balin wurde hier beerdigt. Andächtig neigte ich mein Haupt. Legolas schaute mich verwundert an. Jeder Tote verdiente Respekt, egal welchen Geblüts. Alle erschraken als Pippin eine Zwergenleiche versehentlich in den Brunnen stürzte. Wenn wir bisher unentdeckt waren, so war dieser Vorteil hinfällig. Keiner wagte es zu atmen und alle lauschten was passieren würde. Wir mussten nicht lange warten und hörten die ersten Orks. Als ob das nicht schon genug wäre hörte ich auch einen Höhlentroll. Legolas packte mich am Oberarm und zerrte mich etwas unsanft in die hinterste Ecke.„Bleib hier in Deckung und pass auf die Hobbits auf." Ich war etwas verdutzt und antwortete auch nicht. Natürlich würde ich auf meine 4 kleinen Freunde aufpassen, mich aber auch nicht in dieser Ecke festnageln. Ich hielt Pfeil und Bogen bereit. Die kräftigen Männer verbarrikadierten mit Äxten das Tor. Knapp entkam Boromir 2 Pfeilen. Wir hielten uns bereit, denn die Tore wurden mit Äxten aufgebrochen. Sobald sich eine Lücke anbot, schossen Aragorn, Legolas und ich Pfeile los. Das Gemetzel begann. Gimli war nicht zu stoppen, gelenkt von Trauer und Wut machte er alles nieder was ihm in den Weg kam. Nun sah ich ihn in voller Aktion und wusste auch warum man vor dem Kampfstil der Zwerge so viel Achtung hatte. Sie waren eine Gewalt für sich und man sollte ihnen und deren Axt nicht in die Quere kommen. Ich schoss weiter Pfeil um Pfeil und hatte alle in meinem Blickfeld. Mit Bewunderung konnte ich zeitweise Legolas beobachten. Sein Kampfstil glich den eines tödlichen Tanz. Geschmeidig, zielsicher, präzise und mit einer Leichtigkeit streckte er seine Gegner nieder. Inzwischen sind die Orks nun auch zu mir vorgedrungen und ich versuchte aktiv 4 Hobbits zu beschützen. Es gelang mir recht gut auch im Nahkampf. Gandalf kam mir zu Hilfe, was aber nichts daran änderte, dass der Troll sich seinen Weg zu Frodo bahnte. Jeder der nicht gerade einen Haufen Orks sich vom Leib halten musste, versuchte vergebens den Troll zu Fall zu bringen. Er schaffte es Frodo mit einem Speer schwer zu verletzen. Legolas und meine Pfeile erzielten nicht die gewünschte Wirkung – den Tot des Trolls. Selbst Gimlis Axt in seiner Brust hielt in nicht auf. Der Troll versuchte Legolas mit seiner Kette zu erschlagen und ich jagte ihm 3 weitere Pfeile in den Hinterkopf. Legolas sah erstaunlich oft zu mir herüber und war dadurch leicht abgelenkt. Alle Orks um uns waren besiegt und Legolas beherzter Schuss in das Auge des Trolls, brachte auch diesen zum Fall. Alle konnten nun aufatmen. Legolas musterte mich von oben bis unten, nickte ohne ein Wort oder Lächeln als er auch schon mit Gandalf los stürmte. Die Brücke von Khazad Dum war unser nächstes Ziel. Gandalf und Legolas blieben abrupt stehen und ich hörte auch schon warum. Ein Balrog nährte sich uns. Das war eine Ausgeburt der Hölle, wogegen Schwerter und Pfeile nichts ausrichten konnten. Die Brücke war nicht weit und nachdem Gandalf die Anweisung „Lauft" gab, rannten wir um unser Leben. Aragorn sollte uns anführen. Doch vor uns lag ein gewaltiges Problem. Eine kleinere Brücke, die bereits auseinander fiel. Es fehlte ein beachtliches Stück in der Mitte, worüber wir springen mussten. Legolas machte den Anfang und landete sicher. „Laneia, komm!" Mir blieb nichts anderes übrig als zu springen. Ich hielt die Luft an und sprang. Ich wurde aufgefangen von 2 Starken Armen und für einen winzigen Bruchteil, konnte ich sein Herz schlagen spüren. Es schlug sehr schnell aber in der Unruhe und bei der Verfolgungsjagd erging es sicher allen so. Die anderen folgten und wir rannten weiter zur Hauptbrücke. Alle überquerten sie in dem Wissen, dass es bald geschafft wäre. Bald würden wir den Ausgang erreichen. Doch einer fehlte, einer blieb auf der Brücke stehen und bot dem Balrog die Stirn.
„DU KANNST NICHT VORBEI!"
Waren Gandalfs Worte. Für einen Moment wagte ich zu hoffen, dass er den Kampf mit dem Dämon für sich entschied. Ich sollte unrecht haben. Während der Balrog schon in die Tiefe stürzte, schlängelte sich seine flammende Peitsche nach oben und riss Gandalf mit in die Tiefe in den sicheren Tot. „Flieht ihr Narren!" waren seine letzten Worte.
Der Schock saß tief. Vor allem Frodo rief verzweifelt immer wieder nach ihm. Mit verschwommener Sicht von den aufsteigenden Tränen lief ich zum Ausgang. Kaum erreichten wir das Tageslicht, sackte ich weinend zusammen. Der Elb, der Zwerg und die beiden Menschenmänner blieben hart. Aragorn befahl uns zu sammeln und weiter zu ziehen, da es bei Einbruch der Nacht nur vor Orks wimmeln wird. Legolas kniete sich zu mir und zog mich in eine Umarmung. Ich nahm es dankend an. Nach einem Moment löste er sich von mir. „Komm wir gehen weiter in das Reich deiner Tante. Sie wird sich sicher freuen, dich wohlbehalten wieder zu sehen." Er sah aus, als ob er noch was sagen wollte, kam aber nicht mehr dazu.
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