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Kapitel 60 - Dinge, die du nicht weißt

Dannielle wurde sich darüber bewusst, wie groß ihre Sorge um ihren Dieb war. Sie wusste nicht genau, ob er ihr lediglich keine Angst machen wollte. Auch wenn ihr vielleicht keine Erklärung über seinen Aufenthaltsort zustand, hätte es ihr doch gutgetan zu wissen, wo sie nach ihm hätte suchen können. Sie wollte über die Eventualitäten überhaupt nicht nachdenken. Er war ein erwachsener Mann und schon seit Langem auf sich alleine gestellt. Und trotzdem verspürte sie ein gewisses Bedürfnis ihn gesundzupflegen und ihn davon abzuhalten, Dummheiten zu tun.

Dannielle sah ihm nach. Sie verwarf den Gedanken, weiter zu versuchen ihn aufzuhalten. Sah man davon ab, dass es sowieso nichts bringen würde, war sie nicht gewillt ihn anzuflehen. Jared war ihrer Erfahrung nach nicht der Mensch, der sich von einem Vorhaben abbringen ließ. Und er ließ sich wohl erst recht nicht in einem Zimmer festhalten. Dannielle schüttelte den Kopf, um sich selbst zu bestätigen, dass das offensichtlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Sie fasste einen anderen Plan, schnappte sich ihren Mantel und verließ den Raum ebenfalls.

Sie traute sich nicht, Jared allzu dicht auf den Fersen zu bleiben und für eine Weile hatte sie ihn aus den Augen verloren. Doch plötzlich fand sie ihn am Rande einer Menschentraube wieder.

Es war mittlerweile nichts Schweres mehr für sie, ihn selbst unter einer Masse von Leuten auszumachen. Seine Art, wie er sich bewegte, wie er um die Menschen herum schlich, unauffällig für den Rest der Menge, hatte sich in ihre scharfen grünen Augen eingebrannt, sodass sie ihn unter jeglichen Leuten hätte herausfiltern können. In seinem Blick verbarg sich etwas Verbotenes und Finsteres hinter einer Fassade aus harmloser Gleichgültigkeit, das ihr beizeiten Schauer über den Rücken gejagt hatte.

Nicht immer bewegte er sich so, das war ihr aufgefallen, aber vielleicht hatte seine Vergangenheit ihm Eigenheiten angewöhnt, die nicht vollkommen sinnlos an ihm existierten. Doch heute fehlte die Leichtigkeit in seinen Bewegungen, die ihn beizeiten unsichtbar werden ließ.

Dannielle folgte ihm und nutzte die Menge der Leute, um sich ihm unauffällig zu nähern. Nicht, dass sie ihm hätte nachstellen wollen, nein. Es interessierte sie lediglich, was für ihn so dringend sein mochte, dass er sich in seinem Zustand auf die Straße wagte. Es war ihr nicht entgangen, dass er noch immer wahnsinnige Schmerzen haben musste und sie wusste, dass Jared nicht derjenige war, der einfach aufstand, wenn er doch die Möglichkeit hatte stattdessen liegenzubleiben.

Er entfernte sich vom Markt und bog in eine Straße ein. Vorsichtig folgte sie ihm. Sie wusste nicht, ob er mit Absicht die entlegensten Winkel durchwanderte oder ob das einen tieferen Sinn besaß, aber schließlich schien er zu finden, was er gesucht hatte.

Das Haus war nicht sonderlich groß, besaß aber dennoch üppige künstlerische Verzierungen und schien so alt wie die Stadt selbst zu sein. Dannielle realisierte, dass es sich um eine Bibliothek handeln musste. Und mit einem Mal wurde ihr klar, was ihr Dieb im Schilde führte. Erleichterung überkam sie. Er hatte tatsächlich nichts Gefährliches oder Illegales im Sinn gehabt, als er sich aus ihrer Nähe herausgewunden hatte. Kurz überlegte sie, ob sie ihm überhaupt weiter folgen sollte, doch dann siegte ihre eigene Neugierde. Sie huschte ihm hinterher, öffnete die schwere Holztür und verschwand im Inneren des Gebäudes.

Sie fand sich in einer einfachen Vorhalle wieder. Ein Mann in einem schlichten, dunklen Wams kam auf sie zu, er trug ein Barett mit einer weißen Feder und hielt ein großes, in helles Leder gebundenes Buch in der Hand, das mit einer Schnalle verschlossen war.

„Können wir Mademoiselle helfen?", fragte er in einem hochnäsigen Ton und blickte herablassend auf sie hinunter.

Dannielle hob ihr Kinn in die Höhe. Sie besaß noch immer genug blaues Blut, um sich nicht von irgendeinem Angestellten von oben herab behandeln zu lassen.

„Könntet ihr mir den Raum nennen, in den der Herr ging, der eben eingetreten ist?", fragte sie in höflichem, perfektem Französisch.

Der Mann wies auf die zweite Tür auf der rechten Seite der Halle, die mit schweren Schnitzereien verziert war.

„Merci beaucoup, Monsieur!"

Viele Bücher reihten sich aneinander, füllten die tiefen Regale, die bis zu den Decken reichten. Einige Leitern standen an das dunkle Holz gelehnt, das vor Abnutzung einen gewissen Glanz erhalten hatte. Dannielle schritt an den Regalreihen entlang, warf einen Blick in jeden einzelnen Gang, ehe sie ihren Dieb entdeckte, wie er konzentriert in einem der vielen Bücher blätterte. Er schien so vertieft in seine Aufgabe, dass er sie erst bemerkte, als sie einen Blick auf die geschriebenen Zeilen werfen wollte.

"Schon fündig geworden, mein Lieber?"

Für einen kurzen Moment zeichneten sich Überraschung und Unwillen auf seinen Zügen ab. Dann hielt er ihr das Pergament mit dem Wappen entgegen, das sie vor Wochen auf der Insel gefunden hatten. Er schien nicht gerade sorgsam damit umgegangen zu sein.

"Du willst helfen? Dann hilf!", flüsterte er.

Dannielle betrachtete das Wappen kurz. Es war in vier Felder unterteilt. Auf dem ersten war ein Baum mit einem Kreuz zu erkennen. Auf dem zweiten ein gespitztes Tatzenkreuz, auf dem dritten Feld ein weiteres Kreuz, das das gesamte Feld in vier weitere Teile aufteilte und auf dem vierten Feld gab es vier Pfähle zu erkennen, die dem Teil ein gestreiftes Aussehen verliehen.

"Es wäre viel einfacher, wenn wir Farben hätten, anstelle dieser hingeschmierten Skizze", sprach er leise. "So bleibt uns nichts anderes übrig, als einfach alle viergeteilten Wappen zu durchsuchen."

Dannielle nickte und gab ihm das Wappen zurück.

"Ich wage zu bezweifeln, dass wir hier überhaupt etwas finden", gab sie zu. "Dieses Wappen alleine zuzuordnen könnte eine Lebensaufgabe sein. Wir wissen nicht mal mehr, ob es von einer Stadt, einem Adelsgeschlecht oder einer Familie ist. Wir könnten jemanden finden, der mehr von Heraldik versteht, als wir und..." Doch Jared schüttelte nur abwesend den Kopf.

Langsam begann sie sich umzusehen.

Sie schlenderte ein wenig durch den Raum, durchstöberte die herumliegenden Bücher, blätterte ein Regal weiter durch einen dicken Folianten, doch schnell langweilte es sie. Dannielle liebte Literatur, doch hier waren ausschließlich endlose Listen mit Namen und Zahlen und lediglich eine kleine Auswahl an Historien irgendwelcher lokalen Familien. Sie überlegte, ob Jared es überhaupt mitbekommen würde, wenn sie wieder ging.

Es gab so viel anderes, was sie sich noch hätte ansehen können, draußen auf den Straßen, oder sie konnte sich einen Vorrat an Heilkräutern zulegen, den sie sicherlich früher oder später gut würden brauchen können. Doch plötzlich wurden ihre Gedankengänge von einem Mann unterbrochen, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Etwas Finsteres überschattete dessen hasserfüllten Blick und sie beobachtete, wie er zielstrebig auf Jared zuging.

„Jared, da bist du ja, du elender Sohn einer..."

Er sprach den Satz nicht zu Ende, da er von einem „Ssssssst!" der anderen Besucher im Raum zurechtgewiesen wurde, in das Jared mit einstimmte.

„Ich habe dich gesucht!", fuhr er zischend fort.

Jareds aufgesetztes Lächeln behagte ihr ganz und gar nicht. Auf die gleiche Art und Weise hatte er auch Tenebros angesehen. Das Buch, in dem er bisher geblättert hatte, stand plötzlich neben vielen anderen im Regal und das Pergament war wie auf wundersame Weise verschwunden.

„Tatsächlich, Maurice... Dann hast du mich ja jetzt gefunden. Fantastisch", seufzte er.

Dannielle runzelte irritiert die Stirn. Die beiden sprachen miteinander, als würden sie sich kennen.

Ihr Dieb schien nicht begeistert von der Anwesenheit des Mannes zu sein. Sie begann zu verstehen. Auch wenn ihr auf den ersten Blick keine Verletzungen ins Auge stachen, handelte es sich womöglich um Jareds Kontrahenten von gestern, der eine Revanche verlangte.

Sie entschied, sich die Szene heimlich mit anzusehen und ging ein paar Schritte rückwärts, um sich an einen der kleinen Tische zu setzen und dem Gespräch in Ruhe lauschen zu können. Doch dabei stieß sie mit ihrer Hand versehentlich gegen ein Buch, das mit einem lauten Geräusch auf dem Boden landete.

Sogleich hatte sie einen der Angestellten an ihrer Seite, der sie in einem energischen Flüsterton darauf hinwies, dass Bücher einen unschätzbaren Wert besaßen und eindringlich versuchte, sie aus der Bibliothek zu komplimentieren.

Jared ließ sich nur zu gerne ablenken und beobachtete die Szene einen Moment lang, bis der Franzose ihn mit einem leichten Stoß in die Seite daran erinnerte, dass er noch immer vor ihm stand.

„Was ist, Mann?" Er folgte Jareds Blick und ein verbissenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ihr beide könnt noch immer nicht die Finger von unschuldigen Mädchen lassen, was? Es wird Zeit, dass du lernst, was Anstand bedeutet!" Er sah sich kurz um, um sicherzugehen, dass keiner ihnen mehr Aufmerksamkeit als nötig schenkte. Er zog einen seiner Handschuhe aus und warf ihn Jared vor die Füße, ehe er darauf spie. „Morgen früh um neun an der alten Ruine vor den Toren der Stadt. Du wirst nicht noch einmal davonkommen!" Er wollte sich abwenden, doch hielt noch einmal inne. „Und glaub ja nicht, dass du und deine Anhängsel auch nur auf irgendeine Weise unbemerkt aus der Stadt kommen. Ich habe meine Leute überall. Wenn du auch nur mit dem Gedanken spielst, nicht zu erscheinen, hetze ich euch die Stadtwachen an den Hals!" Mit diesen Worten wandte er ihrem Dieb den Rücken zu, ohne eine Antwort abzuwarten und rauschte davon.

Jared starrte auf die Stelle, an der Maurice gerade noch gestanden hatte und murmelte ein mattes: „Du bluffst doch..."

Dannielle stand da, das Buch in der Hand an sich gepresst, während der Angestellte immer noch auf sie einredete, doch sie schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Sie winkte ab, um ihm zu bedeuten, er solle still sein und ging zu Jared herüber. Sie ergriff seine Hand, die kraftlos und kalt hinunter hing, als sie sie berührte.

„Du willst diese Herausforderung doch nicht wirklich annehmen, oder?" Mit einem von Sorgen erfüllten Blick sah sie ihm in die Augen. "Duelle sind verboten. Wer auch immer das war, aber du bist verletzt. Er kann nicht von einem fairen Ergebnis ausgehen."

Ihr Dieb schien erst jetzt zu bemerken, dass sie all das, was sich in den letzten Minuten zugetragen hatte, mitangehört hatte.

„Natürlich will ich das nicht!", zischte er durch zusammengebissene Zähne. „Aber Dannielle, es gibt Dinge, die du nicht weißt..." Er ließ seinen Satz unvollendet. Dannielle beobachtete, wie sein Kiefer zuckte.

„Wie meinst du das? Wer ist dieser Mann? Woher wusste er, wo er nach dir suchen soll?"

„Woher soll ich das wissen, verdammt? Du hast mich schließlich auch verfolgt!" Verärgert sprach er weiter. Seine Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen. „Dieser miese Drecksbastard von einem Hurensohn hat jedes Recht dazu, mich herauszufordern. Ist es das, was du wissen willst? Ich bin nicht das erste Mal hier in dieser Gegend und es gibt überall einen Haufen Leute, die mich tot sehen wollen. Wie du dir vielleicht inzwischen vorstellen kannst, hinterlasse ich eine Schneise an Chaos und Verderben. Mitnichten habe ich einen fairen Kampf verdient. Fair gibt es für mich nicht. Gab es nie und es geht dich wirklich nichts an! Das hier vielleicht..." Er hob das Pergament mit dem Wappen, um zu verdeutlichen, was er meinte. „Aber das da..." er wedelte mit seiner Hand wütend in eine unbestimmte Richtung. „Das sind nur meine Probleme, verstanden?"

Entsetzt hob Dannielle ihre Hand vor ihre Lippen, als hätte Jareds verbale Attacke sie tatsächlich getroffen. Doch dann wurde auch sie wütend.

„Fein! Dann lass es eben! Aber wenn du meine Hilfe brauchst, brauchst du auch nicht mehr danach zu fragen! Und frage mich erst recht nie wieder nach Kuchen!"

Ihr Tonfall sprach Bände. Mit rauschenden Röcken verließ sie die Bibliothek und ließ Jared zurück, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.

Draußen rempelte sie gegen einen Passanten, den sie in ihrer Wut übersehen hatte. Sie entschuldigte sich kurz und ging dann eilig weiter.

Irgendwann fand sie sich auf einer Brücke wieder, die über einen kleinen Fluss führte. Sie stützte sich mit ihren Unterarmen auf die steinerne Mauer. Erst jetzt, da sie auf das ruhige Wasser unter sich blickte, bemerkte sie, dass sie noch immer ein Buch in ihren Armen hielt. Dannielle betrachtete die in rotbraunem Leder gebundenen Seiten. Das Buch war schmal und unauffällig. Die abgenutzten und eingerissenen Kanten des Einbandes zeugten von billigem Material. Es musste schon einiges mitgemacht haben. Als sie es aufschlug, fiel ihr Blick auf eine schwungvolle, kühne Handschrift, die jede Seite eng mit Zeilen aus tiefblauer Tinte gefüllt hatte. Es handelte sich um Gedichte, eins tiefsinniger und lyrischer als das andere.

Dannielle steckte es unter ihren Mantel und begann ihren Weg wieder auf sich zu nehmen.

Sie würde es später zurückbringen.

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