Kapitel 40 - Blasphemie
TW: leichte Kirchenkritik
Genervt sah Jared ihr hinterher. Sein Blick glitt zurück in das Zimmer, das sie so stumm verlassen hatte.
Erschöpft sammelte er die Gegenstände oder deren Bruchstücke auf und wollte sie auf dem kleinen Tisch abstellen. Doch er griff daneben und die Scherben rutschten über die Kante und landeten erneut auf dem steinernen Boden, wo sie ein weiteres Mal zerbarsten. Irritiert hielt er inne. Er betrachtete seine Finger.
Seine Hände zitterten.
Ungehalten atmete er aus.
Seine Hände zitterten nie!
Seine Fingerfertigkeit war mit die einzige Sache, auf die er sich sein Leben lang hatte verlassen können.
Plötzlich war er sich Dannielles Abwesenheit in diesem Zimmer nur allzu bewusst. Sein Fokus geriet ins Wanken. Die kalten Wände, das Kruzifix, die Düsternis und Enge schlossen ihn ein. Hastig erhob er sich und floh aus der kleinen Kammer.
Schwer atmend lehnte er sich von außen gegen die mit Eisen beschlagene Holztür und versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen.
Er schüttelte sich und setzte sich in Bewegung, ehe ihm auffiel, dass er gar nicht wusste, wohin er wollte. Nur bloß wieder fort aus diesem verdammten Gemäuer. An einem Ort wie diesem war er nicht er selbst und er ertappte sich dabei, wie seine Füße ihn wie von selbst zurück in den vorderen Innenhof des Klosters getragen hatten und sich sein Blick auf das massive Holztor heftete. Der freie Himmel über ihm half, seine Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Was tat er da nur? Räumte er nun auch schon hinter seiner Herrin auf? Vielleicht passte die Rolle des Leibeigenen doch besser auf ihn, als er dachte. Zumindest als der ihre.
Er war im Begriff, sich wieder in Bewegung zu setzen, als Daemon aus der Scheune trat und raschen Schrittes auf ihn zukam.
„Da bist du ja!" Er klopfte Jared für eine freundschaftliche Geste etwas zu fest auf die Schulter. „Verdammt, wo warst du? Ich warte schon ewig auf mein Essen."
Jared rang sich ein mattes Lächeln ab und drückte ihm abwesend einen halben Laib Brot und ebenfalls ein Stück Käse in die Hände.
„Hey! Was ist passiert? Hast du wieder Mist gebaut?" Daemon dachte einen Moment lang nach und zog seinen Freund am Ärmel zurück in die Eingeweide des Klosters. „Oh nein! Ihr habt euch doch nicht schon wieder gestritten?"
"Wir sind am Arsch, mein Lieber. Richtig am Arsch" Jared fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Sie hat einfach...Sie hat dieses verfluchte Kleid mitgenommen und in der Eile der Flucht dieses verteufelte Buch da gelassen! Dann hat sie mich mit Essen beworfen und jetzt ist sie weg!"
Zu Jareds Leidwesen prustete Daemon vor Lachen, sodass ihm das Brot in kleinen matschigen Stückchen aus dem Munde flog.
"Sie hat dich mit Essen beworfen? Tut mir leid, es ist zu komisch!" Er musste sich den Bauch vor Lachen halten, doch ein: „Pssssscht!" aus einem Raum, in dem einige braun gewandete Gestalten über Büchern brüteten, ließ seine laute Schadenfreude zu einem Kichern verstummen.
„Was tust du nur, dass eine Lady so ausrastet? Und vor allem, weshalb lässt du dir das gefallen? Weise sie in die Schranken!"
Jared machte ein unzufriedenes Geräusch und blieb ruckartig stehen, als er Dannielle an der Seite eines Mönches zufrieden lächelnd an anderen Ende des Kreuzganges auf sie zukommen sah. In diesem Augenblick ertönte der durchdringende laute Klang einer Kirchturmglocke, die zur Messe rief und Jared einen unangenehmen Schauer über die Haut jagte.
Die Lady bedankte und verabschiedete sich von dem Mönch, der weiter in Richtung des Gotteshauses trottete und hielt vor ihnen an.
"Ihr dürft Euch verneigen, wenn ihr auf eure Herrin trefft", zischte sie leise. "Ihr wollt doch nicht auffallen?"
Er hörte Daemon an seiner Seite glucksen und bemerkte dann, wie sein Freund in eine kleine unbeholfene Verbeugung fiel.
Jared schenkte Dannielle einen lodernden Blick, ehe auch er sein Haupt vor ihr neigte. Die Lady nickte anerkennend.
"Ihr dürft mir nun folgen", sprach sie leise. Jared war sich sicher, dass sie es genoss, ihn für diesen Moment herum kommandieren zu können. Ein Samen der Wut keimte in seinem Herzen.
„Und im Übrigen", zischte sie. „Benehmt Euch! Das hier ist ein Haus Gottes. Ich will keinerlei Flüche mehr von Euch hören! Von Euch beiden nicht!" Ein vernichtender Blick gab Jared zu verstehen, dass er besser nichts erwidern sollte.
Gehorsam senkte er den Blick. Sein Kiefer zuckte.
Daemon an seiner Seite setzte er sich zögernd in Bewegung und folgte der Lady.
Eine Schwere legte sich auf seine Brust, als sie die Tore der Kirche durchschritten und als sie das Wasserbecken passierten und er den Geruch des Weihrauchs einatmete, wurde ihm regelrecht schlecht.
Die Lady blieb stehen, um sich zu bekreuzigen. Daemon tat es ihr nach, doch als sie bemerkte, dass Jared das Ritual übergehen wollte, hielt sie an.
„Ihr wollt doch nicht auffallen?", flüsterte sie leise, sodass sie niemand außer Jared hören konnte. Ihr Tonfall war so herrisch, dass er keinen Widerspruch dulden würde.
Er warf ihr einen bösartigen Blick zu.
„Als ob das noch irgendjemandem auffallen würde!" fauchte er wütend zurück.
Die Oberfläche des geweihten Wassers kräuselte sich unwillig unter seiner Berührung. Einen Moment lang stellte er sich vor, wie die Flüssigkeit seine Haut verbrannte. Als wäre er einer der dämonischen Teufelsanhänger oder Hexenmeister, die das Böse in allen Geschichten verkörperten, die man ihm früher erzählt hatte. An einem Ort wie diesem.
Doch nichts geschah. Ein Schauer jagte über seine Haut. Seine Hand sah genauso aus wie vorher.
Dannielle folgte Daemon, der ihr einen Platz in einer Reihe rechts weit hinten zuwies und ihre beiden Diener besetzten die Reihe hinter ihr.
Hinter dem Altar zierte ein großes Fenster die Rückwand der Kirche, in welchem ein Bild aus vielen bunten Glasstücken die Geburt Jesu darstellte. Das Licht der Abendsonne fiel hindurch und malte bunte Muster auf die großen Steinfliesen, die den Boden der Kirche bildeten. Die Mönche besetzten nur die ersten beiden Reihen der Kirche, sodass sich Jared für einen kurzen Moment lang fragte, wofür die Mönche ihrem Gott ein so herrschaftliches und großzügiges Denkmal gebaut hatten, wenn so viel davon leer blieb. Er beantwortete sich die Frage selbst.
Ein letzter Mönch trat durch das gewaltige Eingangstor des Gotteshauses und schloss es mit einem gewaltigen Krachen. Der andächtige Klang einer Orgel erfüllte den heiligen Raum.
Die Lady kniete sich hin und sprach ein Gebet, wie es sich gehörte. Daemon beobachtete sie irritiert bei dem, was sie tat, als wüsste er nichts mit dem Brauch anzufangen und lehnte sich entspannt zurück. Auf einen fragenden Blick seines Freundes zuckte Jared nur mit den Schultern.
"Jared, bist du in Ordnung?",
Jared nickte.
"Sicher? Du siehst so bleich aus. Als müsstest du..."
Jared stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab und massierte sich die Schläfen. Daemons Stimme verschwamm in seiner Wahrnehmung zu einem leicht besorgten Hintergrundrauschen.
"Käse war vielleicht nicht mehr gut", presste er angestrengt hervor. Was für eine billige Ausrede.
Er musste sich konzentrieren, um das glatte, abgenutzte Holz der harten Bänke nicht mit Erbrochenem zu besudeln. Die Minuten verstrichen endlos langsam, in denen er sich nur mit Mühe und Not davon abhalten konnte, sein Inneres nach Außen zu lassen. Und erst als Dannielle sich erhob, weil Patre Bernard ansetzte, das Evangelium zu lesen, fand seine aufgelöste Konzentration etwas, auf das er sich fokussieren konnte, um nicht vollends den Verstand und die Kontrolle zu verlieren.
Ihr rotes ungebändigtes Haar ergoss sich in sanften Wellen auf ihren Rücken und schmückte den seidenen Stoff ihres edlen Kleides wie rankende Blüten. Das Mieder umschmeichelte ihre herrschaftliche Haltung, der Stoff funkelte golden im Licht der Kerzen und legte sich wie angegossen auf ihre bleiche Haut. In einer anmutigen Bewegung ihrer Hand ordnete sie eine verirrte Strähne zurück hinter ihr Ohr und sein Blick verlor sich im perfekt gezeichneten Bogen ihrer Schulter, dem empfindsamen Übergang des Halses zur sanften Linie ihres Kinns.
Seine Übelkeit ließ nach, verschwand jedoch nicht und erst als der Korb zum Einsammeln der Kollekte herumgereicht wurde und ein Mönch so lange bei ihrer Bank verharrte, bis Jared und Daemon so gut wie alles, was sie in ihren Taschen finden konnten, hinein gegeben hatten, erlaubte er sich erleichtert auszuatmen.
Daemon zerrte ihn letztlich am Oberarm in eine stehende Position, damit sie den abschließenden Segen in Empfang nehmen konnten. In seinen Ohren rauschte es. Die hallenden Worte des Priesters schlugen über ihm zusammen und hinterließen blutige Schrammen auf seiner Seele wie Peitschenhiebe.
Letztendlich erhoben sich die Mönche, um die Kirche in ihrer andächtigen Prozession wieder zu verlassen. Es kostete Jared seine ganze verbliebene Willenskraft, um die Kirche nicht fluchtartig zu verlassen, sondern der Lady gesittet und allem Anschein nach gelangweilt an der Seite seines Freundes zu folgen.
***
"Bis zum Essen ist es noch ein bisschen hin", eröffnete Daemon, als sie schließlich wieder draußen vor der Kirche standen und kam nicht umhin, seinen Freund schadenfroh anzugrinsen. Er brauchte die Lady nicht anzusehen, um zu erkennen, dass sie wohl vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre. Was immer zwischen den beiden vorgefallen war, Daemon beschloss, dass Jared es wohl verdient haben mochte, auch wenn sein Freund in den letzten zwei Stunden eher kleinlaut und still neben ihm auf der Kirchenbank gesessen hatte.
"Hm, Essen", erwiderte sein Freund. Er schien Daemon noch immer etwas blass um die Nase und sein Mund verzog sich in einer leicht angewiderten Mimik. "Was meinst du, bringe ich da lieber Messer und Gabel oder Schwert und Schild mit?"
Daemon entfuhr ein erheitertes Lachen, das ihm jedoch verging, als sein Blick auf Dannielle fiel. Für einen Moment tat es ihm Leid, dass sie sie derart aus ihren Späßen ausschlossen und sich auf ihre Kosten lustig machten, aber im nächsten Moment erinnerte er sich daran, dass sein Freund seit sie in ihrer Gesellschaft reiste, nicht mehr derselbe war. Die Lady blieb in ihrer Rolle und baute sich ohne eine Miene zu verziehen vor ihnen auf.
„Ich werde mich zurecht machen. Ich erwarte euch zur achten Stunde!" Dabei schaute sie erst herablassend zu Jared dann zu Daemon, bevor sie den Gang entlang schlenderte, der zu ihrer Kammer führte.
Es gelang Jared nicht, das Begehren in seinem Blick zu verbergen, als er Dannielle hinterher sah, ehe er sich Daemon zuwandte.
„Ich fürchte, wir sind schlechte Leibeigene."
„Oh ja!", erwiderte Daemon amüsiert, „Einer schlechter als der andere... Man sollte uns einsperren! Obwohl im Kerker ist die Esskultur einfach um Welten übler, als hier! Nicht wahr, das hast du doch schon am eigenen Leib erfahren, oder?"
Jared schwieg eine Weile, bevor er antwortete.
„So grandios ist das Essen hier auch nicht. Aber es ist immerhin Essen", antwortete er dann, als hätte er sich endlich dazu durchgerungen, seinen Freund an seinen Erinnerungen teilhaben zu lassen.
„Ich hatte trotzdem immer Hunger. An beiden Orten gleichermaßen" Gleichgültig zuckte er mit den Schultern.
„Immerhin!" Daemon setzte sich in Bewegung, kam allerdings nur ein paar Schritte weit. „Also ich möchte nicht mehr so schnell in den Kerker. Da zieht es und ist nass und feucht und schimmelig und es stinkt und die Gesellschaft ist meistens auch nicht..." Als sie an einem ordentlich geharkten Gemüsebeet angelangt waren, hielt er in seiner Aufzählung inne. „Du hast recht! Klöster und Gefängnisse haben wirklich viel gemein!"
Daemon musste sich an ihren letzten Gefängnisaufenthalt erinnern und ihm schauderte es noch immer, wenn er daran dachte. Sie hatten nur entkommen können, weil Jared mit einer der Wachen irgendein sehr krummes Ding ausgehandelt hatte, in das er ihn nicht hatte einweihen wollen. Gedankenverloren bückte er sich, zog eine junge Möhre aus der Erde, befreite sie von Sand und Erde und biss hinein.
„Weißt du was?", fragte er kauend. „Wir müssen nachher darauf anstoßen! Wir sind seit über einem Jahr auf freiem Fuß. Da können wir uns was drauf einbilden. Die Quote an krummen Dingern im Gegensatz zu tatsächlicher Haft muss man erstmal schaffen!"
„Tatsächlich? Solange schon?" Gedankenverloren folgte ihm Jared.
Daemon seufzte unglücklich.
„Komm schon. Reiß dich mal zusammen. Es ist doch nur für eine Nacht." Daemon hielt ihm die angebissene Möhre hin. Seine Versuche Jared von seiner Situation abzulenken schienen nicht zu fruchten. Er verfluchte sich selbst, damit überhaupt angefangen zu haben.
Jared griff nach der Möhre und betrachtete sie, als wüsste er nichts damit anzufangen.
„Weißt du, Klöster finden immer wieder Kinder vor ihren Toren, weil Familien so arm sind, dass sie nicht alle ernähren können oder sie noch ein Kind gerade nicht gebrauchen können. Es gibt oft keinerlei Anhaltspunkte woher diese Kinder kommen oder wer sie loswerden will", plötzlich schien er zu bemerken, was er da in der Hand hatte und wo sie standen. Kopfschüttelnd gab er Daemon das Gemüse zurück. Seine Stimme war erfüllt von Bitterkeit.
„Ich hab einen Haufen Scheiß gelernt, damals. Lesen, Schreiben, Rechnen... Und ich habe zu anders gedacht für die Christenheit Englands. Es hat mich so wütend gemacht. Nichts davon hat etwas mit der Realität zu tun. Dieses Leben kann so schön sein. Wer braucht denn schon ein Leben danach? Die Menschen brauchen keinen seelischen Beistand, wenn sie genug zu Essen und Liebe um sich herum bekommen. Aber genau das bekommst du in Klöstern und Kirchen nicht. Nur Gebete. Und Buße tun sollst du. Während die Pfaffen sich deine Spenden in die eigene Tasche stecken und immer fetter und fetter werden, verhungern Kinder auf den Straßen. Die ganze Kirche ist korrupt." Er machte ein abfälliges Geräusch.
Daemon konnte kaum glauben, was er da grade aus dem Munde seines Freundes gehört hatte. Es verschlug ihm schier die Sprache.
„Du... das ist Blasphemie", brachte er hervor, auch wenn er kaum wusste, was dieses Wort bedeutete.
„Ja, kann man so nennen. Also bin ich fortgelaufen, als ich vielleicht acht oder neun war. Und mich hat nie der Teufel geholt. Selbst jetzt stehe ich hier und sage solche Dinge auf heiligem Boden und mich hat noch immer nicht der Schlag getroffen, Daemon. Es gibt wahrscheinlich nicht mal das eine, noch das andere. Und trotzdem hat diese Institution so viel Macht?" Er lachte freudlos und bückte sich nach der Möhre, die Daemon aus der Hand gefallen war. Er gab sie ihm wieder und klopfte ihm auf die Schulter, um ihn aus seiner Erstarrung zu lösen.
„Komm schon. Als hättest du nicht damit gerechnet! Jetzt weißt du einen ganzen Haufen mehr."
„Heilige Scheiße", entfuhr es Daemon, als er sich wieder in Bewegung setzte. „Ich kann mir den kleinen Bruder Jared auch im Leben nicht vorstellen." Er lachte ein bisschen, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte.
„Ich glaube, damals war mein Name noch ein anderer. Ich weiß nicht mehr... Aber das hier weiß ich: Wenn Gott den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat, habe ich nicht das geringste Interesse daran, ihm zu begegnen." Jared runzelte die Stirn. „Wie willst du eigentlich darauf anstoßen? Hier herrscht Askese. Wir haben hier ja nicht mal was zu trinken!", fiel ihm schließlich ein.
Daemon brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, warum er hatte trinken wollen und zuckte schließlich mit den Schultern.
„Lass mich nur machen", murmelte er und seufzte.
Es dämmerte und Kälte kroch über den Boden. Sie beobachteten, wie zwei Mönche ein paar Ziegen in einen Stall trieben. Die beiden alten Herren schüttelten nur die Köpfe, als sie sie erblickten, wie sie im Gemüsebeet standen und fuhren mit ihrer Arbeit fort.
„Meinst du, wir können Dannielle jetzt abholen? Sie muss doch hungrig sein, oder?"
„Was?" Genervt schlug Daemon die Hände über dem Kopf zusammen. So langsam ging Jared ihm auf die Nerven, sein ewiges Gerede von diesem rot gelockten Biest machte ihn wahnsinnig.
„Ich glaube, du solltest langsam verstehen, dass du sie nie bekommen wirst! Jared, sie spielt mehr als eine Klasse über dir und sie wird uns noch große Probleme machen" Daemon biss seine Zähne aufeinander und auf seiner Stirn begann eine Ader zu pulsieren. „Das geht doch alles nicht gut, verdammt!"
Jared ging eine Weile schweigend neben ihm her und starrte auf den Boden.
„Musst du mich so brutal in die Wirklichkeit zurück reißen? Lass mich doch einmal meinen Träumen nachhängen!"
„Mein Bester!", begann Daemon moralisch, „Du lebst seit Wochen in deiner eigenen Welt. Nur weil sie dir einst das Leben gerettet hat, heißt das noch lange nicht, dass sie dich heiraten möchte. Außerdem hat sie dich danach erschossen. Sei doch wenigstens ehrlich zu dir selbst! Sie wird einmal einen reichen Lord heiraten und ein Dutzend Kinder bekommen, während du auf dem feuchten Boden einer modrigen Gasse schläfst und anderen Menschen das Geld aus der Tasche ziehst, damit du nicht verhungerst", Daemon verlieh seiner Rede mit einem belehrendem Blick Nachdruck. Er selbst kam sich vor wie ein Mönch auf der Kanzel.
„Nur wie, Daemon? Wie soll ich sie vergessen, wenn sie die ganze Zeit vor meiner Nase ist?"
Daemon verdrehte die Augen. Er wusste genau, was Jared meinte.
„Am Besten... ach jetzt ist die ganze Situation doch schon viel zu verkorkst! Ich würde sagen, du suchst dir eine Gespielin deines Gleichen und lenkst dich ab. Nur, was ist dann mit der Lady? Bringen wir sie zurück?" Er dachte einen Moment lang nach. „Offensichtlich können wir diese Option längst abhaken. Wir könnten sie stattdessen in der nächsten Stadt einem Hurenwirt..." Doch er kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zuführen. Er spürte das kalte Eisen eines Dolches sich in die Haut seines Halses drücken.
Daemon blickte in vor Wut funkelnde Augen. Jared stand die reinste Mordlust ins Gesicht geschrieben. Beschwichtigend hob Daemon die Hände.
„Schon gut, schon gut! Es war nur eine..." Er räusperte sich und bedachte seine Worte, „Ein dummer Einfall. Nur so ein hübsches Mädchen hätte ein gutes Sümmchen..." Auch diesen Satz vollendete er nicht. Das kalte Metall schnitt schmerzhaft brennend in seine Haut. Die Sekunden schienen sich zu Minuten auszudehnen, in denen Daemon es nicht wagte, seinen Freund aus den Augen zu lassen, oder auch nur zu blinzeln.
"Du bist größenwahnsinnig, Jared. Und du weißt nicht, wo dein Platz ist. Erkennst deine Freunde nicht mehr und läufst einem Hirngespinst hinterher, bis irgendjemand dich endlich aufhängen wird oder dir ein Messer zwischen die Rippen sticht. Sie wird dich niemals wollen."
Der Druck der Klinge auf seinen Hals verstärkte sich ein letztes Mal. Dann war er verschwunden.
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