Türchen 1 - Das Adventsessen
Rammstein Adventskalender; Türchen 1
Das Adventsessen
Richard könnte sich immer noch darüber aufregen, dass er dem Vorschlag zugestimmt hat, dass das vorweihnachtliche Rammsteinessen dieses Jahr mal wieder bei ihn stattfinden soll. Alle Restaurants waren bereits ausgebucht und früher habe er das ja auch gemacht. Er ist ja auch der gelernte Koch. Seinen ersten Advent hat er sich anders vorgestellt, nun steht er seit Stunden in seiner Küche. Die Zeit hängt ihm im Nacken, er hat sich schon mehrfach fast geschnitten oder verbrannt und die Motivation sinkt von Minute zu Minute. Doch so langsam neigt sich alles dem Positiven.
Zwischenzeitig muss er auch noch duschen und sich umziehen. So kommt es auch vor, dass er nur mit einem Handtuch um die Hüften vor dem Backofen steht und überprüft, ob das Bratenfleisch schon gar ist oder ob die Kartoffeln auch ja nicht überkochen.
Durch die Wohnung hüpfend, weil er nur eine Socke trägt, muss er an den Summer kommen, um die Tür unten zu öffnen. Irgendwer von den jetzt ist bereits da, eine halbe Stunde zu früh. Genervt betätigt er den kleinen Knopf neben der Tür und zieht sich dann endlich die zweite Socke an, ehe er auch die Wohnungstür öffnet.
Er hört Schritte im Treppenhaus, nutzt aber noch mal die Zeit, um seine rot-schwarze Krawatte umzunehmen und die schwarze Weste anzuziehen. Innerlich fragt er sich grade, warum er eigentlich diesen Aufriss mit seiner Kleidung macht. Er könnte ja auch rein theoretisch einfach seine typische adidas Jogginghose anziehen, dazu irgendein wahlloses Shirt.
„Sind Einbrecher neuerdings bei dir gestattet, Reesh", vernimmt er Pauls Stimme aus dem Flur. Richard lacht leise und kommt dann in den Flur, um seinen besten Freund mittels einer Umarmung zu begrüßen.
Es kommt ihm vor, als hätte er den Kleineren ewig nicht gesehen, dabei war das letzte Treffen vor einer Woche erst gewesen.
„Hast du heute noch ein Date", neckt Paul den Schwarzhaarigen mit einem Grinsen.
Er selbst trägt allerdings ebenfalls ein schwarzes Hemd mit einer schwarzen Weste. Also erwidert Richard die Frage bloß und sie fangen an zu lachen.
„Du bist eindeutig zu früh, ich wollte grade den Tisch decken. Jetzt kannst du mir auch helfen."
„Aber ich bin doch Gast", sagt Paul gespielt eingeschnappt.
Richard guckt ihn böse an, wenn Blicke töten könnten, würde Paul vermutlich auf dem Boden liegen. Schnell geht Paul in die Küche und schnappt sich das Besteck aus einer der Schubladen, um den Tisch zu decken.
Richard findet das ziemlich belustigend, guckt dann aber doch lieber noch mal nach dem Essen, was nun endlich fertig zu sein scheint. Er macht also alles soweit fertig und in den kommenden Minuten wird sowieso der Rest kommen.
Ein Wenig fühlt sich Richard wie bei ‚Das perfekte Dinner', wobei die Jungs ihn wahrscheinlich nicht bewerten werden. Er hofft es zumindest. Er kann ja sowieso nicht so gut mit direkter Kritik umgehen, aber sobald auch nur die kleinste negative Bemerkung kommt, gibt es für die Person keinen Nachtisch!
Nachdem Till, Flake und Olli eingetroffen sind, folgt Christoph mit fünf Minuten Verspätung als letzter. Seine Entschuldigung, er habe im Stau gestanden. Blöd nur, dass sie alle in Prenzlauer Berg wohnen und dementsprechend wissen, dass kein Stau war. Zu Fuß gehen macht sowieso mehr Sinn, die Parkplatzsituation ist die Hölle.
Richard stellt das Essen auf den Tisch, an dem seine hungrigen Freunde bereits warten.
„Das sieht wirklich gut aus, Scholle. Wie gut, dass wir dich haben", gibt Till händereibend seine Meinung ab.
„Dafür habe ich auch Stunden in der Küche gestanden", merkt Richard an und setzt sich hin, „Aber danke. Auch wenn mir Essen gehen lieber gewesen wäre."
„Du klingst wie eine Hausfrau, Richard. Jetzt hast du es ja geschafft und nächstes Jahr gehen wir wieder Essen", Schneider, der neben ihm sitzt, klopft ihm auf die Schulter.
Während des Essens führen sie viele Gespräche über die unterschiedlichsten Themen. Irgendwann kommt Paul auf eine Idee.
„Es ist ja nun Vorweihnachtszeit, der erste Dezember und der erste Advent. Wie wäre es, wenn wir uns alle mal etwas Nettes sagen. Meist necken wir uns ja und das Nette kommt zu kurz. Jeder sagt also jedem etwas nettes, egal was", präsentiert der Kleine seine Idee.
„Stimmt, sowas haben wir noch nie gemacht und dass bei 25 Jahren bestehen. Ich finde die Idee gut. Jeder für jeden? Dann fange ich mal an", beginnt Till.
„Machen wir das so, dass jeder was zu jedem sagt, oder dass jeder was zu einem sagt und dann weiter", hakt Olli nach.
„Ersteres", antwortet Paul.
Till macht somit den Anfang, überlegt erst noch, wie und mit wem er anfangen könnte. Er blickt Flake an, der neben ihm sitzt.
„Flake, ich bewundere an dir, dass du das Alles mit dir lassen lässt, was vor allem ich mit dir so anstelle. Grade wenn man dich nur so sieht, könnte man nicht erwarten, dass du das mit dir machen lässt, selbst ohne zu meckern."
Flake lächelt und bedankt sich, gibt aber keine Antwort darauf, wie er das aushält. Es wird wohl sein Geheimnis bleiben. Auch wenn man dank seines Buches weiß, dass es doch manchmal wirklich gefährlich ist.
„Olli, dich kann man nur dafür loben, dass du immer so ruhig bleibst. In Situationen, in denen ich explodiere, bleibst du völlig entspannt. Respekt dafür. Paul, deine Art ist manchmal nicht nur absolut nervig, sondern doch auch entspannend. Grade, wenn man geladen ist, hat man dann doch was zum Schmunzeln."
„Dafür bin ich da", grinst Paul mit seinem typischen Grinsen.
Alle müssen anfangen zu lachen, ehe Till fortfährt.
„Bei Schneider mag ich definitiv seine offene Art am Meisten, auch wenn ich das noch nie gesagt habe. Und bei Richard finde ich es krass, dass du so viel arbeiten kannst und dann kommt auch noch was Gutes bei raus. Oft ist es ja so, dass man viel arbeitet, aber dabei nicht das optimale Produkt bei rauskommt", damit ist Tills Lob beendet.
Flake muss als nächster überlegen, was er seinen Bandkollegen und Freunden sagen könnte. Bei einigen fällt ihm schneller was ein, bei anderen weniger schnell.
„Ich beginne mal mit Olli. Ich finde, deine ruhige Art ist ansteckend und das ist gut so, dass entspannt die gesamte Lage immer. Paul hält unser Publikum noch mehr bei Laune, eine Art Zusatz, weil er immer so ein Blödsinn macht. Das vor allem in deinem Alter."
„Ich fühle mich wie ein junges Reh", wieder muss Paul grinsen.
„Das merkt man dir auch an", fügt der Drummer hinzu.
„Das wirst du wahrscheinlich auch immer bleiben", sagt Flake noch, ehe er fortführt, „Ich finde es gut, dass wir mit Schneider jemanden haben, der die richtige Disziplin beim Militär gelernt hat. Manchmal ist das ganz schön praktisch, grade wenn wir streiten."
„Ich bin der Konfliktlotse."
„Diesen Job machst du auch sehr gut, Schneider. Bei Richard kann ich nur sagen, dass ich es ziemlich mutig finde, dass du deine alten Drogenprobleme und deine Depressionen öffentlich gemacht hast."
Richard kommentiert dies mit einem Lächeln und einem knappen Nicken.
„Und Till bin ich bis heute dankbar, dass du mir damals bei der Festnahme und bei dem Gerichtstermin so beigestanden hast. Ich glaube, allein würde ich dort immer noch in Haft sitzen", Flake macht einen gequälten Gesichtsausdruck.
„Egal, wer oder wie viele von uns in der Scheiße sitzen, wir stehen das immer gemeinsam durch", lautet Tills Reaktion.
Sie legen eine kurze Pause ein, die Raucher wollen eine Zigarette rauchen gehen und die Toilette muss auch mal besucht werden. Da Christoph der einzige Nichtraucher ist, stehen sie alle gemeinsam auf der Dachterrasse und blicken auf Berlin.
„Ich hätte auch gerne so ein geiles Haus, dass denke ich mir jedes Mal wieder, wenn ich hier bin", meint Schneider.
„Aber du hast wenigstens ein Haus. Stell dir vor, du hättest keins", erwidert Richard.
„Ja, dass ist wohl wahr. Ich glaube, dann würden meine Jungs durchdrehen. Die sind schon ganz froh darüber, ordentlich Platz und vor allem einen Garten zu haben."
„Damit hast du sogar recht Glück. Aber mein Dach bietet auch alles und damit bin ich glücklich", Richard ist zufrieden.
„Ich bin auch zufrieden. Ich meine, drei Wohnungen in drei Städten ist wirklich sehr entspannt."
„Ach, meine Wohnung ist auch sehr entspannt. Ich habe immerhin immer was zu essen", sagt Paul, der direkt an einem Restaurant wohnt.
Nach der Raucher- und Toilettenpause räumt Richard das Essen ab und holt den Nachtisch. Es gibt ein weihnachtliches Dessert mit Lebkuchen, Mandarinen und Quark. Die Jungs genießen ihr letztes Essen, ehe sie sich dann in das Wohnzimmer setzen. Dort führen sie dann fort mit den guten Worten.
„Ich glaube, nun bin ich dran. Um unsere Reihenfolge beizubehalten, fange ich bei Paul an, dem ich einfach nur meinen Respekt für den Optimismus aussprechen möchte. Ich kenne niemand anderen, der so positiv durch die Welt spaziert, wie Paul es tut. Würde ich auch gerne tun", beginnt Olli die zweite Runde.
„Ist gar nicht mal so schwer", Paul muss immer seinen Senf dazugeben.
„Dann bring es mir bitte bei. Christoph bin ich dankbar dafür, dass er immer für mich da ist und mich ablenkt, wenn Marie und ich mal wieder einen heftigen Streit haben."
„Ich bin dein persönliches Sorgentelefon, weißt du doch", er boxt Olli gegen die Schulter.
„Das werde ich mir auf jeden Fall merken, Schneider. Danke. Richard, bei dir finde ich es gut, dass du nach den heftigen Streitigkeiten 2000 und 2001 nicht das Handtuch geworfen hast, sondern gesagt hast, dass du etwas an dir ändern wollen würdest, weil dir etwas an der Band liege. Das hat mich sehr gefreut, schließlich hätte es ohne dich Rammstein nie gegeben."
„Ja, das ist wohl wahr. Dafür habe ich ja jetzt Emigrate", worüber der Gitarrist sehr glücklich ist.
„Till bewundere ich dafür, dass er diese Texte verfassen kann. Ich könnte das nicht, irgendwo hört meine Kreativität auf. Da hat dein Vater dir wirklich was mitgegeben. Und vor Flake habe ich einfach Respekt, wegen der Taten auf der Bühne. Ich könnte das nicht, was Till ja schon angesprochen hat."
Alle bedanken sich bei Olli für die netten Worte. Für jeden ist es doch Balsam für die Seele, diese netten Worte mal übereinander zu hören. Einfach mal frei heraus.
Paul ist als nächster an der Reihe und er braucht auch gar nicht lange überlegen.
„Schneider hat immer irgendwelche Ideen, egal um welches Problem es sich handelt. Da kommt immer direkt irgendwas, sei es noch so bescheuert. Meist ist das auch noch super hilfreich. Zu Reesh brauche ich nicht viel sagen, ich habe ihn einfach richtig gerne, weil ich mit ihm so viel rumblödeln kann, ohne, dass er mich nervig findet. Aber gleichzeitig kann ich auch über alles mit ihm reden, sei es noch so ernst. Immer hat er ein offenes Ohr und das ist super."
Richard wird leicht rot im Gesicht, sowas von Paul zu hören, bedeutet ihm wirklich die Welt. Er hat den Kleinen doch auch so gerne. Ihm fehlen wirklich die Worte. Doch Paul wartet auch auf nichts, er führt einfach fort.
„Bei Till bin ich glücklich darüber, dass er das immer noch macht. Ich meine, er mag es ja immer noch nicht so gerne, auf der Bühne und somit im Mittelpunkt zu stehen und trotzdem hält er es aus. Flake bin ich dafür dankbar, dass er mich all die Jahre ausgehalten hat und immer noch aushält, obwohl ich manchmal wirklich mit meiner guten Laune nerve. Bei Olli finde ich es einfach cool, dass er so locker einen Scheiß auf etwas geben kann."
„Das bringe ich dir bei, so als Gegenleistung", Olli grinst.
„Super!", freut Paul sich.
Der vorletzte Kandidat ist Schneider. Auch er braucht nicht mehr überlegen, sondern redet direkt drauf los.
„An Richard finde ich toll, dass er so sehr an seinem Traum festgehalten hat, ein Rockstar zu werden und es erreicht hat. Daran sieht man, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen. Till macht am Meisten von uns, was er will und das finde ich beeindruckend. Egal, was die Presse dazu sagt oder sonst irgendwer. Flake bin ich dankbar dafür, dass er seine Meinung von uns damals geändert hat und sich der Band angeschlossen hat, denn ohne dich wäre Rammstein nicht Rammstein."
„Das freut mich sehr zu hören", sowas wurde Flake noch nie gesagt und es macht ihn grade glücklich.
„Gerne doch", Schneider lächelt, „Zu Olli kann ich sagen, dass er auch mein Sorgentelefon ist. Wie oft habe ich ihn schon nachts angerufen und er ist rumgekommen. Egal was los war, selbst wenn ich nur einfach so grade jemanden brauchte."
Olli wird auch etwas rot auf den Wangen, was man dank des Barts nicht so sehr sieht.
„Paul ist mein größter Kritiker und dafür bin ich ihm sehr dankbar, denn du motivierst mich damit sehr, vielen Dank dafür."
„Nichts zu danken, immer wieder gerne. Sag Bescheid, wenn du mal wieder Kritik brauchst."
„Dann werde ich mich definitiv bei dir melden, Pauli."
Richard weiß noch gar nicht, was er jetzt sagen soll, er hat dich nichts zurecht gelegt. Er vertraut auf spontane Ideen und hofft auf das Beste. Er hört nicht nur auf seinen Bauch, sondern vor allem auf sein Herz.
„Till, ich bin dir dankbar dafür, dass ich damals bei dir wohnen durfte. Aber auch dafür, dass du mir damals in den Arsch getreten hast, als ich die Drogenprobleme hatte. Ohne dich wäre ich gestorben, schließlich stand ich vor der Entscheidung."
„Ich konnte ja schlecht zulassen, dass du wegen so einem Scheiß draufgehst. Bist doch wichtig für mich."
„Danke, Till. Bei Flake finde ich es toll, dass wir noch zueinander gefunden haben, schließlich gab es anfängliche Schwierigkeiten und hätten wir diese nicht beseitigt, hätte ich nie herausgefunden, was für ein toller Mensch du bist."
„Danke", Flake lächelt.
„Ollie bin ich dafür dankbar, dass er die WG Zeit mit mir ausgehalten hat und dass er mit mir diese Schnapsidee einer neuen Band verwirklicht hat, ohne mich als bescheuert abzustempeln."
„Ich würde es auch immer wieder tun."
„Freut mich sehr. Schneider danke ich dafür, dass auch er dem Projekt zugestimmt hat. Aber ich schätze auch sehr an ihm, dass er mich in die Schranken weist, wenn ich mal wieder zu weit aushole. Danke dafür."
„Immer gerne."
„Und Paul... Paul bringt mich immer zum Lachen, egal wie scheiße es mir grade geht. Ich sehe Paul und muss schon lächeln und habe wieder positive Gedanken. Ich kann mit dir jeden Quatsch machen, auch in der Öffentlichkeit. Danke, Pauli."
Paul lächelt einfach nur, die Worte freuen ihn sehr und ihm wird ganz warm.
„Ich weiß, ich bin grade ziemlich emotional, aber ich bin noch nicht fertig. Ich möchte euch allen danken, dass ihr mich aushaltet, wie ich bin. Egal, wie egoistisch ich mal wieder bin. Ihr motzt mich zwar an, aber ihr seid da. Ihr lasst mich nicht hängen. Wie oft hätte ich schon mein Leben aufgegeben, wenn ich euch nicht gehabt hätte. Grade bei meinem Burn-out 2015, der mich wirklich wieder nach ganz tief unten gerissen hat, habt ihr mir wieder aufgeholfen. Mich würde es ohne euch nicht mehr geben. Ich kann noch so anstrengend sein... Dafür bin ich euch besonders dankbar und dafür liebe ich euch so sehr. Ihr seid meine Familie. Danke, dass es euch gibt, Jungs."
Richard hat Tränen in den Augen und seinen Freunden ergeht es nicht anders. Richard war noch nie so ehrlich und emotional zu ihnen.
„Wow, danke für deine Worte, Richard", bedankt sich Schneider und reibt sich die Augen.
„Ich glaube, dass ist das Geheimnis unserer Band. Es ist ein Liebe, die niemals enden wird. Egal, was uns noch passieren wird", glaubt Olli mit einem Lächeln.
„Darauf trinken wir jetzt", Till bedient sich an Richards Alkoholschrank und holt Tequila raus, schenkt sechs Shots aus und reicht jedem einen.
Sie stoßen an, auf die Gemeinschaft, auf die Zukunft, auf die Vergangenheit, auf die Liebe.
Frohe Vorweihnachtszeit!
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