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Zahina

Vollkommen erstarrt stand Lyrann da und blickte Zahina fassungslos an. In ihrem Kopf ratterte es. Thorins Verlobte... Die Worte hallten in ihren Gedanken nach. Noch nie hatte Thorin eine Verlobte erwähnt. Und stimmte diese Behauptung überhaupt? Konnte es möglich sein? Und wenn, warum hatte Thorin es ihr nie gesagt?

Ihr Blick schnellte zu Thorin, der aber eben gerade mit einem kurzen, bedauernden Blick zu ihr die Halle verließ, offenbar zu wichtigen Angelegenheiten gerufen. Und Kili ordnete gerade ein gutes Stück von ihr entfernt Trainingsschwerter. Sie holte tief Atem, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und wandte sich der Zwergin vor ihr zu.

Mit möglichst ruhigem Gesichtsausdruck fragte sie: „Verzeiht, ich glaube ich habe euch nicht verstanden. Ihr sagtet Verlobte?"

Ihr Gegenüber nickte mit stolzem Gesichtsausdruck. „Thorin und ich wurden einander versprochen, als wir die Mündigkeit noch nicht erreicht hatten. Dies war bevor Smaug den Berg angriff. Thror selbst versprach meinem Vater, dass ich eines Tages über den Erebor herrschen würde, an Thorins Seite.", erwiderte sie.

Etwas Schweres schien sich in Lyranns Magen zu senken. Mühevoll versuchte sie, ein leichtes Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Sprach diese Frau die Wahrheit? War sie tatsächlich Thorin vor langer Zeit als Braut versprochen worden? Und wenn ja, warum tauchte sie erst jetzt auf, nach so all den Jahren? Oder log sie gar? Und warum? Eine derartige Lüge kam beinahe Hochverrat gleich.

Lyrann presste die Lippen zusammen und entschied sich zur Flucht nach vorne. Erfreut stellte sie fest, dass sie Zahina deutlich überragte. „Nun,", sagte sie kalt, „es ist vollkommen unerheblich, ob eure Behauptung wahr ist oder nicht. Ich. Bin. Königin. Unter dem Berge." Sie betonte jedes Wort und verschränkte die Arme so vor der Brust, dass der königliche Siegelring an ihrem Finger deutlich ins Auge fiel.

Ein herablassendes Lächeln kräuselte Zahinas Lippen. „Du... Du bist Königin, ja. Und was für eine Schande! Ich hörte von dir, eine Halbelbin, ein Bastard! Nur ein unglücklicher Zufall ließ dich Königin werden! Der Thron hätte mir gehören sollen.", zischte sie zornig.

Lyrann öffnete den Mund zu einer wütenden Erwiderung. Was nahm sich diese Frau heraus? Zornfunkelnd erwiderte sie Zahinas kalten Blick.

Da erscholl ein Ruf durch die Halle. „Herrin Zahina!" Die zwei Kontrahentinnen drehten sich um. Mim kam durch die Halle, seine Frau an seiner Seite. Lyranns Augen verengten sich zu Schlitzen und ihr Zorn wurde, wenn möglich, noch größer. Natürlich war Mim, der sich ihr oft genug entgegen gestellt hatte, mit dieser Person bekannt. Der Zwerg erreichte Zahina, neigte kurz der Form halber vor Lyrann den Kopf, dann sagte er: „Wir haben euch bereits gesucht, es ist Zeit für die Mittagsmahlzeit. Man sagte uns, ihr wärt mit dem König unterwegs."

„Ach, ich komme gerne.", erwiderte Zahina liebenswürdig, warf Lyrann noch einen Seitenblick zu, dann marschierte sie davon.

Lyrann wartete, wie festgefroren an Ort und Stelle stehend, bis die Zwerge verschwunden waren. Dann warf sie mit einem gellenden Schrei ihr Übungsschwert von sich. Schwer atmend stand sie da, Zornestränen in den Augen und am ganzen Körper bebend aufgrund der Beleidigung.

„Lyrann?" Kili war herbei geeilt und sah sie fragend an. Doch sie hob abwehrend die Hand. „Alles ist gut.", erwiderte sie mit mühsam beherrschter Stimme, „Ich würde gern allein sein." Der Zwerg nickte und eilte davon, doch nicht, ohne sich noch einmal verwundert zu ihr umzudrehen.

Langsam hob sie ihr Schwert wieder auf. Bastard... Lange war sie nicht mehr so genannt worden. Eine Schande für den Thron war sie also. Sie, die sich für ihr Volk aufopferte, Tag und Nacht an Thorins Seite arbeitete, die Bergterrassen mit Feldern hatte bebauen lassen, damit ihr Volk nie mehr Hunger litt, im Hospital regelmäßig Kranke pflegte und so viel anderes! Der Zorn lief wie Feuer durch ihre Adern. Ihr Blick richtete sich auf eine Übungsattrappe. Eine Stoffpuppe, die einen Zwerg da stellen sollte. Mit lautem Schrei ging sie zum Angriff über.

Mit eiligen Schritten lief Lyrann zu den königlichen Gemächern, eine klein gehackte Stoffpuppe zurück lassend. Sie musste mit ihrem Mann reden! Thorin würde ihr Rede und Antwort stehen.

Sie riss die Tür zu ihrer gemeinsamen Wohnung auf und fegte wie ein Wirbelwind herein. Thorin war tatsächlich da, anscheinend eben erst gekommen. „Meine Liebste,", begann er, „es tut mir leid, dass ich so plötzlich fort musste. Es gab noch..." Doch weiter kam er nicht.

„WARUM HAST DU NIE ERZÄHLT, DASS DU VERLOBT BIST?", brach es aus Lyrann heraus.

Ihr Mann hielt mitten in der Bewegung inne. „Ooh...", sagte er leise und Überraschung legte sich auf sein Gesicht. „Sie hat es dir also gesagt?", fragte er vorsichtig.

„Gesagt! Geprahlt könnte man eher sagen! Also ist es wahr?", fauchte Lyrann ihn an, „Du bist verlobt und hast in all den Jahren, Jahrzehnten, Thorin, es nie einer Erwähnung wert gefunden?" Ihre Stimme steigerte sich zu einem heiseren Schrei.

„Lyrann, bitte!", erwiderte der Zwerg hilflos. In einer beschwichtigenden Geste hob er die Hände, doch sie fegte seine Arme einfach beiseite, wollte von ihm nicht angefasst werden. Die Schmach brannte noch zu sehr in ihr. Eine Schande... Und Thorin hatte ihr nie etwas gesagt.

Zahinas Worte gellten ihr noch in den Ohren. Doch ihr Stolz verbat es ihr, Thorin davon zu berichten. Mit dieser Frau würde sie selbst fertig werden. Ihr Mann würde ihr nicht helfen müssen.

„Warum hast du mir nie etwas gesagt?", fragte sie, nun nicht mehr schreiend, aber noch immer mit deutlicher Wut in der Stimme. Zornfunkelnd sah sie Thorin an. Der seufzte.

„Lyrann... Es war für mich schlicht und einfach nicht mehr relevant.", begann Thorin mit sanfter Stimme, „Ja, Zahina und ich standen uns in unserer Jugend nahe. Ja, es gab Absprachen zwischen unseren Familien uns miteinander zu verheiraten. Doch Smaug hat das alles unwichtig werden lassen! Von einem Tag auf den anderen hatte ich ganz andere Sorgen! Mein Volk war heimatlos, Zahina war für mich nicht mehr von Belang. Ich vergaß sie. Jahrzehnte vergingen und ich verschwendete kaum einen Gedanken an sie."

Vorsichtig trat er auf sie zu und ergriff ihre Hände. Diesmal wehrte Lyrann sich nicht.

„Und dann... dann lernte ich dich kennen und verliebte mich, trotz aller Gegenwehr, die ich versuchte aufzubringen." Ein glückliches Schmunzeln glitt über sein Gesicht. „Und jede Erinnerung an Zahina, die vielleicht die Jahrzehnte noch überdauert hatte, war verschwunden." Er kniete vor ihr nieder und küsste sanft ihre Hand. „Ich hätte dir schon viel früher von ihr erzählen sollen. Aber sie ist Vergangenheit. Du bist meine Frau, meine Geliebte und meine Königin."

Mit einem erschöpften Seufzen fuhr sich Lyrann durch die Haare, die bereits zerstrubbelt und wirr waren. Es war erst früher Nachmittag und sie war jetzt schon fruchtbar müde. Ihre Augen juckten vor Müdigkeit, als sie ihren Blick über die vor ihr ausgebreitete Karte gleiten ließ.

Sie saß in ihrem Arbeitszimmer in den königlichen Gemächern. Ein Feuer prasselte im Kamin und lullte sie in gemütliche Wärme ein. Auf ihrem Schreibtisch lag eine Karte, die den Erebor, Thal, die Eisenberge, den Düsterwald und den Verlauf der Flüsse Rotwasser und Eilend darstellte. Daneben stapelten sich Meldungen von der Front, die in den letzten Tagen im Berg eingetroffen waren. Um ihrem Mann die Übersicht zu erleichtern, hatte Lyrann begonnen, die Meldungen zu sichten und in einer Karte zu verzeichnen. So hatte Thorin eine gute Grundlage für seine Lagebesprechungen mit dem Rat.

Lyrann genehmigte sich ein paar Schluck Kräutertee aus ihrem Kelch, dann entfaltete sie die nächste Meldung. Doch die Schrift verschwamm vor ihren Augen.

Nur ein unglücklicher Zufall ließ dich Königin werden!

Zornig schüttelte sie den Kopf. Zahinas Ankunft war nun bereits zwei Wochen her und noch immer beherrschte sie Lyranns Gedanken. Sie hatte die Zwergin seit dem nicht mehr gesprochen, sah sie aber hin und wieder auf dem Markt und ahnte, dass weitere Gespräche unvermeidbar waren, dafür war Zahinas Rang innerhalb der Gesellschaft zu nahe an ihr selbst. Noch immer war sie zornig, erwähnte das Thema Thorin gegenüber aber nicht mehr. Seine Worte hatten sie zwar besänftigt, aber konnten nicht verhindern, dass der Gedanke an Zahina sie mit Wut erfüllte.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte Lyrann sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Die Festung und Siedlung von Ostblick überrannt. Bewohner von Flussau ziehen sich zurück.

Mit raschem Federstrich markierte Lyrann die östlichste der an der Rotwasser gelegenen Befestigungsanlagen, Ostblick, rot und vermerkte das Datum der feindlichen Übernahme daneben. Mit sorgenvollem Blick sah sie auf die Siedlung Flussau, deren Nachbardorf überraschend von Ostlingen angegriffen worden war. Natürlich waren die Menschen dort verängstigt und fürchteten, Opfer des nächsten Angriffes zu werden.

Einen Brief von Lak'mar, dem König der Steinfüße, dessen Volk im Südosten wohnte, legte sie für Thorin beiseite. Offenbar waren die Steinfüße auch in den letzten Wochen vermehrt in Konflikt mit den Ostlingen gekommen und Lak'mar erbat Beistand bei seinem Lehnsherren. Kurz dachte Lyrann an Kharyur, den stolzen König der Schwarzschmiede, welche nahe bei den Steinfüßen wohnten. Waren auch sie Ziel von Angriffen gewesen? Beide Herrscher hatte sie in den letzten Jahrzehnten nur recht selten gesehen.

Stück für Stück arbeitete Lyrann sich durch den nicht enden wollenden Stapel von Meldungen. Vermerkte eine neue Stellung des Heeres von Thal in der Nähe von Ostblick, las einen Bericht Filis über Flüchtlinge der Menschen, die nach zirin'kazor*, der Hauptstadt Dains, geflohen waren und zeichnete die Bewegungen von Dains und Thorins Truppen zu der Festung von Eisenwehr ein, welche südlich der Eisenberge lag.

Doch immer und immer wieder schob sich Zahinas Gesicht in ihre Gedanken und machte es fast unmöglich, sich zu konzentrieren. Mit wachsendem Unmut traktierte sie Feder und Landkarte und warf gelesene Nachrichten als zusammengeknüllte Fetzen ins Feuer.

Der Thron hätte mir gehören sollen!

Lyranns Faust knallte auf den Tisch. Es reichte ihr! Sie musste dringend auf andere Gedanken kommen. Die Karte konnte sie auch noch am Abend fertig stellen. Und sie würde nicht zulassen, dass Zahina ihr dermaßen die Laune verdarb.

Mit raschem Schritt verließ sie das Zimmer mit der vagen Idee, zum Markt zu gehen.

Auf der Treppenflucht zur großen Markthalle, dem minrîn*, strich sie sich noch einmal ordnend über Haar und Rock, dann trat sie durch das große Portal in die Halle hinaus.

Eine gewaltige Halle öffnete sich vor ihr. Das Gewölbe so hoch, dass es fast nicht mehr zu erkennen war, getragen von mächtigen Säulen aus dem grünlichen Stein des Berges, durchbrochen von weißen Adern aus feinstem Bergkristall. Erlesene Lampen, aus eben diesem Kristall gearbeitet, tauchten die Halle in warmes Licht.

An unzähligen Ständen hatten vor allem zwergische Händler, aber auch Menschen und einige wenige Elben ihre Waren auf steinernen Tischen ausgebreitet. Die Geräusche und Gerüche des Marktes stürzten auf Lyrann ein. Kurz schloss sie die Augen, badete in den vielfältigen Sinneseindrücken, die eine wunderbare Ablenkung boten und für einige Zeit ihre Gedanken fort lockten von den Sorgen um den Krieg und den Zorn über Zahinas Überheblichkeit.

Männer und Frauen der verschiedensten Schichten drängten sich zwischen den Ständen. Manche, in die einfache Kleidung der unteren Stände gekleidet, schienen nur schnell das nötigste für die nächsten Tage kaufen zu wollen. Adelige Zwerge, umgeben von ihren Leibgarden und prächtigen Schmuck aus feinsten Edelsteinen zur Schau tragend, begutachteten die Auslagen.

Einzelne Grüppchen fanden sich zu vertrauten Gesprächen voll Klatsch und Tratsch zusammen, Händler priesen mit lauter Stimme ihre Waren an, mancher Käufer übertönte beim Feilschen die quasselnden Umstehenden. Kindergelächter von Zwerglingen, die zwischen den Ständen Fangen spielten, erklang.

Hier direkt am Portal befanden sich die Stände der Lebensmittelhändler. Mit umher schweifendem Blick spazierte Lyrann zwischen den Ständen hindurch. Riesige Schinkenbeine lagen zum Verkauf bereit, Käselaibe stapelten sich auf manchen Auslagen, aus einem kleinen Ofen wurden frisch gebackene Brote hervor gezogen. Ihr würziger Geruch stieg verführerisch in Lyranns Nase. Gewürze, importiert aus dem Süden Mittelerdes, verbreiteten ihre köstlichen Düfte, angeboten von einer Gruppe Menschen. Frischer Fisch sowie frisches Fleisch, gekühlt auf Eis, das extra vom Gipfel des Berges geholt worden war, wurde ebenso zum Verkauf angeboten, wie Säcke von verschiedenstem Getreide. Respektvoll wichen die Zwerge ihr aus, verneigten sich vor ihr, während sie weiter ging.

Ein Stand bei den Tuchhändlern zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein einzelner Elb stand dort und bot seine Ware feil. Etwas verlassen wirkte er und offensichtlich unwohl fühlte er sich, umgeben von lauter Zwergen, die einzigen anderen Elben weit weg von ihm, Wein oder Waffen anbietend. Neugierig schlenderte sie auf ihn zu. Seine graue Kleidung ließ darauf schließen, dass er nicht aus dem Düsterwald kam. Und auch ein Blick auf seine Auslagen, Tuchware von so feiner Machart, wie Lyrann sie höchstens in Imladris zu sehen bekommen hatte, sprach für eine andere Herkunft als Thranduils Reich.

„Mae govannen, mellonnin!", grüßte sie ihn höflich. Seid gegrüßt, mein Freund! Verwirrt sah er sie an, offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, von einer Zwergin in seiner Sprache begrüßt zu werden. „Woher kommt ihr?", fragte sie ihn freundlich lächelnd.

„Aus... aus Lothlorien, Herrin.", erwiderte der Elb, noch immer ein wenig überrumpelt, „Mein Name ist Indorion." Mit einem Nicken wandte Lyrann sich der Auslage zu. „Ihr habt wunderschöne Tücher hier, Indorion. Seit Imladris habe ich keine derartige Ware mehr gesehen.", sagte sie anerkennend. Vorsichtig fühlte sie die zarten Stoffe, die weich wie Federn und fließend wie Wasser durch ihre Hände glitten. Von strahlendem Weiß über Sonnengelb und kräftigem Rot bis hin zu satten Grün- und Blautönen waren alle Farben vertreten. Derart feine Stoffe wurden gerne von hoch stehenden Zwerginnen als Schleier oder Bänder im Haar getragen.

Indorion sog scharf die Luft ein, als sein Blick auf ihre Finger fiel und er ihren Siegelring bemerkte. „Verzeiht, Herrin, ähm... Königin... Ich habe euch nicht erkannt.", sagte er beschämt. Doch Lyrann schüttelte den Kopf. „Kein Grund für Entschuldigungen.", erwiderte sie und begutachtete ein Tuch in dunklem Nachtblau. „Für euch, Königin?", fragte er. „Für meine Schwägerin.", erwiderte Lyrann.

Nach noch ein paar weiteren gewechselten Worten zahlte Lyrann für das Tuch und ging munter lächelnd weiter. Dís würde sich über das Geschenk freuen. Ihr Weg führte sie an Ständen vorbei, die Schmuck und Handwerksware anboten, bis sie zu den Waffenauslagen gelangte. Neugierig näherte sie sich einem Händler und begutachtete seine beeindruckende Sammlung an Messern und Dolchen.

Mit geübten Blick musterte sie eben einen Dolch, den sie in der Hand hielt, in Gedanken bei ihrer Tochter, die diesen sicher geliebt hätte, als eine tiefe Stimme neben ihr erklang. „Was führt dich denn hierher, Lyrann?" Sie drehte sich um und grinste erfreut, als sie Dwalin neben sich erkannte.

Der breitschultrige Krieger, der trotz seines Alters noch immer eine beeindruckende Erscheinung war, sah sie freundlich an. „Ich wollte ein wenig Luft schnappen und mir die Beine vertreten.", erwiderte sie. Mit einem Lächeln für den Händler legte sie die Ware beiseite und schlenderte mit Dwalin an ihrer Seite weiter.

„Wie geht es dir, mein Freund?", fragte sie ihn und musterte ihn von der Seite. Dwalin schien so voller Energie wie eh und je. Aber dank ihrer jahrzehntelangen Freundschaft sah sie die Sorgenfalten, die sich fein und fast nicht erkennbar um Augen und Stirn abzeichneten. Der Zwerg brummte. „Da Fili an der Rotwasser ist, bleibt viel der Ausbildung der Krieger bei mir. Und Thorin legt nun besonderen Wert auf unsere jungen Soldaten. Doch das ist nicht so schlimm.", antwortete er. „Diese Ratssitzungen, Lyrann...", fuhr er mit einem Schnauben fort, „Ich weiß nicht, wie Balin das aushielt." Sofort verfinsterte sich seine Miene, wie immer, wenn das Thema auf seinen verschollenen Bruder kam.

Tröstend legte Lyrann ihm die Hand auf den Arm. Für einen Moment schwiegen sie, dann sagte Dwalin in einem Versuch, seine Sorge zu überspielen: „Du solltest häufiger in den Rat kommen, dann ist es nicht mehr nur Frerins Sorge, mich davon abzuhalten, Mim den Hals umzudrehen."

Lyrann lachte leise. Dwalin teilte ihre Abneigung gegen den Adeligen. Doch bei der Erwähnung von Mims Namen schob sich sofort die Erinnerung an Zahina in ihren Geist und sie presste erbittert die Lippen aufeinander. Dwalin bemerkte ihren Sinneswandel sofort. „Was hat Mim getan, um deinen Unmut erneut auf sich zu ziehen?", fragte er.

„Nicht er...", erwiderte Lyrann mit leisem Knurren, „Sein Gast."

„Zahina?", fragte Dwalin verwundert. Sie blieb stehen und sah ihrem Freund in die Augen. Schon allein die Erinnerung brachte sie in Rage und die Fäuste ballend antwortete sie: „Am Tag ihrer Ankunft besaß sie die Frechheit, sich mir als Thorins Verlobte vorzustellen und zu behaupten, der Thron der Königin hätte rechtmäßig ihr gehören sollen."

„Bitte was?", brach es aus Dwalin hervor. Schock und Wut zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Vollkommen fassungslos starrte er Lyrann an und rang um Worte. Die Hände zuckten zu seinen Waffen. Schließlich sagte er: „Das hat sie nicht wirklich."

„Doch.", bestätigte Lyrann grimmig. „Was eine Unverschämtheit!", polterte Dwalin los, so laut, dass sich einige Umstehende erstaunt zu ihnen umdrehten. „Diese...", dem Zwerg fehlten noch immer die Worte. Seine Augen blitzten zornig. „Wie kann sie es wagen, dich dermaßen zu beleidigen! Hast du es Thorin gesagt? Was sagte er dazu?", fuhr er erregt fort.

„Ich habe ihm davon nichts erzählt.", erwiderte sie. „Aber das solltest du!", rief Dwalin aus, „Das kann nicht ungesühnt bleiben! Ich werde sofort zu ihr gehen und sie Respekt vor ihrer Königin lehren!"

Lyrann lächelte voller Zuneigung für Dwalin, der sich so sehr über Zahina erboste. Sacht legte sie eine Hand auf seinen Arm. „Nein, Dwalin.", sagte sie leise, „Ich will dieser Sache nicht mehr Gewicht verleihen als sie verdient."

„Aber...", setzte er an. Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich will Zahina nicht die Genugtuung gönnen, zu wissen, dass sie mich gedemütigt hat.", erklärte sie ihm, „So erhält sie noch mehr Macht über mich. Ich bin Königin, egal was sie sagt."

Doch trotz ihrer zuversichtlichen Worte legte sich ein Schatten über ihr Gesicht. Und das, was sie tagelang unterbewusst gequält hatte, konnte sie nun nicht mehr leugnen. Sie war Königin, ja, aber gab es eine Möglichkeit für Zahina, sie zu verdrängen? Der Thron, den konnte sie haben. Aber Thorin?

„Du machst dir Sorgen.", stellte Dwalin fest. Lyrann nickte und nun wurde in ihren Augen die ganze Qual und Unsicherheit offensichtlich.

„Sag mir Dwalin,", flüsterte sie zittrig, „besteht eine Chance für sie? Kann sie... Hat sie ein Anrecht auf Thorins Hand?"

Dwalin erwiderte ihren Blick, dann fasste er sie sanft an den Schultern und sagte ruhig: „Lyrann, du bist Königin unter dem Berge. Zahina hat keine Grundlage für ihre Forderung. Ja, sie wurde Thorin versprochen. Doch es wurde nie ein Vertrag zwischen den Familien aufgesetzt, der dieses Versprechen bindend gemacht hätte. Der Drache kam diesem zuvor. Zudem bist du beliebt im Erebor, das Volk liebt dich. Und viel wichtiger, Thorin liebt dich. Er würde dich nie fallen lassen."

Langsam nickte Lyrann. Zum ersten Mal seit Tagen wurde sie wieder ruhiger und zuversichtlicher. Sie schenkte Dwalin ein mattes Lächeln. „Gefährlich kann sie mir dennoch werden.", sagte sie, „Mit Mim hat sie einen einflussreichen Verbündeten, der mich noch nie leiden mochte."

Ihr Freund nickte ernst.

Ein Aufschrei zerriss die Luft und unterbrach ihre Unterhaltung. Erschrocken fuhren Lyrann und Dwalin herum, alarmiert nach der Quelle des Lärms Ausschau haltend. Mit einer raschen Bewegung zog Dwalin seine Axt. Doch kein Angriff hatte sie gestört.

Lautes Wehklagen durchzog die Markthalle. Köpfe drehten und wendeten sich, nach dem Urheber suchend. Mit entschlossenen Schritten bahnte Lyrann sich einen Weg durch die Menge, nun deutliche Schluchzen und Weinen vernehmend. Dwalin folgte ihr dicht auf den Fersen.

Schließlich teilte sich die Menge und gab den Blick auf eine junge Zwergin frei, auf eine Kiste nieder gesunken, eine Hand um ein Stück Pergament gekrampt, die andere auf ihr Herz gedrückt, knapp oberhalb eines deutlich gewölbten Bauches. Herzerweichende Schluchzer entrangen sich ihrer Kehle.

Rasch war Lyrann bei ihr und sank vor ihr auf die Knie. „Was ist passiert?", fragte sie und sah fragend zu der Frau hoch. Deren Augen weiteten sich kurz, als sie ihre Königin vor sich erblickte, doch dann wurde sie erneut von krampfhaften Weinen geschüttelt.

„Mein Mann...", kam es unter Tränen aus ihr heraus, „Mein Karik!" Bebend vergrub sie das Gesicht in ihren Händen und das Pergament löste sich ihrem Griff. Rasch griff Lyrann danach und erblickte Filis Handschrift, was ihre Vermutung bestätigte. Mitleidsvoll las sie die kurze Notiz, die der jungen Frau und werdenden Mutter vom Tod ihres Mannes Karik an der Front berichtete.

Grauen legte sich um ihr Herz, als ihr klar wurde, dass dies nur eine von vielen derartiger Nachrichten sein würde, die in den nächsten Monaten den Erebor, Thal, die Eisenberge und Esgaroth erreichen würden.

„Komm mit!", sagte sie sanft und zog das arme Mädchen auf die Beine. Langsam führte sie sie davon.

Mit schwerem Herzen schritt Lyrann den Korridor zu den königlichen Gemächern entlang. Sie hatte die arme Zwergin, Sori, erst zu Dori in das Hospital gebracht und später in ihre Wohnung, wo sich glücklicherweise eine Tante dem armen Ding angenommen hatte.

Wie gering ihre eigenen Sorgen ihr doch plötzlich erschienen im Vergleich mit dem Leid dieser Zwergin. Ihr Kind würde nie seinen Vater kennen lernen! Würden noch viele Zwerge Nachrichten vom Tode ihrer Verwandten bekommen, bevor dies alles vorbei war? Lyrann beschlich das ungute Gefühl, dass der Krieg noch viele Opfer fordern würde und sie noch lange keinen Frieden haben würden.

Gelächter erklang aus ihrem Gemach, als sie die Tür zu den Räumen des Königs und der Königin erreichte. Mit gerunzelter Stirn öffnete sie. Da hörte sie Thorins Stimme: „Es freut mich, dass du hier bist. Es gibt nicht viele, mit denen ich so offen sprechen kann." Nur ein paar Schritte und sie stand im Durchgang zum Salon, in dem sie und Thorin Gäste empfingen.

Ihr Körper verhärtete sich, als sie Thorins Gast erblickte. Zahina saß in einem der bequemen Sessel am Kamin, einen Pokal mit Wein in den Händen haltend, die andere Hand in vertraulicher Geste auf den Arm ihres Gastgebers gelegt, der neben ihr saß.

Mit einem Mal kochte all die Wut in Lyrann wieder hoch. Vergessen waren Dwalins beruhigende Worte. Zahina mochte kein Schriftstück vorweisen können. Doch dies schien sie nicht daran zu hindern, sich einen Platz an Thorins Seite erarbeiten zu wollen. Die Zwergin tat so, als hätte sie Lyrann nicht bemerkt und sagte mit einem breiten Lächeln: „Dann musst du wohl mehr deiner Pflichten an andere abgeben, damit wir uns häufiger sehen können."

Thorin schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. „So sehr ich mir das auch wünschen würde, alte Freundin, aber du weißt, dass das nicht möglich ist.", erwiderte er.

Da fiel sein Blick auf Lyrann. „Lyrann!", rief er erfreut aus und stand auf. Raschen Schrittes ging er zu ihr und küsste sie liebevoll auf die Stirn. Sie jedoch ging auf seine Begrüßung nicht ein, ihr Blick war fest auf Zahina gerichtet, die ihr keck ins Gesicht sah und sich erhob.

„Ich denke, ich gehe jetzt besser, Thorin.", verabschiedete sie sich liebenswürdig, „Es war wunderschön, dich wieder zu sehen."

Mit einem letzten Blick auf Lyrann verließ sie das Gemach.

*zirin'kazor = Eisenburg

*minrîn = Marktplatz

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