Thrain III
2942 D.Z.
Schwer atmend lag Lyrann im Bett und starrte zu dem Baldachin ihres Ehebettes über ihr, auf dem das Wappen des Erebor abgebildet war. Ihre Gedanken wirbelten umher. Sie hatte geträumt. Die Bilder des Traumes standen ihr noch deutlich vor Augen. Bedacht atmete sie tief ein und aus, um ihr rasch klopfendes Herz zu beruhigen.
Seit der Schlacht der fünf Heere war über ein halbes Jahr vergangen und noch immer träumte Lyrann von den Ereignissen des letzten Jahres. Erneut zogen Bilder von ihrer Fahrt zum Erebor, dem Kampf gegen Smaug und dem Kampf um den Berg an ihrem inneren Auge vorbei. Sie drehte sich auf die Seite und erblickte Thorin, der neben ihr lag und noch fest schlief. Lyrann lächelte versonnen und streckte die Hand nach ihm aus.
Doch noch bevor sie ihn berührt hatte, stieg plötzlich heftige Übelkeit in ihr auf. Rasch setzte sie sich auf und presste eine Hand auf ihren Mund. Ihr Innerstes rumorte.
„Lyrann...?", hörte sie eine tiefe Stimme neben sich. Thorin war von der plötzlichen Bewegung wach geworden. Doch sie schüttelte nur den Kopf. Einen kurzen Moment lang versuchte sie noch, ihren Magen wieder unter Kontrolle zu bekommen, dann kapitulierte sie. Sie schlug die Bettdecke zurück und stürzte in das Badezimmer. Würgend beugte sich Lyrann über den Abort.
Hastige Schritte erklangen und schwielige Hände griffen nach ihr. „Liebste, was hast du?", fragte Thorin besorgt hinter ihr. Dann war es plötzlich vorbei, genauso schnell, wie es gekommen war. Keuchend richtete Lyrann sich auf und strich sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht.
Sie wollte sich dem Becken zuwenden, in das sie fließendes Wasser einlaufen lassen konnte, welches die Zwerge mit riesigen Pumpen durch den Berg bewegten, doch Thorin hielt sie fest. „Geht es dir nicht gut? Ist dir immer noch schlecht?", fragte er drängend. Lyrann schüttelte den Kopf, „Es ist besser jetzt... Thorin, ich will Wasser." Sofort griff ihr Mann nach einem der silbernen Becher und ließ Wasser hineinlaufen.
In kleinen Schlucken trank Lyrann von dem kühlen Nass und spülte sich den Mund aus. Dann ließ sie sich von Thorin zurück zum Bett führen. Besorgt kniete der Zwerg vor ihr nieder und fühlte ihre Stirn. „Soll ich nach Oin rufen lassen?", fragte er. Doch sie schüttelte den Kopf, „Mir geht es wieder besser, ehrlich Thorin." Doch der König unter dem Berge runzelte lediglich die Stirn. „Ich werde Minna rufen lassen. Sie soll dir ein einfaches Frühstück bringen und nach dir schauen. Vielleicht bleibst du erstmal im Bett.", sagte er. „Aber ich bin nicht krank!", protestierte Lyrann.
Thorin seufzte. Zwar war seine Frau nur zur Hälfte Zwergin, aber in ihrer Dickköpfigkeit stand sie anderen Zwergen in nichts nach. „Dann versprich mir wenigstens, dass du dich heute schonst. Und wenn es nicht besser wird, gehst du zu Oin.", sagte er eindringlich. Lyrann nickte und lehnte sich wieder in die Kissen. Tatsächlich fühlte sie sich noch ein wenig schwach.
Stumm beobachtete sie Thorin, der anfing sich umzukleiden. Sie waren erst seit wenigen Monaten verheiratet und noch immer hatte Lyrann sich nicht ganz an das Eheleben gewöhnt. Die Abenteuer und Gefahren des letzten Jahres standen ihr noch zu deutlich vor Augen. Thorin zog sich eben eine dunkle Tunika über und ihr Blick fiel auf die Narbe an seiner rechten Seite. Dort hatte Azogs Schwert in der Schlacht der fünf Heere den Zwerg durchbohrt. Nur dank der raschen Hilfe von Gandalf und Thranduil hatte Thorin diese schwere Wunde überlebt. Ein Hinken seines rechten Beines war jedoch zurückgeblieben. Lyrann spürte wie sich ihr Herz zusammenzog, bei dem Gedanken daran, wie sie ihren Liebsten an diesem Tag fast verloren hätte.
Seit der Schlacht war der Erebor wieder bevölkert worden und die Zwerge bauten ihr altes Reich wieder auf. Thorin hatte große Pläne für die Zukunft. Der einsame Berg sollte wieder zu dem bedeutungsvollen und mächtigen Königreich aufsteigen, das er einst gewesen war. Und seit dem Frühjahr war sie, Lyrann, seine Königin unter dem Berge. Lyranns Blick fiel auf die Schatulle, die neben ihr auf einem kleinen Tisch stand. Dort drin befand sich die Krone, die Thorin ihr am Tag ihrer Hochzeit auf den Kopf gesetzt hatte, aus Silber besetzt mit Diamanten und kleine Nachahmungen der Rabenflügel, die auch an Thorins Krone zu sehen waren.
Doch es war nicht immer so gewesen. Als sie Thorin in Bruchtal begegnet war, hatte der Zwerg ihr offenen Hass entgegengebracht. Denn sie war ein Halbblut, ein Bastard, das Kind eines Elben und einer Zwergin. Dennoch hatte sie sich Thorins Gemeinschaft angeschlossen und war schließlich ein akzeptiertes Mitglied der Gefährten geworden. Und auch aus der Ablehnung Thorins war über die Wochen und Monate Respekt, Freundschaft und dann Liebe geworden. Doch nicht alle Zwerge hatten die Verbindung der beiden gutgeheißen. Schließlich hatte Thorin sich über diese Einwände hinweggesetzt und Lyrann zu seiner Frau gemacht.
„Kann ich dich denn allein lassen?", fragte Thorin, als er seine schweren Stiefel anzog. Lyrann nickte lächelnd. „Gut, ich sag Minna Bescheid, dass sie dir etwas bringt.", sagte er. Mit einem Kuss verabschiedete sich der Zwerg und verließ das Gemach.
Am nächsten Morgen erwachte Lyrann erneut mit einem Schlag. Mit auf den Mund gepresster Hand taumelte sie ins Bad und erbrach sich. Ein wenig zitternd tappte sie zurück ins Schlafzimmer. Thorin war heute vor Sonnenaufgang aufgebrochen, da er nach Thal und Esgaroth reiten wollte. Ächzend ließ Lyrann sich aufs Bett fallen und tastete nach einem Schluck Wasser. Während sie trank, dachte sie nach. Hatte sie etwas Schlechtes gegessen? Doch ihr fiel nichts ein, was die Übelkeit hervorgerufen haben könnte. Und so griff sie schließlich nach der Schnur neben ihrem Bett, die eine Glocke im Gemach Minnas läuten lassen würde.
Es dauerte tatsächlich nur kurze Zeit, bis ihre Magd das Zimmer betrat. Thorin hatte ihr Minna vor Monaten schon zur Seite gestellt, als sie noch nicht seine Königin gewesen war. Es war Lyrann unangenehm gewesen, eine Magd zu haben und noch immer fühlte sie sich damit unwohl. Doch Minna kümmerte sich so aufopferungsvoll um ihre Herrin und war Lyrann eine so liebe Freundin geworden, dass diese sie auch nicht mehr missen wollte.
„Du hast gerufen, Lyrann?", fragte Minna und näherte sich dem Bett. Das war eine der Bedingungen, die Lyrann gestellt hatte, sie wollte nicht als Herrin bezeichnet werden. Sie nickte. „Hol Oin... Mir ist zum wiederholten Mal übel.", bat sie. Die dunkelhaarige Zwergin nickte und verschwand rasch aus dem Zimmer.
Langsam ging Lyrann den steinernen Gang entlang. Sie war in Richtung des Kaminzimmers unterwegs, in dem sich in regelmäßigen Abständen Thorins Familie und die Zwerge seiner Gemeinschaft für ein gemeinsames Abendessen versammelten. Lyrann achtete kaum auf ihre Schritte, ihre Gedanken waren in Aufruhr. Den ganzen Tag hatte sie gemeinsam mit Minna in ihrem Gemach verbracht, geredet und versucht, sich mit der neuen Situation zurecht zu finden. Und jetzt würde sie bald ihrem Mann gegenüberstehen.
Schneller als ihr lieb war erreichte sie die Tür zum Kaminzimmer. Kurz straffte sich Lyrann, dann betrat sie den Raum. Das Kaminzimmer war ein kleiner Raum, nicht weit entfernt von dem Thronsaal und der Ratskammer. Dicke, flauschige Teppiche bedeckten den Boden und die Wände wurden von Wappen der Familie Durin verziert. Ein riesiger Kamin dominierte eine Seite des Raumes, vor dem ein lang gezogener Tisch stand. Und dort saß... Thorin.
Er war offenbar der Einzige, der außer Lyrann schon da war. Sie räusperte sich, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Es kam noch immer oft vor, dass er sie einfach nicht hörte, wenn sie sich näherte. Der Zwerg drehte den Kopf. „Lyrann, Amramlime*!", rief er erfreut. Mit einem scheuen Lächeln näherte sie sich. Das Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals, ihre Hände zitterten leicht. Was, wenn er wütend wurde? Thorin stand auf und kam ihr entgegen. Sanft zog er sie an sich und küsste ihre Stirn, dann führte er sie zum Tisch.
„Was hast du?", fragte er und sah sie kritisch von der Seite an, „Ist dir heute wieder schlecht gewesen?" Lyrann nickte und schluckte. Ein Kloß steckte in ihrem Hals. Warum benahm sie sich so albern? Er war ihr Mann, sie liebten einander. Sie sollte doch furchtlos über alles mit ihm sprechen können. Thorin sog scharf die Luft ein und griff ihre Hände. „Ich bring dich ins Hospital. Oin soll sich sofort um dich kümmern! Und ich werde Tauriel bitten, elbische Medizin für dich zu besorgen.", sagte er nachdrücklich und drängte sie bereits in Richtung Tür. „Du hättest mich benachrichtigen sollen und sofort Minna zu Oin schicken sollen!", fügte er vorwurfsvoll und leicht säuerlich hinzu.
Doch Lyrann blieb stehen. „Thorin, ich muss nicht ins Hospital.", sagte sie. „Und woher willst du das wissen?", fragte der Zwerg lauernd. „Weil, ich nicht krank bin.", erwiderte Lyrann zögernd. Schließlich gab sie sich einen Ruck, „Ich habe bereits mit Oin gesprochen. Ich... ich bin schwanger."
Thorin erstarrte, sein Unterkiefer klappte herunter. „Schwanger?", echote er. Langsam tastete er nach einem Stuhl und ließ sich darauf sinken. Fragend sah er zu ihr hoch. „Aber...", es schien dem Zwerg die Sprache verschlagen zu haben. Lyranns Sorge schlug in plötzliche Belustigung um. Sie stemmte die Hände in die Seiten und sah ihren Mann an. „Du wolltest jetzt nicht 'Aber wie' fragen, oder?", sagte sie spöttisch. Thorin schüttelte den Kopf. „Ein Kind...", murmelte er, „Unser Kind." Mit einem leisen Lächeln hob er die Augen. Als er ihrem Blick begegnete, wurde aus dem verhaltenen Lächeln ein breites Grinsen. Er stand auf und nahm ihre Hände. „Wir kriegen wirklich ein Kind?", fragte er. Lyrann lachte, „Ja, ich habe heute morgen mit Oin gesprochen." Plötzliches Glück durchströmte sie. Thorin lachte sie an, seine Augen strahlten vor Freude. Er schloss die Arme um sie und wirbelte sie im Kreis herum. Außer Atem stellte er sie wieder auf die Füße.
Lautes Gelächter und Gejubel drang von der Tür her. Beide drehten sich um. Offenbar hatte Lyrann die Tür nicht richtig hinter sich geschlossen. Dort standen nun die Zwerge ihrer Gemeinschaft. „Ein Thronfolger!", brüllte Dwalin laut und kam in den Raum gelaufen. Doch noch vor ihm war Dís bei ihnen und hatte beide zeitgleich in eine feste Umarmung geschlossen. Thorins Schwester flüsterte: „Möge Mahal eure Familie segnen." Dann machte sie rasch den anderen Gratulanten Platz. Balin hatte vor Rührung ganz feuchte Augen, Dwalin schlug Thorin auf die Schulter und Bofur verkündete, dass man nun auf das Wohl von Mutter und Kind trinken solle und begann, Bier auszuschenken.
Nach dem Mahl saß Lyrann schläfrig und entspannt Thorin gegenüber am Kopfende des Tisches. Sie lauschte mehr den Unterhaltungen der anderen, als dass sie sich beteiligte. Die Zwerge waren in ausgesprochener Feierlaune. Ihr Blick fiel auf Fili. Er war als Thronfolger erzogen worden, da Thorin ja keine Kinder gehabt hatte. Würde er es akzeptieren, dass er nun nicht mehr an erster Stelle nach dem Königspaar kam? Doch gerade als Lyrann darüber nachdachte, wandte Fili sich an seinen Onkel: „Also werde ich nun die Thronfolge entspannt abgeben können?" Der junge Krieger lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück. Thorin lachte kurz. „Erst mit der Geburt unseres Kindes.", erwiderte er, „So leicht kommst du nicht davon." Kili lachte auf, „Tja, Bruderherz, ein paar Monate wirst du herhalten müssen." Grinsend prostete er Lyrann zu.
Bombur beugte sich zu Lyrann vor. „Also, falls du jemals Fragen, oder so hast.", fing er ein wenig unsicher an, „Ich bin sicher meine Frau, nun, sie würde dir bestimmt helfen. Du weißt..." „Ja, 16 Kinder!", Lyrann lachte. „Lass gut sein, Bombur,", schaltete sich Dís ein, „dein Angebot in Ehren, aber Lyrann hat auch eine Schwägerin, an die sie sich wenden kann." Sie wandte sich zu Lyrann, die mittlerweile Mühe hatte, die Augen offen zu halten. „Erschöpft?", fragte Dís mitfühlend. Lyrann nickte. „Komm, ich begleite dich nach oben. Die Männer werden bestimmt noch lange feiern wollen. Mach dir keine Vorwürfe, bei Kili habe ich tagelang durchschlafen können.", sagte die Zwergin.
„Danke, Dís.", murmelte Lyrann, als sie, bei der Zwergin eingehakt, in Richtung ihres Gemaches ging. Sie war so müde, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Als sie schließlich vor ihrem Bett stand und Dís sich zum Gehen wandte, spürte sie die ganze Unsicherheit des Tages wieder hochkommen. „Dís!", rief sie. Die blonde Zwergin blieb stehen und sah zu ihr. „Ich hatte nie eine Mutter.", begann Lyrann zaghaft, „Oder einen Vater. Woher soll ich wissen...? Wie ist man Mutter?"
Sofort war Dís wieder bei ihr und schloss sie in die Arme. „Du hattest vielleicht keine Mutter, aber du hattest deine Tante, die dir wie eine Mutter war. Vertrau mir, du kannst das.", sagte sie leise.
2943 D.Z.
Der Schnee fiel in dickem Flocken. Die Senke von Thal war in eine tiefe Schneedecke gehüllt und der See von Esgaroth war bis auf wenige Fahrstraßen für die Fischer komplett zugefroren. Diesen Winter hatte es spät Schnee gegeben, dafür schien der Frühling jetzt noch länger auf sich warten lassen zu wollen.
Thorin schritt in einen schweren Pelzmantel gehüllt durch die Gänge. Er war eben von einer Besichtigung des Tores zurück gekommen. Nach der Schlacht der fünf Heere hatte man ein einfaches, behelfsmäßiges Tor errichtet, das nun, über ein Jahr später, ersetzt werden sollte.
Rasch ging der König unter dem Berge in Richtung seiner Gemächer. Dort wollte er mit Lyrann gemeinsam zu Abend essen. Stolz und Liebe durchflutete ihn, als er an sie dachte. Die Königin war mittlerweile hochschwanger und bis zur Geburt ihres ersten Kindes war es nur noch eine Frage der Zeit.
An dem gemeinsamen Gemach angekommen, öffnete Thorin die Tür und legte im Vorraum seinen Mantel ab. Im Hauptraum, der ihnen als Esszimmer diente, saß Lyrann in einem bequemen Sessel am Kamin. Sie las ein Buch, neben ihr saß Minna und strickte munter vor sich hin.
„Guten Abend die Damen.", sagte Thorin, als er das Zimmer betrat. Die beiden Frauen hoben den Kopf. Minna sprang auf und knickste kurz. Lyrann erhob sich nicht. Vor ein paar Wochen noch wäre sie aufgestanden und ihm entgegen gelaufen. Doch nun war sie so unbeweglich geworden, dass sie jegliche überflüssige Bewegung mied. Doch sie lächelte strahlend, als Thorin sich ihr näherte und ihr sanft einen Kuss gab.
„Ich werde Abendessen holen.", sagte Minna und wollte schon gehen, doch Thorin winkte ab. „Ich habe Bombur bereits Bescheid gegeben, er hat den Köchen aufgetragen, uns etwas zu bringen.", erwiderte er. „Geh ruhig nach Hause, Minna.", sagte Lyrann zu ihrer Gefährtin. Diese knickste erneut zum Abschied und verschwand.
Wohlig und gesättigt lehnte Thorin sich einige Zeit später in seinem Sessel zurück. Zwar war auch diesmal die Kost im Winter etwas weniger abwechslungsreich als im Sommer, aber verglichen mit dem Essen des letzten Jahres, war dies hier ein Festmahl. Wochen nach der Schlacht waren viele Zwergenfamilien zum Erebor zurück gekehrt. Mitten im Winter hatte man jedoch keine Vorräte anlegen können und so war den Zwergen und den Menschen von Thal nur dank der Elben ein Überleben möglich gewesen. Doch nun sah es anders aus und so hatten Thorin und Lyrann sich einen wunderbaren Schmortopf schmecken lassen können.
Lyrann löffelte noch ein wenig des nahrhaften Eintopfes in sich hinein. Schweigend betrachtete Thorin seine Frau. Sie litt unter dem Bewegungsmangel. Außerdem schmerzten ihr mittlerweile täglich Rücken und Gelenke. Schließlich lehnte Lyrann den Löffel weg und rückte sich ein wenig zwischen ihren Kissen zurecht. Sie lächelte schief, „Ich bin froh, wenn es soweit ist... Langsam fühle ich mich schwerfälliger als ein Troll." Thorin lachte. „Erzähl mir von den Arbeiten am Tor.", bat sie ihn.
Lächelnd kam Thorin der Bitte nach und begann von Entwürfen für das Tor und den Planungen der Handwerker zu berichten. Doch er hatte erst wenige Sätze gesagt, als Lyrann plötzlich nach Luft japste und ihre Hand auf den Bauch legte. Thorin war mit einem Mal auf den Beinen und stieß gegen den Tisch. Laut klirrend fiel ein Teller zu Boden und zersprang. Ohne sich darum zu scheren, ging Thorin um den Tisch herum und legte eine Hand auf Lyranns Bauch. „Was ist?", fragte er scharf. „Ruf nach Minna,", erwiderte Lyrann nur, „schnell!"
Zusammen mit seinen Gefährten saß Thorin im Kaminzimmer. Die Stimmung war angespannt, niemand wagte zu reden. Immer wieder blickten die Zwerge zu ihrem König, der stumm in die Flammen stierte und seinen unangetasteten Bierkrug so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß hervor traten. Gloin stand schließlich auf und ging auf seinen König zu. „Thorin...", begann er vorsichtig. Der brummte nur etwas Unverständliches. „Thorin, es wird alles gut gehen.", sprach Gloin weiter, „Vertrau Lyrann. Sie ist in guten Händen." Thorin hob den Blick. Sein Unterkiefer mahlte vor Anspannung. „Ich weiß, wie du dich fühlst.", fuhr Gloin fort, „Bei Gimlis Geburt ging es mir ähnlich. Doch du kannst nichts tun außer warten." Bombur nickte und Dwalin klopfte Thorin mitfühlend auf die Schulter. Sie versanken wieder in Schweigen. Langsam und bedächtig nahm Thorin einen Schluck von seinem Bier.
Stunden später, es war bereits mitten in der Nacht, öffnete sich die Tür und Dís trat ein. „Es ist ein Junge, ein gesunder kräftiger Junge, mit einer Stimme, die seinem Vater Konkurrenz machen wird.", verkündete sie strahlend und wischte sich eine Haarsträhne aus ihrem verschwitzten Gesicht. Thorin sprang auf. „Lyrann?", fragte er drängend. Seine Schwester lächelte. „Erschöpft, aber wohlauf.", erwiderte sie sanft.
Jubel brach aus. Unter lautem Rufen tranken die Zwerge auf das Wohl des Kindes.
Thorin stand in seinem Gemach und blickte auf den Zwergling in seinen Armen. Er schlief tief und fest, genau wie seine Mutter. „Sar Mahal khun emz gogaz."**, flüsterte er leise den traditionellen Segen über ein Neugeborenes.
Der Mond stand hoch am pechschwarzen Himmel und beschien eine tiefverschneite Winterlandschaft. Nichts regte sich. Menschen, Zwerge und Tiere schliefen in den dunklen Stunden vor der Morgendämmerung. Da zerriss ein Horn die Stille. Der Klang der Hörner des Erebor schallte in die Nacht hinaus, um die Geburt des Prinzen zu verkünden: Thrain III, Sohn Thorins, Sohn Thrains, Prinz unter dem Berge.
*meine Liebste
** Mahal lasse seine Gnade über dich leuchten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro