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Sommersonnenwende

„Du bist zu spät, Thrain!", hallte die strenge Stimme seiner Tante durch den Raum, als der junge Zwerg eben zur Tür herein kam. Mit vorsichtig unterdrücktem Seufzen schloss er eben diese. Dem Wunsch seines Vaters, tanzen zu lernen, beugte er sich nur höchst ungern. Wahrlich besseres konnte er mit seiner Zeit anfangen, als regelmäßig den Abend damit zu verbringen, sich Tanzschritte und Etikette einzuprägen! Er war Krieger und seine gesamte Aufmerksamkeit sollte dem Umgang mit der Waffe gelten. Stattdessen sollte er sich unter der Aufsicht Dís' dieser höfischen Albernheit widmen!
Thrain wandte sich dem Raum zu, einem kleinen Saal, bedeckt mit dunklen Teppich, in den kunstvolle Ornamente in Silber und Gold gewoben waren. Die Decke hatte man nicht abgeschliffen, sondern die Stalaktiten der Höhle umsichtig zu Lampen umgestaltet, deren glitzerndes Funkeln den Raum erhellte.
Neben seiner Tante Dís warteten zwei Musiker mit Geige und Dudelsack auf ihn und, Thrain sank das Herz, zusätzlich drängten sich zwei junge Zwerginnen hinter seiner Tante aneinander, blond und rothaarig, gekleidet in die prachtvolle, komplizierte Kleidung der zwergischen Adelsschicht, und aufgeregt in seine Richtung linsend. Bereits jetzt entnervt mühte er sich, einen neutralen Gesichtsausdruck zu waren, während er auf die Gruppe zu schritt. Er ahnte, dass dies ein schlecht getarnter Versuch seiner Tante war, ihn mit potentiellen Bräuten in Kontakt zu bringen.
„Thrain!", sprach ihn Dís an und klopfte ihm energisch mit ihrem Fächer auf die Brust, „Gut, dass du endlich hier bist. Dann können wir ja beginnen." Sie deutete auf die beiden jungen Frauen, die unterdrückt zu kichern anfingen. Die Gesichter der beiden Mädchen wurden hochrot, was sie kaum hinter ihren Fächern verbergen konnten. Mit großen Augen blickten sie zu Thrain auf. „Dies sind Bina und Solde, Basen von Mims Schwiegertochter. Sie kommen aus gutem Hause und beide beherrschen bereits die gängigsten Tänze bei Hofe.", stellte Dís die zwei vor und zog bei dem anhaltenden Gekicher die Stirn kraus.
Kurz hielt sie inne, dann schnalzte sie mit der Zunge. „Wir beginnen mit der Branle*.", erklärte sie, „Solde, du machst den Anfang!" Sie winkte das Mädchen heran und die rothaarige Solde trat verschüchtert vor, jegliches Kichern aus dem Gesicht gewischt, als sie vor dem Thronfolger stand. Zittrig hielt sie ihm die Hände entgegen.
Von plötzlichem Mitleid erfüllt, lächelte Thrain sie beruhigend an und nahm sacht ihre kleinen Hände in die seinen, während seine Tante bereits mit den Ausführungen zu den grundlegenden Schritten dieses Reigens begann.

„Tarl, hörst du schlecht?" Die Stimme Iras riss den jungen Mann aus seiner Erinnerung. „Ich habe gefragt, ob du tanzen willst?"
Die Zwergin grinste ihn an, die hellen Augen funkelnd im Abendlicht. Thrain erwiderte das Lächeln voller Liebe und ergriff ihre ausgestreckte Hand. Sie erhoben sich von der Bank, auf der sie gesessen hatten und gingen auf das große Festfeuer zu, um das bereits mehrere Tänzer versammelt waren.
Es war Sommersonnenwende, die kürzeste Nacht im Jahr und das ganze Dorf feierte. Das Fest hatte zum Mittag begonnen und würde die ganze Nacht bis zum nächsten Morgen anhalten. Auf den Uferwiesen am Rande der Nebel hatte man ein großes Feuer errichtet, dessen lodernde Flammen gen Himmel schlugen.
Menschen und Zwerge saßen in Gruppen verteilt auf der Wiese, am Flussufer oder auf herbei getragenen Bänken. Gelächter und Gesang wehte über die Feiernden, vermischte sich mit fröhlicher Tanzmusik. Eine Handvoll Zwergen und Menschen standen unter einem der wenigen Bäume hier und spielten eine muntere Weise nach der anderen. Flöte, Schalmei, Dudelsack und Geige wechselten sich ab und luden zusammen mit Tambourin und Mandoline zum Tanzen ein. Der Geruch von gegrilltem Fleisch und Gemüse, Suppen und Gebäck lag in der Luft.
Heute wurde kein Essen verkauft. Die Bewohner brachten ihr Essen mit zum Fest und teilten Speisen und Getränke mit Freunden, Nachbarn und selbst nur flüchtig Bekannten. Skolvith der Wirt hatte mehrere Fässer Bier und Most gespendet, was lauthals von der Festgemeinschaft bejubelt wurde, als die Gaben herbei gerollt worden waren. Mehrere kleinere Kochfeuer waren an der Straße zum Dorf entzündet worden, worüber Fleisch und auch manches Gemüse geröstet wurde. Eintöpfe wurden ausgeschenkt, so hatte auch Frida ihren Mann einen riesigen Kessel Bohneneintopf herbei tragen lassen. Jalrek hatte körbeweise Fladenbrote mitgebracht und eine Thrain unbekannte Bäuerin verteilte riesige Stücke Früchtekuchen.
Einige Meter vor dem Feuer hielt Ira an und wandte sich Thrain zu. Kurz sah der Zwerg unbehaglich zu den Flammen. Ein ganzer Monat war seit dem verheerenden Brand vergangen. Nicht nur er war seitdem genesen, auch Bürgermeister Arnohd war von seinen Verletzungen geheilt. Er weilte unter den Feiernden, mit deutlichem Abstand zu dem Freudenfeuer.
Vor dem Fest hatte es Diskussionen gegeben, ob man wirklich ein Feuer entzünden wollte. Nach dem Erlebnis des brennenden Bürgermeisterhauses hatte es genug Bedenken gegeben, ob es sicher sein würde. Doch schließlich war man zu dem Entschluss gekommen, das Fest so wie jedes Jahr zu gestalten und der Angst keinen Raum zu geben.
Auch Thrain fühlte eine gewisse Anspannung, wenn er den Flammen nahe war. Die Erinnerung an den Brand holte ihn in seinen Träumen noch immer ein. Doch er war entschlossen, dem nicht nachzugeben. Jeden Tag, den er wieder an der Esse verbrachte, half ihm, sich an die Gegenwart des Feuers zu gewöhnen.
Er drehte sich zu der Zwergin um und spürte, wie sein Herz bei ihrem Anblick vor Glück anschwoll. Vor zwei Wochen hatten sie einander auf dem Berghang das erste Mal geküsst. Und was waren das für zwei wunderbare, kostbare Wochen gewesen!
Wenn Thrain darüber nachdachte, so konnte er sein Glück kaum fassen. Jede freie Minute verbrachten er und Ira zusammen. Noch nie hatte er so viel Freude gespürt, wie in den letzten Tagen. Kaum wusste er, welche Augenblicke ihm kostbarer waren, wenn Ira sich ihm bei ihrem Wiedersehen freudig in die Arme warf, die gestohlenen Küsse bei kurzen Treffen, die langen Spaziergänge, die sie spät abends noch Arm in Arm unternahmen, die Gespräche, die sie führten, das gemeinsame Lachen oder die Momente, in denen sie beide stolz mit der heran wachsenden Musmasum spielten.
Es schien Thrain beinahe, als hätte der Sonnenaufgang bei ihrem ersten Kuss nicht nur die das Land um sie her erleuchtet, sondern auch sein Herz. Ein inneres Glühen und Leuchten war in ihm, wie er es nie für möglich gehalten hatte. Selbst wenn Ira nicht bei ihm war, federten seine Schritte vor Glück und lag ein ständiges Lächeln auf seinem Gesicht, sodass ihm schon längst die Wangen schmerzten.
Es störte ihn nicht, dass sie beide in aller Munde waren. Der Schmied und die Hure, das Paar, über das im Dorf am meisten geredet wurde. Alles, was für ihn zählte, war die Zeit mit seiner Geliebten.
Eben stimmten die Musiker ein neues Lied an. Klirrend gab das Tambourin einen langsamen Takt an. Mit tiefem Ton erklang der Dudelsack, dann setzte die Flöte ein mit getragener Melodie.
Lächelnd ergriff Thrain Iras Hände und zog sie ein kleines Stück näher an sich heran. Mit leuchtenden Augen erwiderte sie seinen Blick, das Gesicht glühend im Schein des Feuers. Sich umeinander drehend begannen sie zu tanzen. Sie reihten sich in die Gruppe der Tänzer ein, die sich langsam im Kreis um das Feuer herum bewegte.
Über ihnen versank die Sonne hinterm Horizont und die Sterne leuchteten auf, als das letzte Licht des Tages verblasste. Aufreizend langsam stiegen die Klänge von Flöte und Dudelsack in die Nacht empor.
Unfähig, sich von Iras Augen zu lösen, betrachtete Thrain die Frau vor ihm. Seine Füße fanden von ganz allein die richtigen Schritte, ohne nachzudenken, führte er Ira in einer Umdrehung unter seinem Arm hindurch. Kurz blitzte in seinen Gedanken die Erinnerung an den unbeholfenen Tanzschüler auf, der er einmal gewesen war. Sein Lächeln, wenn überhaupt möglich verbreitete sich noch.
Mit dem Arm fing er Ira aus der Umdrehung auf und zog sie an sich. Dicht an dicht waren sie nun. Und tatsächlich wusste Thrain nun nicht mehr, ob die Wärme, die er fühlte vom Feuer ausging oder von der schönen Zwergin, in die er sich verliebt hatte. Er bückte sich hinab und küsste sie sanft. Zärtlich erwiderte Ira den Kuss und voller Freude drückte Thrain sie ein wenig enger an sich.
Da änderte das Tambourin seinen Rhythmus. Rascher und drängender ließ es nun seinen Klang über die Wiese schallen. Und auch die Melodie der Flöte veränderte sich, kaum merklich wohl, schien sie fröhlicher und munterer zu sein.
Mit einem Lachen löste Ira sich von Thrain. Schneller und schneller tanzten sie nun ums Feuer, angetrieben von der Musik. Iras Rock wirbelte umher bei den schnellen Drehungen und peitschte Thrain gegen die Beine. Wild schlug Iras Zopf mit jedem hüpfenden Schritt hin und her. Atemlos strahlte sie ihn an.
Kurz ließ Thrain Ira los, legte seine Hände an ihre Hüfte und stemmte sie in die Höhe. Ein kurzer Schreckenslaut entfuhr Ira, der sich jedoch schnell in Lachen verwandelte, als Thrain sie einmal im Kreis herum wirbelte und wieder zu Boden gleiten ließ.
Nur wenige heitere Töne später, hob er sie erneut empor und drehte sich mit ihr im Kreis, glücklich zu der Zwergin aufsehend, alle anderen um sie her vergessend.
Mit einem letzten Akkord endete die Melodie. Ein letztes Mal klang ein schallender Ton des Tambourin über die Wiese. Dann herrschte Stille. Keuchend stellte Thrain Ira wieder auf die Füße, deren Gesicht ganz erhitzt war.
Erheitert sah sie zu ihm auf, während um sie her Beifall für die Musiker erklang.
„Ich wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst.", stellte Ira fest. Thrain lächelte, legte ihre Hand auf seinen Unterarm und führte sie vom Feuer weg. „Meine Tante unterrichtete mich auf Wunsch meines Vaters hin.", erwiderte er. Ein leises Lachen stieg aus seiner Brust empor. „Ich war kein sonderlich strebsamer Schüler. Es erschien mir albern, mich damit zu befassen. Die arme Tante hat so manches mitmachen müssen."
Amüsiert verzogen sich seine Mundwinkel bei dem Gedanken an eine verzweifelte Dís, die unermüdlich versucht hatte, ihm das Tanzen nahe zu bringen. Irgendwann hatte er tatsächlich alle Schritte beherrscht, doch bis zu dieser Nacht war ihm der Sinn immer verschleiert geblieben.
„Warum lernt ein einfacher Schmied und Krieger das Tanzen?", fragte Ira ihn neugierig. Ertappt stockte Thrain für einen Moment. Seine Finger umschlossen die Hand Iras fester, während er rasch nach einer Erklärung suchte.
Ira wusste nichts von seiner wahren Herkunft und so sollte es bleiben. Den Prinzen hatte er abgelegt. Das Leben als Thronfolger lag weit zurück und schien gar nicht mehr zu ihm zu gehören. Zugegebenermaßen hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihr davon zu erzählen. Doch ernsthaft hatte er es nie in Erwägung gezogen.
Doch bevor er wirklich um eine Antwort verlegen wurde, rief plötzlich eine Frauenstimme Iras Namen. Gloida kam herbei geeilt. „Ira, Mhilram sagt, du sollst nach Hause kommen. Ein Kunde verlangt nach dir.", rief sie und winkte der Freundin, ihr zu folgen.
Thrain sank das Herz und eine Spur Unmut machte sich bemerkbar. Wenn überhaupt irgendetwas sein momentanes Glück trüben könnte, dann war es die Tatsache, dass Ira noch immer für Mhilram arbeitete. Er legte einen Arm um Iras Schultern und zog sie an sich. „Es kann doch bestimmt jemand anderes sich um den Kunden kümmern.", sagte er eisiger als beabsichtigt zu Gloida.
Diese zog nur die Augenbrauen in die Höhe. „Der Kunde wünscht Ira.", erwiderte sie kühl und drehte sich um. „Trödel nicht.", sagte sie noch zu Ira, dann ging sie davon.
Ira seufzte und sah zu ihm auf. „Es tut mir leid.", sagte sie, „Ich komme so schnell wie möglich wieder."
„Ira...!", setzte Thrain an, „Du musst nicht arbeiten gehen. Ich verdiene genug Geld für uns beide." Er wollte sie nicht teilen. Ira war seine Geliebte, seine Partnerin. Solange andere Männer sie haben durften und sei es nur auf diese Art, fühlte es sich für ihn nicht richtig an. Glühende Eifersucht machte ihm jedes Mal zu schaffen, wenn Ira ihrer Arbeit nachging.
Die Zwergin seufzte leise. „Tarl, bitte...", flüsterte sie, „Ich weiß, dass du für mich sorgen würdest. Aber gewähre mir bitte diese Unabhängigkeit. So lange schon brauchte ich niemanden, konnte mich selbst versorgen." Sie nahm seine Hände in die ihren und drückte einen Kuss auf seine Finger.
„Vertraust du mir denn nicht?", fragte Thrain sie. Doch Ira schüttelte den Kopf. „Natürlich vertraue ich dir, Tarl!"
Schweigend sahen sie einander an. Vorsichtig fuhr Ira über seine Wange, ihre Züge weich und liebevoll. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn lang und innig, ein Privileg, das sie keinem anderen gewährte.
„Dir gehört mein Herz, Tarl.", hauchte sie, „Keinem anderen!"
Thrain starrte sie an. Noch nie hatte sie ihm so deutlich ihre Gefühle offen gelegt. Ein glückliches Lächeln zog sich über seine Züge und die Freude, die in ihm aufstieg, ihn ganz und gar erfüllte, erstickte sogar die quälende Eifersucht und Unsicherheit.
Mit einem letzten Kuss verabschiedete Ira sich von ihm, dann eilte sie davon.

Ein Seufzen unterdrückend wandte Thrain sich ab. Suchend ließ er den Blick über die Feiernden schweifen. Es dauerte einen kurzen Moment, dann erblickte er Frede mit seiner Familie. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Wie sehr er diese Zwerge ins Herz geschlossen hatte. Für einen Moment blitzte die Erinnerung an Gringorns Familie in seinem Geist auf. Ob es ihnen gut ging? Geron würde nun weiter zu einem jungen Mann werden. Und lernte Jolinda nun tatsächlich ihre Fähigkeiten besser zu steuern?
Langsam schlenderte er auf den Tisch zu, an dem Frede mit seinen Söhnen und seiner Frau saß. Spätestens seit Frida ihn so aufopferungsvoll gepflegt hatte, war er der Familie in tiefer Dankbarkeit verbunden.
„Hast du dein Mädchen gehen lassen müssen?", sprach ihn eine ihm nur zu bekannte Stimme von der Seite an. Augenblicklich war sämtliche Entspannung und Zufriedenheit aus Thrain verschwunden. Mit geballten Fäusten drehte er sich zu dem Bürgermeistersohn um, der tatsächlich noch weiter in seiner Achtung gesunken war, seit er bei dem Brand lieber seine eigene Haut gerettet hatte, als seinen Vater aus den Flammen zu befreien.
„Was willst du, Arnfast?", knurrte er. Der junge Mann trug wie immer sein blasiertes Grinsen auf dem Gesicht.
„Ach, ich sah dich vorhin mit unserer hübschen Ira zusammen. Und da fragte ich mich doch, wieviel du der Kleinen bezahlst, damit sie so viel Zeit mit dir verbringt.", erwiderte Arnfast, die Arme selbstgefällig vor der Brust verschränkt und auf den Zwerg hinab sehend. „Vielleicht kannst du mir ja deinen Trick verraten."
Heißer Zorn stieg in Thrain auf. Mit blitzenden Augen erwiderte er den Blick dieses arroganten Feiglings. Dem Impuls, Arnfast zu Boden zu schlagen, konnte er nur schwer widerstehen.
„Verschwinde, Arnfast. Ich will nicht mit dir reden.", grollte er bedrohlich, die Muskeln kampfbereit angespannt. Warum hatte er nur seine Axt in der Schmiede gelassen? Er wäre Arnfast mühelos überlegen.
„Gern, dann sehe ich mal nach, ob Ira vielleicht nachher auch Zeit für mich hat.", erwiderte der Mann spöttisch.
Einzig der Gedanke, dass Arnfast Iras wunderbaren Körper berührte, ihr nahe kam, erfüllte Thrain mit rasender Eifersucht. Jeden anderen Mann tolerierte er ihr zu liebe in Iras Nähe. Doch Arnfast? Der ihn von Anfang an nur herablassend behandelte, jeden, der unter ihm stand aus Vergnügen provozierte? Er sollte seine Ira belästigen, die Frau, die er liebte?
Thrains Arm zuckte bereits auf Arnfast zu, der rasch einen Schritt zurück machte. Doch eine plötzlich herbei schießende Hand bremste den Angriff ab.
Irritiert drehte Thrain den Kopf. Neben ihm, seinen Arm mit festem Griff umklammernd, stand der blonde Luk, unverkennbar an seinen Tätowierungen, die das Gesicht bedeckten. „Frede sucht dich, Tarl.", sagte er ernst. Sein Blick schoss zu Arnfast. „Such dir einen anderen Zeitvertreib.", brummte er.
Keinen Widerspruch zulassend, packte er Thrain an der Schulter und drehte ihn bestimmt herum. „Du kannst hier doch keine Prügelei anfangen.", knurrte er vorwurfsvoll dem Jüngeren zu, „Egal wie sehr Arnfast dich reizt."
Thrain wollte eben zu einer aufbrausenden Erwiderung ansetzen, doch ein Blick in Luks strenge Augen erstickte seinen Widerspruch. Ein entschiedener Klaps auf den Rücken schickte ihn zu der Bank, wo Frede mit seiner Familie saß.
Der rothaarige Minenarbeiter hob den Kopf, als sein junger Freund bei ihnen erschien. „Luk sagte, ihr sucht mich.", verkündete Thrain, doch Frede schüttelte irritiert den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Aber komm, setz dich." Frida rückte ein Stück zur Seite, damit Thrain neben ihr Platz nehmen konnte. Der Schmied setzte sich und sah verwirrt in die Richtung von Luk, doch der Zwerg war bereits wieder verschwunden.
„Er hat mich eben davon abgehalten, auf Arnfast loszugehen.", erzählte er und nahm dankbar etwas Pastete von Frida entgegen. Diese seufzte und schüttelte den Kopf. „Wann lernst du, ihn einfach zu ignorieren?", fragte sie, „Das wird dir noch Probleme einbringen, Tarl!"
Thrain erwiderte zornig ihren Blick. „Er hat über Ira gespottet und... Andeutungen gemacht..." Der Zorn und die Demütigung ließen die Worte nur abgehackt über seine Lippen kommen. Beruhigend drückte Frida seinen Arm.
Frede sah seinen jungen Freund ruhig an. „Es ist gut, dass Luk eingeschritten ist.", sagte er, „Arnfast mag ein arroganter Idiot sein, aber er ist der Sohn des Bürgermeisters und besitzt damit einiges an Einfluss."
Noch immer brodelte Thrain vor Zorn über Arnfasts Verhalten, doch beschloss er, das Thema für den Moment fallen zu lassen. Hier würde er kein Gehör finden. Jähe Sympathie für Nedric und seine Gefährten wallte in ihm auf. Er sollte den Bauern dringend mal wieder besuchen.
„Warum trägt Luk den Namen Mahals tätowiert?", fragte er, um sich von seinem Zorn abzulenken. Der Name ihres Schöpfers war allen Zwergen heilig und diesen auf die Haut stechen zu lassen, galt als höchste Ehre unter ihrem Volk, die nur wenigen zu Teil wurde.
Frede holte tief Luft, einen ernsten Ausdruck im Gesicht. „Vor Jahren war es üblich, dass auch schon unsere Kinder in den Minen arbeiteten und uns halfen. Ein Grubenunglück änderte alles. Wochenlanger Regen hatte die Erde aufweichen lassen und eines Tages brach eine Mine zusammen. Das Unglück wollte es so, dass dort unsere Kinder arbeiteten. Drei dutzend Zwerglinge waren eingeschlossen, hinter riesigen Steinmassen, die wir nicht wagten abzutragen, aus Angst, weitere Erdrutsche zu provozieren. Tagelange Ungewissheit quälte uns, kein Kontakt war zu den Verschütteten möglich."
Neben ihm ergriff Frida die Hand ihres ältesten Sohnes und Thrain ahnte, dass Fredi unter den Vermissten gewesen war.
„Luk war tatsächlich der einzige Erwachsene, der unter den Verschütteten war. Seine Kinder wurden von dem Geröll erschlagen, deren Mutter schon vor Jahren im Kindbett verstorben war. Zusammen mit den Zwerglingen, von denen viele verwundet waren, harrte er tagelang in der Dunkelheit aus, war ihnen Fels und Schutz. Als klar war, dass keine Rettung möglich war, begann er mit dem wenigen an Werkzeug, was sie bei sich hatten, einen Stollen zu graben. Tag und Nacht schuftete er. Wir hörten seine Bemühungen, sich durch den Fels zu arbeiten und konnten ihm entgegen kommen. Fast zwei Wochen nach dem Unglück brach Luk schließlich durch den Fels, die Hände voller Blut von der Arbeit und dem Tode durch Erschöpfung nahe."
Frede verstummte, die Lippen fest aufeinander gepresst. Sein Blick flog zu seinen Kindern. „Luk verlor alles an diesem Tag. Aber unseren Kindern rettete er das Leben.", schloss er leise.
Stille kehrte ein. Nachdenklich griff Thrain nach einem Humpen mit Bier und nahm einen tiefen Zug. Er konnte sich kaum ausmalen, was Luk in diesen Tagen in der Mine ausgehalten haben musste. Tiefer Respekt vor dem Mann erfüllte ihn. Er konnte nur hoffen, dass er, wenn er eines Tages auf die Probe gestellt wurde, die gleiche Stärke wie Luk bewies.
Einige Stunden vergingen, in denen die Nacht voran schritt und Thrain mit Fredes Familie zusammen saß. Fröhlich unterhielten sie sich, schmausten von dem guten Essen und lauschten der Musik. Über ihnen zogen die Sterne über das Firmament nie müde werdend, so wie in dieser Nacht die vielen Tänzer nicht ermüdeten.
„Tarl!" Freudig hob Thrain den Kopf, als die ihm wohl bekannte Frauenstimme endlich über die Wiese schallte. Es war weit nach Mitternacht und er hatte sich bereits gefragt, wann Ira endlich zurück kommen würde.
Mit einem Nicken für Fredes Familie sprang er auf und lief der Geliebten entgegen. Mit einem Lachen warf Ira die Arme um seinen Hals und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich herunter.
„Lass uns spazieren gehen.", flüsterte sie, als sie sich atemlos trennten.
Den Arm fest um ihre Taille geschlungen, führte Thrain sie vorbei am Feuer und den Tänzern, weiter in Richtung Fluss. Aus den Augenwinkeln erblickte er Arnfast und sein Griff um Ira verstärkte sich. Mit raschem Schritt beeilte Thrain sich, etwas Abstand zwischen sie beide und das Fest zu bringen.
Verwirrt sah Ira zum ihm, sicher hatte sie seine plötzliche Anspannung bemerkt. Neben ihnen gurgelte die Nebel, deren Verlauf sie, wie schon so oft, nun Arm in Arm folgten. Glücklich spürte Thrain die Wärme der Zwergin, ihre Kurven, die sich perfekt an seinen Körper schmiegten, als wären sie beide füreinander geschaffen worden.
„Was hast du?", fragte Ira leise, ihre Stimme übertönte kaum das rauschende Wasser. Thrain seufzte leise. „Arnfast hat mich vorhin angesprochen.", brummte er dunkel, „Er wollte, dass ich ihm Tipps gebe, wie auch er in deiner Gunst steigen kann." Erneut blitzte Zorn in ihm auf.
Beruhigend fuhr Ira über seinen Rücken. „Hör nicht auf ihn.", murmelte sie. „Er weiß nicht, wovon er spricht."
„Langsam kann ich Nedric mehr und mehr verstehen.", sagte Thrain, „Jeder entschuldigt Arnfast und duldet sein Verhalten."
Ira hielt inne und sah zu ihm auf. Ihre hellen Kristallaugen bohrten sich in die seinen. „Ich kann dein Vertrauen in Nedric nicht verstehen!", rief sie aus, „Der Mann ist gefährlich. Es würde mich nicht wundern, wenn er hinter dem Brand des Bürgermeisterhauses steckt, bei dem du fast dein Leben verloren hättest!"
„Ira...", erwiderte Thrain in beruhigendem Tonfall, „Ich bin mir sicher, dass er so etwas nie machen würde." Sanft strich er über die Schultern der Zwergin. Schweigend sahen sie einander an, Ira die Arme vor der Brust verschränkt.
Ein plötzliches Rascheln ließ sie beide verschreckt herum fahren.
Musmasum stapfte durch das Ufergras auf sie zu, den Schwanz in die Höhe gereckt, die Augen leuchtend in der Dunkelheit. Mit lautem Miauen begrüßte sie ihre Familie und strich um ihre Beine. Das kleine Katzenkind war in den letzten Wochen immer abenteuerlustig geworden und verließ mittlerweile auch das Haus auf kurzen Streifzügen, auch wenn sie sich dabei nie weit entfernte.
Ira folgte sie überall hin und wenn diese nicht da war, konnte man Musmasum oft bei Gloida finden.
„Musmasum!", rief Ira liebevoll und fuhr der Katze sanft über das Fell. Mit einem Lächeln beobachtete Thrain die beiden.
„Lass uns nicht streiten, Ira.", sagte er, als die Zwergin sich wieder aufrichtete, Musmasum derweil trabte zum Wasser und beobachtete gebannt die Wellen, die gegen das Ufer brandeten.
Seine Liebste lächelte nachsichtig und strich mit einer Hand über seine Wange.
Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn vorsichtig. Weich und warm legten ihre Lippen sich auf die seinen. Thrain schlang die Arme um die Zwergin und erwiderte ihren Kuss voller Liebe.
Er konnte spüren, wie ihre Hand sich in seinem Haar festkrallte und ihn an sich zog. Sein Griff um sie verstärkte sich und er machte noch einen Schritt auf sie zu. Ira schwankte, von seiner plötzlichen Leidenschaft aus dem Gleichgewicht gebracht und machte einen Schritt nach hinten, bis sie plötzlich mit dem Rücken zu einem Baum stand.
Eine Hand an ihren Hinterkopf legend kam Thrain ihr noch näher, sodass die Zwergin von ihm gegen den Baum gedrückt wurde. Ihre Nähe und ihre Küsse machten ihm schwindelig. Fordernd fuhr seine Zunge über Iras Lippen, welche sich bereitwillig teilten.
Keuchend klammerte Ira sich an ihm fest, ihre Hände fuhren über seine Schultern und gierig erwiderte sie seine Küsse. Voller Begehren fuhr Thrains Hand an ihrer Seite entlang und krallte sich in den Stoff ihres Rockes, den er langsam anfing, hoch zu ziehen.
Als er schließlich den Saum ihres Kleides in der Hand spürte und darunter die blanke Haut ihres Beines berührte, schoss ein Schlag der Erregung durch seinen Körper und ließ ihn erzittern.
Mit einem Stöhnen drückte er das Gesicht in Iras Haar. „Tarl!", flüsterte diese rau. Er hob den Kopf und sah sie an. „Lass uns zu dir gehen...", sagte Ira mit zittriger Stimme, ihre Augen brennend vor Liebe und Verlangen.
Thrain nickte. Mühsam machte er einen Schritt zurück und ergriff ihre Hand. Dann eilten sie, gefolgt von Musmasum, nebeneinander zurück zum Dorf.

*historischer Reigentanz

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