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Schatten über Düsterwald

Rhon und Amaya saßen nebeneinander auf einem der vielen weit ausladenden, breiten Äste in der Krone eines Baumes und blickten gen Süden.
Noch ein wenig unsicher ob seines Sitzplatzes in dieser luftigen Höhe spähte Rhon immer wieder hinab zum Boden. Doch im Gegensatz zu seinem ersten Mal in einem Baum fühlte er sich deutlich wohler.
Vor einigen Monaten schon war er das erste Mal, dank einer Mischung aus Neugier und überzeugenden Worten der Elben, Amaya auf einen Baum gefolgt. Eine seltsame Faszination hatte ihn damals erfasst. Hier oben, zwischen Blättern und Zweigen, verschmolz man gewissermaßen mit dem Wald. Und nun zog es ihn regelmäßig, ganz entgegen seiner zwergischen Natur, in die Bäume hinauf. Die Elben verfolgten seine Kletterausflüge mit faszinierter Bewunderung und Erstaunen, einen Zwerg, der das Klettern in einem Baum genoss, hatten sie noch nie getroffen.
Rhon ließ seinen Blick über den winterlichen Düsterwald schweifen. Die meisten der Bäume, wie auch der, in dem sie nun saßen, hatten ihre Blätter verloren. Eine dünne Schicht aus Schnee und Eis bedeckte nun die Pflanzen des Waldes, in dem es ganz still geworden war.
Doch dies war nicht nur die Stille des Winters, nicht der friedliche Schlaf der kalten Jahreszeit. Ein stummes Grauen lag nun unter dem Blätterdach des Düsterwaldes, der mehr und mehr von drohender Dunkelheit umhüllt wurde. Kaum noch Tiere waren zu sehen, sie alle versteckten sich von dem Schrecken, der sich von Süden her ausbreitete.
Die Festung Dol Guldur war nicht mehr ein vager Schatten im Süden des Waldes, sie war eine Macht, die sich mehr und mehr ausdehnte. Immer mehr Orks, Spinnen und anderes Untier zogen nun durch den Wald und drängten die Elben mehr und mehr zurück.
Diese hatten sich bis zu der alten Elbenstraße durch den Wald zurück gezogen und hielten dort noch ihre Stellung.
Rhon hatte in den letzten Wochen viele Kämpfe und Scharmützel miterlebt, seit er von Thranduil die Erlaubnis erhalten hatte, sich den Kämpfern anzuschließen. In diesen Zeiten war er als einfacher Abgesandter in Thranduils Palast zu nichts nütze. Er ahnte jedoch, dass der große Schlag noch kommen würde.
Seine Gedanken wanderten zu seiner Familie. Wie es ihnen wohl erging? Was machten Vater, Mutter und seine Geschwister gerade?
Keine Nachricht kam vom Erebor, zu gefährlich war es, dass ein Rabe abgefangen wurde. Und so war er auf die Berichte elbischer Späher angewiesen.
Wie so oft dachte er an die Befreiung seiner Mutter aus Dol Guldur zurück, wie furchtbar sie ausgesehen hatte. Schreckliche Sorgen hatte er ihretwegen durchgemacht. Bis endlich ein Brief vom einsamen Berg gekommen war, der einzige, den er seit langem erhalten hatte. Nur zwei Worte hatten dort gestanden: Sie lebt.
Sollte er nach Hause zurück kehren? Oft stellte er sich diese Frage. Doch was sollte er dort tun? Sicher würde er nur im Berg sitzen und vollkommen nutzlos sein. Hier unterstützte er die Elben im Kampf. Und außerdem fühlte er sich in diesem elbischen Reich zuhause...
Doch die quälende Sorge um seine Familie blieb.
Er sah zu Amaya hinüber, die mit angestrengtem Blick umher sah.
„Was siehst du?", fragte er.
Die Elbin erwiderte leise: „Es sammeln sich Armeen bei Dol Guldur und schwärmen in den Wald aus. Der gesamte Süden ist von Dunkelheit umgeben, es fällt mir schwer, überhaupt etwas zu erkennen. Der Feind hat an Stärke gewonnen, er verbirgt sich zunehmend vor meinem Blick."
Sie tauschten einen besorgten Blick.
„Wir sollten weiter ziehen.", meinte Rhon und Amaya nickte.
Nacheinander kletterten sie von ihrem Ausguck hinab, wo unten ihre Gruppe von einem Dutzend elbischer Krieger wartete.
Schweigend wandten sie sich gen Osten und folgten dem Verlauf der elbischen Straße in Richtung des Palastes. Nach mehreren Tagen auf Patrouille kehrten sie nun heim, um einige Zeit auszuruhen, bevor sie erneut aufbrechen würden.
Die Elben hatten ihre Geschwindigkeit dem Zwerg in ihrer Mitte angepasst und liefen in etwas langsameren Tempo unter den Bäumen entlang.

Sie waren noch nicht weit gelaufen, als mit einem Mal eine riesenhafte Spinne zwischen den Bäumen hervorbrach. Niemand hatte sie kommen hören, so leise war sie unterwegs gewesen. Das Monstrum warf sich auf eine Elbin, nahe bei Rhon. Mit einem lauten Schrei ging die Elbin zu Boden, panisch versuchte sie, ihre Waffe zu ziehen, während die Scheren der Spinne gefährlich nahe an ihrer Kehle zuschnappten.
Sofort rannte alles zu der Frau, um ihr zu helfen. Rhon riss sein Schwert hervor, doch Amaya war schneller als sie alle.
Mit einem Satz war sie bei der Elbin, ihre Klinge blitzte auf und frass sich in das dunkle Spinnenfleisch. Voller Schmerzen schrie die Spinne auf, doch da waren schon andere herbei geeilt. Einer der Krieger holte zum Streich aus und enthauptete die Spinne mit einem scharfen Schlag.
Eben zogen sie die hektisch nach Atem ringende Elbin unter dem toten Körper hervor, als Amaya alarmiert aufschrie.
Mindestens ein dutzend Spinnen ähnlicher Größe kamen auf sie zugekrabbelt, die Scheren klackten bedrohlich, Mordlust und Hunger funkelte in schwarzen Augen.
Da waren sie auch schon über ihnen.
Eine der Spinnen wandte sich Rhon zu. Die vordersten Beine streckte sie nach ihm aus, deutlich ragte sie über dem Zwerg auf, gierig nach der leichten Beute.
Rhon schlug nach ihren Beinen. Der erste Schlag ging ins Leere, da bohrte sich schon eine der Krallen der Spinne in seinen Oberarm. Gellend schrie er auf, als der Schmerz durch seinen Arm schoss.
Erneut holte er aus und diesmal traf er. Blut spritzte auf, als er zwei der Spinnenbeine durchtrennte. Das Ungetüm taumelte und Rhon gelang ein Stich ins Gesicht der Spinne. Mit einem lauten Kreischen ging das Tier auf ihn los, humpelnd und verwundet, voller Zorn und Hass.
Rhon wich zurück, stolperte, beinahe wäre er gestürzt. Da war das Tier auf schon über ihm und geistesgegenwärtig warf er sich nach vorne. Seine Klinge bohrte sich in den weichen Bauch der Spinne.
Rasch tauchte er zur Seite ab, als die Spinne zu Boden stürzte.
Nicht weit von ihm entfernt kämpften zwei weitere Elben mit einem dieser Scheusale. Einer von ihnen blutete schwer an der Seite, sie wurden von dem riesenhaften Tier immer weiter zurück gedrängt.
Das Schwert erhoben rannte Rhon auf sie zu, mit einem lauten Schrei warf er sich auf das Tier und schlug nach dem fetten Leib der Spinne. Mit einem Zischen wirbelte diese herum, klackend schnappten die Scheren nach seinem Kopf. Gerade rechtzeitig noch schaffte er es, nach hinten weg zu springen.
Der unverwundete der beiden Elben war da plötzlich bei ihm und jagte seine Messer in den Kopf der Spinne, die vollkommen auf den Zwerg fixiert gewesen war. Ein Schwall Blut ergoss sich über sie, als das Monstrum vor ihnen zusammen sackte.
Rhon wischte sich Schweiß und Blut aus dem Gesicht. Mit einem raschen Blick vergewisserte er sich, dass es dem verletzten Elben soweit gut ging.
Drei Spinnen lebten noch, wurden von allen Seiten von den Elben angegriffen. Rhon erblickte Amaya, die breitbeinig über einem Elben stand und ihn mit wilden Schlägen vor einer Spinne verteidigte, deren Scheren blutverschmiert waren. Er rannte auf sie zu, besorgt, stand sie doch ganz allein da. Doch noch bevor er die Freundin erreicht hatte, gelang es Amaya, das Monstrum vor ihr zu enthaupten.
Sie jedoch schenkte der Spinne keinerlei Beachtung, sondern beugte sich voller Sorge über den Elben am Boden.
Kurz sah Rhon zur Seite, keine Spinne lebte mehr. Dann rannte er zu Amaya. „Amaya!", rief er. Sie jedoch antwortete nicht. Voller Gram blickte sie auf den Krieger am Boden, Rhon folgte ihrem Blick und die furchtbare Wahrheit grub sich in sein Herz. Der Elb war tot, getötet von einer der widerlichen Spinnen Dol Guldurs, wie schon so viele andere Elben in diesem Wald.

Unruhig warf Rhon sich in seinem Bett hin und her. Normalerweise schlief er immer äußerst gut im Palast Thranduils. Die elbische Umgebung beruhigte ihn, hier fühlte er sich fast wohler als im Erebor.
Doch seit einigen Wochen fiel es ihm zunehmend schwer, einzuschlafen. Eine dunkle Stimmung hatte sich über den Palast gelegt. Rhon fühlte sich deutlich an die Zeit kurz nach dem Überfall im Sommer erinnert. Schwermütig und besorgt wirkten die Elben auf ihn, die sich ausbreitende Dunkelheit raubte ihnen Kraft und Lebensfreude.
Auch wenn die Feinde seit dem Sommer nicht mehr bis zu den Mauern von Thranduils Palast vorgedrungen waren, befanden sich die Elben bereits im Würgegriff Dol Guldurs.
Auch Rhon schien es zunehmend den Atem zu nehmen. Dunkle Gedanken voll böser Vorahnung geisterten ihm durch den Kopf, wenn er es einmal schaffte, einzuschlafen, erwachte er meist wenig später wieder, keuchend und verschwitzt, die Eindrücke eines Alptraumes noch vor Augen.
Auch diese Nacht wollte sich kein erholsamer Schlaf einstellen und so verließ er schließlich das Bett. Wie von selbst fanden seine Füße den Weg hinaus aus seinem Zimmer und zu der Bibliothek Thranduils.
Im Gegensatz zu der Bibliothek von Imladris, an die er noch gute Erinnerungen hatte, war diese Buchsammlung relativ klein. Die Sindar des Düsterwaldes waren nicht so belesen wie ihre entfernten Verwandten aus Elronds Haus. Aber die Nähe von Büchern hatte der junge Zwerg schon immer als beruhigend empfunden und so hatte er auch schnell nach Beginn seines Aufenthaltes hier bei den Elben die Bibliothek ausfindig gemacht.
Diese war ein kreisrunder Raum im Erdgeschoss des Palastes, nahe der Gärten. Die Wände waren von hölzernen Schränken und Regalen bedeckt, in denen die Bücher der Elben lagerten. In der Mitte der Bibliothek ragte ein riesiger Baum mit dunkler, faltiger Rinde auf, dessen leise raschelnde Blätter sich wie eine Decke über den Raum breiteten. Kleine Lichter schwebten in der Krone des Baumes und erfüllten die Bibliothek mit ihrem warmen Schimmer.
Kaum hatte Rhon den Raum betreten, fühlte er sich wieder etwas wohler. Tief atmete er die nach Wald und alten Büchern duftende Luft ein. Langsam schritt er die Regale in dem Raum ab, die Augen huschten über die Einbände, auf der Suche nach einem Titel, der ihm heute Nacht etwas Ruhe versprach.
Ein schmales Bändchen mit Gedichten zu Ehren Yavannas weckte seine Aufmerksamkeit. Er griff danach und drehte sich der Mitte des Raumes zu, wo mehrere bequeme Sitznischen mit weichen, weißen Polstern direkt in den Stamm des Baumes gearbeitete worden waren und zum Verweilen und Lesen einluden.
Staunend stellte er fest, dass er nicht allein war. Amaya saß in einer dieser Nischen, ein Skizzenblock lag auf ihrem Schoß und sie schien ganz vertieft in ihre Zeichnung zu sein, denn sie hatte ihn bisher noch nicht bemerkt.
Mit einem leisen Räuspern trat Rhon näher und die Elbin hob überrascht den Blick.
„Rhon!", rief sie aus, „Was machst du hier?"
„Ich konnte nicht schlafen...", erwiderte er mit einem Schulterzucken. Fragend deutete er auf die Sitznische neben Amaya. Diese schien kurz zu zögern, dann jedoch nickte sie, zog ihre Zeichnung aber etwas näher an sich heran, sodass er keinen Blick darauf werfen konnte.
Bemüht darum, nicht unhöflich zu wirken, indem er versuchte, auf ihre Arbeit zu sehen, ließ er sich auf dem Platz nieder, warf der Elbin einen letzten Blick zu und vertiefte sich in seine Lektüre, während Amaya wieder begann, zu zeichnen.
Lange Zeit war kein Geräusch zu hören außer dem sachten Rascheln der Blätter über ihnen, dem gelegentlichen Blättern Rhons und dem Kratzen von Amayas Kohlestift. Die Minuten schienen zu Stunden zu werden, während Rhon langsam sich wieder entspannte und er voller Faszination für die elbische Dichtkunst ein Gedicht nach dem nächsten las.
„Du machst dir Sorgen um deine Familie?"
Amayas plötzliche Frage riss ihn aus tiefer Versunkenheit.
„Was?", fragte er ein wenig verwirrt.
„Du bist der Einzige deiner Familie hier.", sagte Amaya mit sanfter Stimme, „Alle deine Verwandten und Freunde sind im Erebor und es sind zunehmend unsichere Zeiten."
Rhon nickte langsam. „Ja, ich mache mir Sorgen um sie und ich denke häufig an meine Familie, an meine Eltern, an Thrain, Frerin und Fenja.", antwortete er. Dann hob er den Blick und sah Amaya direkt in die Augen. „Doch auch hier habe ich nun Freunde und wäre ich im einsamen Berg so würde ich mich um diese sorgen.", fuhr er fort, „Ich bin froh, dass ich hier sein kann und weiß, dass es meinen Freunden gut geht."
Ein erstaunter Ausdruck lag in Amayas Zügen und sie schwiegen einen Moment. Dann zuckten Amayas Mundwinkel in einem scheuen Lächeln nach oben und sie schlug die Augen nieder.
Langsam senkte sie ihren Skizzenblock und schob ihn so, dass Rhon die Zeichnung sehen konnte. Es war ein detailliertes Porträt des Elben, den sie vor kurzem bei dem Kampf mit den Spinnen verloren hatten. Voller Bewunderung sah Rhon auf die Zeichnung, er hatte nicht gewusst, dass Amaya derart begabt war.
„Ich wollte die Zeichnung seiner Gefährtin schenken.", sagte Amaya leise, „Ich bin mir aber nicht sicher, ob..."
„Das ist eine wunderbare Idee!", fiel Rhon ihr ins Wort. Die Elbin zuckte etwas unsicher die Schultern.
„Du kannst unglaublich gut zeichnen!", fuhr Rhon mit ernstem Tonfall fort und schenkte ihr ein breites Lächeln voller Zuneigung und Wärme. Dankbar erwiderte die Kriegerin sein Lächeln.
„Ich bin froh, dass du hier bist, Rhon.", sagte sie leise.

„Wacht auf, Herr!"
Lautes Klopfen an seiner Zimmertür riss Rhon am frühen Morgen aus dem Schlaf. Gähnend öffnete er die Augen und richtete sich auf.
„Ja ja...", rief er in Richtung der Tür, „Ich komme."
Verschlafen tappte er zur Tür und öffnete. Ein Elb sah ihm entgegen. „Herr Thranduil bittet euch zu sich. Ein Gast ist angekommen, den auch ihr begrüßen sollt.", erklärte dieser.
Dankend nickte Rhon und begann, sich fertig zu machen. Oberflächlich wusch er sich und legte eine dunkelblaue Tunika in elbischem Stil an.
Prüfend betrachtete er sich im Spiegel. Ihm blickte ein junger Mann entgegen, nach zwergischer Tradition noch ein heranwachsender, denn volljährig war er genau genommen noch nicht.
Das Gesicht schmal, nahe an den Zügen seiner elbischen Verwandten, die Augen dunkel, wie die seiner Mutter, und langes schwarzes Haar, glatt und glänzend. Einen ausgeprägten Bartwuchs hatte Rhon noch nicht, etwas, was ihn noch elbischer erscheinen ließ.
Schließlich wandte er sich ab und verließ sein Zimmer. Der Elb hatte draußen gewartet, um den jungen Botschafter Erebors in Empfang zu nehmen. Er führte Rhon tatsächlich nicht zum Thronsaal, was dieser erstmal erwartet hatte, sondern ging zu den privaten Räumlichkeiten des Waldlandkönigs.
Vor einer doppelflügeligen Tür mit eleganten Holzschnitzereien, welche allerlei Pflanzen darstellten, blieb der Elb stehen und wies Rhon, einzutreten. Sachte klopfte dieser und auf ein „Herein!" von drinnen, trat er ein.
Vor ihm lag ein ovaler, luftiger Raum, in dessen Mitte ein Wasserbassin eingelassen war, welches aus einem plätschernden Brunnen gespeist wurde und in dessen Mitte eine kleine Seerose wuchs, die Knospe noch verschlossen. Ein Säulengang wand sich um das Wasserbecken und durch hohe Fenster fiel das Licht des frühen Morgens herein.
Weitere Türen führten in die hinteren Bereiche der königlichen Gemächer, die Rhon aber nie zu Gesicht bekommen hatte.
„Rhon, gut, dass du gekommen bist.", erklang Thranduils Stimme und der Zwerg drehte sich herum.
Der hoch gewachsene, blonde Elb stand neben einem kleinen Tisch, wo er eben drei Kelche mit Wein füllte. An seiner Seite stand ein alter Mann, den Rhon noch nie gesehen hatte. Noch nie hatte er eine derart seltsame Erscheinung erblickt. Gekleidet war das seltsame Männchen in einen braunen, mehrfach geflickten Umhang, der voller Grasflecken und Tierhaare war. Kaum zu glauben, dass Thranduil einen solchen Aufzug in seinen Gemächern duldete. Ein breitkrempiger, brauner Filzhut bedeckte das struppige Haar des Alten, der auf einem knorrigen Holzstab lehnte. Doch das war bei weitem nicht das merkwürdigste an diesem gast Thranduils. Nein, das waren die Tiere, die bei dem Mann waren. Mindestens vier Vögel flogen zwitschernd um das Haupt des Alten, dazu hockten ein Dachs und drei Hasen zu seinen Füßen.
Rhon hatte ihn zwar nie gesehen, doch wusste er sofort, von Erzählungen seiner Eltern, wer dieser Mann war. Radagast, der Zauberer aus Rosgobel, war aus dem Süden des Düsterwaldes hierher gekommen.
Der Istari drehte sich zu Rhon um. „Ah...", machte er zerstreut, „Rhon? Ein Zwerg, hier im Düsterwald?"
Rhon nickte und kam auf die beiden zu. Dankend nahm er einen Kelch Wein von Thranduil entgegen, dann sagte er zu Radagast: „Ich bin im Namen meiner Eltern, des Königspaares unter dem Berge, als Botschafter meines Volkes hier."
Der Zauberer musterte ihn mit großen Augen, während er den von Thranduil entgegen genommenen Kelch nach unten zu seinen Hasen und dem Dachs weiterreichte, die interessiert begannen, daraus zu schlabbern. Dem Elb entglitten derweil ein wenig die Gesichtszüge, ehe er sich fing und den Zauberer ansprach.
„Ich bin euch dankbar, dass ihr hierher gekommen seid, Radagast. Die Zeiten sind dunkel geworden, seit wir einander das letzte Mal gesehen haben."
Radagast nickte und brummelte leise vor sich hin.
„Mir entgleitet die Kontrolle über den Wald.", fuhr Thranduil fort, „Eine böse Macht breitet sich von Dol Guldur aus und erstickt alles Lebendige und Gute um sie her. Spinnen, Orks, Warge und andere Monstren ziehen durch den Düsterwald, meine Elben können ihnen nur noch wenig entgegen setzen, denn unsere Macht schwindet zunehmend. Bald werden wir von unseren Feinden vollkommen eingeschlossen sein."
Tiefe Sorgenfalten zerfurchten das Gesicht des Istari, während er Thranduils Worten lauschte.
„Ja, der Düsterwald ist krank unter dem Einfluss Dol Guldurs. Sauron und seine Marionette Khamul verderben alles, was einst gut und grün war in diesen Landen.", erwiderte er und man konnte ihm deutlich anhören, wie sehr es ihn schmerzte, die Natur so leiden zu sehen.
Der Blick Radagasts fiel auf das Wasserbecken und die knospende Seerose in der Mitte des Beckens. Er bewegte sich auf das Wasser zu und zu Rhons größter Verwirrung stieg er, ungeachtet der Tatsache, dass seine Kleidung durchnässte, in das Becken und ging zu der Seerose. Zärtlich fuhr er mit den Fingern über die Knospe, welche sich unter seiner Hand leicht zu bewegen schien.
„Selbst Rosgobel ist nicht mehr sicher vor der Macht Khamuls.", fuhr Radagast traurig fort, „Vor einigen Tagen mussten ich und meine Tiere aus unserem Haus fliehen. Seit dem ziehen wir durch den Wald auf der Suche nach Schutz."
Er sah fragend zu Thranduil. „Was ist mit den Zwergen?"
Der Elb richtete seinen Blick auf Rhon, der ein Stück vortrat. „Wir erhalten nur noch wenig Nachricht von meinem Volk. Doch sind sie mit dem Krieg an der Rotwasser im Osten und in den Eisenbergen im Norden vollends beschäftigt und haben kaum genug Soldaten, um ihre eigenen Länder zu sichern. Die letzten Zwerge aus den Eisenbergen sind mittlerweile zum Erebor geflohen.", berichtete er.
Während er sprach, flüsterte Radagast der Seerose leise Worte zu, ein SingSang, den Rhon nicht verstand, auch wenn er meinte, einzelne Fetzen Quenya heraus zu hören. Und da entfaltete sich die Knospe plötzlich und strahlend weiße Blüten brachen daraus hervor. Ein schwaches Leuchten schien von der Rose auszugehen, die nun in ganzer Pracht auf dem Wasser schwamm.
Mit einem zufriedenen Grummeln wandte Radagast sich ab und stieg aus dem Wasserbecken. Sofort bildete sich zu seinen Füßen eine breite Wasserlache, doch das kümmerte den Istari kaum. Schwach lächelnd sah er voller Liebe zu der frisch erblühten Rose hin.
„Bleibt bei uns, Radagast.", nahm Thranduil den Gesprächsfaden wieder auf, mit großer Selbstbeherrschung nicht auf die Pfütze oder den am Boden liegenden Weinkelch achtend. „Noch gewähren unsere Mauern Schutz und wir sind dankbar über jede Unterstützung, die wir bekommen können."
Der Blick des Zauberers richtete sich auf Thranduil und er hob warnend die Hand. „Ja, ihr werdet jede Hilfe gebrauchen können."
Er bückte sich zu seinen Hasen und kraulte sie sanft zwischen den Ohren.
„Die Dunkelheit hat sich nun erhoben und wird bald zum letzten Schlag ausholen, der alles unterwerfen soll.", fuhr er traurig und unendlich müde fort. Langsam erhob er sich wieder und musterte Thranduil und Rhon. „Lasst mich in den Wald gehen und meine Freunde um Hilfe bitten. Wir werden hierher kommen und an eurer Seite dieses Land schützen."

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