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Nebelgrund

Schritt für Schritt stapfte Thrain durch den Wald, dessen Bäume sich sehnsüchtig der erstarkenden Frühlingssonne entgegen streckte. Ein kalter Wind wehte und fuhr dem Zwerg durchs Haar. Das Herz war ihm schwer, der Abschied von Gringorns Familie drückte ihm aufs Gemüt. Er hoffte inständig, dass es ihnen gut ergehen würde. Die kleine Jolinda würde hoffentlich bald von Valkald in die Lehre genommen und die gesamte Familie nicht weiterhin von ihrem Volk ausgegrenzt.

Sicher wissen konnte er es nicht. Er konnte nur hoffen, dass sein Abschied nicht umsonst war. Ob er sie je wieder sehen würde? Auch das wusste er nicht. Doch selbst wenn nicht, das Gedächtnis eines Zwergen war gut, noch in vielen Jahrzehnten würde er diese Familie in seinem Herzen tragen. Er hatte sein Lebwohl gesagt, nun lag das Schicksal der vier Bauern in den Händen der Götter.

Mit gerunzelter Stirn ging er weiter, seinen trüben Gedanken nachsinnend, die Trauer über den Abschied nur allzu präsent.

Die erst vor kurzem aufgegangene Sonne schickte ihre Strahlen durch die noch kahlen Zweige. Die Stämme der Bäume schimmerten in den verschiedensten Grau- und Brauntönen. Vögel zwitscherten in ihren Zweigen, den langen kalten Winter vergessend. Sie waren nicht die einzigen Tiere, die an diesem Morgen unterwegs waren. Leises Knacken im Unterholz verriet einen vorbeilaufenden Fuchs oder ein sich ins Dickicht duckendes Reh. Endlich war der Wald wieder von Leben erfüllt, der Frühling würde nun bald erstarken, Blätter und Frühlingsblumen würden wachsen und den kalten Winter vergessen lassen. In der noch kühlen morgendlichen Brise bewegten sich die Äste der Bäume, sodass ein ständiges Rauschen den Wald erfüllte.

Thrain jedoch achtete die frühlingshafte Idylle um ihn nicht. Seine Gedanken weilten bei den Worten Jolindas. Er hat doch kein Zuhause... Ein merkwürdiges Gefühl hatte ihn seit dem beschlichen. War es Sehnsucht nach seiner Heimat und Familie? Doch er wollte seine Schritte nicht zum einsamen Berg lenken. Nein, viel mehr fühlte er sich nirgends zugehörig. Sein Leben im Erebor schien einem anderen zu gehören, er war kein Bauer, konnte nicht hier bleiben. Er hatte tatsächlich keinen Ort, an dem er zuhause war.

Einige Stunden vergingen, die er durch den Wald schritt in Richtung der Anduinebene, während die Sonne immer höher stieg.

Gegen Mittag wichen die Bäume zurück und gaben den Blick frei auf die Flussebene. Ein kalter Wind fuhr Thrain ins Gesicht und blies seine Haare zurück, während er tief einatmend da stand und den Blick über die Landschaft schweifen lies.

Vor ihm lag der Anduin, mächtig und träge mäandernd floss er durch die Ebene, umgeben von Weiden und Pappeln. Seine Seitenarme und sumpfartigen Tümpel prägten die Landschaft und sorgten in der Nähe des Flusses für morastigen, schlammigen Grund. Vereinzelt erhoben sich kleine Hügel, bewachsen mit hohem Schilf. Schnatternd stob eine Schar Wildgänse in die Luft, ob vom plötzlichen Auftauchen des Zwerges oder einem Luchs aufgeschreckt, konnte Thrain nicht sagen.

Hier, am Rand der Ebene, fiel der Schmerz über den Abschied von ihm ab und verblieb nur noch als leise Trauer am Rande seines Bewusstseins. Er war wieder unterwegs! Das Land lag vor ihm, weit und verlockend, und mit einem Mal erinnerte er sich an das Hochgefühl, das ihn im letzten Herbst bereits auf seiner Reise überkommen hatte. Wozu brauchte er eine Heimat, wenn er doch ganz Mittelerde sein nennen konnte!

Die blauen Augen des Zwerges blitzten, als er sich mit breitem Lächeln südwärts wandte. Er würde nicht zu nahe an den Fluss heran gehen, zu hoch war die Gefahr, in dem sumpfigen Boden einzusinken. Am Waldrand entlang würde er dem Verlauf des Flusses folgen.

Und so wanderte er los, den Fluss zu seiner Linken, den Wald und dahinter die Gipfel des Nebelgebirges zu seiner Rechten.

Zwei Tage zog er nach Süden, die Vorräte von Evolet nährten ihn gut. Dennoch schoss er eine junge Gans, als sich ihm eine günstige Gelegenheit bot. Auf diese Weise blieb ihm seine Wegzehrung länger erhalten. Tagsüber wärmte die erstarkende Sonne ihn, abends, wenn es noch deutlich kühler wurde, wickelte er sich dankbar zusätzlich zu seinen Fellen in Evolets Filzdecke.

Er genoss das Gefühl, wieder unterwegs zu sein, langsam und stetig weiter zu ziehen. Nichts umgab ihn, außer die Geräusche der im Frühling wieder erwachten Natur. Es war ein Gefühl, grenzenloser Freiheit, zu gehen, wohin seine Füße ihn trugen. Was er wohl entdecken würde?

Am fünften Tag seiner Wanderung stapfte Thrain eben an einigen Tümpeln vorbei, als ihm zu Füßen einer ausladenden Weide etwas ins Auge fiel. Mit gerunzelter Stirn beugte er sich über den morastigen Boden. Eine große Gruppe Wesen hatte dort seine Spuren hinterlassen. Thrain spannte sich augenblicklich an, als er die Spuren erkannte. „Orks!", zischte er leise und hob den Kopf, ob er irgendwo ein Zeichen dieser Monstren entdecken konnte.

Doch alles war still. Sorgfältig untersuchte er die Spuren. Er schätzte die Gruppe auf ungefähr 20 Orks und sie mussten am frühen Morgen hier entlang gekommen sein, einige Stunden vor ihm. Sie waren nach Osten unterwegs gewesen und scheinbar, der Tiefe der Spuren nach zu urteilen, schwer beladen gewesen.

Der Zwerg richtete sich wieder auf und fasste nach dem Griff seiner Waffe. In dieser Gegend würde es schwer werden, die Orks zu verfolgen und zur Strecke zu bringen. Zumal er alleine war. Trotz seiner guten Fähigkeiten als Krieger waren 20 Orks bereits eine nicht zu unterschätzende Anzahl. Doch sollte er sie ungesühnt durch das Land ziehen lassen, mit der Gelegenheit zu plündern und zu brandschatzen? Er würde vorsichtig sein müssen, überlegt und bedacht vorgehen und seine Ungeduld im Zaum halten müssen, sonst würde dies sein letzter Kampf sein.

Mit einem leisen Seufzen richtete er sein Gepäck, dann änderte er die Richtung und folgte trabend den Spuren nach Osten. Es gestaltete sich als äußerst schwierig, der Fährte zu folgen. Zwar zeichneten sich die Spuren im schlammigen Grund gut ab, mehrmals war er jedoch gezwungen, kleine Seen oder sumpfige Tümpel zu umrunden und auf der anderen Seite die Spur wieder aufnehmen zu müssen. Hin und wieder ließ es sich nicht vermeiden, einen Seitenarm des Flusses zu durchqueren. Und so kam der Zwerg zu seinem Missfallen bei weitem nicht so schnell voran, wie es ihm lieb gewesen wäre.

„Verdammter Orkmist!", entfuhr es ihm wütend, als zum wiederholten Male einer seiner Stiefel im Matsch versank und ihn zum Anhalten zwang. Mit einem ungeduldigen Ruck befreite er seinen Fuß und stapfte weiter.

Die Sonne versank in seinem Rücken und schickte lange Schatten über die Ebene. Voller Zorn über sein langsames Tempo musste Thrain sich eingestehen, dass er seinen Abstand zu den Orks kaum verringert hatte. Glücklicherweise würde die nächtliche Dunkelheit ihn kaum vor Probleme stellen. Doch als er eben weiter gehen wollte, erkannte er ein knappes Dutzend Gestalten vor ihm durch die Dämmerung laufen. Sie näherten sich ihm.

Misstrauisch zog er seine Waffe und sah den Fremden entgegen.

Doch es waren keine Orks, wie er rasch erkannte. Stattdessen erblickte er zehn Elben, die ihrerseits die Waffen erhoben hatten und langsam auf ihn zu kamen.

Langsam senkte er sein Schwert, wenn auch nicht völlig. Doch es reichte aus, um seine freundlichen Absichten zu vermitteln.

„Mae govannen, mellynnin!", rief er ihnen zu, „Elen síla lúmenn ometielvo!" Seid gegrüßt, meine Freunde! Ein Stern scheint auf die Stunde unserer Begegnung!

Als sie die hochelbischen Grußworte aus dem Munde des Zwerges hörten, senkten auch die Elben ihre Waffen und traten neugierig näher.

„Mae govannen, Casar!", erwiderte der vorderste der Elben, ein selbst für einen Elben hoch gewachsener Mann mit kastanienbraunem Haar. Sei gegrüßt, Zwerg!

„Ich verfolge eine Gruppe Orks ostwärts.", sagte Thrain, sich noch immer der elbischen Sprache bedienend, „Habt ihr Hinweise auf Orks gesehen?"

„Die Orks, die du suchst, sind uns bereits begegnet. Jedoch überlebten sie diese Begegnung nicht.", antwortete sein Gegenüber grimmig.

Thrain neigte den Kopf. „Das freut mich zu hören.", sagte er. Sein Blick glitt über die Gruppe. Sieben Männer und drei Frauen standen vor ihm. Zwar waren sie bewaffnet, trugen aber keine Rüstungen, sondern waren in fließende Gewänder aus Grün und Braun gekleidet. Elben des Düsterwaldes schienen sie ihm zu sein.

„Mein Name ist Filegnir.", stellte sich der Elb vor. „Meine Gefährten und ich sind auf dem Weg in den Westen. Wie lautet euer Name, Zwerg?"

„Ich werde Tarl genannt.", antwortete Thrain, seinen Decknamen erneut verwendend.

Filegnir neigte grüßend den Kopf, dann sprach er: „Es ist bald dunkel und wir erschlugen zwar alle Orks, jedoch wissen wir nicht, ob dies nicht nur eine Vorhut war. Teilt doch das Lager heute Nacht mit uns Tarl, eine zusätzliche Waffe ist in diesen unruhigen Zeiten immer willkommen."

Wenig später hatten Filegnirs Gefährten ein Feuer auf einer der umliegenden Anhöhen entzündet. Scheu hielten sie sich von Thrain fern, sodass dieser sich nur mit Filegnir unterhalten konnte. Selbst die Unterhaltungen der Elben untereinander führten sie nur im leisesten Flüsterton, da Thrain ihre Sprache gut verstand.

Bald wurde weißes Brot herum gereicht, gemeinsam mit getrockneten Würsten, etwas Käse, getrockneten Früchten und Nüssen und einem herrlich erfrischendem klarem Trunk, der leicht nach Honig schmeckte. Thrain selbst stellte zwei geräucherte Fische zur Verfügung sowie seine letzten Honigkuchen, die unter der Gruppe aufgeteilt wurden. Genießerisch biss er in den letzten der Kuchen. Der Teig war schon ein wenig trocken geworden, doch der wunderbar süße Geschmack des Honigs breitete sich dennoch wohltuend in seinem Mund aus.

Nach dem Essen stopfte Thrain seine Pfeife und ließ sich auf einem Felsblock etwas außerhalb des Lagerkreises nieder. Genüsslich den Rauch inhalierend blickte er auf die Seitenarme des Anduin ein Stück unter ihm hinab.

Er zuckte zusammen, als Filegnir sich neben ihn setzte. Der Elb war vollkommen lautlos an ihn heran getreten.

„Ihr sprecht unsere Sprache äußerst gut für einen Zwerg.", sagte er. Thrain schluckte kurz. Inständig hoffte er, dass die Elben nicht so oft an Thranduils Hof verkehrt waren, um seinen Vater zu kennen und eventuell die Ähnlichkeit zu bemerken. Nun war er noch dankbarer für die neue Kleidung von Evolet, welche ihn schon weit von dem Prinzen entfernt hatte, der er einst gewesen war. Und sein Akzent kam ihm zur Hilfe, denn trotz aller Bemühungen seiner Mutter war Rhon das einzige ihrer Kinder, das Sindarin wirklich akzentfrei beherrschte.

„Ich bin viel gereist und konnte dabei eure Zunge erlernen.", erwiderte er schlicht.

Filegnir betrachtete ihn von der Seite. „Ich ahne, dass mehr an euch ist, als das Auge erkennt. Doch sehe ich keine List oder schlechte Absicht, daher werde ich euch nicht weiter bedrängen.", erwiderte er.

„Seid ihr und eure Gefährten Elben des Düsterwaldes?", fragte Thrain nun seinerseits.

Der Elb nickte. „Wir lebten viele Jahre der Sonne im Süden des Grünwaldes, der heute Düsterwald genannt wird.", erzählte er. Traurigkeit und Schmerz lag auf seinen Zügen. „Doch unsere Heimat veränderte sich. Schon vor mehreren Jahrzehnten lag ein Schatten auf ihr, der für eine kurze Zeit wich. Nun jedoch ist er zurück gekehrt mit einer Macht, wie ich sie nur aus ferner Vergangenheit noch kenne."

Filegnir hielt kurz inne, dann sprach er weiter: „Dunkelheit liegt nun unter den Bäumen. Kein Lebewesen gedeiht mehr dort, wo einst Elben hausten und froh unter dem Blätterdach wandelten. Orks ziehen zu der Festung von Dol Guldur oder noch weiter in den Süden und Osten. Wie jene Orks, die wir heute erschlugen. Sie waren für eine Reise weit in den Osten gerüstet. Ein Schatten hat dort seine Finger erneut ausgestreckt und unter seiner Macht erstickt alles Leben. Meine Gefährten und ich sind länger geblieben als viele andere, verteidigten unsere Siedlung. Doch nun sind unsere Kräfte erschöpft und wir ziehen in den Westen. An den grauen Anfurten wird ein Schiff uns empfangen und in bessere Länder bringen."

Thrain senkte den Kopf. Von der Zerstörung der Heimat dieses Elben zu hören stimmte ihn traurig. Doch war es ihm neu, dass Orks sich auf Wanderungen begaben.

„Ihr sagtet, die Orks seien auf einer Reise gewesen?", fragte er nach.

Sein Gesprächspartner nickte. „Weit im Osten, in einem Land, dessen Name allein Schrecken bringt, zieht ein machtvoller Wille alles Üble im Land an sich. Die Dunkelheit, die nun erneut in Dol Guldur haust, ist mit diesem Willen verbunden. Orks und anderes Untier zieht zu diesen Orten. Bald wird von dort aus ein Schatten über alle freien Länder fallen. Es hat bereits begonnen. Wir kamen an zerstörten Höfen am Ostufer des Anduin vorbei. Von den Bewohnern fanden wir keine Spur."

Am nächsten Morgen schloss sich Thrain für ein Stück den Elben auf ihrem Weg nach Westen an. Schweigend lief er neben Filegnir, über dessen Worte nachgrübelnd. Die Berichte von aufsteigender Dunkelheit beunruhigten ihn zutiefst. Was war mit den Bewohnern des zerstörten Hofes? Würden Orkbanden auch Gringorns Hof erreichen? Seine Fantasie malte ein nur zu lebendiges Bild des brennenden Wohnhauses und Sorge fraß sich in sein Herz.

Wieder am Waldrand angekommen, wo er die Spur der Orks aufgenommen hatte, verabschiedeten sich die Elben von Thrain, der nun wieder nach Süden ziehen würde.

„Namarie, Tarl!", verabschiedete sich Filegnir, „Mögen die Valar deinen Weg bewachen."

„Namarie!", erwiderte Thrain mit einer Verbeugung, „Möget ihr wohl behalten nach Valinor kommen!"

Still wie Schatten verschwanden die Elben zwischen den Bäumen und ließen Thrain alleine zurück. Kurz sah er ihnen nach, dann wandte er sich ebenfalls um und nahm seinen Weg nach Süden wieder auf.

Bis zum Mittag des vierten Tages, seit er sich von den Elben getrennt hatte, folgte Thrain dem Waldrand nach Süden, als plötzlich der Wald an seiner Seite zurück wich und die sumpfige Landschaft der Flussebene an ihn heran kam. Um nicht zu sehr durch den Morast waten zu müssen, bog er nach rechts ab und wandte sich nun den Bergen zu. Hinter ihm im Osten zogen dunkle Wolken auf und kamen rasch näher, während Thrain sich langsam südwestlich kämpfte.

Ein plötzlicher Graben vor ihm zwang ihn aber vollkommen in die westliche Richtung. Ein tiefer Einschnitt zog sich von den Bergen her kommend zum Anduin hin, darin ein wild schäumender Bach, der weiter im Osten auf einen Seitenarm des großen Stromes treffen würde.

Mit einem leisen Fluch entschloss sich Thrain, dem Bach stromaufwärts zu folgen, in der Hoffnung, ihn näher an den Bergen vielleicht überqueren zu können. Dunkles Grollen im Osten erinnerte ihn an die mittlerweile tiefschwarzen Wolken. Scharfer Wind kam auf und ließ Thrain schneller werden. Sein Mantel wehte wild umher, das umliegende Gras wurde von den Böen zu Boden gedrückt.

Zu seiner Linken schäumte und rauschte der Bach mit wildem Gurgeln, während Thrain weiter eilte. Es wurde dunkler und rasch war er an die Ausläufer der Berge heran gekommen. Der Boden wurde leicht abschüssig und öffnete sich zu einem schmalen Tal, das in die Berge hinein lief und durch dessen Mitte der sprudelnde Bach floss.

Erste schwere Regentropfen begannen zu fallen, als die schwarzen Wolken über Thrain heran gekommen waren. Der Zwerg hielt schützend eine Hand über die Augen, um im aufkommenden Zwielicht die Umgebung besser betrachten zu können. Eine Gruppe Lichter an den Berghängen des Tales erweckte seine Aufmerksamkeit.

Ein Blitz zuckte über den Himmel und erhellte die Landschaft. Vor sich erkannte Thrain eine Siedlung, die sich zu beiden Seiten des Baches an die Bergflanken schmiegte. Laut knallte der Donner, rollte über den Zwerg hinweg und wurde vielfach von den Bergen zurück geworfen.

Dann setzte der Platschregen ein und Thrain spurtete los.

Vielfach rollte jeder Donner über den Zwerg hinweg, das Echo mehrmals von den Bergen hin und her geworfen. Regen prasselte auf Thrain ein, der bald trotz des Mantels völlig durchnässt war. Der Weg weichte auf und Schlamm spritzte ihm über Beine und Mantel.

Er erreichte die ersten Häuser, solide Konstruktionen aus Stein und Fachwerk, denen er aber keine große Aufmerksamkeit schenkte. Nach nur wenigen Schritten in dem Dorf fanden seine Augen ein Schild, das vor einer Wirtschaft baumelte. Kurz huschten Thrains Augen über die Namenszug „Zur Kupferzeche", dann öffnete er die Tür und trat, einen Schwall Regenwasser mit sich bringend, in die Gaststube.

Am Tresen stand ein blonder Wirt mit beachtlicher Leibesfülle. Der Schankraum war bis auf einige wenige Menschen leer, scheinbar waren die meisten vor dem Unwetter in ihre Behausungen geflohen.

Als Thrain an den Tresen trat und sich räusperte, wandte der Wirt sich ihm zu. Er schien nicht überrascht, einen Zwerg vor sich zu sehen. Er ging zu einer Aussparung des Tresen hinüber, der es Thrain ermöglichte, einigermaßen würdevoll mit dem Wirt zu sprechen, ohne mühsam über die Holzplatte zu spähen.

„Willkommen in Nebelgrund!", begrüßte ihn der Wirt, „Womit kann ich euch dienen?"

„Kost und Logis für eine Nacht fürs erste.", erwiderte Thrain dankbar für die zumindest nicht feindliche Aufnahme. Zwar konnte dieser Wirt ihm kaum gefährlich werden, aber so war er nicht gezwungen, wieder in das Unwetter zurück zu kehren.

Der Wirt ruckte mit dem Kopf zu den Tischen. „Setzt euch!", brummte er, „Essen ist bald bei euch."

Thrain wählte einen Tisch nahe des Kamins und sah sich in dem Raum um. Linkerhand von ihm war nun die Theke, wo der Wirt eben frisches Bier zapfte. Rechts von ihm saßen fünf Männer an dem einzigen besetzten Tisch. Zu seiner Verwunderung beachteten sie ihn kaum, obwohl er der einzige Zwerg im Raum war. Sie alle waren in einfache, schlichte Kleidung gehüllt und waren in ein Gespräch vertieft. Handwerker und Bauern waren es vermutlich, die von dem, was sich hier erwirtschaften ließ, ein einfaches und vermutlich hartes Leben führten.

Mit einem Klonk stellte der Wirt den Bierhumpen vor dem Zwerg ab und Thrain nahm gierig ein paar Schluck. Da kam ein Mädchen mit Schürze aus der Küche, in ihren Händen ein Tablett tragend. Dem Blondhaar und der molligen Gestalt nach zu urteilen, war sie unzweifelhaft die Tochter des Wirtes. Mit neugierigem Lächeln näherte sie sich ihm und stellte eine Schüssel dicken Eintopfes mit Speck und Ei vor ihm ab, sowie dunkles Brot und ein Tellerchen mit getrockneten Früchten.

„Seid ihr auf der Durchreise?", fragte sie munter, „Versteht ihr euch auf Schmiedehandwerk?"

„Solda!", rief ihr Vater da streng, „Hör auf, unsere Gäste zu belästigen!"

Mit fliegenden Rücken eilte sich das Mädchen, zurück hinter den Tresen zu kommen. Amüsiert lächelnd beugte Thrain sich über sein Essen.

Er hatte eben die Schüssel geleert und sich ein zweites Bier bringen lassen, als die Tür aufgestoßen wurde und eine Gruppe drei junger Männer den Raum betraten.

Sofort verstummten alle Gespräche und die Menschen wandten sich den Neuankömmlingen zu. Der Vorderste der Gruppe wischte sich sein langes dunkles Haar aus dem Gesicht und griff schon nach dem Bierkrug, den der Wirt kaum, dass die Männer den Raum betreten hatten, abgefüllt hatte.

Der Mann sah sich um und erblickte Thrain an seinem Platz. Ein lauerndes Lächeln glitt über seine Züge und er kam auf den Zwerg zu, seine beiden Begleiter im Schlepptau.

„Dürfen wir uns zu euch setzen, Herr Zwerg?", fragte er und hatte sich im nächsten Moment schon Thrain gegenüber platziert. Dieser runzelte verärgert die Stirn. Allein zu sein, wäre ihm lieber gewesen und die Unverschämtheit, sich ihm gegenüber zu setzen ohne seine Erlaubnis abzuwarten, ging ihm deutlich gegen den Strich. Doch er zügelte sein Temperament und bemühte sich um ein freundlich wirkendes Lächeln.

„Wer seid ihr?", fragte er daher und nahm einen weiteren Schluck Bier.

Sein Gegenüber grinste. „Ihr seid offensichtlich neu hier.", sagte er, „Mein Name ist Arnfast und dies sind Logwine und Bearor. Wie lautet euer Name?" Eine Atmosphäre von deutlichem Machtbewusstsein umgab Arnfast, wie Thrain es nur von Personen in hoher Stellung kannte.

„Tarl.", erwiderte Thrain kurz angebunden, ohne zu überlegen, seinen Decknamen nutzend.

Kurz musterte Arnfast den Zwerg abschätzig. „Spielt ihr Karten?", fragte er herausfordernd.

Thrain nickte, auch wenn ihm wahrlich nicht nach Spielen zu Mute war. Doch vielleicht würde er so etwas über dieses Dorf heraus finden.

Wenig später waren die Karten verteilt und der jeweilige Einsatz lag auf dem Tisch. Zwischen tiefen Zügen aus den Bierkrügen und Pfeifen fiel Stich um Stich auf die Holzplatte. Grimmige Zufriedenheit erfüllte Thrain. Es hatte nichts geschadet, von den einfachen Soldaten das Kartenspiel zu lernen. Der Münzhaufen vor ihm war beträchtlich angewachsen, im Gegensatz zu dem von Arnfast und seinen Freunden.

„Sagt mir,", fragte Logwine ihn plötzlich, „seid ihr hier, um unsere Schmiede zu übernehmen?"

Thrain hob verwirrt den Kopf und sah den Mann an. „Bitte?", fragte er.

„Unser Schmied ist im Winter durch einen Steinschlag ums Leben gekommen. Er war ein Zwerg wie ihr. Ich dachte, ihr wäret wegen der Schmiede hier."

Thrain schüttelte den Kopf. Kurz ließ er die Finger über seine Karten wandern, entschied sich für ein Ass und legte es auf den Tisch.

„Moment...", murmelte Arnfast irritiert. Er zog eine seiner Karten hervor, welche sich als die gleiche Karte entpuppte. „Das kann nicht sein. Bearor, du hast beim Ausgeben einen Fehler gemacht."

Doch dieser schüttelte heftig den Kopf. Thrain starrte seinen Gegenüber an. Er glaubte nicht eine Sekunde lang, was hier gespielt wurde. Die kleine Bewegung Arnfasts, als Logwine seine Frage gestellt hatte, war ihm nicht entgangen. Dies war ein offensichtlicher Versuch Arnfasts, sein Geld und mehr von Thrain zu bekommen. Wie konnte man sich nur so ehrlos verhalten? Doch bevor er etwas sagen konnte, kam ihm Arnfast zuvor.

„Dann bleibt nur eine Erklärung, Herr Tarl...", sagte er drohend und erhob sich, „Ihr spielt falsch."

Seine Begleiter erhoben sich ebenfalls. „Was kann man auch anderes erwarten von einem daher gelaufenen Zwerg!", warf Logwine verächtlich ein.

Thrain bebte vor Wut und heiße Wellen des Zorns durchliefen ihn. Was wagten diese Menschen, die vielleicht hier im Dorf das Sagen hatten, aber sonst unwichtige Männer waren, es ihn derart zu beleidigen? Ihn den Prinzen des Erebor! In dessen Adern das Blut des unsterblichen Durin floss!

Zornesröte färbte seine Wangen, als er sich erhob. „Bezichtigt ihr mich etwa des Falschspiels?", fragte er mit bedrohlichem Knurren in der Stimme. Seine blauen Augen blitzten.

„Ich bezichtige euch nicht,", erwiderte Arnfast und nahm mit frechem Grinsen aufreizend langsam einen weiteren Schluck Bier, „ich weiß es!"

Lautes Brüllen hallte im Schankraum wider, als Thrain sich nach vorne warf, den Tisch packte und seinem Gegenüber in den Bauch stieß. Arnfast wankte ein paar Schritt zurück, doch seine Begleiter warfen sich sofort mit ihrem gesamten Gewicht auf Thrain. Dieser ging unter der plötzlichen Last in die Knie, doch seine Wut verdoppelte seine Kraft. Mit einem lauten Fluch stieß er erst Logwine, dann Bearor von sich. Mit einem Schritt war er bei Logwine und ließ seine Faust in dessen Gesicht donnern. Er hörte das Krachen des Nasenbeins, als der Schlag auftraf.

Seine Waffen hatte Thrain vollkommen vergessen, in blinder Wut über die Beleidigung gegen ihn, seine Familie und alle Zwerge schlug er um sich. Nun stand er vor Arnfast, tauchte unter dessen Hieb weg und rammte ihm die Schulter in die Seite. Zum zweiten Mal getroffen japste der Mensch nach Luft.

Da schlug etwas hart auf Thrains Schädel auf. Benebelt brach der Zwerg zusammen, die Sicht verschwamm vor seinen Augen, in den Ohren wummerte es. Schemenhaft erkannte er über sich Bearor, einen Pfosten in der Hand haltend.

Der außer Gefecht gesetzte Zwerg wurde unter den Achseln gepackt und durch den Raum geschleift. Hohngelächter folgte ihm, als er auf die Straße geworfen wurde. Sein Gepäck schlug neben ihm im Matsch auf.

Mit geschlossenen Augen blieb Thrain liegen, hinter ihm schlug die Tür zu. Schwer fielen die Regentropfen auf seine Kleidung. Langsam klärte sich sein Kopf. Er würde höllische Kopfschmerzen von dem Schlag behalten, aber sonst keine Schäden davon tragen.

Wie er so da lag, im Schlamm der Straße, langsam durchweicht vom Regen, gab er sicher kein königliches Bild ab. Doch er wähnte sich allein.

Da erklang plötzlich eine kecke Frauenstimme hinter ihm.

„Na, zu viel Brandwein gehabt, mein Junge?"

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