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Markttag

Es war ein herrlich warmer Frühlingsmorgen, als Ira an diesem Tag erwachte. Die junge Zwergin streckte sich genießerisch und fuhr sich durch das vom Schlaf zerstrubbelte Goldhaar. Noch zu faul, um aufzustehen, lehnte sie sich vor und stieß die Fensterläden auf. Helles Sonnenlicht flutete ihre Kammer. Mit einem zufriedenen Seufzer griff Ira nach dem mit Wasser gefüllten Becher aus schmucklosem Kupfer und nahm ein paar Schlucke, noch in die behaglich warme Decke eingewickelt.
Schließlich stellte sie den Becher zurück und stand auf. Energisch zupfte sie das etwas kratzige Schlafgewand zurecht, dann öffnete sie das Fenster und steckte den Kopf nach draußen. Die Vögel sangen und unter ihr gluckerte die Nebel, die hier die Siedlung verließ und entlang der blühenden Wiesen und Felder vor dem Dorf in Richtung Anduinebene floss. Ira sah zu dem strahlend blauen Himmel über ihr empor, froh über das wunderbare Wetter. Sie ließ den Blick über die umliegenden Berghänge und ihre Heimat schweifen, winkte lachend einem Menschen am gegenüberliegenden Flussufer und zog sich schließlich wieder in ihre Stube zurück.
Leise ein Liedchen vor sich hin summend wusch sie sich, zog ein schlichtes braunes Kleid an und flocht ihr Haar zu zwei langen Zöpfen, die ihr bis an die Hüfte hinab baumelten und wieder mit den gelben Bändern geschmückt waren.
Morgen würde der erste Markt in Nebelgrund seit Ende des Winters stattfinden. Buden und Stände würden auf der Uferwiese der Nebel aufgebaut werden, wo Handwerker und Bauern ihre Ware feil boten. Manch ein Handel wurde hierbei geschlossen, doch vor allem wurde dieser Tag genutzt, um den Winter endgültig zu verabschieden. Denn nun war auch die Zeit später Schneefälle und plötzlicher Kälteeinbrüche vorbei.
Mhilram würde, wie jedes Jahr, ihr Haus an diesem Tag schließen und den Mädchen frei geben. Auch schon heute war das Freudenhaus Nebelgrunds geschlossen. Diesen Tag würden die Frauen nutzen, das Haus und ihre Sachen einer gründlichen Reinigung zu unterziehen.
Und so trug Ira heute nur ein einfaches Arbeitskleid. Sie schüttelte ihr Bett auf und legte es ans geöffnete Fenster. Ihre restliche Kleidung warf sie in einen großen Bottich und lief die Treppe hinab, wo sie fast mit einer noch recht schläfrigen Nube zusammen gestoßen wäre.
„Ira!", rief die hochgewachsene Zwergin, deren helles Haar schon zu einem kunstvollen Dutt getürmt war. „Pass doch mal auf, du Wirbelwind.", grummelte Nube und verzog sich in ihr Zimmer, um auch ihre Kleidung zum Waschen zu holen.
Wenig später hatten sich die fünf Mädchen aus Mhilrams Haus am Eingang versammelt, jede mit einem Stapel ihrer Wäsche beladen. Gemeinsam traten sie in die frische Luft des Vormittags. Mit tiefen Zügen inhalierte Ira die klare Luft. Ein paar fröhliche Sprünge brachten sie zu den Schwestern Dwaike und Dwaika, deren schwarzes Haar im Licht der Sonne silbrig schimmerte.
Nube und Gloida schritten majestätisch hinterdrein, während die drei Vorderen bereits Kurs auf die Uferwiesen am Siedlungsrand nahmen.
„Was denkst du, Ira,", quasselte Dwaika fröhlich los, „welches Kleid sollte ich morgen tragen?" Sie deutete auf ihre Wäsche.
Die Angesprochene legte den Kopf schief. „Ich mag das dunkelrote an dir sehr gerne.", erwiderte sie und zupfte an dem flatternden Ärmel des besagten Kleides.
Dwaike lachte und sah zu ihrer Schwester, die ihr bis aufs letzte Haar glich. „Ja...", lachte sie, „wir werden uns vor Anfragen von Kunden kaum retten können, wenn meine Schwester dieses Kleid trägt." Sie war die ruhigere der beiden jungen Frauen, die auch ihre körperlichen Reize nicht ganz so gern zur Schau stellte wie Dwaika.
„Was ist eigentlich mit deinem neuesten Kunden, Ira? Der gut aussehende Schmied? Tarl kommt ja fast jeden Tag nun zu dir!", fuhr sie an Ira gewandt fort und betonte dabei die Worte „gut aussehend" besonders. Ihre Augen funkelten. „Er scheint dir ja komplett verfallen zu sein."
Ira lachte und spielte mit einem Rocksaum, der über den Rand ihres Bottiches heraus ragte. Seit Tarl eines Abends wieder zu ihr gekommen war, waren zwei Wochen vergangen. Und tatsächlich kam der Schmied nun regelmäßig und oft zu ihr.
Sie mochte ihn. Bei dem Gedanken, wie sie ihn eines verregneten Abends in der Gosse liegend gefunden hatte, musste sie unwillkürlich grinsen. Ihr war da schon sein ungewöhnlich gutes Aussehen aufgefallen. Ein Verdacht, der sich dann später in ihrem Zimmer nur deutlich bestätigt hatte. So ein Kunde war ihr angenehm. Zumal er noch überaus freundlich und höflich war.
Ja Tarl schien regelrecht dankbar für jede Aufmerksamkeit zu sein, die sie ihm zukommen ließ. Obwohl er für die gemeinsame Zeit bezahlte, nahm er sie nicht als selbstverständlich hin. Trotz ihres Standes als Hure über die er verfügen konnte, behandelte er sie mit einer ausgesuchten Höflichkeit, so dass sie sich wie eine Dame von hoher Geburt fühlte.
Und ihr war natürlich das Funkeln seiner Augen nicht entgangen, jedes Mal wenn er sie erblickte. Die leichte Unsicherheit, das nur schwer verhüllte Verlangen, die Bewunderung und Hingabe in seinem Blick, all dies hatte sie schon einige Male bei Kunden gesehen. Doch bei Tarl war da etwas anders. Manchmal schien es ihm wichtiger zu sein, mit ihr zu reden, als sich mit ihr zu vereinen. Und sie verbrachte gerne ihre Zeit mit ihm. Die Katze in seiner Schmiede war da eine wunderbare Ausrede, um hin und wieder bei ihm vorbei zu schauen.
„Ja,", nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf, „er ist sehr nett und tatsächlich scheint er gern zu mir zu kommen."
Dwaika lachte laut auf. „Du magst ihn!", stellte sie triumphierend fest.
Ira zuckte mit den Schultern. „Ja das tue ich in der Tat. Ich meine, er wäscht sich wenigstens. Das machen andere nicht.", erwiderte sie.
Mittlerweile hatten sie den Fluss erreicht und stellten ihre Bottiche ab. Waschbretter und die mit Asche gefüllten Seifensäckchen wurden hervor geholt und die Frauen legten die Wäsche in Stapeln beiseite, um die nun leeren Bottiche mit dem Flusswasser zu füllen.
„Nein, das meine ich nicht!", beharrte Dwaika, die Augen blitzten schalkhaft, „Er gefällt dir."
Ira lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. Dann widmete sie sich ihrer Wäsche. Das Walken der Wäsche in dem Laugenwasser und das anschließende Schrubben auf dem Waschbrett war eine anstrengende Tätigkeit. Bald fehlte ihr schlicht der Atem zum weiteren Tratschen.
Dwaika verlegte sich nun darauf, Gloida nach Haarbändern für ihren Zopf zu fragen und das Stimme der Zwergin begleitete sie auf ihrer Arbeit fast pausenlos. Nube verdrehte die Augen und selbst Dwaike schüttelte kurz den Kopf über ihre aufgedrehte Schwester.
Die Sonne kletterte langsam in die Höhe und die ersten Röcke und Hemden lagen bereits zum Trocknen auf der Wiese. Zwerge und Menschen kamen vorbei in Vorbereitung für den nächsten Tag. Manche winkten den Damen zu, andere kamen sogar kurz vorbei, um mit den begehrten Mädchen zu sprechen.
Tarl jedoch war nicht dabei, wie Ira ein wenig enttäuscht fest stellte. Sie erhob sich, um ihren Bottich mit frischem Wasser zu füllen, damit sie nun ihre Überkleider waschen konnte. Vorsichtig, um sich nicht die Schuhe zu füllen, stapfte sie an den Fluss heran und beugte sich hinab.
Ein Schwall kalten Wassers erwischte sie von rechts und übergoss komplett Kopf und Schulter. Mit einem überraschten Schrei fuhr sie hoch. Lautes Gelächter erfüllte ihre Ohren. Prustend sah sie sich um und wischte sich das nasse Haar aus dem Gesicht.
Dwaike und Dwaika standen nur wenige Schritt von ihr entfernt am Ufer und lachten aus vollem Halse.
Ira zog zornig die Augenbrauen zusammen. „Na wartet!", rief sie aus und bückte sich wieder über das Wasser. „Das werdet ihr mir büßen!"
Mit ihrem Bottich schöpfte sie Wasser und warf es in Richtung der Schwestern. Wild kreischend versuchten sie sich in Sicherheit zu bringen. Dabei verhedderte Dwaika sich in ihrem Rock und fiel der Länge nach ins Wasser. Unter Iras und Dwaikes lautem Lachen rappelte sie sich auf und ging zum Gegenangriff an. Rasch zog sich Ira zurück, war aber nicht schnell genug. Die nächste Wasserladung der durchnässten Dwaika traf ihren Rock und durchweichte ihn völlig. Mit einem Satz sprang sie ins Wasser, da sie sowieso nass war, scherte sie das nicht weiter und spritzte eine weitere Ladung des kühlen Nasses auf ihre Gegnerin.
In völlig nasser Kleidung und kichernd stiegen die drei jungen Frauen schließlich wieder ans Ufer. Nube zog missbilligend die Augenbrauen in die Höhe. „Könnt ihr euch nicht einmal damenhaft benehmen?", fragte sie blasiert. Ira lachte und schüttelte den Kopf, dass die Zöpfe nur so flogen. Mit erhitzten Wangen wollte sie sich eben ins Gras fallen lassen, doch Gloida fuhr die drei nur unwirsch an: „Bei Mahals angeschmortem Bart, ihr drei geht sofort ins Haus und zieht euch trockene Sachen an, selbst wenn ihr hier in Säcken wieder auftaucht! Wehe ihr erkältet euch nach dieser Kinderei und wir müssen eure Kunden übernehmen!"
Es war bereits nach Mittag, als endlich sämtliche Kleidung gewaschen war. Die Frauen schleppten die nun aufgrund der feuchten Stoffe deutlich schwereren Bottiche zurück zu ihrem Haus, wo Mhilram bereits die Wäscheleinen hinter dem Haus aufgespannt hatte.
Die Herrin des Hauses selbst stand ebenfalls dort und klopfte energisch die Teppiche aus. Den ganzen restlichen Tag waren Ira und die anderen Mädchen damit beschäftigt unter Mhilrams Anleitung zu putzen. Sie brachten ihre Zimmer auf Hochglanz sowie das Gästezimmer hinten im Haus. In diesem mit einer kleinen Getränketheke und mehreren gemütlichen Sitzecken ausgestatteten Raum konnten sich Gäste Mhilrams aufhalten und erfrischen.
Böden wurden nun gefegt und gewischt, Stoffsessel ausgeklopft, Gläser gespült und poliert, Betten aufgeschüttelt, Fenster geputzt und Möbel vom Staub des Winters befreit. Für Quatsch und Tratsch blieb nun noch nicht einmal Dwaika Zeit und am Abend fiel Ira vollkommen erschöpft ins Bett, voller Vorfreude auf den nächsten Tag.

Am darauf folgenden Morgen steckte Ira ihren Kopf in das Zimmer Gloidas. Die Zwergin saß noch in ihrem Bett und blickte der Jüngeren müde entgegen. „Hilfst du mir bitte mit meinen Haaren?", fragte Ira munter. Der Morgen war immer ihre liebste Tageszeit gewesen und sie verstand die anderen Mädchen nicht, die lieber ausschliefen als den Sonnenaufgang zu genießen.
Gloida gähnte und nickte schwach. „Ich komm gleich zu dir rüber.", murmelte sie und wedelte mit der Hand.
Wenig später saß Ira auf einem Hocker in ihrem Zimmer, während Gloida sich damit abmühte, ihre blonde Haarmähne zu bändigen. Die dunkelhaarige Zwergin mit den unzähligen Zöpfen seufzte leise, weil Ira vor Vorfreude kaum still halten konnte. Durch das geöffnete Fenster konnte man bereits hören, wie die Stände aufgebaut wurden.
Liebevoll und geduldig kämmte Gloida Iras Haar, bis es sich fast widerstandslos flechten und an ihrem Hinterkopf auftürmen ließ. „Ich bin gleich fertig, kleiner Wirbelwind.", murmelte sie, deutlich die Ungeduld spürend. Doch ein warmherziges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie half Ira regelmäßig mit etwas komplizierteren Frisuren. Im Gegenzug erneuerte diese hin und wieder Gloidas Zöpfe. Die Haarpflege und das gegenseitige Flechten war unter ihrem Volk ein Zeichen tiefer Freundschaft und Verbundenheit.
Zwei letzte Strähnen an Iras Schläfen wurden zu kleinen Zöpfen geflochten, die ihr Gesicht umrahmten. Eine davon wurde mit einer schlichten kupfernen Haarschließe verziert, die alle der Mädchen trugen und ein Geschenk Mhilrams war, um ihnen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln. Die darauf abgebildete Bindrune versinnbildlichte ihren Stand als Huren.
Ira sprang auf. „Danke Gloida!", rief sie fröhlich und drückte diese kurz an sich. Sie schnappte sich ein gelbes Tuch, das sie sich um die Schultern legte. Gloida nahm dagegen ein einfaches Band der gleichen Farbe zur Hand und band es sich um den Kopf. Ihre Miene war seltsam verhärtet dabei.
Mit traurigem Blick musterte Ira ihre Gefährtin. Von ihnen allen fühlte sich Gloida in ihrem Stand am unwohlsten. Genau wie bei den meisten von Mhilrams Mädchen hatte sie ihre Familie verloren und war auf sich allein gestellt gewesen. Ira selbst schätzte die Freiheit, die ihr Leben mit sich brachte. Im Gegensatz zu anderen zwergischen Frauen war sie nicht auf die Gnade eines Vaters, Mannes oder großen Bruders angewiesen. Männer waren das Oberhaupt der Familie und da Frauen wie ein Kleinod gehütet wurden, war ein goldener Käfig schnell die Folge.
Gloida jedoch sehnte sich nach einer Familie und einem Ehemann. Immer wieder hoffte sie, eines Tages einen Zwerg kennen zu lernen, der sie zu sich nahm. Vielleicht suchte sie deswegen die Nähe Nubes, da diese von Männern geradezu umschwärmt wurde und zudem Gloida immer wieder zeigte, wie deren Aufmerksamkeit zu genießen war.

Als die fünf Mädchen zusammen mit Mhilram vor die Tür traten, war das Stimmengewirr vom Marktgelände her bereits deutlich zu hören. Fröhlich grinsend hakte Ira sich zwischen Dwaika und Dwaike ein. Die drei hefteten sich Mhilram an die Fersen, die raschen Schrittes die letzten Häuser des Dorfes hinter sich ließ und die Uferwiese ansteuerte, auf der der Markt statt fand, wo viele Menschen und Zwerge bereits versammelt waren.
Und welch ein Leben und welch wilder Trubel hier herrschte!
Iras Augen schossen begeistert hin und her, bemüht alles aufzunehmen. Der erste Markttag des neuen Jahres war immer ein Anlass besonderer Freude und Lebhaftigkeit. Das ganze Dorf war hier versammelt. Gelächter und Gesprächsfetzen wurden vom Wind über die Wiese getragen. Kinder rannten zwischen den Ständen umher.
Hier boten die Bauern ihre ersten Feldfrüchte des Jahres zum Verkauf. Bärlauch, Spinat, verschiedene Sorten Kohl und Möhren, sowie Rettich und Pastinake stapelten sich neben den letzten Vorräten an Birnen und Äpfeln aus dem Winter. Eier und frische Butter waren neben dem Gemüse gestapelt. Der typische Geruch des Bärlauchs hing über jedem der Stände und verkündete deutlich, dass der Winter endlich ein Ende gefunden hatte. Mhilram trat an einen der Stände heran und war wenig später mit einem der Bauern in ein Gespräch vertieft. Scheinbar verhandelte sie den Preis einer Essenslieferung an ihr Haus.
Dwaika ließ Ira und ihre Schwester nicht lange bei den Ständen der Bauern verweilen. Sie zog die anderen begeistert weiter zu einem Kochfeuer über dem Äpfel gebraten wurden. Nube und Gloida waren bereits dort und mit einem Blick auf die drei jüngeren Zwerginnen, die sich ihnen näherten, zog Nube ihre Geldbörse hervor und zählte dem Verkäufer einige Kupferstücke in die Hand.
Ganz versunken in den Geschmack des wunderbar süßen und heißen Apfels, der von Honig und Saft nur so tropfte, folgte Ira ihren Begleiterinnen. Sie kamen an den Ständen eines Korbflechters und eines Besenbinders vorbei. Bäcker Jalrek verkaufte Brote und kleine süße Teiglinge, von denen Dwaike, die ihren Apfel bereits verspeist hatte, einige für sie alle kaufte.
Eine Webersfamilie bot unweit ihre Wollwaren an, gewebte Tücher in verschiedenen Farben, Tuniken und Westen, sowie einfache Knäuel aus Wolle. Nube schlenderte zu dem Stand hinüber, wo sie sofort von dem ältesten Sohn der Familie angesprochen wurde. Seine Augen glühten voller Verehrung, als sie ihm gegenüber stand. Für einen kurzen Moment fühlte Ira sich an Tarl erinnert und sie lächelte fröhlich.
Für die Kinder des Dorfes war ein kleines Karusell aufgebaut worden, das von einem Esel gezogen wurde. Mit strahlenden Gesichtern saßen die Mädchen und Jungen auf den vier kleinen Holztieren und winkten ihren Eltern zu. Mit sehnsüchtigem Blick beobachtete Gloida die Familien. Ira ging zu ihr und hakte sich bei ihr unter. „Komm, lass uns nach den Handwerkern schauen.", sagte sie, verschweigend, dass sie dabei hoffte, Tarl zu finden.
Das Hämmern von Werkzeugen begrüßte sie, kaum, dass sie sich den Ständen der Handwerker näherten. Kupferkessel, -pfannen und -kelche lagen hier zum Kauf bereit ebenso wie Besteck und Spiegel aus dem gelbbraunen Metall. Manche der Zwerge, die das Kupfer bearbeiteten, saßen mit ihren Werkzeugen an kleinen improvisierten Bänken und trieben klirrend das Kupfer in Form. Bewundernd nahm Gloida einen der gedengelten Becher in die Hand.
„Für euch nur ein Silberstück, schöne Frau.", sagte der Handwerker mit einem strahlenden Lächeln für Gloida. Die Zwergin neigte den Kopf. „Eine schöne Arbeit.", erwiderte sie.
Während Gloida mit dem Händler redete, ließ Ira ihren Blick über die Stände schweifen und erblickte tatsächlich, wen sie suchte.
An einer kleinen Esse, die aus Stein und Lehm geformt worden war, arbeitete Tarl und sein Lehrling Fredi, der den Blasebalg bediente, während Tarl ein Stück Eisen in die Glut hielt. Neben ihnen hielt ein Bauer ein Pferd am Zügel, das misstrauisch die Flammen beäugte. Offenbar sollte ein neues Hufeisen angepasst werden.
Ira näherte sich langsam, die beiden Zwerge bei ihrer Arbeit beobachtend. Tarl und Fredi hatten beide aufgrund der ständigen Nähe zum Feuer auf ein Hemd verzichtet und trugen lediglich Hose, Stiefel und einen ledernen Hüftschurz.
Mit kräftigen, gezielten Schlägen bearbeitete Tarl das Eisen. Seine schwarzen Haare hatte er in einem einfachen Zopf nach hinten gefasst, lediglich ein einfacher mit schlichter Schließe verzierter Flechtzopf baumelte neben seinem Gesicht. Die Tatsache ausnutzend, dass niemand sie bemerkte, ließ Ira ihre Augen etwas länger auf ihm verweilen. Sie lächelte. Es war nichts neues, was sie da zu sehen bekam, doch ein immer wieder erfreulicher Anblick.
Konzentriert passte der Zwerg das Eisen an, befand, dass es noch etwas weiter geformt werden musste und ließ erneut den Hammer singen. Fasziniert verfolgte Ira das Spiel seiner Muskeln, die jede Bewegung kraftvoll und geschmeidig führten. Tarl musste viel und lange trainiert haben, um seinen Körper derart zu stählen, dass er selbst für einen Zwerg äußerst gut definiert war.
Das Hufeisen wurde angepasst und der Bauer bezahlte den Zwerg dankbar. Eben wollte Ira zu Tarl gehen, als ihr eine Gruppe Männer ins Auge fiel, die sich ebenfalls dem Schmied näherten. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. Nedric und seine beiden Freunde Vigrot und Ottar liefen an den Ständen vorbei, schoben sich zwischen den Besuchern des Marktes hindurch und erreichten schließlich Tarl und Fredi.
Der rothaarige Lehrling warf den dreien einen überraschten Blick zu. Normalerweise blieben die Männer unter sich und suchten auf derartigen Veranstaltungen keinerlei Gesellschaft. Auf Märkten verkauften sie ihre Ernte, erledigten die nötigsten Geschäfte und zogen sich wieder zurück. Bekanntschaften suchten sie sonst keine.
Tarl lächelte erfreut, als er sie sah und trat einen Schritt auf die Männer zu, während Fredi sich still mit dem Feuer in der Esse beschäftigte.
Angeregt unterhielten sich die drei mit dem Zwerg. Die einzelnen Wörter drangen nicht zu Ira durch, doch sie konnte deutlich das Lachen Tarls hören und sah, wie sehr er die Gesellschaft der drei schätzte.
Übellaunig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Weder Nedric noch einem seiner beiden seltsamen Freunde traute sie über den Weg. Es war ihr unverständlich, wie man sich derart von der Dorfgemeinschaft abschotten konnte. Dies war keine befestigte Stadt, die von hunderten Soldaten geschützt wurde. Hier waren sie auf sich gestellt und jeder war auf den anderen angewiesen, damit die Siedlung überleben konnte. Doch Nedric, Vigrot und Ottar hielten sich nicht nur von allen anderen fern, sie zeigten auch noch deutlich ihre Verachtung für die Bewohner des Dorfes. Was fand Tarl nur an diesen Männern?
Endlich verabschiedeten sie sich und ließen einen gut gelaunten Tarl zurück. Der Zwerg sah sich um und erblickte Ira. Freundlich lächelte er und hob die Hand zum Gruß, dann wandte er sich seinen Werkzeugen zu. Mit einem leisen Seufzen löste Ira die vor der Brust verschränkten Arme und ging zu ihm. Es würde wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis er das wahre Wesen Nedrics erkannte.
„Wie geht es Biest?", fragte sie, als sie den Schmied erreichte. Tarl hob den Blick. Sein Gesicht leuchtete auf, als er sie erblickte. Mit blitzenden Augen erwiderte er: „Ihr geht es gut. Sie frisst mit großem Appetit und der Bauch wächst zunehmend."
Den Blick wieder auf die Auslage vor ihm richtend fragte er mit scherzendem Unterton: „Kommst du nur, um mich zu der Katze zu befragen?"
Ira lachte auf. „Nein,", sagte sie, „in der Tat rede ich gerne mit dir."
„Na was für ein Glück ich doch habe, von einer so schönen Frau beachtet zu werden.", sagte Tarl mit einem echten Strahlen im Gesicht. Spielerisch hob Ira den Finger. „Einen Preisnachlass gewähre ich dir trotz deiner Komplimente nicht."
„Darauf lege ich auch keinen Wert, Ira.", entgegnete Tarl und schüttelte den Kopf. Dabei flog sein Schläfenzopf hin und her, sodass ihr erneut die Haarschließe daran auffiel.
Gerührt sah Ira ihn an. Noch nie war ihr ein Kunde untergekommen, der die Aussicht ablehnte, weniger Geld für die Zeit mit ihr zahlen zu müssen. Tarl jedoch schien sie jede einzelne Münze wert zu sein. Um vom Thema abzulenken, deutete sie auf seinen Zopf. „Woher hast du diese Schließe?", fragte sie.
Sachte hob er die Hand und umfasste das kühle Metall. „Diese Schließe wurde mir überreicht, als ich Krieger der Steinbärte im Erebor wurde.", sagte er leise und fuhr sanft mit dem Daumen über die eingravierten Runen. „Jeder Zwerg des Regimentes trägt dieses Zeichen."
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Du bist ein Krieger?", murmelte sie ehrfürchtig. Es fiel ihr wahrlich nicht schwer, sich Tarl in der beeindruckenden Rüstung eines Zwergensoldaten vorzustellen. Hatte er vielleicht in Schlachten gekämpft?
„Ich war sogar Befehlshaber einer Gruppe Soldaten.", erwiderte der Schmied dunkel, die Augen auf Erinnerungen in weiter Ferne gerückt.
Fasziniert sah Ira ihn an. „Aber... Aber warum bist du dann hier als Schmied?", fragte sie, plötzlich dankbar für diese ihr unerklärliche Wendung des Schicksals, die ihr ermöglichte, Tarl kennen zu lernen.
Er richtete den Blick auf sie. Die Kälte und Härte seiner eisblauen Augen erschreckte sie. „Es war kein Platz für mich im Erebor.", sagte er fest, die Augenbrauen in plötzlichem Unmut zusammen gezogen. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel zu, er wollte das Thema nicht weiter vertiefen.
Ira schluckte die Fragen, die ihr auf der Zunge brannten, herunter. Sie war ein wenig verwirrt von seiner Reaktion und ahnte, dass sich mehr in seiner Vergangenheit verbarg, als er bereit war, zuzugeben. Doch noch während sie überlegte, wie sie seine seltsame Laune wieder aufhellen konnte, glättete sich seine Miene wieder und er lächelte.
„Verzeih", sagte er, „Ich will dich nicht mit meiner Vergangenheit belasten."
„Ira! Ira!" Dwaikas Stimme riss die beiden aus ihrer Unterhaltung. Die Zwergin kam auf sie zugelaufen, bremste und wischte sich ein paar vorwitzige schwarze Strähnen aus dem Gesicht. Dann grinste sie breit.
„Ach, Ira und ihr favorisierter Kunde.", meinte sie schalkhaft. Nun sah Tarl mit großen Augen zu Ira, die Dwaika mit einer Handgeste versuchte, zum Schweigen zu bringen. Die Art wie der Schmied sie plötzlich ansah, ließ ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Magengegend aufsteigen.
„Es tut mir ja leid, dass ich eure traute Zweisamkeit unterbreche.", fuhr Dwaika fort, „Aber ich brauche unbedingt deine Hilfe Ira! Ich kann mich zwischen zwei Wollstoffen nicht entscheiden."
Die Angesprochene seufzte. „Ist nicht Nube oder so in der Nähe?", fragte sie. Dwaika schüttelte heftig den Kopf und zog an Iras Hand. „Komm schon! Du kannst mit deinem Schmied auch später nochmal reden!"
Mit einem entschuldigenden Blick für Tarl nickte Ira ergeben und folgte Dwaika schließlich. Kurz warf sah sie über ihre Schulter zurück zu dem Schmiedestand, wo der Zwerg immer noch ihr nachdenklich hinterher schaute.

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