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Krieger des Erebor

2995 D.Z.

Thrain, Gimli, Skafid und Jari liefen hintereinander den schmalen Bergpfad entlang. Eine Gruppe Händler hatte auf ihrem Heimweg von den Eisenbergen einige Trolle bemerkt und dieses dem König berichtet. Fili hatte nun die vier Krieger ausgesandt, um zu überprüfen, was an der Geschichte dran war. Sie sollten die Trolle aufspüren und dann Bericht erstatten.

Seit Skafids und Thrains Aufnahme in das Regiment der Steinbärte war ein halbes Jahr vergangen. An ihre Aufnahmezeremonie hatte sich eine rauschende Feier angeschlossen, von der Thrain nur noch bruchstückhafte Erinnerungen besaß. Die Krieger hatten zusammen mit ihren Familien gefeiert. Auch die Königsfamilie hatte sich unter die Feiernden gemischt. Thrain war wohl nie so glücklich gewesen wie in diesem Moment.

Seitdem lebte er nach wie vor mit den anderen drei zusammen in dem Bereich der Krieger. Regelmäßige Trainings, gelegentliche Erkundungen in der Umgebung und Manöver bestimmten nun seinen Alltag. Und er bereitete sich darauf vor, in wenigen Jahren selbst einen Schützling auszubilden, so wie Gimli ihn ausgebildet hatte. Die vier jungen Krieger verband eine innige Freundschaft und Thrain war dankbar, dass sie viel ihrer Zeit gemeinsam verbringen konnten. Er konnte sich sein Leben ohne Gimli, Skafid und Jari nicht mehr vorstellen, sie waren seine Freunde, seine Waffenbrüder. Ihnen würde er ohne zu überlegen sein Leben anvertrauen.

Seit drei Tagen durchstreiften sie nun das nördliche Hinterland des Erebor. Ein Geräusch ließ Thrain aufhorchen. „Hört ihr das?", fragte er leise. Gimli legte den Kopf schief. "Könnte sein...", murmelte er leise. Jari lockerte die Halterung seines Kriegshammers und trat neben Thrain. Skafid schob sich an ihnen vorbei und schlich leise um die nächste Biegung. Von ihnen allen war er der bei weitem leiseste. Jari meinte, man könne meinen Skafid wäre ein Elb, da er noch stiller wäre als der Viertelelb, was eine liebevolle Bezeichnung für Thrain war. Und so hatte Skafid meist die Aufgabe des Spähers.

Still warteten die drei Krieger ab und bereiteten ihre Waffen vor. Thrains Hand strich liebevoll über die Gravuren in seiner Axt. Er und Gimli blickten belustigt zu Jari, der sorgenvoll in die Richtung guckte, wo sein ehemaliger Schützling verschwunden war. Auch wenn er immer wieder über ihn spottete, war ihnen klar, wie sehr Jari Skafid schätzte. Der Ruf eines Falken zerriss die Stille. „Das ist Skafid.", zischte Jari und Gimli antwortete mit dem Schrei eines Habichts.

Sie folgten dem Weg und fanden Skafid hinter einem Felsen kauernd vor einer Senke. Der Blonde deutete hinunter und hob zwei Finger in die Höhe. Sie kauerten sich neben ihn. „Ihre Höhle ist direkt hier.", flüsterte Skafid leise.

Vorsichtig schob Thrain sich vor, so dass er über den Felsen hinabblicken konnte. Tatsächlich standen dort unten zwei Trolle und unterhielten sich in ihrer grunzenden Sprache. Der Prinz runzelte die Stirn. Sie waren hier nahe an menschlichen Siedlungen. Nicht allzu weit weg von hier befand sich eine Gruppe Bauernhöfe, die von Menschen aus Thal bewirtschaftet wurden. Und die Dämmerung näherte sich. Zwar waren diese Trolle nicht durch das Sonnenlicht gefährdet, aber wie die meisten üblen Geschöpfe gingen sie meist nachts auf Jagd. Vor dem nächsten Tag würden sie nicht wieder am Erebor sein, um Verstärkung anzufordern.

Er ließ sich zurücksinken. „Wir greifen an.", flüsterte er den anderen zu und lockerte seine Axt. „Was bitte?", echote Gimli. Auch Skafid schien verwirrt. Lediglich Jari nickte erfreut und griff ebenfalls nach den Waffen. Die vier Zwerge steckten die Köpfe zusammen. „Es sind nur zwei Trolle,", fuhr Thrain leise fort, „das ist für uns kein Problem. Und bis wir wieder mit Verstärkung hier sind, können diese hier ohne weiteres die nahegelegenen Höfe überfallen."

Skafid wog bedächtig den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht, Thrain.", sagte er. „Nun mach dir mal nicht in den Bart, Kleiner!", brummte Jari und sah seinen ehemaligen Zögling streng an. Skafid zuckte schicksalsergeben die Schultern und auch Gimli nickte zustimmend. Zwar waren Jari und Gimli die erfahreneren Krieger, aber vielleicht aufgrund seiner Verbindung zur Königsfamilie war Thrain rasch zum inoffiziellen Anführer der vier aufgestiegen.

Ein letzter Blick zwischen ihnen wurde getauscht, dann zogen Thrain und Jari zeitgleich ihre Waffen. Sofort sprangen sie hinter den Felsen hervor und schwangen brüllend ihre Waffen. Die Trolle hoben überrascht die Köpfe und blickten zu den zwei jungen Kriegern hoch, die eben den steilen Abhang hinunter rannten.

Thrain brüllte aus Leibeskräften und hob seine schwere Doppelaxt in die Höhe. Neben ihm schwang Jari seinen Hammer. Die Trolle machten einen schwerfälligen Schritt auf sie zu und holten mit ihren Armen aus, um die lästigen kleinen Angreifer fortzuwischen. Doch Thrain duckte sich rechtzeitig weg, rollte unter dem Arm des linken Trolles hindurch, kam wieder auf die Füße und schlug mit einem lauten Schrei nach dem Knie des Trolles.

Mit einem Schmerzensschrei fuhr das Biest herum und suchte zwischen seinen Füßen nach dem Übeltäter. Doch Thrain war bereits wieder auf der anderen Seite des Trolles. „Hey, suchst du mich?", brüllte er und schlug den Griff seiner Axt gegen einen Stein. Sofort drehte der Troll sich um und beugte sich zu Thrain hinab. Laut und voller Wut schrie er den Zwerg an und Thrain stand in einem Sprühnebel aus Trollspeichel.

Da bemerkte er hinter dem Troll eine Bewegung. Erneut hackte er mit seiner Axt nach seinem Gegner. Der stolperte ein Stück zurück. Thrain folgte ihm. Hinter dem Troll erblickte er Skafid und Gimli. Gimli bückte sich, während Skafid Anlauf holte und auf Gimli sprang. Mit einem Schrei stieß er sich ab und landete auf dem Rücken des Trolles. Dieser brüllte auf und grapschte nach hinten, um den Zwerg von seinem Rücken zu holen. Doch Skafid rammte eines seiner Messer in den Rücken des Trolles und zog sich auf die Schultern des Untieres. Noch bevor der Troll reagieren konnte, hatte Skafid bereits sein Schwert geschwungen und dem Vieh den Kopf abgeschlagen.

Thrain sprang beiseite und der Kopf fiel mit einem widerlichen Schmatzen neben ihm zu Boden. Skafid und Gimli eilten zu ihm hinüber. Nebeneinander starrten sie auf den Kopf hinab.

„Hey!", erklang da Jaris Stimme von der Seite, „Wenn ihr mal damit fertig seid, euren Trollkopf zu bewundern, ich könnte Unterstützung gebrauchen." Thrain drehte sich herum. Jari stand mit dem Rücken zu einer Felswand und vor ihm der Troll, der mit seinen Fäusten nach ihm schlug. Zwar schaffte es Jari, seinen Hieben auszuweichen, aber auf die kurze Distanz konnte er nicht richtig mit seinem Kriegshammer ausholen.

Gimli neben Thrain griff in seinen Gürtel und holte eine kleine Wurfaxt heraus. Kurz zielte er, dann warf er die Axt nach dem Troll, die sich an der Schulter des Untieres ins Fleisch bohrte. Jaulend fuhr der Troll herum, doch den Moment der Ablenkung konnte Jari nutzen, um sich freie Bahn zu verschaffen. Mit einem gezielten Schlag an den Kopf schickte er seinen Gegner ohnmächtig zu Boden. Da war Skafid schon bei ihm und schlitzte dem Troll die Kehle auf.

Ruhe kehrte ein. Die vier Zwerge sahen sich grinsend an. Jari schnaubte. „Ihr habt euch ja schön Zeit gelassen...", brummte er. Die anderen drei lachten. Gimli trat vor und wälzte den Troll mit dem Griff seiner Axt herum. „Ganz schön mutig, die beiden hier, so nahe an unsere Siedlungen heran zu kommen.", ließ Skafid hören. Thrain nickte grimmig. „Ja, es werden immer mehr, die sich hierher wagen.", bestätigte er, „Lasst uns aufbrechen. Wir sollten Fili Bericht erstatten."

Es war ein strahlender Frühsommertag, als sie am Erebor ankamen. Das Tor des Berges stand weit offen und die Straße zwischen Thal und dem einsamen Berg wimmelte nur so von Händlern beider Völker. Die vier jungen Krieger mischten sich unter die Menge und folgten dem gepflasterten Weg zwischen Bäumen hindurch auf das Tor zu. Thrain konnte das Singen von Werkzeug hören, das von den beiden neu errichteten Wachtürmen zu ihnen herunter wehte. Er hob den Kopf. Offenbar wurden dort noch einige letzte Arbeiten verrichtet.

Angenehme Kühle empfing die vier Zwerge, als sie das Tor zum Erebor durchschritten und den gleißend hellen Sonnenschein hinter sich ließen. Doch selbst für einen geschäftigen Tag war in der großen Torhalle viel los. Scheinbar hunderte Zwerge drängten sich hier, erwartungsvolles Summen lag in der Luft. Irritiert sahen sie sich um. „Was ist denn hier passiert?", fragte Jari erstaunt.

Thrain sah sich um. Da erblickte er ein bekanntes Gesicht. „Bofur!", rief er aus und hob die Hand. Der angesprochene Zwerg drehte den Kopf und lachte, als er Thrain und die anderen sah. Mühevoll quetschte er sich durch das Gedränge auf die vier zu. „Bofur, was ist hier los?", fragte Thrain ihn, kaum dass der Freund seines Vaters sie erreicht hatte. „Habt ihr es noch nicht gehört? Thorin hat Balin endlich die Erlaubnis erteilt, Khazad-dum wieder zu besiedeln. Eben ist Balin noch beim König, dann wird er aufbrechen.", erwiderte Bofur.

Erstaunt sahen sich Thrain, Jari, Gimli und Skafid an. Dann, wie auf ein geheimes Zeichen, beeilten sie sich, in Richtung Thronsaal zu kommen.

Selbst vor dem Thronsaal drängten sich noch die Zwerge. Thrain schob sich zwischen ihnen hindurch und als sie ihn erkannten, machten die Zwerge eilig Platz. Als sie den Saal betraten, zögerte Skafid kurz, doch Jari brummte nur: „Komm schon, irgendwelche Vorteile muss es doch haben, mit dem Prinzen befreundet zu sein." Und so folgten die anderen drei Thrain den langen Weg entlang, der sich über den Abgrund zwischen den Zwergenstatuen spannte und zur Mitte der Grotte führte.

Dort hatte sich eine Gruppe Zwerge versammelt. Thrain erblickte seine Eltern auf ihren Thronen. Thorin hatte schon vor seiner Geburt einen zweiten Thron für Lyrann bauen lassen. Und nun erhoben sich auf dem Podest mittig des Saales zwei Throne aus dem gleichen tiefgrünen Stein. Thorin und Lyrann waren in edle Kleidung gehüllt und das Licht der Fackeln spiegelte sich in ihren Kronen. Wie sie dort oben saßen, fühlte Thrain sich ihnen mit einmal furchtbar fern. Es schien ihm als wären sie mehr Sagengestalten als seine Eltern.

Flankiert wurden die beiden von vier Zwergen aus Dwalins Königsgarde. Die Wachen trugen aufwändig gearbeitete, zeremonielle Rüstungen aus Gold und Silber, unpassend zum Kampf, aber sie demonstrierten eindrücklich den wiedererlangten Wohlstand Erebors. Ein wenig abseits von ihnen standen Dwalin und Fili, beide bis an die Zähne bewaffnet, und verfolgten das Geschehen. Auch weitere Zaungäste waren gekommen, Adelige des Berges und Mitglieder des Rates. Thrain konnte auch seine Tante und seine Geschwister unter den Zuschauern sehen.

Vor dem Thron stand Balin. Der alte Zwerg trug bereits seine robuste Reisekleidung. Bei ihm stand Oin, hinter dem Heiler quälten sich zwei Zwerge unter einer ganzen Last aus Tinkturen, Verbandszeug und Kräutern. Auch Ori war dort, sein tragbares Schreibpult hatte er bereits vor sich gespannt und tatsächlich machte er sich schon erste Notizen. Bestimmt zwei Dutzend weitere Zwerge warteten hinter ihnen auf das Zeichen zum Aufbruch.

Als sich Thrain und seine Gefährten näherten, erhob Thorin sich gerade. Die Augen des Königs flackerten kurz zu seinem Sohn, dann wandte er sich wieder an Balin. „Möge Mahal dich und deine Gefährten auf eurem Weg schützen, Balin, Fundins Sohn!", sprach Thorin mit lauter Stimme, „Möge Durin über euer Vorhaben wachen und seine heiligen Hallen euch offen stehen! Gehe mit dem Segen des Königs und der Königin, Balin, und durchschreite das Tor von Azanulzibar. Möge Khazad-dum schon bald wieder eine Heimstätte unseres Volkes sein!"

König und Königin erhoben sich und traten auf Balin zu. Balin und Thorin reichten sich die Hände und Thrain konnte sehen, wie sein Vater leise Worte an seinen alten Mentor richtete. Dann ging Lyrann auf Balin zu und küsste ihn auf die Stirn. Auch sie sagte leise etwas. Dann wandte Balin sich ab und ging hochaufgerichtet in Richtung des Haupttores. Ihm folgten die anderen Zwerge seiner Gruppe, jeder wurde vom Königspaar persönlich verabschiedet, die sich nach der Verabschiedung wieder auf ihren Thronen nieder ließen.

Als Balin an Thrain vorbeikam, begegneten ihre Blicke einander. Thrain neigte respektvoll den Kopf. Balin lächelte warm und stolz und in seinen Augen konnte Thrain ein feuchtes Funkeln erkennen. Er sah ihm nach. Traurigkeit machte sich in ihm breit. Würde er den Zwerg je wiedersehen?

Die Halle leerte sich. Auch die Gäste entfernten sich. Von draußen konnte man den Jubel hören, mit dem Balin verabschiedet wurde.

„Thrain!", rief Thorin da nach seinem Sohn. Rasch überbrückten Thrain und seine Gefährten die letzten Schritte zu den Thronen. Auch Fili und Dwalin traten nun näher heran. Thorin und Lyrann nahmen wieder Platz. „Mae govannen, ionnin!", sagte Lyrann warm. Sei gegrüßt, mein Sohn! Ihre Augen ruhten liebevoll auf Thrain. Dieser nickte seiner Mutter freundlich zu.

„Was habt ihr zu berichten?", fragte Fili. Thrain holte tief Luft. „Der Bericht der Händlertruppe bewahrheitete sich.", begann er, „Wir fanden zwei Trolle in den nördlich gelegenen Bergen." Ausführlich berichtete er, was geschehen war. Zu seinem Erstaunen verhärtete sich die Miene seines Vaters. „Es war euer Auftrag, auszukundschaften. Ihr solltet nicht auf eigene Faust handeln.", sagte Thorin deutlich. „Vater!", rief Thrain aus, „Die Trolle waren nah an Siedlungen dran. Bis wir mit Verstärkung wiedergekommen wären, hätten sie andere Siedler angreifen können! Und wir gingen kein unnötiges Risiko ein."

„Und dennoch habt ihr einen Befehl missachtet. Es hätten weitere Trolle euch auflauern können.", erwiderte Thorin unnachgiebig. Er wechselte einen kurzen Blick mit Fili. Dieser sagte: „Jari, Gimli und Skafid, ihr dürft euch zurückziehen." Irritiert sahen die drei zu Thrain, der zuckte die Schultern und seine Freunde verließen mit einer Verbeugung die Halle.

Thorin erhob sich. Seine Frau legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. Schwerfällig stieg Thorin die Treppen zu seinem Sohn hinab, nach langem Sitzen bereitete ihm seine alte Wunde immer besonders Schwierigkeiten. Vor Thrain blieb Thorin stehen. „Du hast Filis Befehl missachtet. Wie sollst du selbst Befehle geben eines Tages, wenn du sie schon nicht ausführen kannst?", fragte er ruhig. Thrain erwiderte den Blick seines Vaters. „Und dennoch würde ich es wieder tun. Lieber missachte ich einen Befehl, auch den meines Königs, als unnötig Leben zu riskieren.", antwortete er.

Schweigen herrschte zwischen ihnen. Schließlich seufzte Thorin. Dann sagte er: „Was geschehen ist, ist geschehen. Geh' und ruh dich aus."

Zwei Tage später wurde Thrain in die Gemächer seiner Eltern gerufen. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, spürte er schon, dass etwas geschehen war. Sein Vater kam ihm entgegen.

„Thrain! Gut, dass du hier bist..." Kurz machte Thorin eine Pause, dann fuhr er fort. „Bain ist gestorben. Wir reiten noch heute nach Thal, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Morgen wird sein Sohn Brand zum König von Thal gekrönt. Also mach dich aufbruchbereit."

Schockiert starrte Thrain seinen Vater an. Das konnte nicht sein. Bain, der Sohn Bards, der zweite König über das Reich von Thal, war tot? Zu gut konnte er sich noch an den jungen Mann erinnern, der früher oft mit ihm, als er noch ein Zwergling gewesen war, gespielt hatte. Und während er, Thrain, nur langsam herangewachsen war, war Bain erwachsen geworden. Sein Freund war nach dem Tode Bards zum König gekrönt worden, als Thrain noch mit seinen Geschwistern die Hänge des Erebor durchstreift hatte. In den letzten Jahren hatte Thrain erstaunt die Spuren des Alters an Bain bemerkt, doch nie hätte er gedacht, dass dieser so schnell sterben würde. Wie kurzlebig die Menschen doch waren...

Wenig später ritt eine Gruppe Zwerge vom Erebor aus in Richtung Thal. Thorin und Lyrann führten den Trupp an, gefolgt von ihren vier Kindern. Dahinter kam Dìs mit ihren Söhnen und Tauriel. Und zuletzt ritt Lyranns Magd Minna, zusammen mit den anderen Zwergen aus Thorins alter Gemeinschaft, Dwalin, Gloin, Dori und Nori, Bofur und Bombur. Letzterer war mittlerweile so schwer, dass kein Pony mehr ihn tragen konnte und stattdessen saß er in einem Wagen, den vier kräftige Ponys zogen, die Bofur am Zügel mitführte.

Thrain blickte voraus zu der Stadt Thal. Man hatte ihm erzählt, dass Bard innerhalb weniger Jahre Thal wieder in altem Glanz hatte herrichten lassen. Die farbenfrohen Häuser der Stadt klebten wie Schwalbennester an dem Berg, an dem die Stadt erbaut war. Er ließ seinen Blick über die trutzige Wehrmauer der Stadt gleiten, wo die großen Signalhörner Thals in Türmen unter Kuppeldächern aufgestellt waren.

Da ertönte auch schon der Gruß der Hörner von den Mauern herab. Man hatte den König unter dem Berge und sein Gefolge bemerkt.

Die Stadt war still, als die Zwerge durch das Tor ritten und der Straße zum Marktplatz folgten. Dennoch waren die Straßen nicht leergefegt. Menschen eilten geschäftig und schweigsam hin und her. Es schien, als würde die Stadt gespannt abwarten.

Dunkelheit senkte sich bereits über die Ebene von Thal, als sie den Marktplatz erreichten. Die Schatten der Häuser wurden länger und beschatteten den Platz. Die Fahnen, die sonst hier hoch im Wind tanzten, hatte man eingezogen. Keine einzige Girlande flatterte an den Häusern, selbst die Blumen hatte man reingeholt.

Und dort, mittig auf dem Platz, lag Bain aufgebahrt. Vor ihm kniete, still Totenwache haltend, sein Sohn Brand. Thorin stieg ab und die anderen taten es ihm gleich. Als der Zwergenkönig sich langsam näherte, erhob sich Brand. Er war hochgewachsen und in einfache, dunkle Kleidung gekleidet. Sein braunes Haar trug er kurzgeschoren. Grüßend nickte er Thorin zu, dann trat er beiseite, sodass die Gäste an Bain herantreten konnten.

Thrain wartete neben seinen Geschwistern, während ihre Eltern Abschied nahmen. Fenjas Schultern bebten und er sah aus den Augenwinkeln, wie Rhon den Arm um die junge Frau legte. Neben Thrain schniefte Frerin verdächtig. Lyrann und Thorin traten beiseite und gingen zu Brand, um leise mit ihm zu sprechen. Nebeneinander gingen die Geschwister zu dem toten König.

Bain lag friedlich da, die Hände um sein Schwert gefaltet. Er war in die prachtvoll verzierte Kleidung eines Königs gekleidet. Seine Krone hatte man ihm auf den ergrauten Kopf gesetzt. Nur ein einfacher geschnitzter Anhänger in Form eines Fisches an einer Kette um seinen Hals wies noch auf den ärmlichen Fischerjungen hin, der er einst gewesen war.

Vorsichtig berührte Thrain die Hand des Toten. „Leb wohl, mein Freund...", flüsterte er leise mit erstickter Stimme.

Als alle Gäste Bain die letzte Ehre erwiesen hatten, winkte Brand und eine Gruppe Soldaten näherte sich. Angeführt wurden sie von einer Frau mit schlohweißem Haar. Hohes Alter hatte sie klein werden lassen, sie war kaum größer als die Zwerge. Sie hatte sich in einen schwarzen Umhang gewickelt und Spuren von Tränen zogen sich über ihre Wangen.

„Tilda!", rief Lyrann leise aus und ging der Schwester Bains, die in Begleitung ihrer zwei Kinder war, entgegen. Beide Frauen umarmten sich. Die Soldaten hoben den toten Bain in die Höhe und trugen ihn in Richtung Tor. Stumm folgte Brand ihnen, Tilda, von Lyrann gestützt und leise weinend, und die Zwerge schlossen sich ihm an. Schweigend folgte ihnen die ganze Stadt.

Sie erreichten einen Scheiterhaufen, der vor der Stadt errichtet worden war. Fackeln erhellten den Platz. Bain wurde vorsichtig auf den Scheiterhaufen gelegt, als die Sonne ihre letzten Strahlen über die Ebene schickte. Tilda beugte sich ein letztes Mal über ihren Bruder, dann nahm sie einem der Soldaten die Fackel ab und ging zu Brand, der bereits einen alten Bogen in den Händen hielt. Brand hielt einen Pfeil in die Fackel, dann rief er mit lauter Stimme: „Bain, Sohn des Bard, zweiter König über Thal, ist tot! Seine Seele weilt nun bei seinen Vorvätern, bei Girion, dem Herrn von Thal, der sich dem Drachen stellte, als alle anderen flohen und bei Bard, seinem Vater, dem Drachentöter. Dort weilt Bain nun, bis die Welt sich wandelt. Ruhe in Frieden, Bain, König von Thal!"

Er hob den Bogen. Der brennende Pfeil flog durch die Luft und steckte den Scheiterhaufen in Brand.

Die Tische im Haus des Königs bogen sich unter dem Essen, das zu Ehren des verstorbenen Bain aufgetischt worden war. Die Wände des Saales waren mit schwarzen Tüchern verhängt und die Anwesenden aßen schweigend.

Sie befanden sich in dem Haus, in das Bard nach der Schlacht der fünf Heere gezogen war. Man hatte ihm angeboten, die große Markthalle in Besitz zu nehmen. Doch dies hatte er abgelehnt und sich für ein kleines Herrenhaus direkt gegenüber der Halle entschieden. Zwar war auch dieses Haus kunstvoll erbaut worden, mit Erkern und einer weitläufigen Terrasse, aber für die Behausung eines Königs wirkte es doch sehr klein.

Dennoch lebte Bards Familie nun schon in der dritten Generation hier. Das prachtvollste Haus der Stadt, die Markthalle, sollte ihrer Meinung nach dem Volk offen bleiben als Ort des Handelns und der Tauschgeschäfte, ihrem ursprünglichen Sinn entsprechend.

Schweigend saßen Brands Familie und ihre Gäste beisammen und aßen, während draußen die Nacht verging. Man wartete, wartete auf den Sonnenaufgang. Die Stille drückte auf Thrains Ohren. Er war müde, doch er wusste, es wäre unhöflich sich nun zurück zu ziehen. Denn es war bei den Menschen von Thal Brauch, in der Nacht eines Begräbnisses Wache zu halten. Die Stunden verstrichen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erhob sich Tilda und verließ den Raum. Nach einiger Zeit kam sie zurück und sah ihren Neffen Brand an. „Ein neuer Tag bricht an.", sagte sie mit leicht zitternder Stimme. Sie trat an eines der Fenster und stieß die Fensterläden auf. Das Licht der aufgehenden Sonne flutete herein.

Brand erhob sich und verließ den Raum. Die anderen erhoben sich und folgten ihm nach draußen.

Der Platz vor der Markthalle war voller Menschen. Gebannt blickten sie auf Brand, der auf der Veranda vor seinem Haus stehen blieb. Seine Tante Tilda trat neben ihm. Ein Soldat reichte Tilda ein kleines hölzernes Kistchen. Sie griff hinein und holte die Krone Thals hervor.

Brand kniete nieder, während Tilda den silbernen Stirnreif auf sein Haupt setzte. „Hoch lebe der König!", rief Tilda aus. Und das Volk stimmte in ihren Ruf ein. „Lang möge er herrschen!"

Die ganze Stadt feierte. Die Menschen drängten sich lachend und lärmend auf den Straßen. Freudenfeuer waren vor der Stadt und auf den Plätzen entzündet worden. Man hatte die Fahnen der Stadt wieder gehisst und bunte Girlanden zierten die Häuser.

Auf dem Marktplatz hatte man Tische aufgebaut, wo nun ganze Berge an Essen bereitstanden. Immer wieder ließen sich einzelne Feiernde nieder, um zu essen. Eine Gruppe Musiker spielte ausgelassene Musik und die Menschen tanzten um das Freudenfeuer, wo am Vorabend noch Bain aufgebahrt gewesen war.

Thrain saß zusammen mit Bifur an einem der Tische. Bifur lebte nun schon seit Jahren vor allem in Thal, wo er die Spielzeugmanufaktur betreute. Er erzählte Thrain begeistert von einem großen Auftrag, den er erwartete. Währenddessen aßen sie von dem vielen Essen. Thrain schob die Gräten seines zerlegten Barsches beiseite und blickte skeptisch auf die Schale mit Muscheln, die Bifur ihm hinhielt. „Die sind lecker.", beteuerte der Zwerg, „Spezialität aus Seestadt."

Vorsichtig nahm Thrain ein paar und sah kritisch darauf hinab. „Du musst sie aus der Schale holen.", erklang die Stimme seines Vaters hinter ihm. Thorin war hinter ihnen aufgetaucht, einen großen Humpen Bier in der Hand und grinste seinen Sohn an. Vorsichtig probierte Thrain und verzog das Gesicht. Thorin lachte.

Gemeinsam beobachteten sie die ausgelassenen Menschen. Thrain konnte die Zwillinge erkennen, die ausgelassen tanzten. Sein jüngster Bruder hatte sich vermutlich wieder irgendwohin zurückgezogen. Die Königin stand ein wenig abseits mit ihrem Freund Dwalin zusammen und unterhielt sich angeregt mit ihm. Tilda war verschwunden, offenbar war der alten Frau der Trubel zu viel geworden.

„Thrain.", sagte sein Vater da. Der Prinz wandte sich zu ihm um. „Du wirst ab morgen regelmäßig bei deiner Tante erscheinen. Sie soll dir Tanzstunden geben." „Bitte was?", fragte Thrain völlig perplex. „Ein König sollte nicht nur kämpfen können, sondern auch die Etikette des höfischen Lebens beherrschen.", erwiderte Thorin seelenruhig. Doch in seinen Augen lag ein belustigtes Funkeln. „Adad!", brach es entsetzt aus Thrain hervor, „Ich kann nicht tanzen! Und ich will es sicher auch nicht!"

Thorin schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Sohn, ich habe Dís bereits drauf angesprochen. Sie erwartet dich morgen nach dem Abendessen. Sie wird dir nicht nur tanzen beibringen, sondern auch Benimmregeln bei Hofe. Das kann sie deutlich besser als ich.", erwiderte er. „Aber wenn du es nicht kannst, warum soll ich es dann lernen?", fragte Thrain aufbrausend. „Schluss damit!", sagte Thorin scharf, „Ich diskutiere nicht mit dir darüber, Thrain. Du wirst König werden und dies gehört zu deiner Vorbereitung."

Er hielt kurz inne und sein Blick schweifte zu seiner Frau hinüber. „Außerdem,", fuhr er versöhnlicher fort, „hat es auch seine Vorteile, tanzen zu können." Mit einem Zug leerte er seinen Humpen, klopfte seinem Sohn auf die Schulter und ging quer über den Platz auf Lyrann zu.

Mit einem Seufzen sah Thrain seinem Vater nach, der eben Lyrann die Hand entgegen hielt, die diese freudig lachend annahm. Das kann ja was werden, ging es Thrain missmutig durch den Kopf, während er seine fröhlich tanzenden Eltern beobachtete.

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