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Khamul

Schmerzen...
Schmerzen waren das erste, was sie spürte. Ihr Kopf dröhnte und fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Verschwommene Bilder irrten durch ihren Kopf. War sie wach oder träumte sie nur?
Ihr war furchtbar kalt, sie schlotterte am ganzen Leib.
Unstet trieb ihr Geist am Rande des Bewusstseins, immer wieder von schwarzer Ohnmacht hinab gezogen. Wo war sie? Was war passiert?
Sie sah den Erebor vor sich, kalt und leer... Blass funkelte der Arkenstein über den Thronen...Thorin, der sie sorgenvoll ansah... Dunkelheit umhüllte sie erneut und ließ sie vergessen.
Mit heftigem Pochen machten sich ihre Schläfen bemerkbar. Gequält stöhnte sie auf.
Sie ritt den langen See entlang, in großer Eile, in geheimer Mission... Der Wind peitschte ihr ins Haar... Etwas Schweres trug sie um ihren Hals...
Ihr Mund war furchtbar trocken. Sie hatte solchen Durst.
Man verfolgte sie! Voller Angst trieb sie ihr Reittier an... Sah die geifernden Angreifer, die immer näher kamen... Sie stürzte, versuchte die Orks abzuwehren... Panisch raste ihr Herz... Dann Schwärze, Nichts. Wieder sank Lyrann in dunkles Vergessen.

Stück um Stück kämpfte sie sich zurück ins Bewusstsein. Sie war vom Berg aufgebrochen, den Arkenstein zu ihrem Sohn zu bringen. Doch man hatte sie gefunden und angegriffen. Wo war sie?
Es war unglaublich schwer, die Augen zu öffnen. Ihr Kopf wurde vor Schmerzen schier entzwei gerissen. Blinzelnd rang sie darum, zu sehen, schaffte es endlich, die Augen zu öffnen und schrie entsetzt auf.
Unter Lyrann gähnte ein Abgrund. Dutzende Meter ging es in die Tiefe. Dort hinab zu stürzen, würde sie sofort töten. Hektisch wich sie zurück und stieß gegen etwas hartes und kaltes.
Panik überkam sie. Wild wandte sie den Kopf hin und her, tastete um sich. Kaltes Metall fühlte sie unter ihren Fingern, sie vollständig umgebend.
Sie war in einem Käfig gefangen. Nur eine einfache Stahlkette hielt ihr eisernes Gefängnis davon ab, in den verhängnisvollen Abgrund unter ihr zu stürzen. Trotz des Sommers war das Metall eiskalt, als würde es ihr die Lebensenergie absaugen wollen. Es war eng in dem Käfig, sie konnte kaum mehr, als darin zu kauern. Der Wind ließ das Konstrukt schwindelerregend hin und her schaukeln. Die Kette quietschte dabei bedrohlich, ein Geräusch, das Lyrann erschaudern ließ.
Verzweifelt tasteten ihre Hände das Metallgitter ab, das sie umgab. Doch sie fand keinerlei Schwachstelle, nichts was sie hätte nutzen können. Aber selbst wenn sie eine Fluchtmöglichkeit gesehen hätte, wie sollte sie diesem Käfig entkommen? Eine glatte Steinmauer ragte neben ihr empor, doch war dies fast zu weit, um zu springen.
Wie hypnotisiert sah sie wieder nach unten, wo sich tief unter ihr ein dunkler Wald ausbreitete.
Dichter Nebel waberte zwischen den Wipfeln der Bäume umher, die uralt und riesig ihre Zweige nach dem fahlen Himmel ausstreckten. Seltsam fahl schienen ihre Blätter zu sein. Leise wisperten sie im Wind und es klang, als würden dutzende Stimmen verworrene Worte in einer fremden Sprache raunen. Der Klang jagte einen Schauer über Lyranns Rücken. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Nicht der Duft von Wald, frischer Erde und Leben, sondern ein süßlicher Gestank von Verwesung.
Ihre scharfen Augen wanderten zwischen den Bäumen unter ihr hin und her. Doch sie erkannte kein Anzeichen von Lebewesen, nichts regte sich dort unten. Kein Vogel war zu hören, kein Tierlaut war zu vernehmen. Der Wald war vollkommen ausgestorben.
Krank erschienen ihr die Bäume zu sein. Dies waren nicht die lebendigen, kraftvollen Bäume, die an den Hängen ihrer Heimat wuchsen. Nein, gebeugt und vergiftet schienen sie zu sein. Dunkelheit hatte sich ihrer bemächtigt. Der Schatten, den sie spendeten, war nicht mehr wohltuend und schützend, sondern vergiftete den Geist und verwirrte die Sinne.
Lyrann wandte den Blick von dem Wald unter ihr ab und blickte zu der riesigen Festung, die sich neben ihr erhob und an deren Außenwand ihr Gefängnis baumelte.
Dol Guldur ...
Es gab keinen Zweifel, wo sie sich befand.
Noch nie war sie in der verhexten Festung gewesen, doch hatte sie Geschichten gehört und der Anblick, der sich ihr bot, ließ keinen anderen Schluss zu.
Wie ein bleiches Gerippe erhob sich die Festung von Dol Guldur auf dem Zauberhügel, umgeben von den Bäumen, die von der unheilvollen Magie der Festung längst gebrochen waren. Kalt und abweisend ragten die Steinmauern empor, reckten sich bedrohlich gen Himmel. Türme überragten die Mauern, dürren Fingern ähnlich. Der Wind, der Lyranns Käfig so furchtbar ins Trudeln brachte, heulte und wisperte um die Zinnen der Festung. Gähnende schwarze Löcher klafften als Fenster in den Mauern, stierten blicklos über den Wald. An manchen Stellen waren Türme und Wände eingebrochen, lagen die Steine als Trümmerhaufen am Boden. Mit widerlichen Dornen gespickte Metalltore spannten sich über ein Labyrinth aus Brücken und Höfen. Trotz des Sommers blattlose Schlingpflanzen rankten sich an der Festungsmauer empor.
Ein Schauer überkam Lyrann, die sich instinktiv zusammen kauerte. Wie hypnotisiert starrte sie auf die bedrohliche dunkle Festung vor ihr. Entsetzliche Angst lähmte jeden Gedanken.
Dann fiel ihr mit einem Mal ihr Auftrag ein.
Der Arkenstein!
Angstvoll keuchte sie auf und tastete über ihren Nacken. Und stieß erleichtert den Atem aus. Die Kette war noch immer da und nun spürte sie auch das Gewicht des Arkensteins auf ihrer Brust. Vorsichtig ließ sie ihre Finger über den Beutel unter ihrer Kleidung gleiten.
Sie wagte es nicht, den Stein hervor zu holen oder auch nur den Beutel zu öffnen. Denn noch hoffte sie, dass ihre Gefängniswärter nicht erkannt hatten, welch Schatz sie bei sich trug.
Dankbar, dass der Arkenstein sich noch immer in ihrer Obhut befand, lehnte sie den Kopf gegen die kalten Gitterstäbe und schloss die Augen.
Doch nur wenig später fühlte sie, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten, die unter den Augenlidern hervor quollen und über ihre Wangen rannen.
Was sollte sie nur tun? Wie sollte sie hier entkommen?
Sie war ganz allein... Gefangen in Dol Guldur... Hilflos und ausgeliefert...
Pure Verzweiflung kroch in ihr hoch und ließ sie aufschluchzen. Sie schlang die Arme um sich und wippte vor und zurück. Was würde nun mit ihr passieren? Würde man sie verhören, foltern oder gar töten?
„Thorin...", wimmerte sie leise.
Was gäbe sie nur dafür, jetzt bei ihm zu sein, Zuhause, im einsamen Berg. Nie hätte sie ohne Begleitschutz davon reiten sollen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Jetzt war sie hier, ohne Hoffnung auf Entkommen. Der Arkenstein würde ihr sicher abgenommen werden und sie würde getötet werden. Nie würde sie Mann und Kinder wieder sehen. Die Bilder ihrer Lieben erschienen vor ihrem inneren Auge und zerrissen ihr das Herz. Ihr Sohn Rhon, so weise schon in jungen Jahren, wie gerne hätte sie nur gesehen, wie er zu einem großen Gelehrten wurde ... Fenja, die wilde Kämpferin, die sich von nichts einschüchtern ließ ... Frerin, geduldig und hilfsbereit, unerschütterlich an der Seite seiner Familie stehend ... Thrain ...
Ein Klagelaut entfuhr ihr. Wie sehr sie sich danach sehnte, Thrain wieder zu sehen! Ihren Ältesten in die Arme zu schließen! Wo war er? Ging es ihm gut? Lebte er überhaupt noch? Sie würde es nie erfahren. Wimmernd presste sie die Hände aufs Gesicht.
So sehr hoffte sie, dass Thrain nach Hause kommen würde, zu seiner Familie, zu Thorin ...
Unglaublicher Schmerz frass sich in ihre Brust, als sie an ihren Ehemann dachte. Deutlich sah sie das glückliche Leuchten seiner Augen vor sich, als sie bei ihrer Hochzeit auf ihn zugegangen war. Auch ihn würde sie wohl nie wieder sehen. Doch noch mehr als diese Aussicht quälte sie der Gedanke, wie sehr Thorin bei ihrem Tod leiden würde.
Voller Unglück und Trauer rollte sie sich leise schluchzend in dem Käfig ein, die Gedanken gefüllt mit Bildern ihrer Familie und des Erebor.

„Weib!"
Ein rauer Ruf weckte Lyrann aus fiebrigem Schlaf. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Ihre Gliedmaßen schmerzten furchtbar von der unangenehmen Position, in der sie geschlafen hatte. Malträtiert von den Gitterstäben ihres Gefängnisses, gegen die sie sich gelehnt hatte, richtete sie sich ein wenig auf.
Verschwommen erkannte sie auf der Mauer ihr gegenüber eine Gestalt stehen, mehrere Gestalten.
Fahrig fuhr sie sich über das Gesicht und war endlich in der Lage, klar zu sehen. Ihr gefror das Blut in den Adern. Sicher ein halbes dutzend Orks standen da über ihr und starten auf sie hinab.
Einer von ihnen holte einen langen Haken hervor und griff damit nach ihrem Käfig. Angstvoll wich sie dem Metalldorn aus, doch dieser wurde nur in die Stäbe eingehakt. Bedrohlich schwankend wurde ihr Gefängnis nun an die Mauer heran gezogen, während Lyrann hilflos darin kauerte, die Augen weit aufgerissen.
Mit lautem Poltern fiel der Käfig auf den Steinboden. Lyrann wurde herum geschleudert, sie versuchte sich vor dem, was nun auf sie zukommen würde, zu wappnen.
Ein Riegel wurde geöffnet, grobe Hände packten sie und zerrten sie aus dem Käfig. Taumelnd versuchte Lyrann auf die Beine zu kommen, welche von dem langen Sitzen ganz taub geworden waren.
Schrilles Lachen gellte in ihren Ohren, als sie schwankte und auf die Knie sackte. Sie wurde an den Haaren gepackt und ihr Kopf in den Nacken gerissen. Gequält schrie sie auf und Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie hoch zu ihren Peinigern sah.
Die Orks standen im Kreis um sie herum, ein furchtbarer Gestank umgab sie. Ihre gelblichen Augen blitzten voller Hass und Hohn auf sie hinab, knurrend zeigten sie ihre scharfen Zähne. Der widerliche Atem der Monster schlug Lyrann ins Gesicht und ließ sie würgen.
Vergeblich wehrte sie sich, versuchte den Ork, der an ihren Haaren zog, zu greifen. Wenn sie ihm entkommen könnte...
Brutal schlug einer der Orks ihr ins Gesicht und scharfer Schmerz loderte an ihrer Wange auf. In ihren Ohren klingelte es. Lyrann keuchte auf und rang nach Luft. Doch kaum klang der Schmerz ein wenig nach, da schlug der nächste Ork zu. Oder war es der Gleiche? Die Sicht verschwamm vor ihren Augen.
Wieder und wieder schlugen die Orks zu, ihr Hohngelächter tönte in ihren Ohren, während sie darum kämpfte, dem Griff des Okrs hinter ihr zu entkomen und auf die Beine zu kommen. Doch der brennende Schmerz und die Wucht der Schläge ließen jegliche Gegenwehr rasch erlahmen. Tränen liefen über ihre brennenden Wangen, während ihr Kopf hilflos von einer Seite zur anderen geworfen wurde.
Mit einem Mal wurde Lyrann nach vorne gestoßen. Sie verlor das Gleichgewicht und schlug hart auf dem Boden auf. Sämtliche Luft entwich aus ihren Lungen. „Was wollt ihr von mir?", rief sie laut.
Doch statt einer Antwort stampfte einer der Orks auf ihre rechte Hand. Lyrann schrie. Ihre Stimme überschlug sich vor unglaublicher Qual, während sie spürte, wie ihre Fingerknochen unter dem Gewicht zerbrachen.
Ihr wurde übel, alles drehte sich mit einem Mal um sie. Mühsam kämpfte sie darum, sich nicht vor Schmerz zu übergeben. Ihr war schwarz vor Augen. Jetzt auf die Beine zu kommen war vollkommen unmöglich.
Ihr Atem war zu einem heiseren Schluchzen geworden. Voller Qual japste sie nach Luft.
Und dann spürte sie die Tritte.
Sie brauchte nicht nach oben zu sehen, um zu wissen, dass die Orks sich über sie beugten und brutal auf ihr Opfer eintraten. Hektisch rollte sie sich zusammen und schlang die Arme um den Kopf. Wie Pfeile bohrte sich der Schmerz und die Schläge in ihren Körper und trieben sie an den Rand der Ohnmacht.
Doch diese Gnade wurde ihr nicht zuteil. Keine einzige Frage stellten die Orks ihr. Wieder und wieder schlugen sie auf sie ein, bis all der Schmerz zu einer einzigen Feuerwalze vereint durch ihren Körper raste.
Dann endlich hörte es auf. Am ganzen Leib zitternd lag Lyrann auf dem kalten Steinboden. Sie rang um Atem, schluchzte vor Schmerz.
Etwas kaltes schloss sich um ihre Handgelenke, ein Klicken erklang und plötzlich hatten sich Handschellen um sie geschlossen. Blinzelnd hob sie den Kopf, versuchte durch den Tränenschleier etwas zu erkennen.
Man riss sie herum und schleifte sie zu einer Wand. Verzweifelt versuchte Lyrann aufzustehen. Doch man ließ ihr keine Zeit. Unbarmherzig wurde sie über den Boden gezerrt, wo Steine und aufgerissene Fließen ihrem ohnehin bereits geschundenen Körper weitere Wunden zufügten.
Ihre Arme wurde in die Höhe gerissen. Voll Schmerz schrie Lyrann auf, als sie so empor gehoben wurde. Man band ihre Handgelenke oben an der Wand fest, sodass sie mit verdrehten Schultern auf die Knie gebracht wurde und hilflos da baumelte.
Ihre Gelenke schienen unter der Anspannung schier zu zerreißen. Das Metall der Handschellen bohrte sich in ihre Haut. Lyrann wimmerte voll Schmerz.
Und dann wurde sie endlich ohnmächtig.

„Ganz so königlich siehst du nun wahrlich nicht mehr aus, ohne den ganzen Prunk, ohne deine Krone... Wie ein Käfer an der Wand hängend, endlich da, wo du hin gehörst..."
Eine verächtliche Frauenstimme drang durch den Nebel, der Lyranns Geist umgab. Sie stöhnte leise, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Ihr Körper schien vor Schmerz zu brennen. In ihrem Kopf wummerte es und ihr Mund war ganz trocken. Furchtbarer Durst quälte sie. Die Arme, in unnatürlicher Haltung hinter ihrem Rücken an die Wand gebunden, konnte sie schon gar nicht mehr spüren. Krampfhaft mühte sie sich, ihre Finger zu bewegen, doch vermochte sie auch ihre Hände nicht mehr zu kontrollieren. Ihre Schultern fühlten sich an, als müssten sie jeden Moment aus ihren Gelenken springen und die Knie schmerzten furchtbar von dem langen Kauern.
Wie lang hing sie schon hier? Stunden... Tage? Sie wusste es nicht.
„Du glaubst nicht, wie sehr ich diesen Moment herbei gesehnt habe...", erklang die Frauenstimme erneut und blinzelnd öffnete Lyrann die Augen. Für einen Moment glaubte sie, zu phantasieren, denn das, was sie vor sich sah, war schier unmöglich.
Zahina stand dort, in einen schlichten Reisemantel gehüllt. Ihre Gestalt erhob sich vor dem Nachthimmer über der Festung. Verächtlich starrte die Zwergin auf Lyrann hinab, der mit einem Mal so vieles klar wurde.
Hätte sie die Kraft gehabt, hätte sie geschrieen. Doch ihre Wut, die sie nun fühlte, konnte kaum gegen die furchtbaren Schmerzen ankommen.
„Verräterin!", fauchte sie stattdessen und legte so viel Abscheu in ihre Stimme, wie ihr möglich war.
„Verkaufst du für den Thron sogar dein eigenes Volk?", zischte sie.
Sie konnte es nicht glauben. Zahina hasste sie, das wusste sie. Doch dass die Zwergin sich sogar mit dem Feind verbünden würde, das hätte sie nicht gedacht.
Zahina lächelte schief. Mit wiegendem Schritt kam sie etwas näher und beugte sich über Lyrann.
„Der Thron des Erebor gehörte schon immer mir!", raunte sie, „Ich nehme mir nur, was rechtmäßig mein ist, der Thron und Thorin! Und wenn der Preis dafür ist, vor einem anderen Herrn das Knie zu beugen, so nehme ich dies gern in Kauf."
Zornig wandt Lyrann sich in ihren Fesseln. Oh sie würde dieser widerlichen Frau die Augen auskratzen! Wie sehr sie sich ihre Waffen herbei wünschte! Ihr Schwert würde ohne Mühe durch Zahinas Kehle schneiden!
„Niemals wird sich Thorin deinen Forderungen ergeben! Der Erebor wird nicht kampflos aufgeben!", erwiderte Lyrann wütend.
Zahina lachte schallend auf. „Oh du törrichtes Ding!", rief sie, „Du hast doch keine Ahnung, wer dich gefangen hält. Thorin wird alles tun, um dich zurück zu bekommen. Dich und den Arkenstein, den du so naiv fortbringen wolltest."
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Lyrann sie an. Die Zwergin nickte bestätigend, „Als ich dich fortreiten sah, wusste ich sofort, was du vorhast. Eine Nachricht von mir... Und er wusste Bescheid..."
„Wer?", verlangte Lyrann zu wissen und spürte im gleichen Moment schon eine unglaubliche Kälte über sie kriechen.
Mit einem Mal schien der Wind verstummt zu sein. Unnatürliche Stille legte sich über die Festung und Lyrann erschauderte.
Sie begegnete Zahinas Blick, in deren Augen ein Feuer eifrigen Wahnsinns loderte. Die Zwergin zog sich langsam an die Wand zurück.
„Khamul!", flüsterte sie voll Bewunderung, „Der alte König von Rhun, Herrscher über die Ostlinge, Zweiter der neun Nazgul, Saurons Diener!"

Sie spürte es zuerst, bevor sie ihn sah. Eine machtvolle, dunkle Präsenz, die sich ihnen näherte. Alles wurde kalt, die Luft schnitt bei jedem Atemzug in der Lunge. Lyranns Herz begann panisch zu rasen, ihr brach der Angtschweiß aus. Vergebens wandt sie sich in ihren Fesseln, versuchte zu entkommen.
Hörte sie da Schritte? Rasselndes Atmen erklang seitlich hinter ihr. Verzweifelt bäumte sie sich in ihren Fesseln auf, ein Nazgul war hier. Nichts hatte sie ihm entgegen zu setzen! Die Augen vor Schreck weit aufgerissen, verdrehte sie den Kopf zu der Quelle der Geräusche.
Unter einem Durchgang zu ihrer Rechten schienen sich die nächtlichen Schatten zu verdichten, tiefe Schwärze war dort, die kein Licht mehr durchdringen konnte. Selbst die Sterne hoch über der Festung schienen mit einem Mal zu verblassen.
Und dann löste sich plötzlich eine Gestalt aus der Schwärze und trat mit schweren Schritten auf Lyrann zu.
Hochgewachsen und ganz in Schwarz gewandet war Khamul, der zweite der Ringgeister nach dem Hexenkönig von Angmar. Auf dem Haupt trug er einen schweren Helm, der von zwei gewundenen Hörnern gekrönt war. Doch dort, wo das Gesicht unter dem Helm zu sehen wäre, gähnte tiefes Nichts. Ein angstvolles Keuchen entfuhr Lyrann, als die Kreatur auf sie hinab sah und sie direkt in die Finsternis unter dem Helm blickte.
Der schwarze Umhang bauschte sich im Wind und gab den Blick frei auf eine dunkle Bänderrüstung aus Leder. Blass gelbliche Schriftzeichen einer fremdartigen Sprache waren in das Leder eingraviert.
Handschuhe aus dickem Leder bedeckten die Hände und in ihnen trug der Nazgul eine seltsame Waffe. Am Ende eines langen Speeres war eine zweischneidige, kurze Schwertklinge befestigt.
Einige wenige Schritte trugen den Nazgul direkt vor Lyrann, wo er auf sie hinab sah.
Am ganzen Leib zitternd zwang sie sich, zu ihm aufzusehen, auch wenn alles in ihr danach schrie, sich irgendwie ihm zu entziehen.
„Geh zum Berg, Zwergin!", zischte der Nazgul und seine kalte Stimme hallte von den umgebenden Mauern wieder, „Bevor deine Abwesenheit auffällt!"
Zahina trat vor, auch sie schien verängstigt, doch sie hielt ihren Kopf stolz erhoben und fragte: „Unsere Abmachung?"
Das Nichts unter dem Helm wandte sich ihr zu. „Unsere Abmachung gilt nichts, solange der Erebor noch immer Widerstand leistet!", kam die Erwiderung.
„Thorin wird sich ergeben, dafür sorge ich.", antwortete die Zwergin, „Und dann werden der einsame Berg und Thorin mir gehören."
„Und du wirst das Knie vor Sauron beugen oder den Zorn des Nazgul zu spüren bekommen!"
Zahina neigte den Kopf, dann warf sie einen Blick auf Lyrann. „Was geschieht mit dem Bastard?", fragte sie.
Nun wandte sich Khamul wieder ihr zu. „Das Weib wird sterben, sobald sie ihren Zweck erfüllt hat.", antwortete er leise.
Scheinbar zufrieden wandte Zahina sich zum Gehen und ließ Lyrann alleine mit dem Ringgeist zurück.

Mühsam versuchte Lyrann ihren panischen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Tiefe Furcht hatte sie erfasst. Was würde nun passieren? Würde sie gefoltert werden? Hoffnungslosigkeit erfüllte sie. Niemals würde sie entkommen. Sie war Khamul auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Der Ringgeist beugte sich zu ihr hinab. Die Schwärze unter seinem Helm war nun direkt vor ihrem Gesicht. Ein Geruch wie aus einem Grab wehte ihr entgegen. Der Wunsch zu fliehen wurde übermächtig. Welchen Sinn hatte es, sich zu wehren? Den Tod würde sie hier auf jeden Fall finden, er kniete vor ihr, fesselte sie mit seinem Anblick. Vielleicht sollte sie um einen schnellen Tod bitten. Es war besser als alles, was sie nun erwartete.
Alles Glück, alle Hoffnung hatte sie verlassen. Ihr Körper war taub, noch nicht einmal die Schmerzen fühlte sie. Eine seltsame Art von Endgültigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen. Ihr war so schrecklich kalt. Sie versuchte, an ihre Familie zu denken, an Thorin und ihre Kinder. Wenn dies ihre letzten Moment waren, so wollte sie ihre Lieben vor sich sehen. Doch ihre Gesichter verschwammen vor ihren Augen. Alles war fort, nur Leere erfüllte sie. Es hatte alles keinen Sinn mehr.
„Die Verteidigung des Erebor,", zischte der Nazgul, „wieviele Soldaten bewachen ihn? Welche Verteidigungsanlagen hat Eichenschild aufgebaut?"
Der Erebor? Lyrann starrte den Nazgul an, er würde den einsamen Berg angreifen und nun wollte er ihre Informationen. Niemals! Niemals würde sie ihre Heimat verraten, ihr Reich, ihre Familie!
Endlich konnte sie Thorin wieder deutlich vor sich sehen und der Gedanke gab ihr Mut. Verbissen schüttelte sie den Kopf, presste die Lippen fest aufeinander. Kein Wort würde Khamul von ihr hören, was auch immer er ihr antat.
„Närrin!", fauchte dieser, „Denkst du, euer Berg hat auch nur eine einzige Chance gegen die Macht Saurons?"
Der Nazgul hob eine Hand, an deren Finger ein einfacher Ring glänzte, und plötzlich war da etwas in Lyranns Geist, bedrängte sie und fügte ihr Schmerzen zu. Sie keuchte voller Qual auf. Warum sagte sie ihm nicht, was er hören wollte? Angst und Verzweiflung erfüllte sie mit solcher Übermacht. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Drang an, ihre Geheimnisse preis zu geben. Tränen flossen über ihre Wangen, während sie verbittert Widerstand leistete. Sie klammerte sich an das Bild Thorins, versuchte, ihren Geist zu verschließen.
„Niemals!", schrie sie heraus und die dunkle Macht in ihrem Kopf zog sich zurück.
„Es ist gleich, ob du redest oder nicht.", sagte der Nazgul und erhob sich. Er streckte die Hand nach ihrem Nacken aus. „Eichenschild wird sich ergeben und dies hier wird unsere Macht über den Berg festigen."
Mit einem Ruck riss er das Band entzwei, mit dem der Arkenstein an Lyranns Hals hing. „Nein...", flüsterte Lyrann voller Angst und sah zu Khamul empor, der den Beutel triumphierend in die Höhe hielt. Sie hatte das Königsjuwel verloren.
Langsam öffnete der Ringgeist den Beutel, aus dem schwaches Leuchten drang. Dann griff er mit einem Handschuh hinein und zog den Stein hervor, der unnatürlich hell aufleuchtete.
Ein schriller Schrei zerfetzte die Luft und Khamul riss die Hand weg. Das Leder des Handschuhs rauchte und ein Brandfleck war daran zu erkennen. Das Kreischen des Nazgul klirrte in Lyranns Ohren, als dieser nach hinten stolperte und aus ihrem Blickfeld verschwand.
Sie blickte nach unten, wo der Arkenstein halb verdeckt vom Beutel schwach leuchtend vor ihren Knien lag.

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