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Kampf an der Rotwasser

Die Vorbereitungen, ein kleines Heer auszuheben, dauerten nicht lange. Tatsächlich standen ja schon Einheiten bereit, Thorin in den Düsterwald zu folgen. Diese wurden nun nur noch ergänzt und früher zum Abmarsch befohlen.
Thorin sandte eine kurze Notiz an Thranduil, in der er versuchte, seinen Entschluss so gut wie möglich zu begründen. Es tat ihm weh, dass er nun nicht in der Lage war, Dol Guldur anzugreifen. Doch dazu hatten sie nun nicht mehr die Gelegenheit. Offensive war ihm jetzt nicht möglich. Stattdessen musste er sich auf die Verteidigung konzentrieren. Thorin war sich sicher, dass Thranduil ihn verstehen würde.
Und so verließ ein Zwergenheer den Erebor später am Tag. Hoch aufgerichtet saß Thorin auf seiner Kriegsziege und ritt durch das Portal auf die Ebene. Die Banner des einsamen Berges und der Familie Durins flatterten über seinem Kopf. Ihn begleiteten mehrere Batallione Krieger. Unter ihnen waren Axtträger, Bogenschützen, Schwertkämpfer und auch ein große Abteilung der Ziegentruppe, der berittenen Kämpfer des Erebor.
Laut hallte das Horn des Berges über das Land, als der König sein Heer in den Krieg führte. Die umliegenden Bergflanken warfen die Töne in einem vielfachen Echo zurück. Noch in Seestadt würde man die mächtige Fanfare ohne Mühe hören können.
Kurz wandte Thorin sich im Sattel um und blickte zurück zum Erebor. Es versetzte ihm einen Stich, seine Heimat zu verlassen. Lyrann und Frerin blieben nun zurück. Schaudernd dachte er daran, wie seine ganze Familie nun in Mittelerde verstreut war. Rhon lebte nun seit Monaten im Düsterwald, Fenja war erneut nach Norden in die Eisenberge gezogen, um dort zu kämpfen, er führte nun ein Heer nach Osten und nur Mahal selbst wusste, wo Thrain sich aufhielt. Er presste die Lippen zusammen und wandte sich wieder nach vorn. Irgendwann würden sie sich alle wieder sehen, so hoffte er inständig.
Entschlossen drückte er die Waden in die Flanken seiner Ziege, die darauf hin in einen leichten Trab verfiel.
Nach Thal führte er sein Heer, wo er kurz einen Blick auf Königin Kelra werfen konnte, die den Aufbau von Unterkünften für Flüchtlinge überwachte. Ihr Mann König Brand war in den Norden geritten, um sich dort mit Dain zu beraten.
Dem Wasserfall folgend ritt Thorin hinab zum langen See und vorbei an Seestadt. Am frühen Abend erreichten sie den Südzipfel des langen Sees, wo Thorin ein Nachtlager aufschlagen ließ. Beim ersten Licht des neuen Tages gab er bereits wieder den Befehl zum Aufbruch und führte nun sein Heer weiter nach Südosten, hinein in das Land zwischen den Flüssen Eilend und Rotwasser.
Noch ein ganzer weiterer Tag verstrich, bis Ostblick in Sicht kam. Erneut hatte es zu schneien begonnen und ein scharfer Wind trieb die Schneeflocken nun über die Ebene, als Thorin sich der Festung näherte.
Eine ihm wohlbekannte blonde Gestalt erwartete ihn bereits am Tor.
„Fili!", rief er laut und stieg von seiner Kriegsziege. Reichlich steif von dem langen Ritt in der Kälte ging er auf seinen Neffen zu, den er in eine feste Umarmung zog. Sorgenvoll sah er nun den Krieger an, in dessen Miene sich die gleichen Bedenken spiegelten, die auch Thorin hatte.
„Danke, dass du so schnell gekommen bist, Thorin.", begann Fili, während hinter ihnen das Heer Thorins sich auf ein Lager vorbereitete. Thorin nickte knapp und bedeutete seinem Neffen, ihn hinein zu führen.
Ohne sich mit weiteren Worten aufzuhalten, ging ihm dieser voran in den Vorhof, wo emsige Krieger des Erebor und aus Thal damit beschäftigt waren, Schäden im Tor, der Mauer und an den Katapulten auszubessern.
Hintereinander betraten die beiden Männer den Turm und stiegen die enge Wendeltreppe empor, bis sie schließlich dessen Spitze erreicht hatten. Niemand war hier oben, bis auf zwei Elben, ein Mann und eine Frau, die sorgenvoll den Blick gen Osten gerichtet hatten. Mit einem kurzen Nicken grüßten sie den König unter dem Berge, als dieser neben ihnen an die Mauerkrone heran trat.
„Dort vorne...", sagte Fili nur leise und deutete gen Osten. Der Schneefall erschwerte die Sicht für Thorin enorm und eine ganze Weile starrte er geradeaus auf das verschwommene Band des Flusses am östlichen Horizont. War da Bewegung zu erkennen?
„Ein Teil des Heeres aus Rhun setzt bereits über.", erklang da neben ihm die kühle Stimme des Elben, „Es sind mehrere hundert Menschen, die nun auf unserer Seite der Rotwasser angekommen sind."
„Was ist mit dem Rest des Heeres?", fragte Thorin und der Elb erwiderte ruhig: „Sie warten noch und erweitern ihre Lager. Aber ich sehe, dass auch Belagerungsmaschinerie mittlerweile am Fluss steht, bereit hinüber transportiert zu werden."
Thorin nickte langsam. Kurz tauschte er einen Blick mit Fili. „Sie werden erst unsere Stärke austesten wollen, bevor sie ihr gesamtes Heer übersetzen.", sagte er leise.
Sein Neffe brummte bestätigend. „Die Belagerungsmaschinen gefallen mir nicht.", meinte er, „Für Türme wie diesen hier sind die viel zu groß. Die sind für Thal und Erebor gedacht."
Beklommene Stille herrschte nach diesen Worten. Selbst die beiden Elben drehten nun die Köpfe den Zwergen zu.
„So weit muss es erstmal kommen.", versuchte Thorin die dunklen Worte ein wenig abzufangen. Doch sein Neffe schüttelte den Kopf. „Thorin, das ist eine Armee, deren Ziel es ist, bis zum einsamen Berg vorzudringen. Diesmal geben sie sich nicht mit ein paar Bauernhöfen und Wachtürmen zufrieden!"
„Denkst du das weiß ich nicht?", knurrte Thorin leise, „Du kannst das hier nicht so laut sagen, sonst zerstören wir die Moral der Krieger vollkommen."
Er seufzte. Natürlich hatte Fili Recht. Aber es brachte nichts, jetzt schon sich auf eine Niederlage gefasst zu machen.
„Schickt Nachricht an die umliegenden Dörfer.", befahl er, „Alle Menschen, die noch in der Nähe leben, sollen sich auf den Weg ins Landesinnere machen. Der Erebor und Thal sind sicher. Hier werden sie das möglicherweiße nicht mehr lange sein."
Fili nickte und verschwand durch die Luke im Boden. Thorin folgte ihm wenig später. Rasch ging er zurück zu seinem Heer, zwei Drittel seiner Kämpfer schickte er je zu Dwalin und Kili, um sie dort zu unterstützen.
Den berittenen Kämpfern auf den Kriegsziegen befahl er, zwischen den Türmen Ostblick, Turmaug und Rotzinn zu patroullieren.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, gemeinsam mit Fili die Verteidigungsanlagen des Turmes zu inspizieren. Glücklicherweise waren die meisten der Katapulte einsatzbereit und es waren auch ausreichend Steinblöcke vorhanden, um für einige Zeit den Feind auf Abstand zu halten.
Abends saß er schließlich im Turmzimmer und schrieb eine weitere Nachricht an Thranduil, in der er ihn bat, Soldaten an die Ostfront zu schicken, sofern er welche entbehren konnte. König Brand konnte keine weiteren mehr zu ihm senden, das wusste er. Denn die Menschen von Thal kämpften nicht nur hier an der Rotwasser, sondern teilweise auch in den Eisenbergen. Und so hoffte er auf Unterstützung aus dem Düsterwald. Vor Fili und den Kriegern hatte er sich zuversichtlich gegeben, doch das riesige Heer, das nun vor der Rotwasser stand, machte ihm in der Tat Sorgen.
Als er beobachtete, wie der Rabe, der nun seinen Brief für Thranduil trug, immer kleiner wurde, dachte er an die Könige der anderen Zwergenvölker, denen er vor Wochen ebenfalls geschrieben hatte. Hatten sie seine Nachricht erhalten? Würden sie den Eid, den sie ihm vor Jahrzehnten geschworen hatten, würdigen und ihm zu Hilfe eilen?

„Thorin! Thorin!" Filis Stimme hallte durch den Turm, bis nach oben in das Turmzimmer, in dem Thorin eben über einer Landkarte gebrütet hatte. Abrupt sprang er auf. Die deutliche Anspannung in der Stimme seines Neffen war Zeichen genug, dass die Lage ernst war.
Kurz vergewisserte er sich, dass er alle Waffen bei sich hatte, dann stürzte er die Treppe hinab.
Auf dem Vorhof des Turmes war Hektik ausgebrochen. Zusammen mit Thorin strömten dutzende Zwerge und Menschen aus dem Turm. Eilig rannten sie hin und her, schleppten Waffen zu den Mauern oder fanden sich bei den Katapulten ein. Lediglich eine Einheit Bogenschützen blieb in dem Gebäude, um von dort aus den Feind anzugreifen. Sie verteilten sich auf der Turmspitze und an den Schießscharten des Treppenhauses.
Mitten im Hof stand Fili und brüllte Befehle. „Schließt und sichert das Tor!", rief er mit lauter Stimme, „Bereitet die Katapulte vor! Bogenschützen und Armbrustschützen auf die Mauern! Schwertkämpfer hier in den Hof!"
Mit raschen Schritten eilte Thorin auf seinen Neffen zu, der sich eben zu ihm umdrehte. „Sie sind hier.", sagte er und wies zur östlichen Mauer.
Kurz nickte Thorin Fili zu, dann rannte er in die ihm gewiesene Richtung. Schnell erklomm er die kurze Treppe zur Mauer, dann blickte er nach Osten. Im Licht der Wintersonne zeichnete sich ein beklemmendes Bild vor seinen Augen ab.
Das Heer aus Rhun war nahe an den Turm heran gekommen, bald wären sie in Pfeilschussweite. Hoch über den Köpfen der feindlichen Soldaten wehte die Fahne des Landes jenseits der Rotwasser im Wind. Das Zeichen eines rot-gelben Auges auf rotem Grund, umgeben von grell gelben Strahlen. Im Rhythmus eines fremdartigen Singsangs, der vom Wind an Thorins Oh getragen wurde, näherten sich die Ostlinge. Bewaffnet waren sie mit den für ihr Volk typischen Lanzen, sowie kurzen Bögen und kleinen runden Schilden. Deutlich konnte Thorin ihre gebänderten Lederrüstungen erkennen.
„Wie weit sind die Katapulte?", rief er über die Schulter, „Bogenschützen, macht euch kampfbereit!"
Auch er selbst griff nach einem an der Mauer lehnenden Bogen. Zwar war er kein guter Schütze, doch würde auch er so viele Gegner wie möglich in den Tod reißen. „Bringt Feuer!", befahl er.
Kaum hatte er das gesagt, setzte sich mit einem Mal die vorderste Front der Ostlinge erschreckend schnell in Bewegung. Markerschütterndes Gebrüll zerriss die Winterluft, während die Feinde auf die Festung zu rannten. Pfeile wurden abgeschossen. Doch die Angreifer waren noch zu weit weg und so schlugen die Geschosse entweder gegen die Mauerwand oder in die Schneedecke.
Die Stimme Erohels drang an Thorins Ohr. Laut schreien musste der Elb, der nur wenige Schritte von ihm entfernt stand, sodass alle ihn hören konnten. „Zielt auf ihre Hälse oder die Knie! Dort sind ihre Rüstungen schwach!"
„Feuer!", schrie Thorin und ließ sein Geschoss in die Luft schnellen. Eine Wolke aus Pfeilen stieg in die Höhe. Laut schreiend wurden die Gegner der Gefahr gewahr, die sich ihnen näherte. Abrupt stoppten sie ab und hielten ihre Schilder in die Höhe. Doch das schmerzerfüllte Kreischen, das sich im nächsten Moment erhob, zeigte deutlich, dass so mancher Pfeil sein Ziel gefunden hatte.
Eben legte Thorin den nächsten brennenden Pfeil auf die Sehne, als die Bogenschützen der Gegner einen erneuten Angriff versuchten. Und diesmal waren sie schon viel näher gekommen.
Drohendes Sirren erklang, als die Pfeile auf die Festung zuschossen. „Deckung!", hörte Thorin seinen Neffen brüllen und er tauchte der Mauer ab. Er spürte den todbringenden Luftzug eines Pfeiles über sich und im nächsten Moment grelle Schreie, als die ersten Opfer in der Festung getroffen zu Boden stürzten.
„Erwidert das Feuer!", brüllte Thorin, richtete sich wieder auf und schoss seinen Pfeil ab. „Wo bleiben die Katapulte?" Hektisch sah er sich um, kaum beachtete er die unter dem erneuten Beschuss fallenden Gegner.
Da endlich erklang ein scharfes Schnappen und ein mit Pech in Brand gesetztes Gefäß flog auf die Gegner zu. Mit einem hässlichen Knirschen traf auf ihre Linien, wo sofort Flammen empor züngelten. Schreie erfüllten die Luft, ebenso wie der Geruch verbrannten Fleisches.
Wieder ging ein Pfeilhagel auf die Ostlinge nieder, gefolgt von den Geschossen des halben Dutzend Katapulte, die mittlerweile kampfbereit waren.
Der Ansturm der Ostlinge erlahmte merklich. Einige wenige Glückliche hatten es irgendwie in den Schießschatten geschafft und schon tauchten erste schmale Holzleitern auf.
„Leitern!", rief Thorin, „Zieht eure Schwerter!"
Da erschien der erste behelmte Kopf eines Ostlings schon über den Zinnen. Mit einem gewaltigen Streich führte Thorin Orcrist gegen ihn. Die Klinge des elbischen Schwertes bohrte sich in den Hals des Mannes, noch bevor dieser die Mauer gänzlich hatte überwinden können. Mit einem gurgelnden Geräusch sackte er zur Seite und stürzte von der Leiter.
Der nächste schaffte es immerhin über die Zinnen und baute sich vor Thorin auf. Er stieß mit seiner Lanze zu, doch Thorin schlug die Waffe beiseite. Seine Klinge wirbelte herum und zielt mit unglaublicher Präzision auf das Handgelenk des Ostlings. Blut spritzte auf, als dieses vom Arm des Mannes getrennt wurde. Sein gequälter Schrei klingelte in Thorins Ohren, der ihn mit einem weiteren mächtigen Hieb enthauptete.
Rasch drehte Thorin sich der Leiter zu, wo eben der nächste Ostling über die Mauer klettern wollte. Der Mann versuchte, mit der Lanze nach dem Zwerg zu schlagen. Doch der Schlag ging ins Leere und mit einem gezielten Stoß brachte Thorin die Leiter ins Wanken. Der Ostling verlor das Gleichgewicht und stürzte mitsamt der Leiter zu Boden.
Nach Atem ringend sah Thorin sich um. Tatsächlich hatten es nur wenige weitere Ostlinge bis auf die Mauer geschafft. Der beständige Pfeilhagel und Beschuss durch die Katapulte hielt sie auf Abstand.
„Thorin!", hörte er da Filis Stimme. Er sah sich um und erblickte seinen Neffen, der auf ihn zu rannte.
„Ihre Reiter versuchen im Süden zwischen uns und Dwalin durchzubrechen!", rief er und deutete in Richtung der Festung, die Dwalin verteidigte. Thorins Blick folgte dem Fingerzeig seines Neffen und sah mit Grauen dutzende Reiter, die sich mit erstaunlicher Schnelligkeit auf den Bereich zwischen den beiden Festungen zu bewegten. Was waren das für Tiere, die sie ritten? Sie bewegten sich anders als Pferde, aber waren auch zu groß für Warge.
„Gebt den Kriegsziegen das Signal!", rief er laut. Über dem Portal wurden Fahnen geschwenkt und im nächsten Moment donnerten Hufe über den Boden und wirbelten Schnee auf, während die berittenen Zwerge die Ostlinge angriffen.
Er konnte erkennen, wie wenig später die beiden Truppen aufeinander prallten. Doch wie der Kampf verlief, wer die Oberhand gewann, das vermochte er nicht festzustellen. Lange hatte er noch nicht das Gefecht der Reiter verfolgt, als ein erneuter Ruf, in Deckung zu gehen, seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Eben noch rechtzeitig bückte er sich hinter die Mauer, während wieder ein Pfeilhagel der Ostlinge auf sie hernieder ging.
Stunden schienen vergangen zu sein und die Ostlinge hatten es noch nicht geschafft, sich trotz ihrer riesigen Anzahl, den Festungen weiter zu nähern. Die Pfeile und brennenden Geschosse der Verteidiger ließen sie nicht voran kommen. Auch der Vorstoß ihrer Reiter auf den rätselhaften Tieren war von den Zwergen abgewehrt worden.
Tatsächlich begannen die Ostlinge sich zurück zu ziehen. Nach und nach wichen sie zurück, bauten wieder Abstand zwischen sich und den Mauern der Festung auf.
Erleichtert stieß Thorin die Luft aus, als er dessen gewahr wurde. Als er die vielen Angreifer gesehen hatte, hatte er nicht geglaubt, dass sie eine Chance haben würden. Doch es schien so, als hätten die Feinde beschlossen, dass die Festungen doch stärker verteidigt wurden, als sie gedacht hatten.
Würden sie bis zum Fluss zurück fallen und sich dort mit ihrem Hauptheer neu gruppieren?
Mit einem Mal wurde es eisig kalt und der Abend schien viel früher herein zu brechen, als es selbst im Winter der Fall war. Denn die Sonne wurde blasser und das Licht fahler. Ein klammes Gefühl beschlich Thorin, legte sich wie eine eisige Faust um sein Herz. Die Männer auf den Mauern warfen sich unruhige Blicke zu. Angst lag mit einem Mal in der Luft. Suchend sah Thorin sich um. Er kannte diese Empfindung, nicht das erste Mal fühlte er diese Kälte, diese Angst.
Da zerfetzte ein schrilles Kreischen die Luft. Nicht von dieser Welt schien das Geräusch zu sein, das allen unter die Haut fuhr.
Ächzend und jammernd fielen einige der Krieger an Ort und Stelle zu Boden, weinten vor Angst. Thorin, dem mit einem Mal schlecht vor Panik war, blickte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war und es schien, als sähe er einen Alptraum leibhaftig werden.
Ein riesiges, schwarzes Monstrum mit langem Hals, peitschendem Schwanz flog auf sie zu. Die weiten ledrigen Schwingen, einer Fledermaus nicht unähnlich, entfesselten wahre Stürme, die über die Festung fegten.
Und auf dem Rücken dieser Kreatur thronte der Nazgul, der vor einem Jahr vor seinen Toren gestanden hatte und nach Bilbo gefragt hatte, Khamul, der alte König von Rhun.
Wie gelähmt vor Schreck starrte Thorin hoch zu dem schwarzen Reiter. Sein Kopf war wie leer gefegt.
Dann endlich besann er sich. „Pfeile!", schrie er verzweifelt.
Doch es war schon zu spät. Mit einem lauten Brüllen, das durch Mark und Bein ging, stürzte sich das Wesen auf die Festung Ostblick hinab. Seine gewaltigen Krallen griffen nach einem der Katapulte. Schreiend suchten die Krieger das Weite, versuchten panisch zu fliehen. Mit lautem Krachen zerbarst das Gerät, als der Nazgul das Katapult in die Höhe hob, wobei auch einige der Kämpfer mit hinauf geschleudert wurden. Ihre erbärmlichen Schreie übertönten selbst das Brüllen des grausamen Monstrums.
Schockiert starrte Thorin auf den übermächtigen Gegner, der eben die Überreste des Katapultes in die Tiefe fallen ließ, was erneut verheerenden Schaden unter seinen Kriegern anrichtete.
Einen kurzen Moment lang konnte Thorin klar auf Khamul sehen. Täuschte er sich, oder endete der eine Arm des Nazgul in einem Stummel? Hatte die Berührung des Silmarils Khamul doch stärker verletzt, als sie angenommen hatten?
Hinter Thorin erklang mit einem Mal lautes Kriegsgebrüll. Er wirbelte herum und sah voll Unglauben die Ostlinge, die nun mit neuem Mut die Festung angriffen. Sie waren schon so nahe heran gekommen.
„Verteidigt die Mauern, Männer!", schrie Thorin. Doch um ihn her herrschte Chaos. Der Nazgul stürzte sich eben auf das nächste Katapult. Seine Fänge und die Krallen an den Flügelenden rissen grausame Wunden bei jedem der armen Männer, die ihm im Wege waren. Und auch das zweite Katapult, ihre stärkste Waffe in diesem Kampf, zerbrach wie Spielzeug im Griff des Ungeheuers.
Verzweifelt sah Thorin sich um. Auf der einen Seite der Nazgul, der die Katapulte zerfetzte und Panik unter den Kämpfern stiftete, auf der anderen Seite die Ostlinge, die nun bis an die Mauern heran gekommen waren.
„Haltet eure Stellung!", rief er und stieß eine Leiter um, die eben an die Mauer gelehnt worden war. Doch nur wenige kämpften außer ihm. Voller Angst versuchten die Männer sich zu verstecken oder standen wie gelähmt da, das grausame Werk des Nazgul verfolgend.
Da flog das Portal mit einem Mal auf und ein Strom lanzenbewehrter Ostlinge strömte hindurch auf den Vorhof. Und Thorin war mit einem Mal klar, die Festung war verloren.
Er konnte sehen, wie Fili einen verzweifelten Angriff auf die Eindringlinge führte. Doch es war hoffnungslos. Die Ostlinge waren deutlich in der Überzahl.
Alle ihre Katapulte waren mittlerweile zerstört worden und tatsächlich schien Khamul beschlossen zu haben, dass er hier genug Schaden angerichtet hatte. Sein furchtbares Reittier schwang sich in die Lüfte. Doch Thorins anfängliche Erleichterung darüber, schlug sofort in erneutes Grauen um, als er sah, dass Khamul nun in Richtung Norden flog, dorthin, wo Kili zweifellos auch einen Angriff der Ostlinge abwehren musste.
Aber er konnte Kili nicht helfen. Nun galt, zu retten, was noch zu retten war.
„Fili!", brüllte er aus Leibeskräften, „Wir ziehen uns zurück!"
Wild schwang er Orcrist um sich und scharrte die Kämpfer auf der Mauer um sich. Sie schafften es, sich einen Weg zum Hof frei zu kämpfen, wo sich nun alle Überlebenden der Festung versammelten.
Selwen und Erohel standen noch ein Stück entfernt auf einem erhöhten Podest und versuchten mit Pfeilschüssen den Überlebenden Rückendeckung zu geben.
„Erohel! Selwen!", rief Fili nach ihnen, während die Zwergen und Menschen bereits versuchten, sich zum Portal durch zu kämpfen. Die beiden Elben nickten kaum merklich und eilten auf sie zu. Da brach Selwen plötzlich mit einem heiseren Schrei zusammen, eine Lanze ragte aus ihrem Rücken. Voll Grauen sah Thorin, wie die Elbin stürzte. Ihr Gefährte beugte sich über sie. „Erohel!", schrie er. Ein Weg zum Portal war frei gekämpft. Jetzt konnten sie fliehen!
Das Gesicht verzerrt vor Schmerz erhob sich Erohel und spurtete auf sie zu.
Eine letzte Kraftanstrengung, Thorins Klinge wirbelte wild umher, während er die Gegner auf Abstand hielt. Und dann war endlich das Tor erreicht.
„Lauft!", brüllte Thorin und so schnell sie konnten, flohen sie in Richtung Westen.
Voll Dankbarkeit bemerkte er, dass die Ostlinge vor allem die wieder eroberte Festung in besitz nehmen wollten und scheinbar die Flüchtenden nicht weiter beachteten. Auch der Nazgul war verschwunden und so rannten sie eilig davon, brachten so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Festung.
Lautes Heulen und Schreien zerriss plötzlich die Luft hinter ihnen. Thorin wandte sich um und erblickte voll Entsetzen die Reiter der Ostlinge, die sich ihnen näherten. Man hatte doch beschlossen auf sie Jagd zu machen.
Ungläubig starrte er auf die Reittiere der Angreifer. Sie schienen Sagen oder Alpträumen entsprungen zu sein. Weder Pferd noch Wolf waren sie. Noch nie hatte er derartige Tiere gesehen! Am ähnlichsten waren sie wohl Katzen mit sandfarbenem Fell, doch waren sie riesig! Gigantische, scharfe Fangzähne ragten aus ihren Mäulern, tropfend vor Geifer. Lange Schwänze peitschten durch die Luft. Ihre krallenbewehrten Tatzen zogen Furchen durch den Schnee. Die gelben Augen leuchteten mordlustig, als die Tiere im wilden Sprint auf sie zurasten. Ihre Reiter hoben die Lanzen, bereit jeden Zwerg oder Menschen aufzuspießen.
„Lauft!", schrie Thorin den Männern zu. Aber wie sollten sie diesen Tieren entkommen?
Er drehte sich schon den Feinden zu und hob Orcrist. Lieber wollte er kämpfend untergehen, als von diesen Bestien zu Tode gehetzt zu werden. Einige andere Zwerge schienen den gleichen Gedanken gehabt zu haben und wandten sich ebenfalls um.
„Du bekar!", rief Thorin in einem letzten Versuch, ihnen Mut zu machen. Gleich wären die Scheusale über ihnen!
Da fegten die Kriegsziegen von der Seite heran. Die gewaltigen Tiere hatten die Hörner gesenkt und donnerten so in vollem Galopp in die Flanke der angreifenden Katzenwesen.
Schrille Schreie mischten sich in das Fauchen der Katzen und das Trommeln der Ziegenhufe. Fassungslos starrte Thorin auf den Kampf, der vor ihren Augen entbrannte. Dann kam er wieder zu Sinnen. Hier konnten sie nicht helfen. Er musste seine Männer in Sicherheit bringen!
„Lauft weiter! Bringt euch in Sicherheit!", rief er.

Stunden später tauchte das verlassene Dörfchen Flussau vor den Augen Thorins auf. Die Kriegsziegen hatten ihnen unter starken Verlusten das Leben gerettet. Eine stark dezimierte Gruppe der Reiter war schließlich zu ihnen aufgeschlossen.
Vollkommen erschöpft kämpften sich Zwerge und Menschen auf die Häuser zu. Wie durch ein Wunder verfolgten die Ostlinge und der Nazgul sie nicht weiter.
„Thorin! Thorin!", erklang da eine Stimme und von dem Dorf her kam Dwalin auf sie zugerannt.
„Dwalin!", rief Thorin voller Dankbarkeit und schlang die Arme um seinen Waffenbruder.
„Diese widerlichen Ostlinge haben uns überwältigt.", knurrte der glatzköpfige Krieger, „Nur einige von meiner Gruppe konnte ich retten."
Thorin nickte. „Uns erging es ebenso.", erwiderte er, „Weißt du von Kili?"
Dwalin schüttelte den Kopf, das Gesicht bleich vor Sorge.
Langsam gingen sie zurück zum Dorf.
Thorin ließ sich ein Stück zurückfallen und trat neben Erohel, dessen Miene voller Trauer war. „Es tut mir leid um Selwens Tod.", sagte er leise. Doch der Elb erwiderte nichts. Thorin holte tief Luft und fragte dann: „Kennst du die Reittiere der Ostlinge?"
„Rhovanelig...", erwiderte Erohel ausdruckslos, „Im Westron vielleicht übersetzt als Reißzahnbestie. Noch nie habe ich eine gesehen. Doch Sagen erzählen, dass einige dieser Tiere weit im Osten noch leben und sie vor dem Erwachen der Elben durch Mittelerde zogen. Die Ostlinge müssen gelernt haben, sie zu zähmen."
Keine weiteren Erklärungen konnte Thorin dem trauernden Elb entlocken und so rasteten sie ihm Dorf.
Die Nacht brach gerade herein, als Rufe laut wurden. Kili war gekommen! Auch er hatte es geschafft, eine kleine Gruppe Überlebender zu dem Dorf zu führen. Glücklich und erleichtert, dass auch sein jüngster Neffe überlebt hatte, schloss Thorin den Krieger in die Arme. Einen Moment standen Thorin, Dwalin, Fili, Kili und Tauriel beisammen, versuchten zu verstehen, was eben passiert war. Da kam ein Zwerg herbei gelaufen, der als Wache Ausschau gehalten hatte.
„Mein König!", rief er Thorin zu, „Die Elben kommen! Ein kleines Heer aus dem Düsterwald nähert sich uns!"
Dankbar nickte Thorin. Die Verstärkung war dringend nötig.
Ein grimmiger Gesichtsausdruck zeichnete sich auf Filis Zügen ab. „Wir werden uns neu gruppieren. Jeden Fußbreit unseres Landes, den sie erobern wollen, werden die Ostlinge teuer bezahlen.", sagte er düster.

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