Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kalte Asche

Als Thrain erwachte, war es totenstill in der Höhle. Für einen Moment dachte er, es wäre noch mitten in der Nacht. Doch dann meldeten sich Hunger und Durst. Sein Zeitgefühl sagte ihm, dass es draußen bereits dämmern musste.
Er richtete sich auf und sah sich im Zwielicht der Höhle um, in der die Schmugglerbande ihre Schlaflager aufgeschlagen hatten. Niemand außer ihm war hier... Irritiert tastete er nach einem Glimmspan und entzündete daran die Talgkerze neben seinem Lager. Doch auch der flackernde Schein des Feuers brachte keine neuen Erkenntnisse. Er war allein.
Rasch schlug er seine Decke zurück und erhob sich. Ein letzter verwunderter Blick glitt über die verwaisten Betten der Menschen, in deren Gesellschaft er nun mehrere Wochen schon lebte, dann wandte er sich ab und ging in die Haupthöhle, neugierig, was ihn dort wohl erwartete.
Lautes Schnarchen empfing ihn, als er die Tür öffnete und in den Raum hineintrat. Marton und seine Bande, sowie die drei Besucher aus dem Dorf lagen tief schlafend auf dem Boden oder dem Tisch. Der Geruch von billigem Fusel, schalem Schweiß und einer durchgefeierten Nacht hingen in der Luft.
Kopfschüttelnd sah Thrain von einem zum anderen. Marton, dessen Kopf auf die Tischplatte gesunken war, Kario, der unter dem gleichen Stuhl lag, von dem er am Vorabend gestürzt war, Nedric, der noch irgendwie auf seinem Stuhl saß, Elestim und Arlock, beide vor dem Kamin am Boden liegend und all die anderen.
Kurz zuckten Thrains Mundwinkel amüsiert in die Höhe. Sie erinnerten ihn an die eine oder andere bierselige Nacht, die er mit Skafid, Jari und Gimli verbracht hatte. Oft genug hatte er sich nicht mehr so ganz entsinnen können, wie er es am nächsten Morgen in sein Bett geschaft hatte.
Doch die warme Erinnerung wurde mit einem Mal von bitterer Erkentniss zerstört. Diese Männer hier waren nicht im geringsten wie seine Freunde aus dem Erebor. Gimli, Skafid und Jari hatten nie Unschuldige überfallen, um sich selbst zu bereichern. Sie hatten nie sich Gesetzlosen angeschlossen oder sich über das Leid eines Dorfes lustig gemacht.
Ein schaler Geschmack lag in Thrains Mund, der nichts mit dem Rum des Vorabends zu tun hatte. Er griff nach einer Karaffe mit Wasser, die auf dem Tisch stand und leerte sie in einem Zug. Doch richtige Linderung schaffte es nicht. Er brauchte frische Luft.
Vorsichtig stieg er über die Körper seiner Gefährten hinüber. Leise näherte er sich der Tür und öffnete sie. Ein kalter Windstoß empfing ihn und vertrieb augenblicklich das beengende Gefühl, das ihn drinnen befallen hatte.
Keine Wache war hier. Alle Schmuggler hatten diese Nacht gefeiert, sämtliche Vorsicht außer Acht gelassen. Und nun schliefen sie in der Höhle ihren Rausch aus. Tief durchatmend trat Thrain an den Felsvorsprung und sah auf das Anduintal hinaus über dem noch morgendlicher Tiefnebel lag. Die kahlen Bäume im Tal reckten ihre Zweige wie Finger in die Höhe, während sich im Osten eine blasse Herbstsonne erhöht.
Einen Moment lang stand Thrain einfach nur da, inhalierte gierig die kalte Luft, die bereits deutlich nach nahendem Winter roch und genoss es, der stinkigen Höhle entkommen zu sein. Doch der Gestank der Feier zog mittlerweile auch nach draußen. Der Geruch von Schweiß, Alkohol, ungewaschenen Körpern und geräuchertem Fleisch machte sich dann doch bemerkbar und so beschloss Thrain, sich ein wenig die Beine zu vertreten.
Er drehte dem Ausblick ins Tal den Rücken zu und folgte dem Pfad, der ihn Richtung Süden weiter am Berghang entlang führte. Seit einigen Tagen umgab die Höhle der Schmuggler eine durchgängige Schneedecke, die mittlerweile auch nicht mehr schmolz. Wenn Thrain in Richtung der Gipfel blickte, sah er hinauf in eine weiße Wüste, wo kaum noch Tiere es wagten, ihre Verstecke zu verlassen.
Der Pfad, den er gewählt hatte, war ebenfalls verschneit, doch kannte der Zwerg die nähere Umgebun mittlerweile so gut, dass er sich ohne weitere Probleme zurecht fand. Sein Atem bildete kleine Wölkchen vor seinem Mund, während er durch die noch dünne Schneeschicht stapfte.
Seine Gedanken begannen auf Wanderschaft zu gehen und vor seinem inneren Auge tauchte wieder das Bild der volltrunkenen Schmuggler auf. Ekel erfüllte ihn bei dem Gedanken an ihre Taten.
Sie raubten Karawanen aus, stahlen aus dem Dorf, mordeten ohne Hintergedanken, wenn es ihrem Interesse entsprach. Schmuggelten Ware in Länder, die bekannt dafür waren, andere mit Krieg zu überziehen! Und wofür? Für Gold und Fusel...
Das schlechte Gewissen brannte furchtbar in Thrain. Erneut sah er Faris gebrochenen Blick vor sich, Arnfast, den er fast zu Tode geprügelt hatte, den schallend lachenden Nedric, Marton, der ihm Rum reichte, die Schmuggler, wie sie der Karawane aufgelauert hatten... Und er unter ihnen. Er war einer der Schmuggler.
Zittrig fuhr seine Hand über die Glatze, die man ihm rasiert hatte, untrügliches Zeichen, dass er sich seinen Platz in der Bande verdient hatte.
Er mochte sich nicht vorstellen, was Ira von ihm denken würde, sollte sie je erfahren, was aus ihm geworden war. Ein Verbrecher, ein Schmuggler und Mörder. Frede, sein Freund, der so gut zu ihm gewesen war, hatte die Dinge hergestellt, die er Thrain geraubt hatte. Frede und all die anderen guten Männer udn Frauen von Nebelgrund, die er bestahl, um seine persönlichen Rachewünsche zu befrieden!
Wie tief war gesunken! Dies war einem Krieger des Erebor nicht würdig... Er war ein Abkomme Durins, ein Prinz und er sollte einmal der neue König unter dem Berge werden! Und er benahm sich wie der geringste Zwerg aus seinem Volk!
Zum ersten Mal seit langem dachte er wieder an seine Familie. Wie enttäuscht sie doch von ihm wären... Erneut... Und diesmal konnte er es ihnen nicht verübeln.
„Ich bin besser als das...", murmelte er, „Das wird so nicht weitergehen!"
Wie, um es sich selbst zu bestätigen, nickte er. Er würde die Schmuggler verlassen. Es war ihm egal, wie Marton reagieren würde. Keine Minute länger würde er sich mit ihren niederen Machenschaften abgeben.
Sein Entschluss war gefasst, nun würde ihn nichts mehr aufhalten. Thrain drehte auf dem Absatz um und stapfte zurück zu der Schmugglerhöhle.
So tief in Gedanken versunken hatte er gar nicht gemerkt, wie weit er gegangen war und er beeilte sich, die Strecke rasch wieder hinter wsich zu bringen. Vielleicht schliefen alle noch und er konnte seine Sachen holen und sich davon schleichen, ohne, dass man ihn bemerken würde. Wohin sollte er sich dann wenden? Er wußte es nocht nicht, doch damit konnte er sich befassen, sobald er die Schmugglerhöhle für immer hinter sich gelassen hatte.
Etwas merkwürdiges am Boden erweckte seine Aufmerksamkeit und er hielt an. Langsam senkte er den Blick und erstarrte. Fußspuren hatten den Schnee aufgewühlt, wo er am frühen Morgen erst langgelaufen war. Es bestand kein Zweifel. Die Fußspuren stammten von Orks. Sie mussten von den Bergen herab gekommen sein.
Thrain sah mit angehaltenem Atem den Pfad voraus. Er war nicht weit weg vom Lager!
So rasch er konnte und dennoch bemüht, keinen Lärm zu machen, eilte Thrain den Rest des Pfades entlang. Er verfluchte sich selbst für seine Dummheit, keine Waffe bei sich zu haben. Angespannt blieb er alle paar Meter stehen und lauschte. Doch nichts war zub hören. Das Herz pochte ihm bis zum Hals, als er endlich nahe an die Höhle heran gekommen war. Schleichend arbeitete er sich weiter vor, mühte sich, das kleinste Geräusch zu hören. Kein Laut konnte er vernehmen. Totenstille lag über dem Schmugglerlager.
Aufs Äußerste gespannt schob er sich um die letzte Biegung herum und sah auf das Felsplateau, wo der Eingang lag. Sofort fiel sein Blick auf die Tür zum Versteck. Sie stand speerangelweit auf. Nichts rührte sich. Aber ein ungutes Gefühl machte sich plötzlich in Thrains Magengegend breit.
Mit einem Mal wusste er, dass die Orks fort waren. Ein Instinkt sagte ihm, dass er nicht weiter wachsam sein musste. Wie aus einer Starre erwachend sprang er vorwärts und stürzte über die Schwelle des Schmugglerlagers.
Ein Bild des Chaos zeigte sich ihm. Hier war gekämpft worden. Die Schmuggler lagen in ihrem Blut am Boden. Der schneidende Geruch von Blut und menschlichen Exkrementen, gemischt mit Angstschweiß lag in der Luft und erschwerte Thrain das Atmen.
Fassungslos glitt sein Blick über die toten Männer. Vor seinem inneren Auge spielten sich Szenen des Grauens ab. Sie hatten keine Chance gehabt. Vermutlich hatten die Orks das Lager gerochen und den unbewachten Eingang gefunden. Die Menschen waren von den Geräuschen der Eindringlinge geweckt worden, doch bevor sie sich hatten zur Wehr setzen können, war der Feind schon über ihnen gewesen.
Thrain schüttelte sich, er meinte noch das Echo der entsetzten Rufe und der Todesschreie hören zu können.
Ihm am nächsten lag Haron. In seiner Hand hielt er tatsächlich ein Schwert. Irgendwie hatte der erfahrene Kämpfer es geschafft, sich zu bewaffnen. Mit unnatürlich verrenkten Beinen lag er am Boden. Blut sickerte noch immer aus der offenen Wunde an seinem Hals heraus und floss träge über den Höhlenboden.
Dann war da Marton. Direkt vor seinem kleinen Bruder war er zusammengebrochen. Eine grausame Wunde entstellte sein Gesicht, der Blick der leeren braunen Augen voller Furcht auf einen unsichtbaren Feind gerichtet. Mit einem einfachen Messer hatte er versucht, sich und Kario zu verteidigen.
Kario selbst lag direkt neben Marton. Ein Ausdruck riesiger Panik lag in seinen Zügen. Man hatte ihn schlicht enthauptet. Bitter sah Thrain auf den Jungen hinab. Er war noch ein Kind gewesen, so viel von seinem Leben hatte er noch vor sich gehabt.
Elestim und Aveon lagen mit aufgeschlitzten Bäuchen noch dort, wo Thrain sie am morgen schlafend vorgefunden hatte. Scheinbar waren sie von dem Kampflärm noch nicht vollständig geweckt worden. Ihre Augen waren geschlossen und wären da nicht die grausamen Wunden gewesen, könnte man fast denken, sie schliefen noch.
Arlock war an die Höhlenwand gesackt, der Körper durchbohrt von Pfeilen. Er war offensichtlich auf dem Weg zum Waffenlager gewesen, in dem Versuch, sich und die anderen zu verteidigen.
Nach einigem Suchen fand Thrain auch Nedric, Ottar und Vigrot. Die drei waren in einem Durchgang in den hinteren Höhlenteil überwältigt und erschlagen worden. Dass sie hier waren, ließ für den Zwerg nur einen Schluss zu. Sie hatten versucht, sich in Sicherheit zu bringen und die anderen ihrem Schicksal überlassen.
Lange stand Thrain da und dachte nach, was er nun tun sollte. Es schmerzte ihn, dass die Schmuggler einen derartig grausamen Tod gestorben waren und er beschloss, sie zu begraben. Doch vorher ging er noch in die Schlafhöhle, um nach seinen Sachen zu suchen. Dankbar stellte er fest, dass seine Axt, die er als einzige seiner Waffen nicht im Waffenlager aufbewahrt hatte, noch in ihrem Versteck unter dem Strohsack lag, auf dem er geschlafen hatte. Axt und Reisegepäck nahm er an sich und ging zurück in die Haupthöhle.
Ein Blick in die Waffenkammer sagte ihm, dass die Angreifer hier sich bedient hatten. Die meisten der guten Waffen fehlten, sie waren zusammen mit Rum und Gold geraubt worden. Sein Schild war aber tatsächlich noch da, hierfür hatten Orks wenig Verwendung, und er fand zwei sehr einfach gearbeitete Dolche.
Mit schnellen Handgriffen packte er sich etwas von den Vorräten der Schmuggler ein. Waffen, Gepäck und Vorrat legte er auf einem der Hocker in der Haupthöhle ab. Den Tisch, der in der Mitte gespalten worden war und nun in Stücken am boden lag, umrundete Thrain und wandte sich dem Ausgang zu. Eine einfache Schaufel nahm er an sich, dann trat er nach draußen.
Eine Zeit lang lief er am Berghang vor der Höhle auf und ab, bis er unter der Schneeschicht einen Bereich fand, der nicht ganz so felsig war und wo er gut graben konnte. Mit einem tiefen Atemzug rammte er den Spaten in die Erde, um das erste Grab auszuheben.
Die Arbeit war schweißtreibend, denn der Boden war trotz allem fest und es war schwer, die Löcher tief genug zu graben. Trotz der herbstlichen Kälte schwitzte Thrain bald ordentlich. Konzentriert hielt er den Blick zu Boden gerichtet und arbeitete stumm vor sich hin.
Die Mittagszeit war schon lange vorbei, als er sich zum Verschnaufen auf die Schaufel stützte und den Blick umher schweifen ließ.
Langsam sah er über das Anduintal hinweg, blickte hoch nach Norden und erstarrte. Eine Rauchwolke stieg nördlich von ihm in die Höhe. Dicker, schwarzer Rauch, wie er nur von einem riesigen Feuer kommen konnte.
Thrains Herz schien stehen zu bleiben. Es gab nur eines, was ein derartiges Feuer verursachen konnte. Nebelgrund!
„Ira!", entfuhr es ihm und kalte Panik leerte sich wie Eiswasser in seinen Magen. Die Schaufel entglitt ihm. Die Orks waren nach Nebelgrund gezogen! Für einen Moment war er wie zur Salzsäule erstarrt. Unfähig sich zu rühren, starrte er auf die Wolke, die sich gen Himmel erhob.
Dann mit einem Mal kam wieder Leben in ihn. Er musste zum Dorf! Gerade so fielen ihm noch seine Waffen in der Höhle ein. Auf dem Absatz machte er kehrt und spurtete zurück zum Versteck der Schmuggler.
Er riss die Tür auf, flog in die Hauptraum udn stürzte sich auf seine Sachen. Hastig gürtete er sich seine Waffen um, schlang das Gepäck über die Schultern und wollte schon aufbrechen, da fiel sein Blick auf die Toten.
„Oh bei Mahal!", fluchte er lautstark. Er konnte sie nicht liegen lassen, er konnte es einfach nicht! Fieberhaft überlegte er, die Angst um Ira und seine Freunde brachte ihn schier um den Verstand.
Da sah er das noch schwelende Feuer im Kamin und die daneben liegenden Holzscheite...

Thrain warf einen kurzen Blick über die Schulter, als er an die Schwelle der Höhle trat. Hinter ihm loderten die Feuer, die er gelegt hatte, in die Höhe und griffen bereits nach den Körpern der Schmuggler.
„Mandos, vergebe ihnen ihre Verbrechen und gewähre ihnen Zugang in deine Hallen...", murmelte der Zwerg leise, dann schritt er nach draußen und von Sorge und Furcht getrieben, verfiel er in raschen Laufschritt.

Es war Thrain nie so wirklich klar gewesen, wie weit südlich die Schmugglerhöhle dann doch von Nebelgrund entfernt lag. Als Nedric ihn im Spätsommer hierher geführt hatte, war er zu beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken und all seiner Wut gewesen, um auf den Weg zu achten. Auch bei seinem Raubzug mit Marton war ihm die Strecke nicht so lang erschienen. Doch bei beiden Gelegenheiten waren sie viele Stunden unterwegs gewesen.
Und so sehr sich Thrain nun auch hetzte, die Rauchwolke kam und kam einfach nicht näher. Keuchend rang er um Atem, während er weiterrannte. Seine Fantasie quälte ihn bereits, mit Bilder des brennenden Dorfes, Ira, genau wie Martons Bande in ihrem Blut liegend, Frede geköpft, seine Frau und Söhne tot neben ihm...
„Nein. Das darf nicht sein!", japste er zwischen zwei Atmezügen. Er hätte da sein sollen! Wäre er nicht verbannt, sondern hätte immer noch in seiner Schmiede gelebt, so hätte er sie beschützen können! In seiner Verzweiflung glaubte er, dass er sich allein der Orkmeute hätte entgegen stellen können.
Seine Lunge drohte ihm zu bersten, das Herz schlug ihm bis zum Hals und dennoch lief Thrain weiter so schnell wie er nur konnte. Der bloße Gedanke, was ihn erwarten würde, wenn er zu spät käme, wenn die Orks bereits ihr grausames Werk verrichtet hätten, war zu viel für ihn. Und so rannte und rannte er, während Nebelgrund langsam näher kam.

Es war bereits Abend und würde bald vollends dunkel werden, als er endlich eine ihm bekannte Biegung des Berges umrundete und sein Blick auf das Tal fiel, in dem Nebelgrund zwischen den Ausläufern des Nebelgebirges eingebettet lag.
Er war zu spät...
Nebelgrund brannte, wobei die meisten Feuer bereits wieder erstarben. Ruinen und Asche waren zurück geblieben.
Der Anblick zerschnitt Thrain das Herz. Qualvoll japste er nach Luft, nun spürte er die Schmerzen durch das Rennen nicht mehr, nur noch die, die ihm der Anblick des zerstörten Dorfes bereitete. Tränen rannen seine Wangen hinab, während er gegen einen Felsbrocken taumelte und auf die Häuser hinab blickte, über die nun der abendliche Schatten der Berge fiel.
„Bei Durin.", flüsterte er mit brechender Stimme, „Ich bin zu spät gekommen."
Doch er verweilte nicht lange. Vielleicht war noch jemand am Leben, vielleicht war noch jemand da. Er drängte den Schock beiseite und eilte den Hang hinab.
Der beißende Geruch von Feuer und Rauch empfing ihn. Schmerzhaft kratzte es in der Kehle und ließ seine Augen brennen. Im Laufschritt eilte Thrain vorbei an den Feldern, deren weniger Bewuchs vollkommen verkohlt und schwelend da lag.
„Ira!", brüllte er, sobald er sich den ersten Häusern näherte. Seine Stimme hallte einsam über die Straße.
Fassungslos sah er sich um. Die aus Stein gebauten Häuser Nebelgrunds standen noch, Ruß schwärzte nun ihre Mauern. Das, was aus Holz, Lehm oder Stroh erbaut worden war, war den hungrigen Flammen zum Opfer gefallen. So manches Feuer schwelte noch vor sich hin, doch die meisten waren mittlerweile verloschen. Das Dorf war zerstört.
Und nun sah Thrain auch die Spuren des Kampfes. Tote lagen auf den Wegen, Männer und Frauen zugleich. Manchen hatten gekämpft, sie trugen Waffen bei sich. Blut rann aus ihren Wunden und vermischte sich mit dem Matsch und der Asche auf der Straße.
Thrains Hände zitterten, während sein Blick suchend über die Opfer glitt.
„Ira!", brüllte er erneut. Es durfte einfach nicht sein! Er wollte sie nicht hier finden. Ihm schwindelte und er betete, dass er aufwachen möge. Es war, als wäre er in seinen schlimmsten Alptraum gefallen.
Wo war sie? Wo war die Frau, die er über alles liebte? Lebte sie noch oder war sie unter den Erschlagenen und er würde jeden Moment ihre Leiche finden?
Stolpernd wandte er sich dem Bordell zu, vor dessen Tür eine Gestalt lag. Thrain sog scharf die Luft ein und sprintete los. Eine Zwergin lag da. Als er näher kam, konnte er das tiefrote Haar Mhilrams erkennen.
„Mhilram!", rief er die Frau, doch sie bewegte sich nicht. Voll Sorge fiel Thrain neben ihr auf die Knie und drehte sie herum. Wie der Kopf einer Puppe kippte Mhilrams Haupt nach hinten, ein tiefer Schnitt zog sich über ihre Kehle und Blut tränkte ihre Kleidung. Ein Dolch lag neben ihr auf dem Boden. Vermutlich hatte sie versucht, ihre Mädchen zu verteidigen.
Ein Kloß bildete sich in Thrains Kehle, als er auf die Tote hinab sah. Ganz sanft schloss er ihre Augen, dann bettete er sie zurück auf den Boden, ging um sie herum und trat durch die offene Tür.
Totenstille herrschte hier. Thrain sah sich blinzelnd um, Rauch hing noch in der Luft und der Geruch von Feuer war übermächtig. Im oberen Stockwerk musste es gebrannt haben.
„Ira!", rief er erneut, bang auf Antwort hoffend, auch wenn er wusste, dass hier keiner war, „Nube! Gloida! Dwaika, Dwaike!" Doch keines der Mädchen antwortete. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die unterste Stufe, doch donnernd krachte eine Balken von oben auf die Treppe hinab und schlug nur wenige Handbreit vor Thrain auf den Boden.
Erschrocken wich der Zwerg zurück. Hier würde er niemanden finden. Rasch umrundete Thrain das Haus, suchend sah er sich um. Doch nirgendwo eine Spur seiner Liebsten. „Ira...", rief er immer wieder nach ihr und schließlich auch: „Musmasum!" Doch noch nichtmal das kleine Kätzchen, das er und die Zwergin gemeinsam aufgezogen hatte, kam auf ihn zu oder war aufzufinden.
Am Ufer der Nebel blieb Thrain stehen und sah hinüber zur anderen Seite des Dorfes. Sein Blick fiel auf eine Gruppe Menschen, die dort auf der Straße lagen. Rasch, in der Hoffnung, vielleicht dort auf Überlebende zu stoßen, watete er durch das eiskalte Flusswasser und trabte dann auf die Männer zu unter denen er tatsächlich Arnohd und Arnfast mit seinen beiden Freunden erkannte. Doch als er näher kam sah er, dass keiner von ihnen mehr lebte. Mit einiger Verwunderung sah er, dass auch Arnfast scheinbar gekämpft hatte und er fühlte einen Hauch Respekt für den jungen Mann in sich.
Im Dauerlauf trabte Thrain die Straße entlang. Überall zeigte sich ihm das gleiche Bild. Zerstörte und verbrannte Häuser, Asche, die über die Straße wehte, Türen, die aus den Angeln gebrochen waren und geborstene Fensterscheiben, Vorgärten zerstört und Tote... So viele Menschen und Zwerge lagen erschlagen da, andere hatte das Feuer geholt. Der Geruch ihrer verbrannten Körper ließ Thrain übel werden.
Er erreichte die Brücke am Wasserfall, die wie durch ein Wunder überlebt hatte und kam so wieder in das Zwergenviertel. So viele bekannte Gesichter unter den Ermordeten, keiner von ihnen lebte noch. Doch nirgendwo war seine Ira. Sie konnte Thrain nicht finden. „Ira!", schrie er wieder, längst war er heiser und seine Stimme krächzend vor Verzweiflung.
Da sah er plötzlich seine Schmiede vor sich, das Dach brannte noch immer. Das Grauen dieses Ortes überwältigte ihn und klagend sackte er auf die Knie. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte in den dunkler werdenden Himmel empor. Selbst die Sterne schienen ihr Antlitz in dieser Nacht zu verhüllen. Ein Schrei der Klage und Trauer entrang sich seiner Kehle, während heiße Tränen seine Wangen hinab rannen. All die Verzweiflung und all den Schmerz schrie er aus sich heraus. Seine Finger gruben sich in die Asche, die sich auf der Straße sammelte.
Sie waren alle tot. Seine Ira... Er konnte sie nicht finden. Begraben sollte er sie. Warum schlug sein Herz noch bei so viel Qual? Konnte es nicht einfach stehen bleiben, dass auch er sterben würde und Ira in Mahals Festung wieder sehen könnte?
Nacht war eingekehrt, als er endlich wieder zur Besinnung kam. Wie taub erhob er sich langsam und schlurfte Schritt für Schritt die Straße entlang, ohne Ziel und ohne Antrieb.
Es war ein Glücksfall, dass er die Bewegung zu seiner Rechten überhaupt wahrnahm. Langsam drehte Thrain den Kopf und schrie auf.
„Frede!" Mit einem Mal wieder er selbst stürzte Thrain auf den Freund zu, der tatsächlich noch lebte!
„Oh Mahal sei Dank!", rief er voller Glück, als er neben dem Zwerg zu Boden sank. Doch ein einziger Blick auf diesen sagte ihm, dass Frede nicht mehr lange leben würde. Schwere Wunden zogen sich über seinen Leib. Viel Blut verloren hatte er und tatwsächlich war es Thrain ein Rätsel, wie er so lange hatte überleben können.
„Frede.", rief er den rothaarigen und zog ihn vorsichtig in eine sitzende Position. Sacht stützte er den Freund, der ihn mit verschwommenen Augen ansah.
„Wer?", krächzte Frede mit schwacher Stimme.
„Ich bin es.", erwiderte er, „Thr... Tarl. Was ist passiert, Frede?"
„Tarl?", echote Frede und seine Hand tastete nach dem Jüngeren. Thrain ergriff Fredes Hand und drückte sie.
„Sie kamen aus dem Nichts.", berichtete Frede stockend, „Wir schlugen Alarm und da waren sie auch schon über uns."
Rasselnd rang er nach Atem.
„Fril und Frilo...", fuhr er fort, doch die Stimme brach ihm unter Tränen und mit einem Mal bemerkte Thrain die zerschmetterten Körper zweier Zwergenkinder an der Türschwelle des Hauses liegen.
„Ich habe versucht, sie zu verteidigen.", ächzte Frede, „Doch es waren so viele, Tarl. Es waren einfach zu viele."
Die Stimme des Zwerges wurde immer schwächer.
„Wo ist Ira?", brach es aus Thrain heraus, „Wo sind Fredi und deine Frau?" Ihm graute vor der Antwort. Kaum merklich schüttelte Frede den Kopf.
„Sie sind nicht hier.", brachte er mühsam hervor, „Die Orks sind mit ihren Gefangenen weitergezogen."
„Gefangene...", flüsterte Thrain und ein wildes Feuer der Hoffnung entflammte in seiner Brust. „Frede! War Ira bei ihnen?", rief er.
Schwach nickte sein Freund und suchte ein weiteres Mal seinen Blick. „Du musst sie finden Tarl.", flüsterte er, die Stimme kaum noch vernehmbar, „Finde Ira, finde meine Frida und unseren Sohn, bitte... Versprich es!"
Thrain nickte, und schlang die Arme fest um seinen Freund. „Ich werde sie finden, Frede.", antwortete er mit fester Stimme, „Es wird ihnen gut gehen."
Ein schwaches Lächeln huschte über die Züge Fredes und der Körper des Zwerges entspannte sich, als er ein letztes Mal ausatmete und sein Geist zu seinem Schöpfer heimkehrte.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro