Epilog
Hinweis: Wer will, kann hier kurz in den Epilog des ersten Teils "Bastardkind" rein schauen, um die Handlung komplett nachvollziehen zu können.
Mit langsamen, ruhigen Schritten stieg Lyrann den bewaldeten Berg vor ihr empor. Sie hetzte sich nicht, hatte sie doch alle Zeit der Welt. Lange war sie schon unterwegs. Wie lange, hatte sie vergessen, doch oft war der Wechsel der Jahreszeiten an der Halbelbin vorbei gezogen.
Jahrzehnte waren vergangen, seit der eine Ring zerstört worden und Sauron gefallen war. Eine neue Zeit des Friedens hatte sich in Mittelerde ausgebreitet, in dem das Böse trotz zahlreicher Versuche nie wieder richtig erstarken konnte.
Es war das Zeitalter der Menschen, die in ihren Königreichen Gondor, Rohan und dem wieder errichteten Arnor zu neuer Macht gekommen waren.
Die meisten Elben hatten Mittelerde schon lange verlassen und auch die Zwerge hatten an Macht und Zahl verloren.
Doch noch immer war der Erebor das größte Königreich der Kinder Mahals und hier war etwas von dem alten Glanz der Zwerge erhalten geblieben. Seit Ende des Ringkrieges herrschten Thrain II, Thorins Sohn, Thrains Sohn und seine Frau Ira als König und Königin unter dem Berge. Sie hatten den Erebor nach dem Krieg wieder zu einem bedeutenden Handelszentrum gemacht, die Hauptstadt aller Zwerge Mittelerdes.
Lyrann jedoch hatte den Erebor eines Tages verlassen. Viele Jahre hatte sie nach dem Ringkrieg noch im Kreise ihrer Familie gelebt, als geliebte Mutter, Großmutter, Tante und Schwägerin sowie als geschätzte Beraterin ihres Sohnes. Glücklich war sie gewesen und dankbar für die Heimat, in der sie sich auch nach Thorins Tod noch immer wohl fühlte.
Doch dann war offensichtlich geworden, was sie schon zu Thorins Lebzeiten angefangen hatte zu fürchten.
Sie hatte die Unsterblichkeit ihres elbischen Vaters geerbt, nicht die Sterblichkeit der zwergischen Mutter. Thorin war vor ihren Augen gealtert, während sie sich kein bisschen verändert hatte seit dem Tag, an dem sie ihn in Imladris getroffen hatte.
Sein Verlust hatte sie unglaublich geschmerzt und lange hatte sie getrauert. Selbst heute noch, nach all den Jahren, fehlte er ihr und jeden Morgen suchte sie nach ihm an ihrer Seite.
Dennoch hatte sie Jahre voller Glück noch verlebt, bis sie begann, ihre Weggefährten zu Grabe zu tragen. Bombur war zuerst gestorben, dann sein Vetter Bofur, schließlich Dori und Dís und zuletzt auch Dwalin.
Die Königinmutter sah ihre Kinder älter werden, aus den jungen Erwachsenen wurden Zwerge gestandenen Alters und sie wusste, dass sie es nicht aushalten würde, jedes Familienmitglied zu beerdigen. Erst die Kinder, dann die Enkel, die Urenkel...
Noch bevor Fili auch sterben konnte, war sie in stiller Heimlichkeit forgegangen. Nur ihre Tochter hatte sie kurz gesehen, als sie einen letzten Blick auf die Kinder geworfen hatte.
Erst hatte sie eine Zeit lang bei den letzten Elben Mittelerdes gelebt, doch auch diese hatte sie verlassen und nun zog sie allein durch die Lande. Eine einsame Wanderin war sie geworden, ohne Ziel ließ sie sich treiben, hielt sich fern von jeglichen Siedlungen, die Kapuze des Mantels tief ins Gesicht gezogen, sodass niemand ihre Züge so recht erkennen konnte. Einsam dämmerte sie im Schatten der Welt, die bunt und lebhaft an ihr vorbeizog, war sie doch nicht länger mehr Teil davon.
Kein Zeichen ihrer Verbindung mit den Herrschern des Erebor trug sie bei sich, das Schwert, das Thorin ihr geschmiedet hatte, war die einzige Erinnerung an ihre langjährige Heimat. Allerdings begann sie zu ahnen, dass gemessen an ihrer Lebensspanne die Zeit mit ihrem Mann und ihren Kindern nur ein Wimpernschlag gewesen sein würde.
Die Halbelbin hatte die Anhöhe erreicht und atmete tief die kühle Luft eines feuchten Herbsttages ein. Wieder einmal verging das Leben um sie her. Nur sie, sie blieb bestehen, sie war ewig...
Ihr Blick glitt über die Lande, die sie umgaben. Wälder, Wiesen und Felder, eine Bergkette am Horizont, rauchende Schornsteine, die von Gehöften in der Nähe sprachen und schmale Flussläufe, welche sich wie ein Netz verzweigten.
Und dort, im Westen, breitete sich eine graublaue Fläche unter den Herbstwolken aus, das Meer.
Der Ozean übte eine seltsame Anziehungskraft auf Lyrann aus, so stark, wie sie es seit Jahrzehnten nicht mehr gefühlt hatte. Es schien sie aus dem Zustand des abwesenden durch die Lande ziehen gleichermaßen aufzuwecken und ihr endlich wieder ein Ziel zu geben. Beinahe meinte sie schon, das Salz des Meeres zu riechen, seine Wellen und das Geschrei der Möwen zu hören.
Und so machte sie sich wieder an den Abstieg und diesmal führte ihr Weg zielstrebig nach Westen.
Viele Tage vergingen, doch das war für Lyrann nicht weiter von Bedeutung, bis sie am Mittag eines goldenen Herbsttages einen bunt gefärbten Wald verließ und plötzlich vor einer Steilküste stand. Hier fielen die Felsen steil ab hinab zum Meer, das im Licht der Sonne funkelte. Laut war das Rauschen der Wellen zu hören, eine frische nach Salz schmeckende Brise wehte Lyrann die Kapuze vom Kopf und spielte mit ihrem Haar.
Vor ihr lag ein Fjord und als Lyrann dort hinab sah, erkannte sie eine uralte, verfallene Stadt, die dort sich in den Felsen schmiegte. Mithlond, die alte Hafenstadt der Elben von Lindon, lag vor ihr. Große Paläste und prächtige Herrenhäuser waren in den stein gebaut worden, kunstvoll verzierte Brunnen, aus denen teilweise noch immer plätschernd Wasser floss, standen auf großzügig angelegten Plätzen. Kanäle flochten sich durch die Stadt, überspannt von grazilen Brücken. Alte Kaimauern umfassten das Meer, das hier an die Küste brandete, und dort, Lyrann glaubte ihren Augen kaum, lag ein einzelnes, verlassenes Schiff.
Sie dachte nicht nach, fasste keinen Plan. Doch mit raschen Schritten folgte sie den Treppen hinab in die Stadt. Das Schwanenschiff zog sie wie magisch an. Mit angehaltenem Atem lief sie durch die Stadt, die seit Jahrtausenden hier stand.
Schließlich erreichte sie das Schiff, löste mit raschen Handgriffen die Taue und bestieg es. Sie musste nichts tun, schon setzte sich das Boot in Bewegung. Ein leichter Wind verfing sich im Segel und sanft gleitete es über das Wasser in Richtung Westen, die Elbenstadt, Mittelerde, den Erebor und Lyranns Familie hinter sich lassend.
Mit einem Mal unglaublich erschöpft rollte Lyrann sich vorne im Bug des Schiffes direkt unter dem gebogenen Schwanenhals aus weißem Holz ein. Tiefer Schlaf überkam sie, kaum, dass sie die Augen geschlossen hatte. Endlich fand sie Ruhe.
Sie wurde geweckt, als das Schiff wogegen stieß. Blinzelnd öffnete Lyrann die Augen, sich zum ersten Mal seit Jahren frisch und ausgeruht fühlend. Der Kummer, die Einsamkeit, der Schmerz, all das war fort. Sie hob den Kopf und spähte über den Bug des Schiffes.
Das Schwanenschiff lag an einem hellen Strand, gegen das türkisfarbene Meer in sachten Wellen schwappte. Hinter dem Strand erstreckte sich ein weites, grünes Land unter einer schnell aufgehenden Sonne. Ein neuer Tag brach an.
Lyrann schwang sich aus dem Boot. Es war warm und der Mantel, in den sie sich jahrzehntelang in ihrer Trauer gehüllt hatte, blieb zurück.
Staunend sah sie sich um. Weiß und weich war der Sand, fein wie Kristalle. Muscheln und Schnecken, wie sie sie noch nie gesehen hatte, lagen hier verteilt, weiße, gelbe, beige, rosane, goldene, orangene. Ihre Formen waren so vielfältig, dass nicht eine der anderen zu gleichen schien. Und selbst Perlen, strahlend weiß und von perfekter Rundung lagen hier im Sand.
„Ich habe geahnt, dass du eines Tages deinen Weg hierher finden wirst.", erklang eine warme Frauenstimme hinter Lyrann.
Sie drehte sich überrascht um und erblickte Fila, ihre geliebte Tante, die mit einemm Lächeln dort stand. Ein Stück hinter ihr stand Lindir, Lyranns Halbbruder.
„Fila! Lindir!", rief Lyrann voller Freude aus. Mit wenigen Schritten war sie bei ihnen und umarmte ihre elbischen Angehörigen, von denen sie gedacht hatte, sie würde sie nie mehr sehen. Doch sie war in Valinor, den unsterblichen Landen, wohin so viele Elben vor ihr schon gesegelt waren.
Lange spazierte Lyrann mit ihrer Tante und ihrem Bruder den weißen Sandstrand entlang, viel hatten sie sich zu erzählen.
Dann jedoch drehte Lyrann sich zu Fila und fragte leise: „Fila, wo ist Thorin? Wo sind Aules Hallen?"
Doch es war ihr Bruder, der mit einem warmen und nachsichtigen Lächeln antwortete und ihr den Weg, vorbei an Tirion, der Stadt der Noldor, wo nun Galadriel lebte, zu den Wurzeln des Taniquetil, des höchsten Berge Ardas, beschrieb, wo Aules Hallen standen.
Und so verabschiedete Lyrann sich von Fila und Lindir und eilte mit raschen Schritten ins Landesinnere, einer mit Marmor gepflasterten Straße folgend.
Es schien ihr, dass sie nicht lange unterwegs war, bis sie schließlich am Tor von Aules Haus stand. Über ihr erhob sich der Taniquetil in all seiner Majestät und Größe, ein vielfaches gewaltiger als selbst der einsame Berg oder die höchsten Gipfel des Nebelgebirges.
Sie hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, als eine tiefe Stimme hinter ihr erklang.
„Was suchst du hier bei den Zwergen, Elbenkind?"
Lyrann wirbelte herum und erstarrte. Vor ihr stand eine hohe Gestalt, in einen schwarzen Mantel gekleidet, das bleiche Gesicht ihr zugewandt. Mandos, der Schicksalsrichter der Valar, war zu ihr gekommen.
Voller Ehrfurcht sah sie in sein Antlitz, das ernst auf sie hinab sah.
„Ich suche meinen Ehemann, Thorin Eichenschild.", antwortete sie ihm.
Der Valar sah sie forschend an. „Du bist die Halbelbin, die Tochter von Zwergen und Elben, die lange im Erebor lebte.", sagte er schließlich, „Du hast also deinen Weg hierher gefunden, Lyrann Bastardkind."
Sie nickte.
„Da du von zwergischem Blut bist, darfst du die Schwelle dieser Hallen passieren.", sagte Mandos, „Doch wisse, zurückkehren kannst du nicht. Wenn du in dieses Haus gehst, widersagst du jedem elbischen Erbe. Dort unterm Taniquetil wirst du warten müssen, bis das Ende der Welt gekommen ist und sich das Schicksal der Zwerge erfüllt."
Knarzend öfffnete sich hinter ihr die Tür und Schritte erklangen. Lyrann drehte sich um und erblickte Aule, den Schöpfer der Zwerge, den sie Mahal nannten, auf sich zukommen. Hochgewachsen war auch er, doch muskulöser als Mandos, mit wildem roten Haar und einem dichten Bart. Die grünen Augen blickten funkelnd auf Lyrann herab, als er die Arme vor der Brust verschränkte. Einen schweren Hammer hielt er in einer seiner Hände.
„Ich bin gekommen, um Thorin zu sehen!", sagte Lyrann.
Aule nickte. „Er ist hier.", erwiderte er.
Hoffnung erfüllte sie, wilde, überglückliche Hoffnung, ihn endlich wieder zu sehen.
Sie blickte zu Mandos zurück.
„Keine schwere Wahl ist es vor die du mich stellst. Ich habe meine Entscheidung getroffen.", sagte sie und der Valar nickte.
An der Seite Aules überschritt Lyrann die Schwelle seiner Hallen und dumpf fiel das Tor hinter ihr ins Schloss. Mandos blickte ihr schweigend nach.
Schweigend folgte Lyrann Aule, der sie durch einen weiten Flur führte, der tief in den Berg hineindrang. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, kaum nahm sie die prachtvollen Reliefs an den Steinwänden um sie her wahr, die von der Geschichte der Zwerge erzählten. Würde sie tatsächlich Thorin wiedersehen? Sie verzehrte sich vor Sehnsucht nach ihm. So lange hatte sie ihn nicht gesehen.
Ein großes Portal öffnete sich vor ihnen und Lyrann stand vor einer riesigen Halle, gefüllt mit hunderten, tausenden von Zwergen, die lachend beisammen standen, schmausten und feierten.
„Hier warten meine Kinder auf das Ende der Welt, an dem Tag, an dem ich ihre Hilfe benötigen werden, Arda neu zu errichten, wenn sich Erus Pläne offenbaren.", sagte Aule, „Ich verlasse dich hier, Lyrann Bastardkind. Hier wirst du finden, wen du suchst."
Der Valar wandte sich ab und ging fort.
Lyrann ließ den Blick über die Halle schweifen. Der Mut sank ihr. So riesig war das Gewölbe, das sie nicht in der Lage war, das Ende oder gar die Seitenwände zu sehen. Mächtige Pfeiler stützten eine Decke, die gerade noch so, als dunkler Fels hoch über Lyrann zu erkennen war.
Doch sie hatte alle Zeit der Welt und so stieg sie die Treppen hinab und mischte sich unter die Zwerge.
Erst wenige Schritt weit war sie gegangen, als ihr Blick auf eine Gruppe Zwerge an einer Säule fiel. Und da sah sie ihn.
Thorin stand seitlich zu ihr und unterhielt sich angeregt mit einem braunhaarigen Zwerg, der die gleichen hellblauen Augen hatte.
Einen Moment stand Lyrann da und rang nach Atem. Er war tatsächlich hier. Ihr Mann stand dort vor ihr. Jung war er, so jung, wie sie ihn nie kennen gelernt hatte. Kein einziges silbernes Haar war zu erkennen, keine Sorgenfalten lagen in seinem Gesicht. Freude und Lebensmut versprühten die eisblauen Augen dieses Zwergenkriegers auf der absoluten Höhe seiner Kraft.
„Thorin!", rief sie mit einem Mal und stürzte nach vorne.
Der Zwerg drehte sich zu ihr um. Verwirrung, Erstaunen und dann überglückliche Freude zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. „Lyrann!", stieß er aus und rannte auf sie zu.
Und endlich, nach Jahrzehnten, fiel Lyrann Thorin wieder um den Hals. Fest schlang sie die Arme um ihn, das Herz rasend vor Glück. Freudentränen rannen über ihr Gesicht, als ihre Lippen sich fanden und sie sich taumelnd aneinander drückten. Endlich wieder vereint.
Waren Minuten, Stunden oder gar Tage vergangen, als sie sich wieder voneinander lösten? Strahlend blickte Thorin seine Lyrann an. Mit zitternden Händen strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ich habe dich vermisst.", flüsterte sie.
„Lyrann...", murmelte Thorin überwältigt, „wie bist du? Warum?"
Sie legte ihm sacht einen Finger auf die Lippen. „Ich hab meinen Weg nach Valinor gefunden und Mahal selbst führte mich in diese Halle. Ich bin nun wieder bei dir.", erklärte sie liebevoll.
Thorin strahlte vor Glück.
Lyrann blickte über seine Schulter zu den Zwergen, die hinter Thorin standen und nun neugierig zu ihr sahen.
Das Herz quoll ihr über vor Freude, als sie Balin und Dwalin sah, Kili und Dís neben einem Zwerg mit Kilis Gesichtszügen, sowie die Gefährten ihrer Reise zum Erebor vor so langer Zeit. Und da waren auch Zwerge, die sie nicht kannte. Ein Zwergenkrieger, der Thorin verdächtig ähnlich sah an der Seite einer Frau, die Thorins eisblaue Augen hatte, seine Eltern. Und ein braunhaariger Zwerg, der mit einem breiten Grinsen die Arme vor der Brust verschränkte, Frerin, Thorins kleiner Bruder.
Lyrann sah jeden einzelnen von ihnen an. Hier war ihre Familie und sie wusste, irgendwo hier war auch ihre Mutter, Tirl. Sie würde sie finden.
Thorins Arm legte sich sanft um ihre Schultern. „Komm mit mir.", flüsterte er in ihr Ohr, „Ich will dir etwas zeigen. Nachher stelle ich dich allen vor."
An der Hand ließ Lyrann sich von Thorin fortgeleiten. Plötzlich war da eine Tür, die aus der Halle führte. Thorin öffnete und gemeinsam stiegen sie eine steile Treppe nach oben, die auf eine Felsterrasse führte.
Zwischen den Hängen des Taniquetil waren sie, gut verborgen vor den Blicken aus dem Tal. Ein frischer Wind wehte, der jedoch keine Kälte mit sich brachte.
„Schau, dort vorne!", sagte Thorin und deutete nach vorne, gen Osten. Lyrann trat an die Mauer heran und blickte in die Richtung, in die ihr Mann wies.
Vor ihr breitete sich Valinor aus, an das sich an das Meer anschloss und dahinter lag ein weites, großes Land, Mittelerde.
Deutlich konnte sie jede Einzelheit Mittelerdes ausmachen, die Berge, die Wälder, Wiesen und Felder, der große Anduinstrom und die Städte und Dörfer. Doch ihr Blick flog zu einem einzigen Berg, der weit weg von ihr in die Höhe ragte und doch klar und gut zu erkennen war. Der Erebor, der einsame Berg...
Mit angehaltenem Atem stand sie da und betrachtete ihre alte Heimat. Sie spürte wie Thorin hinter sie trat und voller Liebe die Arme um sie schlang.
Sachte küsste er sie auf die Schläfe.
„Oft stand ich hier und blickte gen Osten zu euch.", sagte er leise, „Ich wollte nicht gehen... Heftig sehnte ich mich nach euch, nach dir, meine Geliebte..."
Tief durchatmend lehnte Lyrann sich an ihren Mann, verflocht ihre Finger mit den seinen.
„Erzähl mir von unseren Kindern.", bat Thorin.
Ein Lächeln huschte über Lyranns Gesicht und sie begann zu erzählen: „Rhon reist viel umher. Er ist ein wahrer Gelehrter geworden und ein Freund aller Elben, die noch in Mittelerde weilen. Frerin war eine Weile bei den Schwarzschmieden. Nun ist er der begabteste Goldschmied im Erebor und brachte den Handel zu neuer Blüte. Fenja ist wild wie immer, eine Generalin ist sie geworden, ihre Feinde erbeben vor ihr. Ihr Mann Skafid ist immer an ihrer Seite.",
Sie hielt inne und blickte hoch zu Thorin, der in glücklichen Erinnerungen versunken lächelte.
„Und Thrain... Thrain ist König unter dem Berge, seine Frau Ira ist eine wunderbare Königin. Unter ihrer Herrschaft ist der einsame Berg noch einmal ein mächtiges Königreich geworden. Du wärst stolz auf unsere Kinder.", endete Lyrann.
„Das bin ich.", erwiderte Thorin, „Unser Reich ist in guten Händen, Lyrann."
Lange standen sie noch da und blickten schweigend nach Mittelerde. Schließlich sagte Thorin: „Komm, lass uns hinein gehen."
Sie nickte und Arm in Arm kehrten sie in den Berg zurück. Tiefe Ruhe erfüllte Lyrann. Sie hatte Thorin wiedergefunden, aller Kummer war von ihr gewichen. Und sie wusste mit Gewissheit, dass es ihren Kindern gut ergehen würde, bis sie sich hier wiedersehen würden.
ENDE
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