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Eifersucht

Pfeifenrauch hing über den Köpfen der vier Männer, die gemeinsam um den einfachen Holztisch in der Stube von Nedrics Haus saßen. Draußen senkte sich mittlerweile die abendliche Dunkelheit über Nebelgrund, dessen Bewohner nach einem geschäftigen Tag am Ende des Monats, den die Menschen August nannten, sich auf die Ruhe der Nacht freuten.
Mit einem tiefen Zug inhalierte Thrain den Tabakrauch, lehnte den Kopf in den Nacken und ließ einige Rauchringe in die Höhe steigen. Sein Blick fiel auf seine drei Freunde, Nedric, Vigrot und Ottar, bei denen er nun zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zu Gast war.
Ihm hatte vor einigen Wochen noch schlicht die Zeit gefehlt, mehr als ein paar nette Worte mit ihnen zu wechseln. Denn damals... Damals waren er und Ira noch ein Paar gewesen.
Eine mittlerweile wohl bekannte Mischung aus Trauer und Wut stiegen in ihm auf, als er an ihren Streit zurück dachte, der nun schon zwei Wochen zurück lag. Nachdem die Zwergin aus der Schmiede gestürmt war, hatte er seinem Zorn Luft gemacht. Mit seiner Axt hatte er im Hinterhof aus einigen Holzscheiten Kleinholz gemacht.
Dies hatte gegen die in dem Moment übermächtige Wut geholfen, doch ein Rest war dennoch geblieben. Er verstand Ira nicht! Noch immer war er zornig bei dem Gedanken, dass sie sich lieber ihren Kunden hingab, als sich zu ihrer Beziehung zu bekennen! Ihre Forderung, ihr mehr von ihm zu erzählen, wischte er jedes Mal beiseite, wenn er daran dachte. Er war schon lange kein Prinz mehr, das war ein Leben gewesen, das nicht mehr zu ihm gehörte! Warum sollte er ihr davon erzählen? Welchen Unterschied machte es?
Doch konnte er auch die Traurigkeit nicht leugnen, die ihn nun regelmäßig erfüllte, ihn von der Arbeit ablenkte und sein Gemüt schwer und düster werden ließ. Er sehnte sich nach ihr, vermisste ihr Lachen, die wunderbaren Gespräche mit ihr... Ohne Ira waren seine Tage trüb und leer.
„Warum so still, Tarl?", fragte Nedric ihn.
„Mmh?", machte der Zwerg, „Ach, es ist nichts."
„Bestimmt trauert er noch seiner Ira hinterher.", bemerkte Ottar grinsend und wischte sich eine blonde Strähne aus der Stirn, dabei fiel eine lange, frische Narbe an seinem Unterarm auf.
Nedric lächelte verständnisvoll. „Es ist vermutlich besser für dich, Tarl, wenn du dich von ihr frei machst. Sie schien ja nie bereit, sich völlig zu dir zu bekennen."
„Ja, auf das Wort von Frauen sollte man sich sowieso nicht verlassen.", grollte Vigrot düster.
Mehr um das Thema zu wechseln, als dass es ihn wirklich interessiert hätte, deutete Thrain auf Ottars Arm. „Wo hast du die Narbe her?", fragte er.
„Die?" Der Bauer blickte auf seinen Arm herab. „Als die Orks uns vor einigen Wochen angriffen, habe ich diese im Kampf erhalten."
Das weckte nun doch Thrains Aufmerksamkeit. Er konnte sich nicht erinnern, die drei bei den Kampfhandlungen an der Brücke gesehen zu haben.
„Ich habe euch dort gar nicht gesehen.", erwiderte er irritiert.
„Ah,", machte Nedric, „wir haben dort auch gar nicht gekämpft. Es kam ebenfalls eine Gruppe Orks vom Wald her, die wir abwehren mussten."
Thrain nickte. Auch wenn eine gewisse Verwunderung blieb. Nie hatte man Spuren eines Kampfes in diesem Teil des Dorfes gesehen.
Das Gespräch wandte sich nun anderen Themen zu und einige Zeit lang unterhielt man sich angeregt über die bevorstehende Ernte der drei Bauern und auch Kritik sowie bösartige Bemerkungen über den unbeliebten Arnfast kamen dabei nicht zu kurz.
Stunden und viele Bierkrüge später, erhob sich Thrain, angenehm angeheitert von den Getränken und verabschiedete sich.

Ausnahmsweise einmal relativ gut gelaunt schlenderte er durch das Viertel der Menschen zu der Brücke, die ihn in den Bereich der Zwerge bringen würde.
Es war eine dieser lauen Sommernächte, in denen es noch immer angenehm warm war. Sanft raschelten die Blätter der Bäume in einer leichten Brise und zu Thrains Linker rauschte die Nebel.
Wie von selbst glitten seine Augen zum anderen Flussufer, wo sie an Mhilrams Haus hängen blieben. Erneuter Unmut stieg in ihm auf und er ballte die Fäuste. Die Fenster des Hauses waren hell erleuchtet und er meinte schon, das fröhliche Lachen der Menschen und Zwerge dort zu hören. Huschte dort am Hausrand nicht die Gestalt einer Katze geduckt durch die Nacht?
Er vermisste die Tage, wo er regelmäßig dort hin gegangen war, freundlich von Mhilram und ihren Mädchen begrüßt worden war und auf Ira gewartet hatte. Sicher würde er als Kunde auch heute noch dort aufgenommen werden, doch er hatte keinerlei Interesse mehr daran.
Langsam und voller Trübsal ging er weiter, die glücklichen Tage an Iras Seite vermissend.
Leise Stimmen holten ihn aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah vor sich ein ungleiches Paar die Straße entlang gehen. Ein hoch gewachsener Mann lief neben einer kleinen Frau, den Arm um sie gelegt. Lachend näherten sie sich Thrain, in dessen Magen sich ein ungutes Gefühl breit machte. Er kannte diese Gestalt.
Die zwei erreichten das Licht einer Fackel und es schien fast, als würde etwas Thrain in den Bauch schlagen. Mit einem leisen Keuchen erkannte er Ira, seine Ira, lachend und fröhlich scherzend im Arm eines Menschenmannes. Und dazu war das nicht irgendein Mensch, es war Arnfast, der junge, überhebliche Sohn des Bürgermeisters!
Unglaubliche Wut kochte in Thrain bei diesem Anblick hoch. Der bloße Gedanke, dass Arnfast und Ira die Nacht zusammen verbrachten, war zu viel für ihn. Voller Zorn starrte er zu den beiden hinüber, die sich ihm ahnungslos näherten.
Da sah die Zwergin in seine Richtung und stockte in ihrem Gang. Arnfast hielt ebenfalls an und folgte ihrem Blick. Ein breites, siegessicheres Grinsen glitt über seine arroganten Züge, das Thrain jedoch zum ersten Mal gekonnt ignorierte.
Seine Augen waren unverwandt auf Ira geheftet. Es war das erste Mal seit ihrem Streit, dass sie einander direkt gegenüber standen. Nur einige Schritt trennten sie. Ohne Mühe erkannte er die helle Farbe ihrer wunderschönen Augen und die Lachfältchen um ihren Mund.
Doch Kälte lag in ihrem Blick, als sie ihn ansah, dessen Hände immer noch zu Fäusten geballt waren. Die Wut und Verletzung standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, während sie einander musterten. Keiner sprach ein Wort. Thrain konnte es nicht fassen. Sie war bei Arnfast! Und nun sah sie ihm seelenruhig ins Gesicht, dabei musste sie doch genau wissen, wie sehr ihn dieser Anblick schmerzte.
Finster wandte Ira den Blick ab, legte den Arm um ihren Begleiter und bog mit ihm in eine Seitengasse ab, Thrain brodelnd vor Zorn und voller Unglück zurück lassend.

Die Tage verstrichen und wurden zu Wochen, während der Hochsommer in den Spätsommer überging. Kaum eine Wolke trübte den Himmel in diesen Tagen, ein goldener Herbst schien sich anzukündigen. Weiterhin blieb es warm und langsam färbten sich die Blätter der Bäume. Hoch oben auf den Bergspitzen des Nebelgebirges lag bereits der erste Schnee, früher Vorbote des Winters, der hier am Fuß der Berge noch viele Wochen auf sich warten lassen würde.
Die Felder trugen reiche Frucht und die Bauern waren nun von früh bis spät auf den Feldern, um die Ernte einzufahren. Das Erntefest näherte sich und die Stimmung im Dorf war fröhlich. Die ertragreiche Ernte ließ auf einen guten Winter hoffen. Die Bewohner Nebelgrunds waren zuversichtlich gestimmt und widmeten sich begeistert den Vorbereitungen des letzten Dorffestes am Ende des Sommers.
Nur eine Person im Dorf gab sich nicht der allgemeinen guten Stimmung hin.
Thrain stand von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an der Esse und schwang den Hammer, dumpf über die Ereignisse des letzten Monats vor sich hin brütend. Selbst mit seinem Lehrling Fredi sprach er kaum ein Wort, was zur Folge hatte, dass die beiden Männer oft still jeder für sich in der Schmiede arbeiteten.
Wut, Verletzung und gekränkter Stolz dominierten Thrains ganzes Denken. Es war nun schon ein Monat seit seinem Streit mit Ira vergangen und seitdem hatten sie kein Wort mehr gewechselt. Hin und wieder begegneten sie einander auf der Straße und mieden meist sorgsam jeden Blickkontakt.
Thrain vermisste sie, er sehnte sich so sehr nach ihr. Und dennoch konnte er sich nicht überwinden, mit ihr zu reden. Noch immer bestand sie darauf, ihrer Arbeit nachzugehen, Kunden zu empfangen und sich ihnen hinzugeben. Unter diesen Umständen konnte und wollte er ihre Beziehung nicht aufrecht erhalten. Auch wenn es ihm so furchtbar weh tat! Aber er hatte seinen Stolz, nicht länger würde er sich zum Gespött des Dorfes machen!
Dass Arnfast nun offenbar zu ihrem festen Kundenstamm gehörte, schlug dem Fass den Boden aus. Zornig hieb er mit dem Hammer auf das glühende Werkstück. Sie wusste, wie sehr er den jungen Mann verabscheute. Machte sie das, um ihn zu ärgern?
Die Sonne war bereits untergegangen und noch immer stand er voller Verbissenheit am Amboss. Fredi hatte er schon vor Stunden heim geschickt, er wollte allein sein.
„Tarl?", klang da eine fragende Stimme von der Tür her zu ihm herüber.
Der Zwerg unterbrach seine Arbeit und hob den Blick. Die Tür eben hinter sich schließend, betrat sein Freund Frede die Werkstatt, den jungen Schmied scharf musternd.
„Was kann ich für dich tun, Frede?", fragte Thrain den rothaarigen Vater seines Lehrlings.
„Die Frage ist eher, was kann ich für dich tun?", erwiderte dieser.
Thrain seufzte und wies auf seine Arbeit. „Hat es noch einen Moment Zeit? Dann kann ich das hier beenden und muss morgen nicht von vorne anfangen.", fragte er.
Frede nickte, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Theke und beobachtete, wie der junge Mann mit einigen gezielten Schlägen das Werkstück in Form brachte und schließlich die fertige Sensenklinge beiseite legte.
Thrain löschte das Feuer in der Esse, dann wandte er sich Frede zu.
„Was führt dich zu mir?", nahm er das Gespräch wieder auf.
„Ihr habt euch gestritten, nicht wahr?", fragte Frede, auch wenn es mehr eine Feststellung war.
Entnervt stieß Thrain die Luft aus. „Hör zu,", sagte er, „Ich will nicht darüber reden."
„Vielleicht solltest du das aber.", erwiderte der Rothaarige unnachgiebig.
„Was geht es dich überhaupt an?", knurrte Thrain gereizt und warf Frede einen scharfen Blick zu.
Dieser zog unbeeindruckt die Augenbrauen in die Höhe. „Seit Wochen sieht man dir an, wie unglücklich du bist. Du bist mein Freund, Tarl, und wenn ein Freund von mir leidet, helfe ich." Er zog einen Schemel heran und ließ sich darauf nieder.
„Ach wie edelmütig von dir!", spottete Thrain, obwohl er ganz genau wusste, dass Frede nicht derjenige war, an dem er seinen Frust auslassen sollte.
Dieser verzog keine Miene. „An mir brauchst du deine Launen nicht abzureagieren.", meinte er ruhig, „Also, worüber habt ihr gestritten?"
„Ich will mit dieser Frau nichts mehr zu tun haben!", brauste Thrain auf. „Sie ist und bleibt eine einfache Hure!"
„Eine Hure, die du liebst.", erwiderte Frede ruhig.
Zornig warf Thrain die Hände in die Luft und rief aus: „Das hält sie aber nicht davon ab, sich weiterhin mit Männern zu treffen, Kunden zu empfangen und..." Ihm brach die Stimme vor Wut. „Das werde ich nicht länger mitmachen, Frede.", fuhr er fort und schüttelte den Kopf. „Nicht länger werde ich mich zum Gespött der Leute machen, ich ertrage es nicht, wie man über uns gemunkelt hat. Das Paar, das sich nicht zueinander bekennt, der Schmied, der offenbar nicht genug Geld verdient, um seine Gefährtin zu versorgen..."
„Hast du ihr etwa einen Antrag gemacht?", fragte Frede vorsichtig nach.
Doch der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. Bei dem bloßen Gedanken, Ira um ihre Hand zu bitten, wurde ihm mulmig. „Ich bat sie, ihrer Arbeit nicht mehr nach zu gehen. Ich sagte, dass ich genug Geld für uns beide verdiene und sie versorgen kann."
Plötzlich sich unendlich müde und traurig fühlend sackte er auf dem Boden neben Frede zusammen und fuhr sich über das Gesicht.
„Sie wurde wütend, sagte, sie habe so lange sich nun schon um sich selbst gekümmert, ich hätte keinerlei Recht, ihr gesamtes Leben umzukrempeln und derartiges von ihr zu verlangen. Wie solle sie mir vertrauen und ihr Leben in meine Hände legen, wo sie mich doch gar nicht kenne...", erzählte er leise.
Frede atmete lange aus und sah voller Mitleid zu seinem jungen Freund. „Nun, man kann ihren Vorwurf verstehen. Tatsächlich habe ich mich immer gefragt, warum du so zugeknöpft bist, was deine Herkunft und dein Leben, bevor du nach Nebelgrund gekommen bist, angeht.", erwiderte er ruhig, „Wer bist du Tarl? Wer ist deine Familie? Warum hast du den Erebor verlassen?"
Thrain hob den Blick und sah zu Frede, ein Ausdruck tiefer Erschöpfung im Gesicht. „Ich kann und will darüber nicht sprechen.", erwiderte er.
„Warum nicht?", fragte sein Freund, „Bist du ein verurteilter Mörder? Den Eindruck machst du nicht auf mich."
Der junge Schmied schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin kein Verbrecher. Ich habe mich entschieden, mein altes Leben hinter mir zu lassen. Und ich will, dass das so bleibt."
Mit einem tiefen Seufzen erhob sich sein Gegenüber. „Ich bin dein Freund, Tarl. Meinen ältesten Sohn habe ich dir anvertraut, meine Frau pflegte dich gesund, als du schwer verwundet warst, und du lebtest wie mein Bruder unter unserem Dach. Warum denkst du immer noch, du kannst dich uns nicht anvertrauen? Welcher Schandfleck in deinem Leben könnte groß genug sein, dass wir unsere Freundschaft vergessen?", fragte er mit leiser Enttäuschung in der Stimme.
„Überlege dir gut, ob Ira deinem Stolz geopfert werden soll. Sie liebt dich und sie ist tief unglücklich im Moment.", sagte Frede noch, als er sich abwandte und die Schmiede verließ, einen grübelnden Thrain zurück lassend.

Mit einem langen Seufzen stieß Thrain die Luft aus und sackte nach hinten gegen die gemauerte Wand der Esse. Nachdenklich starrte er ins Leere.
Überlege dir gut, ob Ira deinem Stolz geopfert werden soll. Sie liebt dich und sie ist tief unglücklich im Moment. Fredes Worte hallten in seinen Gedanken nach und er raufte sich die Haare.
Noch nie hatte er sich so sehr gewünscht, dass er wirklich Tarl war, dass er keine weitere Vergangenheit hatte als die des einfachen Schmiedes, der eines Tages aus Abenteuerlust den Erebor verließ.
Erinnerungen stiegen ihm auf. Der einsame Berg erhob sich vor seinem inneren Auge, er sah den Thronsaal, seine Eltern auf ihren Thronen, die Rabenkronen auf ihren Häuptern, lebende Legenden für ihr Volk, für ihn Mutter und Vater. Seine Geschwister, Tante Dís, Fili und Kili mit Tauriel... Er entsann sich so vieler Tage im Kreis seiner Familie, als rechte Hand seines Vaters im Rat, Kampftraining mit Fili... Seine Freunde Gimli, Skafid und Jari, wie es ihnen wohl erging?
Seltsam fremd und doch vertraut waren ihm die Erinnerungen. Es lag so lange zurück, fast ein Jahr schon war er nun Tarl, der fahrende Zwerg. Und doch war dies sein Leben gewesen, alles was er gekannt hatte, bevor er den Berg verlassen hatte.
Verzweifelt fuhr er sich übers Gesicht. Es wäre so einfach, mit wenigen Sätzen könnte er die Wahrheit über sich enthüllen.
Doch wer würde ihm glauben, dass er Thrain war, Thorins Sohn, Prinz unter dem Berge, Erbe des Arkensteins und Thronfolger des Erebor? Sorgfältig hatte er jedes Beweisstück vernichtet oder zurück gelassen, was ihn mit seiner Familie verbinden würde.
Selbst wenn Ira ihm glauben würde, würde sie ihn von da an anders behandeln? Er war ein Prinz, seine Familie die reichste Zwergenfamilie Mittelerdes. Würde sie ihn dann überhaupt noch weiterhin so lieben, wie sie es vorher getan hatte?
Unglaubliche Angst erfüllte Thrain. Er konnte es nicht. Wie sollte er die Fassade einreißen, die ihm wie eine zweite Haut geworden war?
Denn jetzt schon hörte er die Frage, die dann folgen würde: „Warum bist du gegangen, wenn du doch Prinz und Thronfolger bist?"
Mit einem Stöhnen vergrub er das Gesicht in den Händen, voller Scham ob der Wahrheit. Doch er spürte, dass er soeben seine Entscheidung getroffen hatte.
Er wollte Ira nicht verlieren, zu groß waren seine Liebe und die Sehnsucht nach ihr. Also würde er zu ihr gehen, ihr alles erzählen und hoffen, flehen, dass sie verstand.

Zwei weitere Tage verstrichen, ohne dass Thrain den Mut aufbrachte, ein Gespräch mit der Geliebten zu suchen. Er stellte fest, dass ein Kampf mit einem Dutzend Orks weniger Angst einjagte, als die Aussicht, Ira von seiner Abstammung zu erzählen.
Das Dorf befand sich nun in den letzten Vorbereitungen für das Erntefest, dass nun an diesem Abend stattfinden sollte. Die letzte Ernte war eingebracht und nun würde es Herbst werden. Die ersten Blätter an den Bäumen färbten sich bereits bunt und der Wind, der von den Bergen herab ins Tal wehte, sprach bereits von Winter und Schnee.
Angespannt lief Thrain in seiner Werkstatt auf und ab. Seiner Arbeit schenkte er bereits keine Beachtung mehr, das Feuer in der Esse war mittlerweile erloschen. Fredi hatte er bereits zur Mittagszeit nach Hause geschickt, damit er seiner Familie bei möglichen Vorbereitungen helfen konnte. Außerdem hatte sein Lehrling ziemlich schnell gespürt, dass ihn etwas beschäftigte und er wollte unangenehmen Fragen ausweichen.
Heute würde er mit Ira sprechen. Nervös rieb Thrain sich die Hände. Er war aufgeregt wie damals im Frühjahr, als er noch seine Gefühle vor ihr hatte verbergen wollen. Sein Magen hatte sich zu einem Knoten verschlungen und jedes laute Geräusch ließ den Zwerg herumfahren.
Die Sonne versank bereits hinter den Bergen und rasch wuchsen die Schatten, während es dunkler wurde. Von der Straße hörte Thrain die fröhlichen Unterhaltungen der Dorfbewohner, die zu den Uferwiesen und dem dortigen Fest gingen.
Stumm stand er in der Schmiede und starrte die Tür an, mit sich ringend, ob er wirklich los gehen oder nicht doch vielleicht besser hier bleiben sollte. Schließlich gab er sich einen Ruck und öffnete die Tür.
Die ihm zugerufenen Grüße des einen oder anderen ignorierte er. Seine Augen waren fest nach vorne gerichtet, als er raschen Schrittes die Straße entlang lief. Den Schein des Feuers, das man wieder entzündet hatte, konnte er schon von weitem sehen. Gelächter und Musik wehten zu ihm herüber, noch bevor er die Uferwiesen erreicht hatte.
Das Fest war bereits in vollem Gange, als er das Dorf hinter sich ließ. Vor dem Feuer hatte man einen Altar aufgebaut, der Yavanna und Vana gewidmet war und wo der Bürgermeister wohl später in der Nacht ein Gebet leiten würde. Kurz blitzte in Thrains Gedanken die Erinnerung an seine Mutter auf, die als Zeremonienmeisterin des Erebor jedes Jahr ein ähnliches Fest zelebriert hatte.
Das fröhliche Lachen und den Gesang der Feiernden ignorierend sah er sich um. Er würde erst entspannen und vielleicht tatsächlich feiern können, wenn er mit Ira gesprochen hatte und sie sich vielleicht ausgesöhnt hatten. Er lächelte bei der Vorstellung, das erste echt Lächeln seit Wochen.
Sein Magen knurrte bei dem Geruch des vielen Essens, das wieder serviert worden war und vom dem die Bewohner des Dorfes sich gütlich taten. Es war ein guter Sommer gewesen und reiche Ernte war eingebracht worden. Dieses Fest war voller Zuversicht auf einen nicht allzu schweren Winter.
Da erblickte Thrain Ira, bei einer Gruppe Menschen an einem Tisch sitzend, neben Arnfast. Zorn stieg in ihm auf, als er das sah und mit einem Mal schien sein Blut wie Feuer durch seine Adern zu rauschen. Er ballte die Fäuste und machte einen Schritt in die Richtung. Doch er konnte jetzt keinen weiteren Streit anfangen, er wollte mit Ira sprechen.
Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte, die plötzliche Wut in ihm zu bändigen.
Langsam ging er auf die Menschen zu, seinen Atem mühsam kontrollierend, die Augen fest auf Ira gerichtet.
Als er nur noch einige Schritt von dem Tisch entfernt war, rief er: „Ira!"
Überrascht hob die Zwergin den Kopf, fing seinen Blick auf und setzte zum Sprechen an, tatsächlich ohne die sonstige Wut in den Augen. Doch Arnfast fiel ihr ins Wort: „Verschwinde, Schmied! Siehst du nicht, dass wir uns gerade amüsieren?"
Er legte einen Arm um die Zwergin und zog sie auf seinen Schoß. Mit breitem Grinsen vergrub er das Gesicht in ihrem Haar, während Ira sich mit unwilligem Gesichtsausdruck bereits wieder erhob.
In diesem Moment verlor Thrain sämtliche Beherrschung. Mit einem gellenden Wutschrei stürzte er vorwärts. Ira sprang zur Seite und rief etwas, was er jedoch nicht mehr verstand.
Wie von Sinnen warf sich Thrain auf Arnfast. Der junge Mann kippte nach hinten auf den Boden, gegen diesen Angriff hatte er keine Chance.
Hände, die nach ihm griffen, schlug Thrain beiseite. Brüllend vor Zorn ging er auf Arnfast los. Brutal rammte er dem am Boden liegenden Mann das Knie in den Bauch. Dann schlug er zu. Wieder und wieder trafen seine Fäuste jedes bisschen von Arnfast, das er erreichen konnte.
„Tarl!"
Entsetzte Schreie drangen durch den roten Nebel, der ihn umgab, doch er beachtete sie nicht. All der Frust, all die Wut entluden sich mit einem Mal, während er sich die Kehle heißer schrie.
Arnfast war bereits ohnmächtig, schlaff lag er am Boden unter dem zornigen Zwerg. Doch Thrain ließ nicht von ihm ab. Blut lief über das Gesicht des jungen Mannes.
„Tarl! Du bringst ihn um!", brüllte jemand.
Doch es war ihm nur Recht. Er wollte töten.
Etwas Hartes traf ihm am Hinterkopf und plötzliche Dunkelheit umgab Thrain, als er bewusstlos über seinem Opfer zusammen sackte.

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